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Auf unserer nächsten Etappe wollen wir bis ins ca 400 km entfernte Mary kommen. Das heißt wir verbringen den ganzen Tag hinter dem Steuer.

Aus Ashgabat hinaus stehen an fast jeder Kreuzung Polizisten. Auch weiter draußen stehen sie mit ihren Radarpistolen auf der Lauer, und sehr oft sind sie erfolgreich. Die Straße ist anfangs in Ordnung. Aber im Laufe der Fahrt wird sie immer schlechter. Es gibt zwar ein breites Asphaltband, aber dieses ist mit tiefen Spurrinnen durchsetzt oder zerbröckelt überhaupt vollständig. Während wir mit etwa 80 km/h über die Rumpelpiste fahren, flitzen die Einheimischen extrem schnell an uns vorbei, als gäbe es kein Morgen. Da sehr wenig Verkehr ist, entstehen keine gefährlichen Situationen. Man könnte sich nur fragen, warum die Straßen so breit ausgebaut sind. Besser wäre es, ein schmales Band besser instand zu halten. Aber naja, uns fragt ja keiner.

Spannend wird es, als die sechsspurige Straße mit getrennten Richtungsfahrbahnen wegen Bauarbeiten auf eine Fahrbahn zusammengeführt wird. Es gibt nämlich gerade mal ein kleines Schild, das darauf hinweist. Nicht nur wir wären glatt vorbei gefahren. Da es keine Bodenmarkierungen gibt, sucht sich jeder eine Spur, die er für die beste hält. Immer wieder wölbt sich der Asphalt hoch auf oder bildet tiefe Gräben – eine Folge der Hitze. Wir messen wieder über 37 °C.

Gegen Mittag bekommen wir Hunger. Aber es ist nicht einfach, etwas zu Essen zu finden. Über zig Kilometer sehen wir nichts als Wüste. Kein Haus, kein Leben. Nur Sand, Steine und ein paar stachelige Büsche.

Kurz vor jeder Ortseinfahrt steht ein Polizeiposten, an dem man anhalten muss. Neben dem Stoppschild befindet sich eine Videokamera, die das Fahrzeug erfasst. Dann kann man weiterfahren. Wir werden nur einmal von einem Polizisten angehalten, nach einer kurzen Begrüßung lässt er uns durch. Er war wohl nur neugierig. Das Auto vor uns, das anhalten musste, kommt nicht so einfach davon.

Die Stunden vergehen, bis wir in Mary ankommen. Wir sehen uns kurz die Moschee an und suchen uns dann einen Bazaar, wo wir Salat einkaufen.

Die Nacht verbringen wir auf dem Museumsgelände der alten Stadt Merv, das wir durch den „Hintereingang“ erreichen. Die Nacht ist ruhig und wieder einmal richtig kühl. Wir sind in der Früh gut erholt. Das ist auch nötig, denn uns steht ein weiterer langer Fahrtag bevor. Wir wollen das Land nämlich heute verlassen. Wir werfen daher nur aus der Ferne einen Blick auf das Mausoleum von Soltan Sanjar aus dem 12. Jh. und das Uly Gyzgala.

Mausoleum Uly Gyzgala

Die Straßen nach Turkmenabad bestehen nur noch aus Schlaglöchern und Teerflicken. An manchen Stellen ist der Asphalt so weich, dass sich das Reifenprofil abzeichnet. Wir kommen an einem Sanierungstrupp vorbei, der nur die allerärgsten Löcher ausbessert, also etwa jedes Hundertste.

Die Straße führt immer noch durch die Karakum-Wüste, die einen Großteil von Turkmenistan bedeckt. Der feine, gelb-orange Sand wird nur dürftig von Sträuchern in Zaum gehalten.

Gegen 14 Uhr kommen wir in Turkmenabad an, wo wir eine Mittagspause machen. Die haben wir auch nötig, denn das Fahren ist sehr anstrengend. Im Restaurant „Tac“ kehren wir ein. Im Gastgarten haben die Kellner einen Spaß mit uns, da sie nur eine russische Speisekarte haben und natürlich auch nur Usbekisch und Russisch sprechen. Wir bestellen Steak, Kartoffeln und Tomatensalat (der ist dann ein Griechischer Salat – macht aber nix). Dazu gibt es Schwarzbrot (endlich wieder!) und 1 l Cola um rund 7,- US-Dollar. Auch wenn das Steak zäh ist, schmeckt es uns gut. In einem Séparée des Restaurants geht es schon ganz schön zu. Es wird lautstark Karaoke gesungen und vermutlich fließt auch genug Alkohol.

An der letzten Tankstelle vor der Grenze tanken wir voll. Richtig voll. Wir geben dem Tankwart zu verstehen, dass es in Usbekistan keinen Diesel für uns gibt und so schüttelt er unseren Elefanten und bringt dadurch ungefähr 6 – 7l mehr hinein. Für diese Mühe hat er sich ein Trinkgeld verdient und er strahlt übers ganze Gesicht als wir fahren.

Silk Road Monument kurz vor der Grenze

Im Grenzort Farab versuchen wir unsere letzten Turkmenische Manat an den Mann zu bringen. Wolfgang träumt von einer Flasche Turkmenbashi Vodka mit dem Konterfei des alten Präsidenten. Leider hat dieser Ort mit Müh und Not ein einfaches Geschäft zu bieten und wir erstehen Trinkwasser und einige Lebensmittel für unser restliches Geld. Auch hier sind die Ladenbesitzer sehr nett. Man kann sagen, dass die wenigen Leute, mit denen wir in den vier Tagen in Kontakt gekommen sind, sehr freundlich waren. Trotzdem ist uns dieses Land nicht sympathisch. Wir sind es einfach nicht gewöhnt, dass jeden Kilometer eine Polizeikontrolle steht und alles mit Kameras überwacht wird. Das ist auch der Grund, warum wir einen Tag früher als nötig Turkmenistan verlassen.