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12. Tag, 29.7.2014: West Yellowstone - Coeur D'Alene

Heute packen wir unsere Koffer und machen uns mit einem Takeaway-Kaffee auf nach Coeur D’Alene. Wir fahren auf der US 191 nach Norden durch das malerische Gallatin Valley, das zum Reiten und Angeln einlädt.

Bei Bozeman fahren wir auf die I-90 West auf. Wir sind erstaunt, wie dünn das Land selbst außerhalb des Nationalparks besiedelt ist. Andererseits kein Wunder, wenn Montana, ein Bundesstaat so groß wie Deutschland, eine Hauptstadt mit rund 20.000 Einwohnern hat. Nach ein paar Stunden Fahrt tauschen wir die Plätze. Der nächste Halt ist Missoula, mit einem der wenigen Hooters auf unserer Strecke ideal für eine Mittagspause.

Es sind noch knapp 100 Meilen zu fahren und das Navi meint, dass wir in einer halben Stunde ankommen… Hm, da haben wir die Zeitumstellung auf Pacific Standard Time nicht einkalkuliert. Aber fein, dass wir heute eine Stunde Zeit gewinnen. An der Grenze zwischen Montana und Idaho filmen wir die Schilder und stellen unsere Uhren um.

Coeur D'AleneKurz vor 16 Uhr kommen wir in Coeur d’Alene an, wo wir uns gleich ins Visitor Center begeben. Das liegt direkt am Stadtstrand und wir werden von einer sehr netten Seniorin beraten. Wir checken im Resort City Inn ein.

Nach einem Sundowner Bier im gekühlten Zimmer (es hat draußen um 18 Uhr immer noch 102° F) machen wir einen Abendbummel durch den netten Ort. An einem kleinen Platz findet ein Freiluftkonzert einer Rockband statt. Wir gehen den Stadtstrand entlang. Am Strand sind noch viele Leute am Baden, das Wasser ist angenehm warm und die Außentemperatur steht selbst um 19 Uhr einem österreichischen Sommernachmittag um nichts nach. Da uns kein Lokal so richtig anspricht, sind wir bald wieder einen Block vor unserem Hotel. Dort gehen wir ins „Fire“ in der Sherman Ave, da wir beim Vorbeigehen eine gute Ruccola-Pizza gesehen haben. Das Lokal ist modern eingerichtet und es gibt viele Pizzen mit nicht ganz altäglichem Belag. Judith bestellt „Billy“ (Schafkäse, Ruccola) und Wolfgang „Mahoma“ mit Hühnerbrust, Mango, Ananas uvm. Die Pizzen werden in einem echten Holzofen gebacken (man sieht die Holzscheite durch das geöffnete Ofenloch) und sie schmecken herrlich! Das beste Essen in den USA bisher! Dazu ein herbes Draft Bier. Perfekt! Wir sind sehr zufrieden mit unserer Auswahl und schauen nebenbei Buster Keaton Filme, die neben einigen Schwarzweißbildern als quasi bewegte Bilder an die Wand geworfen werden. Satt und zufrieden gehen wir ins Hotel zurück.

450,3 mi

13. Tag, 30.7.2014: Coeur D'Alene - Sandpoint - Lake Pend Oreille

Heute stehen wir um eine Stunde früher auf als geplant, weil der Wecker noch nicht auf Pacific Standard Time gestellt war. Somit ist schon um 6 Uhr Tagwache. Macht aber nichts, weil wir für die nächsten Tage sowieso größer umpacken müssen. Um 7 Uhr gehen wir zum Frühstück, dass in einem kleinen Kammerl neben der Rezeption vorbereitet ist. Es gibt Kaffee, Orangensaft, Mohnmuffins und Toast.

Auf dem Weg nach Sandpoint machen wir noch einen Abstecher nach Garfield Bay, aber uns wird klar, dass wir es dorthin mit dem Kanu nicht schaffen werden. In Sandpoint suchen wir ein Weilchen das Visitor Center, da wir noch nicht genau wissen, wo wir mit dem Kanu campen können. Die sehr nette Dame empfiehlt uns den Sam Owens CP in Hope. Wir fahren also dort hin um zu checken, ob sie was frei haben. Der Manager meint, wenn wir mit dem Boot kommen, bekommen wir ein Plätzchen in der Overflow-Area.

