Bei heftigem Sturm fahren wir von Athos nach Thessaloniki. Nachdem wir die Küste verlassen, geht es über die Berge und dort herrscht dichter Nebel. Man sieht nur mehr 50 m weit, wenn überhaupt. Die Straße ist eng und kurvig. Zwischendurch kommen kurze Ausbaustrecken, aber die gehen meist nur ein paar Kilometer.
In Thessaloniki bleiben wir bei einem großen Einkaufspark stehen. Nach drei Wochen in unserem Defender gibt es ein paar Dinge, die wir noch verbessern können, und so sehen wir uns als erstes nach einer besseren Matratze um. Im JYSK (entspricht dem Dänischen Bettenlager) gibt es eine günstige Schaumstoffmatratze. Wir kaufen zwei Stück, deren Größe wir dann später noch anpassen, dazu ein Spannleintuch. Außerdem finden wir dort und im Baumarkt nebenan noch Geschirrtücher, Tischtuchhalter und Haken für das Abwaschschaffel. Damit haben wir alles, was uns das Leben etwas einfacher machen wird und wir fahren weiter. In der Nähe des Flughafens übernachten wir bei einem Camping-Service. Hier werden Wohnwagen verkauft und repariert und die Betreiber bieten kostenlose Übernachtungsplätze an. Einfach, aber praktisch. Es ist laut hier (Flughafen, Schnellstraße, Autowaschanlage), aber in Thessaloniki gibt es keine große Auswahl für Camping.
Wir passen die Matratzen an und freuen uns schon auf die erste Nacht in einem weichen Bett. Einziger Nachteil ist, dass wir jetzt, aufgrund der dickeren Matratzen, in unserem Penthouse weniger Stauraum haben. Mal abwarten, wie wir damit zurechtkommen.
Neben den Einkäufen nutzen wir einen weiteren Vorteil der Großstadt – den Waschsalon. Bei „easywash“ gibt es vier moderne Waschmaschinen und vier Trockner. Wir machen gleich zwei Waschgänge parallel, so dauert das Waschen nur eine gute halbe Stunde. Die Trockner sind in einer weiteren halben Stunde fertig und wir verstauen zufrieden die saubere, duftende Kleidung wieder im Auto.
Der Waschtag war kürzer als gedacht und da es erst kurz nach Mittag ist, haben wir noch Zeit für eine Stadtbesichtigung. Das Auto lassen wir stehen wo es ist, denn wir sind heilfroh einen Parkplatz gefunden zu haben. Jeder Zentimeter ist zugeparkt. Selbst auf Kreuzungen und Gehsteigen finden die Griechen noch Platz für ihr Auto. Erster Stopp ist der weiße Turm an der Meerespromenade. Ein riesiger Steinturm, der ein beliebtes Selfie-Motiv ist. Früher war er weiß gekalkt, heute sieht man nur noch die helle Farbe der Natursteine. An der Meerespromenade reiht sich ein Lokal an das andere. Es ist Freitagnachmittag und offenbar ist es total in, in einem dieser Lokale auf einen Kaffee zu sitzen, denn die Lokale sind voll besetzt.
Wir bummeln quer durch die Stadt zum Galeriusbogen, einem Triumpfbogen, von dem noch ein großer Teil erhalten ist. Ein Stück nördlich befindet sich die Rotunde des Galerius, ein Gebäude, das schon viele Funktionen hatte, unter anderem als christliche Kirche und Moschee. Jetzt ist darin ein Museum untergebracht.
Ein Stück westlich davon ist das Forum Romanum, das großräumig ausgegraben und abgesperrt ist. In der Nebenstraße befindet sich der Mpit Pazar, ein Flohmarkt. Am Nachmittag scheint hier nicht mehr viel los zu sein. Nur ein paar zwielichtige Gestalten sitzen vor den Beiseln. So mancher Platz scheint in Thessaloniki ein beliebter Treff von Obdachlosen und Drogensüchtigen zu sein. Wir fühlen uns dort nicht wohl und gehen in Richtung Meer zurück. Auf der Aristoteles-Straße, einer breiten Fußgängerzone, die zum Meer hinunter führt, stehen viele imposante Gebäude. Hier kommt man auch an einem echten Markt vorbei, durch den wir gerne bummeln. Es gibt viele Fisch- und Fleischstände, andere Lebensmittel, aber auch Gassen mit Kleidung, Schuhen und anderen Dingen des täglichen Bedarfs.Die Aristoteles-Straße endet am Aristoteles-Platz, wo eine Statue an den Philosophen erinnert. Zwischendurch hat es ein paar Mal getröpfelt, aber insgesamt hat das Wetter gut ausgehalten, erst am Abend, gerade als wir zu Essen beginnen, beginnt es zu regnen und es kühlt stark ab. In der Nacht sinkt die Temperatur unter 5°C ab. Wir schalten die Heizung ein, so bleibt es gemütlich.
