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In St. Peterburg gibt es unzählige Sehenswürdigkeiten und auch in der Umgebung liegen Paläste mit Weltruf. Von Anfang an war klar, dass wir uns dafür ausgiebig Zeit nehmen. Insgesamt verbringen wir hier acht Tage und haben trotzdem nicht alles gesehen.

Den Beginn unseres straffen Besichtigungsprogramms machen wir in Pushkin im Süden von St. Petersburg.

Wir trauen unseren Augen nicht, als wir bei einem großen SPAR Supermarkt vorbeikommen, bei dem wir uns gleich für die nächsten Tage versorgen. Unseren Stellplatz finden wir auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz in unmittelbarer Nachbarschaft zum Alexander Palast. Zur geschichtlichen Einstimmung schauen wir abends auf Youtube den Fernsehfilm „Peter der Große“.

Nächsten Tag ist großer Feiertag in Russland – Tag der Einheit Russlands – und es scheint die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Wir machen uns auf den Weg zum weltberühmten Katharinenpalast, dessen goldene Kuppeln in der Morgensonne leuchten. Es ist eine Pracht. Die Prunkgärten sind leider bereits im Winterschlaf, dafür sind sie gratis zu besichtigen. Wir erfahren von einem Wachmann, dass aufgrund des Feiertages die Tore des Palastes erst um 12 Uhr statt um 10 Uhr öffnen. So nutzen wir die Zeit und bummeln gemütlich durch die riesige Parkanlage, umrunden den großen See mit der Marmorbrücke und dem Türkischen Bad.

Katharinenpalast in Pushkin

Katharinenpalast in Pushkin

Bereits gegen 11 Uhr stellen sich die ersten Leute vor dem noch verschlossenen Eingang an. Wir tun es ihnen gleich. Die Schlange wird rasch länger und länger ... Um Punkt 12 Uhr öffnet sich die Tür zu den Ticketschaltern. Wegen des großen Andrangs werden die Besucher im 15-Minutentakt durch ein Drehkreuz eingelassen. Wir haben Glück und sind gleich bei der ersten Partie dabei. So hat es sich zumindest ausgezahlt, dass wir so lange in der Schlange gestanden sind.

Wir kaufen die Tickets samt Audioguide, geben die Jacken in der Garderobe ab und machen uns auf den Weg. Wir sind erstaunt, dass man überall filmen und fotografieren darf. Nur im weltberühmten Bernsteinzimmer nicht. Wir sind begeistert von den vielen Sälen, durch die wir gelotst werden. Der große Festsaal ist einfach fantastisch.

Großer Festsaal

"Vorzimmer" zum Ballsaal

Leider wurde der Palast im zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört. So sind die Deckengemälde und Parkettböden fast alle neu, auch wenn sie nach alten Fotografien reproduziert wurden. Nichts desto trotz ist es atemberaubend. Das viele Gold blendet uns richtig. Da tut die eher schummrige Atmosphäre im Bernsteinzimmer wirklich gut. Auch das ist nicht mehr das Original. Dieses wurde von den Nazis gestohlen und gilt seither als verschollen. Lediglich eine Kommode und ein Mosaikbild wurden von Deutschland retourniert.

Zimmerflucht mit einem winzigen Ausschnitt des Bernsteinzimmers

Unser nächster Stopp ist Peterhof, ein kleines Städtchen westlich von St. Petersburg, am Ufer des Finnischen Meerbusens. Der wunderschöne Palast hat heute Sperrtag und so bummeln wir nur durch die weitläufige Parkanlage. Die berühmten Brunnenkaskaden sind im Winter leider außer Betrieb und auch die Statuen im Garten sind mit Holzverschlägen vor der Witterung geschützt. Nur am Hauptbrunnen sind ein paar Figuren aus Gold zu sehen. Wir bummeln den Kanal entlang bis zum Meer. Zuletzt sind wir in Side in der Türkei am Meer gewesen und wir genießen hier den Ausblick auf St. Petersburg und die Insel Kronstadt. Das höchste Gebäude Europas grüßt über die Bucht herüber genauso wie ein dekoratives Atomkraftwerk in den Farben Russlands im Hintergrund.