Wir fahren also nach Sandpoint retour und übernehmen zu Mittag unser vorreserviertes Kanu. Na bumm … ich bin ja nicht sehr optimistisch. Wir paddeln also am Ufer entlang los, weil draußen am Lake Pend Oreille die Wellen viel zu hoch sind. Entlang der Kootenai Bay reiht sich ein privates Luxusanwesen ans andere. Wir sind beide nicht sehr zuversichtlich, ob wir hier was zum Campen finden. Am Felsvorsprung zwischen Kootenai Bay und Oden Bay machen wir mal Pause, da hier ein nettes Plätzchen ist und dieses „private property“ abgebrannt und verlassen aussieht. Hier hält auch eine Familie mit Motorboot zum Baden. Wir fragen, ob das Anwesen ihnen gehört, doch sie verneinen. Sie wohnen um die Ecke … Der Vater erklärt uns, dass diese Uferseite fast komplett privat ist. Das einzige öffentliche Plätzchen ist Fisherman Island. Er meint, dort kann man auch campen. Nachdem diese kleine Insel auch das einzige in Reichweite für uns ist, nehmen wir Kurs darauf. Nach heftiger Paddelei kommen wir um 18 Uhr auf der Insel an. Ein großes Schild weist darauf hin, dass nur Day Use gestattet ist (keine Campen, kein Feuer). Wir bleiben trotzdem – wo sollen wir sonst hin –, trinken ein Bier und warten auf die Dämmerung, damit wir das Zelt aufbauen und das Boot verstauen können.

Fisherman Island - Lake Pend OreilleGerade als wir mit dem Grillen unserer Steaks anfangen wollen, kommt ein Motorboot, wirft den Anker aus und den Griller an … Wir sehen uns total leid, halten uns aber im Hintergrund. Lange nach Sonnenuntergang, als es schon fast dunkel wird, verzieht sich das Pärchen mit dem Boot endlich. Wir starten also los, bauen unseren Einweggriller auf und zünden das Feuer an, da kommt ein anderes Motorboot sehr langsam vorbeigefahren. Wolfgang löscht das noch kleine Feuerchen und wir bewegen uns nicht. Gut, dass wir unser Boot bereits im Wald versteckt haben. Der Mann auf dem Boot schaut angestrengt in Richtung Insel und setzt sich erst nieder, als er fast vorüber ist. Wir vermuten, dass dieses Boot von der National Forrest Behörde war und auf der Suche nach illegalen Campern wie uns. Wir beschließen also, dass wir uns mit einem kalten Schinken-Käse Sandwich begnügen und kein Feuer mehr machen.

Der Sonnenuntergang hinter den Bergen sieht sehr malerisch aus, trotzdem verziehen wir uns zeitig in unser Zelt.

116,7 mi

14. Tag, 31.7.2014: Lake Pend Oreille - Newport

Wir werden beide fast gleichzeitig um kurz nach 6 Uhr munter. Ein Greifvogel ruft seinen Morgengesang. Wir vermuten, dass es sich um einen Osprey handelt (Fischadler). Beim Frühstück (Kaffee und Nutellaweckerl) beratschlagen wir, wie wir weitermachen sollen. Ich erkläre, dass ich mit meinen Kräften am Ende bin und ich nicht bis zum Sam Owen CP paddeln kann mit der Gewissheit, dass ich den ganzen Weg wieder retour muss und dann wieder illegal auf Fisherman’s Island campieren soll. Somit beschließen wir, dass wir gemütlich retour nach Sandpoint paddeln und das Kanu zurück geben werden.

Um 8 Uhr paddeln wir bei komplett spiegelglattem See retour zu unserem Felsen zwischen Kootenai und Oden Bay. Heute sind wir viel schneller, da erstens der Wind kaum weht und die Strömung auf unserer Seite ist. Wir sind also eine Stunde später schon am Zwischenziel. Dort machen wir uns ein zweites Frühstück und stürzen uns in die erfrischenden Fluten. Auch einen kurzen Mittagsschlaf gönnen wir uns, aber in der prallen Sonne halten wir das nur kurz aus. So paddeln wir zu Mittag weiter nach Sandpoint. Wir kommen wieder an den schönen Privatvillen vorbei, vor denen meist ein sehr großes Motorboot und ein bis drei Jetskis liegen. Bei manchen sind die Gärtner und die Housemaids fest am werken. Vermutlich kommen am Wochenende die Besitzer. So schön die Häuser auch sind – wir würden uns mit so viel Geld, wie diese Anwesen kosten dürften, ein Haus weit weg von der Eisenbahn kaufen. Denn hier fährt alle paar Minuten ein elendslanger Güterzug vorbei, der nicht nur quietscht, sondern auch alle paar Meter ein Signal gibt. Sehr nervend, und über den See überträgt sich der Lärm noch einmal so laut als normal. Als wir die Kootenai Bay zur Hälfte durchquert haben und beim offical Trail angekommen sind, setzt der Wind wieder ein, die Wellen werden höher und auch der Ausblick ist nicht mehr so spannend wie entlang der Villenzeile. Das Paddeln wird wieder richtig anstrengend. Wir bereuen unseren Entschluss, das Boot abzugeben, nicht.

