reiseleben.at

Hunderte Kilometer führt die Straße von Almaty nordwärts durch endlose Steppe. Unser nächstes Ziel lautet Dolinka, ein kleines Dorf in der Nähe von Karagandy, in dem sich ein Gulag-Museum befindet.

Das Gulag-Museum

Die zentrale Steppe wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts, nach der roten Revolution, vor allem für Straflager genutzt. Sonst wollte hier keiner wohnen. Das Karlag (Karraganda Corrective Labor Camp), einer der größten Gulags der UdSSR, befand sich hier. Das Museum ist im ehemaligen Verwaltungsgebäude untergebracht. Leider ist heute keine englischsprachige Führung möglich, aber einige Tafeln sind mehrsprachig – kasachisch, russisch und englisch. So erfahren wir etwas über die Geschichte und die Zustände im Gulag. Jedes Lager unterstand direkt Moskau, sodass die Lagerleiter lokal nichts zu befürchten hatten; die Insassen dafür umso mehr.

Frauen im Gulag Auch Kinder waren im Gulag

Ziel war es, möglichst viel für den Staat zu produzieren, seien es landwirtschaftliche Produkte oder – während des 2. Weltkriegs – Rüstungsgüter. Die Arbeitskraft rekrutierte man aus Regimekritikern, Intellektuellen, Kriegsgefangenen, usw. Man war offenbar nicht sehr wählerisch. Auch Frauen und Kinder waren unter den Gefangenen, Hunderttaussende wurden hierher verfrachtet. In der gesamten Geschichte des Karlag mussten über eine Million Menschen hier Zwangsarbeit verrichten. Am Beklemmendsten ist für uns der Keller des Hauses, in dem sich die Arrestzellen befinden. Hier wurden Verhöre, auch unter Folter, durchgeführt, da viele ja wegen vorgeblicher politischer Verbrechen gefangen gehalten wurden. Bis zum Jahr 1958 war das Karlag in Betrieb.

Das VerhörzimmerEine von mehreren Zellen im Keller 70 Häftlinge wurden darin bis zu 2 Monate lang nach Sibirien transportiert

Dieser Museumsbesuch hat uns sehr nachdenklich gestimmt und mit einem flauen Gefühl verlassen wir die Ortschaft Dolinka und fahren zurück nach Karagandy, wo wir am Fedorovskoe See für zwei Nächte unser Lager aufschlagen.

Unser Stellplatz am See

Karagandy ist eine reine Bergbaustadt und hat deswegen keinen besonderen Charme. Wolfgang gustert auf Kaffee und Kuchen und so suchen wir uns ein Kaffeehaus. Wir bestellen Cappuccino und Torte und genießen das Sonntagsnachmittagsgefühl. Da wir nun schon in der Innenstadt sind, besichtigen wir auch noch die paar Sehenswürdigkeiten, die diese Stadt zu bieten hat, wie das Puschkindenkmal, das Gagarin-Monument und den Kulturpalast der Bergarbeiter.

Das Gagarin-Monument Der Kulturpalast der Bergarbeiter