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Als wir am späten Nachmittag beim Queen Elizabeth Nationalpark (QENP) ankommen, fahren wir zuerst zum Headquater in Katunguru, wo man den Parkeintritt bezahlen und verschiedene Aktivitäten buchen kann.

Auf der Nationalparkhomepage wird ein sogenanntes Carnivore Tracking angeboten und das hätten wir gerne gemacht. Wir buchen also im Headquarter das Tracking und kaufen das Eintrittsticket für den Nationalpark. Den Boatcruise am Kazingakanal wollen sie uns nicht verkaufen, da sie nicht wissen, ob für die Abendtour morgen noch Plätze frei sind. Aber den können wir auch vor Ort am Landungssteg buchen. Sehr gut, dann ist der nächste Tag geplant. Weil das Lion Tracking am Kasenyi Gate startet, nehmen wir uns eine Unterkunft in der Nähe, die Songbird Safari Lodge and Camping. Wir werden von einem Elefanten am Tor begrüßt und bekommen in der Lobby ein Glas frischen Saft. Sehr nett. Zum Duschen können wir in eines der Cottages gehen.

Dann beginnen wir zu kochen. Wir kochen ein Chili sin Carne für morgen vor, und heute gibt es Stewed Chambo mit Matoke. Den Fisch haben wir auf der Fahrt am Straßenrand gekauft. Als wir mit dem Abendessen fast fertig sind, beginnt es zu regnen. Zuerst mäßig, dann immer mehr. Wir packen überstürzt alles zusammen. Aber wir müssen noch abwaschen. Wolfgang bleibt draußen, weil er eh schon nass ist. Judith trocknet im Auto ab. Nachdem wir fertig sind, hört es auch zu regnen auf. Na super! Als wir bereits im Bett liegen, kommt Wind auf und wir freuen uns über die Abkühlung.

Nächsten Tag ist um 6 Uhr Tagwache, wir packen alles zusammen und fahren zum Kasenyi Gate. Etwa 300 m vor dem Gate, direkt neben der Straße, liegt ein Leopardenmännchen im Gras. Ein paar Autos sind schon da, andernfalls hätten wir es wohl nicht gesehen. Wir erhaschen ein paar gute Blicke. Aber bald wird ihm der Andrang zu viel und er verschwindet im hohen Gras. Vorher nimmt er aber noch den Rest seiner Beute mit. Was für ein Anblick am frühen Morgen!

Leoparden-Männchen im ersten Tageslicht

Wir sind um 7 Uhr am Gate, ebenso wie viele Safari-Autos. Nur unser Tracker ist nicht da. Wir reden mit den Rangern, sie telefonieren, er soll bald kommen. Um 7:30 Uhr ist er endlich da. Dann taucht das nächste Problem auf: Er soll mit uns mitfahren, was aber unmöglich ist, weil wir nur zwei Sitze haben. Sein Auto ist nicht geeignet und ein anderes nicht vorhanden. Wir diskutieren und erklären, dass uns das am Headquarter beim Buchen als kein Problem kommuniziert wurde. Es hilft aber nichts. Wir können so nicht starten. Ein Ranger erklärt uns unsere Optionen: erstens, wir warten auf eine Gruppe, die sich für den Vormittag angekündigt hat, aber noch nicht da ist. Zweitens, wir hoffen, dass am nächsten Tag eine Gruppe das Löwen-Tracking bucht, bei der der Tracker mitfahren kann. Wir beschließen nach einiger Überlegung, es in dieser Reihenfolge zu versuchen.

Während wir warten, kommt ein Warzenschwein mit kapitalen Hauern am Gate vorbei

Die angekündigte Gruppe ist eine Promotion-Tour. Die haben es eher gemütlich und kommen erst nach 9 Uhr an, aber somit ist unser Löwen-Tracking gerettet. Wir sind noch nicht sicher, ob das so wird, wie wir uns das erwarten, aber es geht zumindest los. Voraus fährt ein Minibus mit dem Tracker und der Gruppe, dann wir, dann ein Pickup mit dem Kamera-/Foto-Team. Wir fahren zuerst auf den normalen Tracks. Dann biegen wir ab, es geht offroad weiter. Das erste Mal kommt Freude auf. Der Tracker sucht mit der Antenne die Gegend ab.