Um ca. 15 Uhr kommen wir komplett erledigt in der Sandpoint Marina an. Wir geben das Kanu retour und während wir unser Zeug verstauen, kommt auch Becky an, über die wir das Kanu gebucht haben. Sie wird mit dem Boss checken, welchen Betrag wir refundiert bekommen. Wir plaudern total nett über Football, da sie mit mehreren Brüdern aufgewachsen ist und auch heute noch jeden Sonntag in einer Sportsbar verbringt um Football zu schauen. Wir erzählen von unserem wöchentlichen Spiel auf Puls 4 und unserer Super Bowl Party. Sie ist ganz begeistert. Wir verabschieden uns herzlich und tüfteln wo wir die heutige Nacht verbringen. Wir entscheiden uns für den KOA Campground in Newport/Washington. Das ist lediglich eine dreiviertel Stunde Autofahrt.

Knapp vor 18 Uhr erreichen wir den Campground. Die Gebühr von USD 33,00 schreckt uns zuerst schon, aber wir bekommen dafür einen Shuttle zum richtigen Platz und die Facilities sind perfekt. Wolfgang besorgt Feuerholz und Eis (USD 5 bzw 2), während ich das Zelt aufstelle. Dann beginnen wir gleich unsere Steaks zu grillen, die wir schon zwei Tage in der Hitze durch die Gegend transportieren. Die Kartoffel werden seeehr lecker und die Steaks sind ein Traum. Bei ein paar Bieren lassen wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen.

39 mi

15. Tag, 1.8.2014: Newport - Grand Coulee - Chelan

Heute schlafen wir mal aus und stehen erst um 8 Uhr auf. Beim Frühstück schreiben wir die Ansichtskarten und danach starten wir in Richtung Spokane. Das ist ja eine große Stadt. Wir sind fast etwas überfordert, da wir in letzter Zeit nur durch Dörfer gefahren sind. Hier geht eine vierspurige Straße mittendurch und der Verkehr ist dicht.

Endlose GetreidefelderEinsame Weite

Weiter führt die US 2 durch endlose Getreidefelder. An einem Rastplatz machen wir Mittagspause und essen unsere Wurstweckerl mit Tomaten. In der Nähe von Wilburg biegen wir nach Norden, weil wir näher am Lake Roosevelt entlang fahren wollen. Kaum vom Highway abgebogen beginnt eine Gravel Road, die wohl hauptsächlich als Güterweg in Verwendung ist. Links und rechts meilenweit bis zum Horizont nur Getreidefelder, die erntereif bzw schon abgeerntet sind. Unglaublich, wie weit dieses Land ist! Die Straßen führen leider nicht bis zum Fluss, und so biegen wir auf den State Highway 174 ab, der uns rasch nach Grand Coulee führt. Dort angekommen, stellen wir fest, dass der Ort nur aus dem Kraftwerk zu bestehen scheint und nicht sehr einladend ist. Wir sehen uns im Dam Visitor Center um, schnappen uns eine Touristenzeitung und machen uns auf den Weg nach Chelan. Zuvor bringen wir die Postkarten beim Postamt vorbei. Die US 2 führt am Banks Lake entlang, der malerisch zwischen hohen Felswänden liegt.

In Chelan angekommen machen wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz. Der Platz direkt im Ort ist ausgebucht und bietet uns „Overflow camping“ an, allerdings können wir dafür erst um 19 Uhr kommen. Da es gerade 16:30 Uhr ist, gefällt uns diese Alternative nicht sehr. Wir gehen daher ins Visitor Center, wo uns eine nette Dame einen Campingplatz in Manson anbietet (am Wapato Lake). Sie ruft dort auch gleich an und reserviert einen Platz für uns. Spitze! Außerdem erhalten wir von ihr alle Infos zum Rodeo, das an diesem Wochenende stattfindet.

Der Campingplatz liegt direkt am See, umrahmt von Schilf und einer Apfelplantage. Es geht sehr gemütlich zu und wir nehmen einen Platz am ruhigen Ende. Nachdem wir uns umgezogen haben, machen wir uns auf den Weg zum Rodeo.

Die unvermeidliche Flagge samt HymneWorld Famous Chicken RaceBarrel Race Riding

Dort ist Einlass um 17 Uhr und Beginn um 19:30 Uhr. Es ist natürlich kein Vergleich mit den Cheyenne Frontier Days, aber es werden alle Bewerbe eines richtigen Rodeos durchgeführt und die Tribünen um die Arena sind gut gefüllt. Heute ist Family Day, und der Höhepunkt ist - neben dem Bullriding - das Chicken Race: Alle Kinder unter 12 Jahren dürfen in die Arena und versuchen, 10 Hühner zu fangen. Den Gewinnern winken 10 Dollar als Preisgeld. Die Kinder nehmen Aufstellung entlang des Zauns, und kaum dass die Hühner in der Mitte losgelassen werden, stürmen sie alle hinterher. Ein sehr amüsanter Anblick! Das letzte Huhn ergreift die Flucht unter die Zuschauertribüne - Pech für die Kinder.