Von Thessaloniki fahren wir weiter in die östlichste Region Griechenlands, nach Thrakien. Thrakien ist ein Gebiet, das sich heute auf die Staaten Griechenland, Bulgarien und die Türkei aufteilt. Wir machen Halt in der netten Universitätsstadt Alexandroupoli. Diese Stadt liegt am Meer und hat einen städtischen Campingplatz, der ganzjährig geöffnet ist. Es ist eiskalt! Das Thermometer zeigt zwischen 2 und 4 °C!!! Tja, Griechenland hab ich mir irgendwie wärmer vorgestellt….
Wir haben überhaupt keine Lust, bei diesen Temperaturen zu kochen und gehen auswärts essen. In Alexandroupoli gibt es viele gute Lokale. Wir entscheiden uns für das Ell‘ Oinon Geuseis und bestellen quer durch die Speisekarte Vorspeisen mit Käsebällchen, Feta mit Sesam und Honig, Kartoffelsalat, Fisch und Muscheln. Zum Abschluss gibt’s noch eine Nachspeise aufs Haus.
Palmsonntag – die Glocken läuten zur Frühmesse und es beginnt die Sommerzeit, auch wenn die Temperaturen nicht mitspielen. Anscheinend ist die Osterwoche der Start in die Urlaubssaison, denn es kommen laufend neue Camper an (NL, F, GB). Auch sonst herrscht reger Trubel. Richtung Restaurant sind heute viele Autos unterwegs. Anscheinend gehen die Griechen sonntags gerne Essen. Wir gehen jedoch erst mal heiß duschen. Ich genieße das heiße Wasser sehr und verpritschle die gesamte Campingplatzgebühr. Danach fühlen wir uns wie neu geboren.
Nachmittags fahren wir in das Evros-Delta, das unter Naturschutz steht. Das Informationscenter ist leider geschlossen – dort gäbe es Übersichtskarten. Also fahren wir auf eigene Faust ins Delta. Schon bald entdecken wir die ersten Greifvögel, die ganz knapp über den Sträuchern dahingleiten auf der Suche nach Nahrung. Wegen des vielen Regens steht das Wasser sehr hoch, einige Straßenstücke sind überschwemmt, sodass wir immer wieder umkehren müssen. Aber insgesamt ist das Wegenetz gut ausgebaut und wenn es trockener ist, kann man sicher auch mit einem PKW gut fahren. Aber beim aktuellen Straßenzustand sind wir schon froh über hohen Radstand und Allradantrieb. Die rote Erde schmiert sich um die Räder und füllt das Profil rasch an.
Weiter draußen im Delta begegnet uns ein Fahrzeug der Nationalparkverwaltung. Ein Ranger ist offenbar auf Beobachtungsfahrt. Er spricht leider kein Englisch, so verständigen wir uns nur kurz mit Händen und Füßen. Hier kommt das erste Mal mein Vogelbuch zum Einsatz und wir sind sehr froh darüber, denn so können wir die Vögel gleich bestimmen, die wir sehen. Die Sichtungen des Nachmittags waren Purpur-Reiher, Grau-Reiher, Silber-Reiher, Seiden-Reiher, Teichhühner, Blässhühner, kleines Sumpfhuhn, Turmfalken. Brandgans, Storch, Schwan, Triel, Wiedehopf sowie verschiedene Greifvögel.
Das Evros Delta ist ein wirklich guter Platz für Vogelliebhaber. Hier machen zurzeit sehr viele Zugvögel Rast auf ihrem Weg in die Sommerquartiere. Wir genießen diesen Ausflug in die Natur sehr.