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Die letzte Urlaubswoche ist angebrochen und wir befinden uns schon auf dem Retourweg Richtung Westen. Wir wollen heute im Jacques Cartier NP nördlich von Quebec wandern gehen und kaufen daher alles für eine gemütliche Jause in einem Super C und genehmigen uns anschließend, wie scheinbar alle Kanadier, bei Tim Hortons ein Frühstück (Heidelbeemuffin und Croissant, dazu einen kleinen Kaffee). Dann geht’s auf den Highway 20. Auf unserer Seite des St. Lorenz Stroms ist es sehr bewölkt, aber am Nordufer scheint die Sonne und genau da wollen wir hin.

Durch Quebec kommen wir gut durch und außerhalb ist schon wieder weniger Verkehr. Beim Jacques Cartier NP handelt es sich leider um keinen Canada Park und so müssen wir CAD 8,50 pP Eintritt bezahlen. Wir fahren bis Kilometer 18, wo wir unser Auto parken. Dort beginnt ein Wanderweg namens Le Perdreau, der eine Wanderung durch schönen Ahornwald verspricht. Nach einem schweißtreibenden Anstieg (schweißtreibend weniger wegen des Anstiegs, als wegen der hohen Luftfeuchtigkeit) geht es gemütlich in nettem Auf und Ab durch den Laubwald. Es gibt tatsächlich viele Ahornbäume. Leider sind die Blätter hier nicht rot, sondern gelb bzw braun, es ist jedoch trotzdem wunderschön. Die Bäume verströmen einen intensiven Geruch nach … Ahornsirup! Nach 50 Minuten Gehzeit kommen wir zum Buvard Lake. Dieser kleine See ist im Herbst ausgetrocknet und mit hohem Gras bewachsen. Hier würde sich ein Elch gut machen … leider bleibt es bei dem Wunsch. Vom Buvard Lake führt ein Rundweg zurück zum Auto.

Abmarsch! Le Perdreau Buvard Lake

Dort angekommen, rinnt uns der Schweiß in Strömen nach. Da sich am Parkplatz auch ein sehr netter, schattiger Picknickplatz befindet, machen wir doch gleich unsere Mittagspause. Es gibt frisches Baguette, Schinken, Brie und Tomate. Dazu Orangensaft und Wasser. Danach machen wir uns einen Kaffee.

Mittagspause

Nach dieser ausgiebigen Jause wollen wir noch etwas Bewegung machen. Der Wanderweg Le Draveur Norde, der ebenfalls vom Parkplatz abgeht und auf dem man eventuell Elche beobachten kann, ist leider gesperrt, so nehmen wir die Südroute, die schön am Fluss entlang führt. Leider sind die Mücken, Fliegen und Gelsen sehr lästig und nach etwa 3 Kilometer kehren wir um.

Wir beschließen den Nordteil mit einem Gamedrive zu erkunden und fahren bis Kilometer 30, wo die Straße endet. Dort machen wir Kehrt und handeln uns langsam retour. Bei Kilometer 25 bleiben wir stehen und setzen uns an das Flussufer, wo wiir beu einem Sundowner die Umgebung beobachten. Und unsere Geduld wird belohnt. Ein Bieber ist auf Nahrungssuche und schwimmt direkt auf uns zu. Wir freuen uns sehr über diesen guten Anblick.

 Jacques Cartier River Jacques Cartier RiverBibersichtung

Es ist bereits stockdunkel als wir beim Visitor Centre am Parkeingang nochmals das WiFi nutzen, um für heute eine Bleibe zu suchen. Wir entscheiden uns für das Hotel/Motel Le Gite in Quebec.

Das Hotel wird hauptsächlich von Handwerkern besucht. Dementsprechend sehen die Stiege und der Gang etwas heruntergekommen aus. Das Zimmer ist allerdings ganz in Ordnung. Bett und Bad sind sauber, kontinentales Frühstück ist inkludiert. Neben dem Fernseher ist ein Geldautomat für 'Erwachsenenfilme' montiert.

Beim Frühstück kommen wir mit einem älteren Pärchen ins Gespräch, das uns erzählt, dass der Sommer in Kanada anscheinend nicht besonders war und jetzt dafür eine Hitzewelle herrscht. Für heute sind über 30 °C angekündigt, die sich wegen der Schwüle wie 40 °C anfühlen. Es wurden sogar schon Sportveranstaltungen abgesagt, weil es zu heiß ist. Normalerweise hat es um diese Jahreszeit schon die ersten Nachtfröste und Tageshöchstwerte um 15 °C.