Wir genehmigen uns ein paar Burger, Hotdogs und ein Bier und unterstützen damit einen guten Zweck (Chelan FFA Alumni). Das Bier gibt’s nur in einem eigenen, abgesperrten Bereich, den man erst nach Ausweiskontrolle betreten darf. Gegen 22 Uhr ist das Rodeo zu Ende und Wolfgang kauft mir noch an einem Schmuckstandl ein paar Ohrringe. Das Besondere an diesem Schmuck ist, dass die Ohrringe, Ketterlanhänger und Armketterl alle aus Patronenteilen gemacht sind. Ich suche mir ein Paar Ohrringe aus 30.06 Patronen aus und lasse sie mit weißem Strass aufmotzen. Die schauen echt gut aus. Auch mit der 15-jährigen Designerin und ihren Eltern kommen wir in ein nettes Gespräch. Hier in den USA kann man mit 12 Jahren den Jagdschein in einem Wochenendkurs ablegen. Sie zeigen uns ein Foto des ersten Hirschen, den das Mädl erlegt hat.

253,5 mi

16. Tag, 2.8.2014: Chelan

Heute werden wir gegen 7:30 Uhr munter, weil sich das Zelt durch die aufgehende Sonne aufheizt. Wir stehen daher rasch auf und machen uns ein Frühstück. Dann fahren wir wieder nach Chelan zur Rodeo Arena, denn ab 9 Uhr starten die Timed Event Slack-Bewerbe.

Wir sind erstaunt, wie viele Teilnehmer hier starten. Es sind mehr als gestern Abend und wir hoffen, dass es heute Abend noch mehr sein werden. Es geht sehr gemütlich zu und es hat was von einer Frühschoppenatmosphäre. Die Barrel-Racer Mädels sind echt gut und geben voll Gas. Auch die Teamroping Teilnehmer sind sehr gut. Gegen 10.30 Uhr ist der Bewerb zu Ende und wir beschließen, den heutigen Tag am See zu verbringen.

So fahren wir in den Don Morse Memorial Park, der als Badestrand der Öffentlichkeit zugänglich ist. Hier ist es total nett angelegt, alles feinster Rasen und es gibt große Bäume die uns den notwendigen Schatten spenden. Wolfgang geht in den nahen „Red Apple“ Supermarkt und kauft eine Zeitung. Zwischendurch machen wir abwechselnd ein Schläfchen und ich stürze mich auch in die erfrischenden, glasklaren Fluten. Als Mittagessen gibt’s heute eine Bio-Melone aus dem Red-Apple Markt, die einfach herrlich süß und saftig schmeckt. Gegen Nachmittag ziehen immer dichtere Wolken auf, der Wind nimmt schon stürmische Ausmaße an und schließlich blitzt und donnert es auch noch. Wir packen uns also zusammen und bummeln noch etwas durch das Ortszentrum, das zwar sehr nett, aber auch sehr überschaubar ist.

Wir beschließen zum Zeltplatz zurück zu fahren und nach unserem Zelt zu sehen. Das steht aber bombenfest und so machen wir uns unsere Riesendose Ravioli, die wir eigentlich fürs Kanufahren gekauft haben. Das funktioniert ganz gut und schmeckt besser als gedacht. Bei einem lauwarmen Bier und Erdnüssen verbringen wir die Zeit bis zum heutigen Rodeoabend.

cool !Saddle Bronc RidingScagit Rein Riders

Gegen 18:30 Uhr treffen wir wieder bei der Rodeo Arena ein, wo sich heute um einiges mehr tut als gestern. Es tröpfelt leicht und nicht allzu weit weg blitzt es ordentlich. Bis das Rodeo losgeht, spannen wir auch kurz den Knirps auf, aber wegen dem starken Wind spannen wir ihn gleich wieder ab. Gott sei Dank hört es dann zu regnen auf und wir genießen wieder einen spannenden Rodeoabend bei einer herrlichen Wolken-Sonnenuntergangs-Mondaufgangs-Stimmung. Wir sind froh, dass wir zwei Tage hier verbracht haben.

Zurück am Campingplatz ist unser Zelt komplett eingeparkt von Autos und umzingelt von Zelten. Gott sei Dank haben sich „nur“ zwei asiatische Pärchen eingefunden und nicht eine ganze mexikanische Sippe. Wir genießen bei zwei Bieren noch ihr Lagerfeuer und gehen um Mitternacht in unser Zelt.

48,5 mi