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Nach den gemütlichen Tagen am Baikalsee nehmen wir Kurs auf die Mongolei.

In Irkutsk kaufen wir in einem Supermarkt Vorräte für die nächsten Tage ein. Dann besorgen wir in einem Baumarkt noch etwas, um einen Spritzfleck zu befestigen, der auf der Insel Olchon ausgerissen ist. Bei der Stadtausfahrt kommen wir in einen immensen Stau. Zwei Unfälle legen den Verkehr in der Stadt vollkommen lahm. Obwohl bei beiden Unfällen nur geringer Blechschaden passiert ist, stehen die Autos kreuz und quer. In Russland darf das Auto nach einem Unfall nämlich nicht bewegt werden, bis die Polizei den Unfall aufgenommen hat. Als wir Irkutsk endlich hinter uns lassen, wird es bereits dunkel. Wir suchen uns rasch einen Stellplatz und essen den Omul, den wir uns gekauft haben. Omul ist ein Fisch, der nur im Baikalsee vorkommt. Wir essen ihn geräuchert, sind aber etwas enttäuscht, weil er auch nicht anders als ein gewöhnlicher Steckerlfisch schmeckt.

Omul Fisch und Baikal Vodka

In Styudyanka machen wir Pause und spazieren am Baikalsee entlang. Ein Zweig der transsibirischen Eisenbahn führt durch diesen Ort. Das Bahnhofsgebäude ist das erste in Russland, das aus Marmor gebaut wurde. Es stammt aus 1903 und sieht wirklich sehr nett aus.

Der Bahnhof von Styudyanka

Unser Etappenziel ist Baikalsk. Hier können wir direkt am Baikalsee übernachten. Leider ist das Wetter nicht besonders. Immer wieder regnet es und es weht ein starker Wind. Auf einem überdachten Picknicktisch kochen wir uns gedünstetes Mohnöl-Gemüse mit Lachsfilet. Das Bio-Mohnöl haben wir aus dem Biobauernladen Kremstal in Oberösterreich. Das Essen schmeckt phantastisch!

Mohnöl-Gemüse mit Lachsfilet

Am Abend biegt ein Steyr LKW mit Niederländischem Kennzeichen um die Ecke, den wir schon am Weg nach Olchon gesehen haben. Der Fahrer, Bert, ist seit 2,5 Jahren alleine unterwegs, jedoch nicht immer mit dem LKW (www.ww2xplore.com). Er ist auf dem Weg nach Ulan Bator. Dort stellt er den Lastwagen unter und fliegt für sieben Monate nach Indonesien, um dort den Winter zu verbringen. Tja, Pensionist müsste man sein!

Blick vom Stellplatz auf den Baikalsee

In Ulan Ude gönnen wir uns wieder einmal ein Hotelzimmer. Der weltgrößte Leninkopf mit beachtlichen 5 m Höhe blickt grimmig auf den Sovjektskaja Platz, der von sowjetischen Monumentalbauten umgeben ist.

Lenin in Übergröße

Direkt gegenüber befindet sich die Burjatische Nationaloper, deren Baustil europäische und orientalisch-fernöstliche Elemente aufweist. Über dem Haupteingang prangt ein Leninkopf in Gold. Am Vorplatz befindet sich ein Springbrunnen, der seine Fontänen zu klassischer Musik ausspuckt, unter anderem zum Radetzkymarsch und der Kleinen Nachtmusik.

Das Opernhaus Springbrunnen mit Musikbegleitung

Selbstverständlich haben wir auch den Markt von Ulan Ude besucht

Die Burjaten, die in diesem Teil Sibiriens leben, sind Buddhisten. Daran konnten auch die Repressionen der Sovjets in den 1930er Jahren nichts ändern. Auf einem Hügel im Norden von Ulan Ude liegt der Datsan Rinpoce Bagsa, ein großes buddhistisches Gebets- und lamaistisches Informationszentrum. Wir spazieren durch die Anlage, läuten mit der großen Glocke und bestaunen die Gebetsmühlen, die von einem Mönch gedreht werden.

Buddhistischer Tempel Im Tempel Gebetsmühlen

Nach diesem Ausflug in die buddhistische Welt Süd-Ostrusslands, verlassen wir Ulan Ude.

Auf dem Weg zur Grenze bleiben wir zwei Tage in Novoselenginsk stehen. Das kleine Dorf ist nicht wegen der Kriegerdenkmäler berühmt, die auf einem zentralen Platz aufgestellt sind, sondern dafür, dass das Dorf vor etwa 200 Jahren von einem Flussufer ans andere verlegt wurde, weil es so häufig überschwemmt wurde. Vom ursprünglichen Dorf, Selenginsk, steht nur noch eine einzige Ruine, die Kirche. Über den Fluss führt nur eine kleine Fähre südlich des Dorfs. Während wir auf die Fähre warten, versuchen uns drei ältere Einheimische etwas auf Russisch zu erklären. Es dauert eine halbe Stunde, bis wir verstehen, dass ein paar Kilometer außerhalb von Novoselenginsk ein Denkmal für einen Dekabristen errichtet ist, das wir uns unbedingt ansehen sollen. Nach einer Stunde können wir endlich auf die Fähre fahren. Das Ponton wird an einem Seil von einem Motorboot ans andere Ufer geschleppt. Der Weg zur Kirche ist sandig, steil und ausgeschwemmt. Außer ein paar Fischern und einem Bauern dürften hier wenige unterwegs sein.

Auf der Fähre

Die Kirche sieht interessant aus. Die Spitze des Kirchturms ist schon eingefallen, ebenso ein Teil der Decke. Der Altarraum ist noch intakt und ein paar Fresken sind zu sehen. Inzwischen wird die Kirche offensichtlich als Kuhstall genutzt. Drinnen liegt eine dicke Schicht Kuhmist und ein alter Stacheldrahtzaun liegt zusammengerollt in einer Ecke.

Die Kirche von Selenginsk Letzte Überreste der Fresken

Das Wetter ist herrlich. Der Himmel ist strahlend blau und die Sonne wärmt uns angenehm. Tagsüber merkt man noch nicht, dass es Herbst wird, aber sobald die Sonne untergeht, wird es kalt. Wir ziehen uns ins Zelt zurück, spielen noch ein wenig Karten und gehen dann ins Bett. Zum ersten Mal in dieser Saison kleiden wir das Zelt mit unserer Wärmedämmung aus. Und wir ziehen die langen Pyjamas an.

Sternenklare Nacht

Wir bleiben hier zwei Tage stehen und ruhen uns vor dem nächsten Grenzübertritt aus – als ob wir geahnt hätten, dass dieser Grenzübertritt besonders anstrengend wird.