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In Barnaul, der ersten größeren Stadt nach dem Chuisky Trakt, nehmen wir ein Hotelzimmer. So kommen wir am einfachsten an die benötigte Registrierung.

Noch dringender ist aber der Besuch eines Waschsalons. Wir fahren in aller Frühe zu dem Einkaufszentrum, in dem er sich befindet. Als wir hinkommen, laufen die Waschmaschinen schon. Erfreulicherweise ist dort eine Dame, die die Maschinen bedient, sodass wir nicht den ganzen Tag im Waschsalon sitzen müssen. Wolfgang sucht sich ein Plätzchen mit W-Lan und Judith geht zum Friseur. Sie muss ein wenig herumsuchen, denn die meisten Friseure haben vor 11 Uhr nicht geöffnet. Und außerdem will sie ja nicht jedem ihre Haare anvertrauen. Ein Laden mit einem einzigen, abgewetzten Friseursessel und einer biederen Friseurin mit rosa Mascherl im Haar scheidet ebenso aus wie ein Nobelfriseur, bei dem man nur mit Termin drankommt. Aber dann wird sie doch fündig und bald sind die Haare wieder kurz.

Eislaufplatz im Shopping Center

Wir warten noch kurz, bis die Wäsche fertig ist und fahren zurück ins Hotel. Draußen hat sich ein heftiger Sturm zusammengebraut und von unzähligen Baustellen wird viel Staub aufgewirbelt. Da sind wir gleich doppelt froh über das Hotelzimmer, auch wenn wir uns etwas Sorgen machen um unseren Elephanten am Parkplatz, weil der Baustellenzaun des Nachbargebäudes bedrohlich im Wind schwankt.

In Novosibirsk freuen wir uns auf einen echten russischen Abend! Wolfgang hat entdeckt, dass während unseres Aufenthalts dort die Vorpremiere des Balletts Coppelia stattfindet. Wenn schon Ballett, dann in Russland. Also buchen wir über das Internet zwei Tickets und dazu eine Nacht im gegenüber der Oper befindlichen Plattenbauhotel.

Außerdem haben wir in Novosibirsk einen Termin in der Land Rover Werkstatt. Die Ersatzteile haben wir ja schon vor der Mongolei bestellt. Inzwischen sind noch ein paar Kleinigkeiten dazugekommen. Die vorderen Längslenkerbuchsen, das Radlager rechts hinten und neue Scheibenwischerblätter. Dafür hat sich das Leck im Zwischengetriebe, das die Werkstatt in Astana entdeckt haben will, verflüchtigt. Auch gut. Während wir so bei Land Rover sitzen, fällt Wolfgang auf, dass er seinen Reisepass nicht mehr in der Hosentasche hat. Bestimmt liegt er im Auto.

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Die Reparaturen dauern den ganzen Tag. Als wir das Auto wieder übernehmen, durchsuchen wir es von vorne bis hinten – kein Reisepass. Sch…!!!

Den Reisepass in Russland zu verlieren, ist so ziemlich das schlimmste, was einem passieren kann. Nach einer ersten Internet-Recherche brauchen wir für die Verlustanzeige bei der Polizei eine russischsprachige Unterstützung. Und für die Visa-Behörde brauchen wir zusätzlich die Unterstützung der Firma, von der wir das Einladungsschreiben bekommen haben. Und es ist die Rede von einem Ausreisevisum, das nur 10 Tage gültig ist. In 10 Tagen quer durch Russland – ein Albtraum!

Inzwischen ist es 18 Uhr, die Ballettaufführung beginnt in einer Stunde. Wir verdrängen das Reisepass-Problem und flüchten in die leichte Traumwelt des Balletts. Die Aufführung gefällt uns sehr gut und das Opernhaus ist ebenfalls wunderschön. Wir genießen den Abend sehr!

Das Opernhaus von Novosibirsk

Das Theater ist innen wunderschön

Das Ensemble bekommt viel Applaus

Im Hotelzimmer holt uns dann die Realität wieder ein. Der Reisepass ist weg. Wir gehen nochmals Schritt für Schritt durch, wo wir den Reisepass zuletzt gesehen haben. Am Vortag haben wir in Berdsk eine neue SIM-Karte gekauft. Dort hat Wolfgang den Reisepass für die Anmeldung gebraucht. Danach waren wir in ein paar Geschäften in Novosibirsk und haben auf einem Parkplatz einer Freizeitanlage übernachtet. Am nächsten Tag waren wir bei Land Rover und da war er schon weg. Wir beschließen, morgen den ganzen Weg bis zum Megafon-Geschäft zurück abzufahren und in allen Geschäften zu fragen.

Auf dem Stellplatz vom Vortag suchen wir das halbe Gelände ab und fragen den Schrankenwärter, ob bei ihm etwas abgegeben wurde. Leider nein. Wir fahren weiter zur Mega Mall. Dort fragen wir in allen Geschäften, wo wir vorgestern waren. Die Angestellten sind sehr hilfsbereit und telefonieren herum. Leider bleibt auch hier unsere Suche erfolglos. So bleibt nur noch eine Station – Berdsk. Die 40 km bis dorthin sind wir sehr schweigsam. Ist unsere Reise vorzeitig zu Ende?

Als wir in den Megafon Shop kommen, herrscht großer Andrang. Die beiden Mitarbeiter haben ordentlich zu tun. Wir stellen uns in die Reihe und warten geduldig. Als wir endlich an die Reihe kommen und der Mitarbeiterin unser Sprücherl von wegen Pass verloren in der Übersetzungs-App zeigen, bekommen wir ein emotionsloses „Да“, also „Ja“, als Antwort. Wir können es erst gar nicht glauben. Erst als sie einen roten Reisepass aus einer Schublade holt und wir Republik Österreich lesen, fällt uns beiden ein riesiger Stein vom Herzen. Wir können unser Glück kaum fassen. Wir haben uns schon stundenlang auf Polizei, Konsulat und Meldebehörde sitzen und mit einem Ausreisevisum in 10 Tagen durch Russland hetzen sehen. Es dauert etwas, bis wir uns richtig freuen können, dass der Reisepass wieder da ist.

Die Reise kann weitergehen!