Peterhof

Peterhof

Nächsten Tag ist es nebelig und trüb. Außer uns sind praktisch nur noch Asiatische Reisegruppen unterwegs und als wir uns beim Einlass anstellen, stehen wir bald in einer Menschenmenge, die sich lautstark auf Chinesisch unterhält.

Der Palast ist beeindruckend. So viel Gold und Prunk. Vollkommen unverständlich ist für uns, dass Stalin den Palast im 2. Weltkrieg selbst in die Luft gesprengt hat, nur um eine Silvesterparty der Deutschen im Palast zu verhindern. Wie viel Geld und Geschichte damit zerstört wurde! Die Bombenangriffe der Deutschen haben gar nicht mehr viel Schaden anrichten können. Nach dem 2. Weltkrieg lag der Palast in Schutt und Asche. Nur ein paar Außenmauern standen noch und ein Teil der Innenausstattung wurde vor der Zerstörung in Sicherheit gebracht. Der ganze Palast musste vollständig neu errichtet werden. Was wir sehen, ist also noch keine 100 Jahre alt.

Wir nehmen wie immer einen Audioguide. Das funktioniert eigentlich sehr gut. Man bekommt eine fundierte Information darüber, was man sieht und nimmt dementsprechend mehr mit. Die Reisegruppen werden in großer Eile durchgeschleust. Die Gänge sind relativ eng und wenn eine Gruppe langsamer ist, kommt es dahinter gleich zu einem Stau. Wir zwei Individualisten können gemütlich zwischen den Gruppen durchschlüpfen und die Räume viel länger und ausgiebiger genießen.

Das Eichenzimmer

Prächtiges Service

Nach der Besichtigung des Hauptmuseums machen wir eine kurze Mittagspause in einem nahen Lokal, bevor wir noch das Special Treasury Museum besichtigen. Dort sind viele Kleinode aus dem Privatbesitz der Zaren und ihrer Familien ausgestellt. Wir bekommen einen Eindruck davon, welcher Reichtum hier geherrscht haben muss.

Das Krönungskleid von Alexandra Fjodorowna, der letzten Kaiserin Russlands

Fabergé-Ei Peterhof

Jetzt geht’s nach St. Petersburg. Von Schweizer Overlandern haben wir einen Tipp für einen zentralen Stellplatz bekommen. Wir finden ganz gut durch die Stadt, das Navi leitet uns vorbei an den bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Erst als es wieder stadtauswärts geht, staut es sich ein bisschen. Doch bald sind wir am Ziel, einem Fitness-Center samt Fußballplatz und Tennishalle angekommen. Die Duschen am Fußballplatz sind zwar schon winterdicht, aber wir können die Duschen im Tennis-Center benutzen. Dort ist es warm und passt perfekt. Wir bekommen Strom fürs Auto und eine Beleuchtung über einer Sitzgruppe, sodass wir gemütlich draußen kochen können. Da die nächste U-Bahnstation nicht weit weg ist, lassen wir die nächsten Tage das Auto stehen und machen uns mit den Öffis auf den Weg zu den vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Wir beginnen mit der Eremitage, einem weitläufigen Museum, das sich Großteils in den Räumlichkeiten des Winterpalastes der Zaren befindet. Wir kaufen die Tickets online, da wir von langen Warteschlangen vor den Ticketschaltern gelesen haben. Mit unseren e-Vouchern auf dem Handy gehen wir zum Nebeneingang. Hier ist es ausgesprochen ruhig, keine Warteschlangen, nichts. Vielleicht ist es deshalb so ruhig, da am nächsten Tag, dem ersten Donnerstag des Monats, gratis Eintritt für alle ist, und viele Besucher daher erst morgen die Eremitage besuchen. Wir tauschen den Voucher gegen Tickets ein und nehmen einen Audioguide.