Unser persönliches "Hatari"-Abenteuer

Wir fahren eine Weile, dann kommen wir wieder auf einen Weg. Dort sind schon zahlreiche Fahrzeuge versammelt. Löwen! 3 Männchen. Wir haben die Genehmigung zum Offroad-Fahren und stellen uns daher in die beste Position, um Bilder zu machen. Andere Safari-Autos wollen folgen, werden aber von unserem Ranger gleich zurückgepfiffen. Wir machen Fotos, die Autos werden mehr, und irgendwann wird es den Löwen zu viel. Sie springen auf und laufen ein paar Meter, dann orientieren sie sich neu und wandern zwischen den Autos herum, bis sie sich im tiefen Gras einer Büffelherde nähern, die gleich ganz aufgeregt und aggressiv reagiert. Dann lassen sich die Löwen unter einem Strauch nieder.

Eines der drei Männchen, die sich unter einem Baum niedergelassen haben

Löwen

Löwen hautnah

Wir fahren weiter. An einer Kreuzung informiert uns einer der mitfahrenden Ranger, dass die Promotion-Gruppe zu ihrem nächsten Termin muss und wir das Tracking-Programm alleine zu Ende führen. Umso besser. Der Tracker steigt in den Pickup um. So hätte es von Anfang an sein sollen. Der Pickup ist von UWA zur Verfügung gestellt, aber offenbar nur wegen der Promotion Gruppe.

Offroad durch den Nationalpark

Als nächstes suchen wir einen Leoparden. Wir kurven wieder offroad herum, in Schlangenlinien und Kreisen. Dann, auf einer Euphorbie, liegt ein Leoparden-Weibchen. Sie hat kürzlich ihre beiden Jungen verloren und ist seither wieder alleine. Wir können ganz nahe hinfahren, vielleicht 5 Meter sind wir von ihr entfernt. Wir lassen den Anblick lange auf uns wirken. Ein tolles Erlebnis!

Die Leopardin ist wachsam, als wir uns nähern

... aber bald ist sie wieder ganz entspannt

 

Dann fahren wir weiter. Wir wissen nicht genau, ob das Programm jetzt zu Ende ist und wir fahren auch in Richtung Gate retour. Aber dann biegen wir wieder in den Busch ab. Diesmal Richtung Asphaltstraße - seltsam. Wir überqueren sie und fahren wieder Offroad weiter. Wir sind auf der Suche nach einer Löwin mit vier Jungen. Aber leider können wir sie nicht finden. Sie hat kein Halsband und es ist schon später Vormittag, weshalb sie sich wahrscheinlich im Schatten verkrochen hat. Schade, aber das ist die Natur.
Am Weg zurück zum Gate, sehen wir nochmals den Leoparden von heute Früh. Jetzt liegt er ganz gemütlich in einer Euphorbie.

Nochmals der Leopard von heute früh

Wir beobachten ihn eine Weile und machen uns dann auf den Weg in den Westteil des QENP, den Channeltrack entlang. Über mehrere Kilometer sehen wir Einheimische, die hier offenbar Holz schlagen bzw die Büsche roden. Mitten im Nationalpark. Es wird hier versucht, die Koexistenz von Communities und Nationalpark anders zu gestalten, als das üblich ist. Die Einheimischen dürfen hier in den Park, dürfen ihr Vieh hüten, usw. Naja, für uns wirkt es befremdlich.

Die Gegend ist nicht sehr aufregend. Wir fahren zügig bis zu einer Campsite, wo wir uns das Chili sin Carne aufwärmen, das wir am Vortag gekocht haben. Die Aussicht auf den Kazingachannel ist sehr schön.