Heute haben wir einen langen Fahrtag vor uns. Erst in Brockville machen wir eine verspätete Mittagspause und kehren ins Buell St. Bistro ein. Wolfgang isst ein Steak und ich - wieder einmal - ein Gratin aus Fisch, Muscheln und Shrimps mit Gemüse und Reis. Es schmeckt sehr gut und ist reichlich.

Westlich von Brockville beginnt der 1000 Islands Parkway und wir machen uns langsam auf die Suche nach einem Campingplatz. In Ivy Lea checken wir am KOA Campingplatz ein. Ganz unerwartet (da es bei KOA eher nur RV Stellplätze gibt) finden wir einen schönen Platz im Rasen mit Feuerstelle und Sitzgelegenheit.

KOA Campingplatz KOA Campingplatz

Morgen wollen wir uns ein Kanu ausborgen und den ganzen Tag auf dem St. Lorenz Strom zwischen den Inseln herumpaddeln. Dafür brauchen wir noch Proviant. So fahren wir nach Landsdowne, den nächstgelegenen Ort. Hier erinnert alles an Whistle Stop aus dem Film ‚Grüne Tomaten’ - sehr nett. Im ‚Lucky Dollar’ Markt kaufen wir Getränke, plaudern ein wenig mit der Besitzerin und da in ihrem Geschäft offensichtlich auch schon Saisonende ist, bekommen wir eine kleine Knabberei geschenkt. Ein Stück weiter ist dann doch noch so was wie ein Supermarkt mit Kühlvitrine, in dem wir den Rest besorgen. Bei einem kurzen Lagerfeuer lassen wir den langen Fahrtag (598 km) ausklingen und fallen dann müde ins Zelt.

Am nächsten Tag geht's gleich in der Früh los zu Peck’s Marina, die sich direkt gegenüber dem KOA Campingplatz befindet und wir mieten ein Kanu für den ganzen Tag. Hinaus aus der Marina geht es recht gut, schließlich haben wir schon ein wenig Übung im Kanufahren. Dann beginnen die Wellen jedoch höher zu werden und wir haben ganz schön zu tun, um voranzukommen. Es geht an einem Yachthafen vorbei, wo sich die Wellen brechen und zurückschwappen, sodass das Wasser ganz unruhig ist. Erst vor der ersten Insel, die den Wind abschwächt, wird das Wasser wieder ruhiger und die Strömung ist dort auch nicht mehr so stark. So macht das Kanufahren Spaß! Viele Inseln sind bebaut. Die Vegetation ist aber auf allen Inseln natürlich belassen, was uns sehr gefällt. Am Ufer steht meist ein Steg und ein Bootshaus mit einem oder mehreren Motorbooten. Bestimmt keine armen Leute, die hier wohnen … Allerdings sind fast alle Häuser verlassen. Einerseits ist heute ein Wochentag. Andererseits sind viele Häuser offenbar schon für den Winter dicht gemacht worden. Manche Häuser sehen recht nett aus, andere gefallen uns überhaupt nicht.

Thousand Islands Thousand IslandsThousand IslandsThousand IslandsThousand Islands

Wir fahren von einer Insel zur nächsten. Je enger sie zusammenstehen, desto einfacher ist es für uns. Wenn mehr Abstand ist, werden Wind und Wellen stärker. Wir paddeln ungefähr zwei Stunden bis Stave Island. Von dort ist die nächste Insel weit entfernt und auf dem Weg dorthin sehen wir Schaumkronen auf den Wellen. Wir wollen uns auf kein Abenteuer einlassen und machen kehrt. Wir fahren nach Mulcaster Island, einer Nationalpark-Insel, an der wir schon vorhin vorbeigekommen sind. Dort können wir an Land gehen und Mittagspause machen. Diese Insel ist genau so verlassen wie die anderen. Wir verspeisen unsere Jause und Judith schwimmt eine Runde im St. Lorenz Strom.

Mittagspause auf Mulcaster Island Ein Bad im St. Lorenz Strom

Nach der Rast setzen wir den Rückweg fort. Die Strömung ist ganz schön stark und auch der Wind ist weiterhin heftig. Vor allem bei besagter Marina schwappt das Wasser fast ins Kanu. So beschließen wir, nicht weiterzupaddeln, sondern das Boot zurückzugeben. Es ist ohnehin schon 15 Uhr.