Der Winterpalast

Wir sehen unglaublich viele Exponate in wunderschönen, teilweise kitschig reich verzierten Räumen (Malachit Saal, Goldener Saal, Georgs Saal mit dem Thron, Galerie der Generäle, Raffael-Loggia, …).

Der goldene Saal

Krönungsthron im Georgssaal

Die Zeit verrinnt und nach drei Stunden, die wir allein für ein Stockwerk benötigt haben, machen wir eine kurze Pause im Museums-Café. Nach einem Snack geht es weiter ins nächste Stockwerk. Es gibt so viel zu sehen! Eines der absoluten Highlights ist die goldene Pfauenuhr, die immer noch funktioniert.

Pfauenuhr

Im großen Italienischen Oberlicht-Saal

Werke von Leonardo Da Vinci und Raphael

Torso der Aphrodite

In einem Raum wird eine temporäre Ausstellung gezeigt, die in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum Wien gestaltet wurde. Gezeigt werden Bilder aus beiden Sammlungen, die etwas verbindet. Also zB zwei Portraits, die sehr ähnlich sind, zwei ähnliche Alltagsszenen, usw. Unter anderem wird neben einem Gemälde von Katharina der Großen eines von Maria Theresia gezeigt.

Am späten Nachmittag werden wir schön langsam unruhig, ob wir überhaupt noch Zeit für die Ausstellung im gegenüberliegenden Generalstabsgebäude haben. Zum Glück ist das Museum heute bis 21 Uhr geöffnet.

Nachdem wir die griechischen, römischen und ägyptischen Ausstellungen im Schnelldurchlauf absolvieren, wechseln wir in das Generalstabsgebäude. Dort sind modernere Exponate ausgestellt. Es sind viele klingende Namen dabei. Monet, Degas, Picasso, Van Gogh, Rubens, usw.

Van Gogh, Piccasso, Monet und ???

Ein kleines Präsent von Fabergé zur Krönung

Den Kopf voller Bilder, erschlagen vom vielen Prunk und mit schmerzenden Füßen verlassen wir nach gut acht Stunden die Eremitage. Es ist bereits dunkel und es ist nass vom Nebel, der langsam zu Boden regnet. Neben der Metro-Station ist ein McDonalds, wo wir rasch etwas essen.

Nächsten Tag starten wir mit der Besichtigung des Jussupow Palastes. Wurde doch hier in den Kellerräumen Rasputin ermordet. Der Palast steht direkt an der Moika und wird gerade teilweise restauriert. Drinnen sehen wir, dass man seinerzeit nicht unbedingt Zar sein musste, um gut zu leben. Die Jussupows besaßen ein großes Palais mit prunkvollen Sälen, einem Ballsaal, Bankettsaal und einem eigenen Theater. Schön, dass das Haus heute wieder für Konzerte und Theater genutzt wird.

Prunkstiege im Jussupow Palast

Das kleine Theater im Jussupow Palast

Wir gehen weiter zur Isaakskathedrale. Die mächtige Kuppel ist schon von weitem zu sehen. Das Gebäude wirkt eher wie ein Kapitol als eine russisch-orthodoxe Kirche.

Isaakskathedrale

Inzwischen ist es Nachmittag und wir verspüren einen kleinen Hunger. Den stillen wir in einem Café mit einem riesigen Stück Apfelstrudel. Da der Tag noch zu jung ist, um ihn schon zu beschließen, sehen wir uns die Metro-Stationen an. Da die Linie M1 die älteste ist – die ersten Stationen wurden 1955 eröffnet – sind die schönsten Stationen an dieser Linie zu finden. Vergleicht man sie mit Moskau, kommen nur wenige Stationen an dieses Niveau heran. Am schönsten und wirklich sehenswert ist nur die älteste Station Avtovo. Die meisten Säulen hier sind mit prunkvollen Glaskacheln verziert.