Unser Mittagsplatz

Nach der Mittagspause fahren wir auf die Mweya-Halbinsel, wo die Bootstouren starten. Im Visitor Center geht es recht beschaulich zu. Die Dame erklärt uns eher gelangweilt, dass heute keine Bootstouren mehr abgehen. Wir können nur zur Mweya-Lodge fahren, vielleicht gibt es dort noch eine Tour. Die Organisation der Uganda Wildlife Authority ist ohne Worte. Die Linke weiß nicht was die Rechte tut, aber es hilft nichts. Fahren wir eben zur Lodge. Dort werden wir freundlich empfangen, aber auch hier gibt es heute keine reguläre Tour mehr. Entweder es kommen in der nächsten Stunde noch weitere Personen dazu, oder wir müssen die Kosten der Mindestteilnehmerzahl (4 Personen) übernehmen. Ok, wir warten und trinken derweil einen Kaffee auf der Terrasse mit herrlichem Blick auf den Kazingakanal.

Die Terrasse der Mweya Lodge

Um 16 Uhr werden wir an die Rezeption gebeten. Wie erwartet sind keine weiteren Gäste kommen. Wir buchen daher die Mindestteilnehmerzahl und bekommen eine Private Tour – man gönnt sich ja sonst nichts ;-) An der Jetty erklärt uns der Bootsführer, dass wir bei unserer Tour ein Stück den Kanal hineinfahren werden, und dann zum Lake Edward weiter. Als erstes überqueren wir den Kanal und wir treffen am gegenüber liegenden Ufer auf einen Hippokadaver, der von drei Hyänen gefressen wird. Der Guide erzählt uns, dass ein paar Stunden vorher noch 10 Hyänen daran gefressen haben, und in ein paar Stunden werden die Krokodile den Rest vertilgt haben. Selbst ein großes Hippo ist schnell verputzt.

Drei Hyähnen bei einem Hippo-Kadaver

Nilkrokodile

Dann schippern wir langsam in Richtung Edwardsee. Wir entdecken ein seltenes Giant Forest Hog, ein Waldschwein. Das ist unserem Wildschein sehr ähnlich.
Die Büffel hier sind kleiner und bräunlich, eine Kreuzung aus dem Waldbüffel und dem Steppenbüffel.

Eine Herde Büffel am Flussufer

Waldschwein (Giant Forest Hog)

Als wir den See erreichen, kommen wir an einer von elf Communities vorbei, die im bzw um den Nationalpark liegen. Hier sind Fischer daheim, die am Edward-See fischen. Im Channel dürfen sie das nicht, tun es aber manchmal trotzdem. Am Abend fahren sie auf den See hinaus. Als wir das Dorf passieren, richten sie gerade ihre Boote her.

Die Fischerboote werden für die Nacht vorbereitet

Gleich in der Nähe des Dorfes stehen drei Elefanten am Ufer. Daneben sehen wir viele Hippos im Wasser und unzählige Wasservögel. Die Sonne steht mittlerweile schon sehr tief und das Licht wird immer besser.

Elefanten am Flussufer

Silberreiher (Great Egret)

Eisvogel (Pied Kingfisher)

Gelbschnabelstorch (Yellow billed stork)

Sattelstorch (Saddle-billed stork)

Nach der Bootstour fahren wir gemütlich, aber zielstrebig zum Gate. Wir sehen nicht viele Tiere. Dieser Teil des Parks wird im Reiseführer sehr gelobt, aber wir haben den Eindruck, dass hier viel weniger Tiere sind als im Ostteil, wo wir am Vormittag waren. Unser heutiges Ziel ist das Njovu Camp. Dort setzten wir uns auf die Terrasse im ersten Stock und genießen einen tollen Blick auf die Landschaft und den See. Während wir unser Bier trinken, beobachten wir eine Gruppe Meerkatzen und eine große Herde Waterbucks, die langsam zum See zieht.