Danach fahren wir zum 1000 Island Tower. Die Straße dorthin führt über eine große Hängebrücke und würde man die Straße weiterfahren, käme man über eine weitere Brücke in die USA. Das haben wir aber nicht vor.

Brücke zwischen Kanada und USA Thousand Islands Tower

Zurück am Campingplatz kühlen wir uns im Pool ab. Herrlich, bei 30°C Ende September im Pool zu liegen.

Am nächsten Tag fahren wir am 1000 Island Parkway weiter bis nach Kingston. Die Stadt hat sich seinerzeit Chancen ausgerechnet, die Hauptstadt Kanadas zu werden und hat vorsorglich ein ordentliches Rathaus hingestellt. Ist dann aber nichts daraus geworden. Wir bummeln durch den Farmers Market und setzen die Fahrt dann auf der # 33, auch Loyalist Parkway genannt, fort. Der Name kommt daher, dass in dieser Gegend besonders königstreue Kanadier zu Hause sind.

Rathaus in Kingston Kingston

Nach kurzer Fahrt kommen wir zur Glenora Ferry, die uns auf die Prince Edward Island bringt. Kurz nach der Fähre biegen wir zum Lake on the Mountain ab, einem See, der Rätsel aufgibt, weil er ca 30 Meter über dem Ontario See liegt. Man weiß zwar inzwischen, dass er unterirdisch gespeist wird, aber nicht wie er entstanden ist.

Fähre nach Prince Edward Island Achtung! Schildkröte quert

Den nächsten Halt machen wir in Picton. In diesem kleinen, netten Städtchen kehren wir ins Bean Counter Cafe ein auf einen Americano (Filterkaffe) mit Schokotorte und einen Cappuccino mit Zitronenschnitte. Wieder einmal haben wir einen guten Riecher bei der Lokalwahl.

Quer über die Prince Edward Island geht’s durch vorwiegend landwirtschaftliches Gebiet. Wir bestaunen wieder mal die Häuser und Schuppen. In Trenton ist dann der Loyalist Parkway zu Ende und wir nehmen die #2 bis Cobourg. Dieser Ort ist vor allem für den Sandstrand am Ontario See bekannt. Wir bummeln von der Hauptstraße hinunter zum Strand, der tatsächlich sehr schön ist. Der angeschlossenen Campingplatz und die Marina samt Appartementhäusern lassen erahnen, wie es hier in der Hauptsaison zugeht. Jetzt ist allerdings keine Menschenseele am Strand.

Cobourg Cobourg

Übers Internet suchen wir uns unser letztes Hotel und entscheiden uns für das LaQuinta Inn in Oshawa. Dort räumen wir das Auto komplett aus, da wir alles flugtauglich einpacken müssen. Zum Abendessen gehen wir in das schräg gegenüber liegende Buster Rhino’s Southern BBQ. Dort geben wir uns ein letztes Mal einen dicken Burger, dazu Bier aus den umliegenden Mikrobrauereien.

Am Abflugtag regnet es heftig, und wir haben keine Lust auf eine Stadtbesichtigung von Toronto. Also fahren wir zum nächsten Tim Hortons und arbeiten ein wenig an unserer Website. Nach einer guten Stunde setzen wir die Fahrt fort. Nächster Stopp: Hooters. Die Autobahn 401 ist in Toronto ziemlich verstopft, wir kommen nur sehr langsam voran. Durch den heftigen Regen ist die Sicht miserabel. Wir sind froh, als wir endlich ankommen und freuen uns auf 20 Chicken Wings und Curley Fries.

Zum Flughafen sind es dann nur noch ein paar Kilometer. Wir geben das Auto zurück und heben überpünktlich in Toronto ab.

Wir haben mehr Kilometer zurückgelegt (genau 4.418) als in anderen Urlauben. Trotzdem haben wir nur einen Bruchteil Kanadas bereist. Was wir gesehen haben, hat uns sehr beeindruckt. Im Vergleich zum kleinen Österreich hat hier die Natur viel Platz, sodass sie sich in ihrer ganzen Schönheit zeigen kann. Mit mehr Zeit gäbe es in Kanada sicher noch viel zu bestaunen.