In der Metrostation Avtovo

Säule mit Glaskacheln in der Station Avtovo

Die letzten beiden Tage in St. Petersburg verbringen wir mit ausgedehnten Stadtbummeln. Entlang des Moika Flusses gehen wir vorbei am letzten Wohnhaus Pushkins, sehen aus der Ferne den rosafarbenen Stroganoff Palast (hier wurde das Boef Stroganoff erfunden) und kommen zur beeindruckenden Blutskirche. Mit den bunten Zwiebeltürmen und den Mosaiken ist sie einzigartig. Über 7.000 m² Mosaike sind innen und außen angebracht. Die Kathedrale wurde genau über jener Stelle errichtet, an der Zar Alexander II. im Jahr 1881 einem Attentat zum Opfer fiel.

Blutskirche

Die Blutskirche ist geschmückt mit großen Mosaiken

Weiter geht’s vorbei am Mikhailovsky Palast, in dem heute das Russische Museum untergebracht ist bis zum Art Square, den die Shostakovich Philharmonie, das Mikhailovsky Theater und das Grand Hotel Europa umschließen. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Nevsky Prospekt, der Einkaufsstraße von St. Petersburg. Etwas zurückversetzt steht die eindrucksvolle Kasan Kathedrale, die von einem 111 m langen halbkreisförmigen Säulengang flankiert wird. In der Kathedrale stellen sich die Leute an, um die Ikone „Unserer Frau von Kasan“ zu küssen, eine der wichtigsten Ikonen Russlands. Wir gehen lieber ins gegenüber befindliche Kaufhaus Singer, einem ausgefallenen Jugendstilbau mit integriertem Café, und genießen dort Cappuccino, Sachertorte und Zimtschnecke.

Kasan-Kathedrale

Singer-Gebäude am Nevsky Prospekt

Der letzte Teil unseres Stadtrundgangs führt uns an die Newa. Aufgrund der Witterung machen wir keine Bootsfahrt, im Sommer ist dies sicher eine tolle Möglichkeit die Stadt zu erkunden. Wir bewundern den beeindruckenden Bau der ehemaligen Admiralität, entdecken am gegenüber liegenden Ufer den Menschikow-Palast und überqueren ein Stück flussaufwärts die Palastbrücke. Von hier hat man einen einmaligen Blick auf den Winterpalast und die anschließenden Gebäude der Eremitage. Nicht weit davon stehen die beiden roten Rostra Säulen, die in früheren Zeiten den Schiffen den Weg gezeigt haben. Heute werden sie nur mehr zu hohen Feiertagen befeuert.

Rostra Säulen - im Hintergrund die Eremitage

Von hier ist es nicht mehr weit auf die Haseninsel, wo sich die Peter und Pauls-Festung befindet. In der darin befindlichen Peter und Paul Kathedrale wurden seit Peter dem Großen fast alle Zaren begraben. Wieder ein sehr prunkvolles Gebäude mit viel Gold und aufwändigen Schnitzereien.

Grab von Peter dem Großen

Warum die Insel Haseninsel heißt, haben wir nicht herausgefunden. Aber anlässlich der 300-Jahr-Feier von St. Petersburg wurden einige Hasen-Skulpturen aufgestellt, die jetzt als Selfie-Kulisse dienen oder – wie der Hase neben der Joannovsky-Brücke – als Glücksbringer mit Geld beworfen werden. Glück hat man aber nur, wenn das Geldstück zwischen den Pfoten des Hasen liegen bleibt. Soweit wir das sehen können, hatte noch niemand Glück …

Auf der Haseninsel

Mit den Zarengräbern beenden wir unser Besichtigungsprogramm in St. Petersburg. Langsam aber sicher geht auch unser Aufenthalt in Russland zu Ende.