6. Tag, 23.7.2014: Custer State Park - Deadwood
Um 1 Uhr früh geht das nächste Hagelgewitter über uns nieder, diesmal noch schlimmer als am Vorabend. Im Zelt wird es schon etwas nass …
Wir werden beide sehr früh munter - auch ohne Wecker. Es ist nämlich bitterkalt und unsere Zehen sind eisig. Wir kriechen also aus unserem nass-kalten Zelt und machen uns ein Frühstück mit Instant-Kaffee und Zimtschnecken. Danach packen wir unsere nassen Sachen zusammen und fahren, während die Sonne immer höher steigt, Richtung Mount Rushmore.
Da wir sehr früh dran sind, hält sich der Besucheransturm noch in Grenzen. Wenn man die zur Verfügung stehenden Parkflächen anschaut, dann wird klar, dass es sich hier ziemlich abspielen kann. Schließlich muss jeder gute Amerikaner mindestens einmal im Leben hier gewesen sein. Auch wir haben jetzt eine Jahreskarte um USD 11,00. Wir besichtigen also die 4 Köpfe von Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln. Am so genannten Presidential Walk erfährt man einiges über jeden von ihnen. Da man auf diesem Spaziergang ein paar Stiegen bewältigen muss, wird laufend auf Schildern davor gewarnt, wie anstrengend das nicht ist. Nach ca. einer Stunde haben wir alles besichtigt und weiter geht’s auf der Iron Mountain Road zum Custer State Park.
Etwa einen Kilometer vor dem Ranger Office und kurz nach dem Eingangsschild zum State Park fahren wir zügig um eine Kurve und plötzlich steht ein dicker Bison-Hintern vor uns. Wir sind beide total überwältigt. Wir fahren ihm langsam hinterher, da er mitten auf der Straße dahintrottet. Nachdem wir Eintritt bezahlt haben biegen wir auf den sogenannten Wildlife-Loop ab. Kaum abgebogen, stehen wir mitten in einer ca. 250 Stück zählenden Bisonherde. Wir können es kaum glauben. Wir entdecken einige mächtige Bullen, aber auch ganz kleine Kälber. Wir beobachten sie lange und der Großteil der Herde wechselt auch die Straßenseite - teilweise sehr knapp an unserem Auto vorbei. Wir sind begeistert!
Nach langem Beobachten fahren wir weiter und kommen noch zu zwei weiteren Herden. Dazwischen können wir auch so ähnliche Tiere wie unsere Rehe beobachten (white tailed Deer) und Pronghorns (ähnlich einer Antilope). Beim Wildlife Station Visitor Center machen wir eine kurze Pause und wir entdecken auf einer dort ausgehängten Landkarte, dass nicht weit weg Präriehunde zu Hause sind. Also nichts wie hin. Auf einer gravel-road geht’s etwas abseits der Massen. Wir entdecken eine ganze Ebene voll mit diesen süßen Tierchen - ähnlich unseren Murmeltiere.
Nach diesem gravel-road-loop geht’s den Wildlife-Loop weiter, bis wir durch sind. Dann zweigen wir zum Needles Highway ab. Anfangs noch eher unspektakulär, wird er jedoch im nördlichen Teil nach jeder Kurve spannender. Es geht durch einspurige Tunnel, die aus dem Felsen gehauen sind und über enge Serpentinen. Beim Cathedral Spires machen wir einen Stop und eine kleine Wanderung. Uns kommt eine große Gruppe Indianer entgegen. Sie haben bei den Augen einen roten Strich bis zum Haaransatz. Manche sind in perlenbestickten Lederschuhen unterwegs. Aber auch wir sind nur mäßig ausgerüstet für diesen Trip. In Trekkingsandalen und ohne Kappe und Wasser sind wir gestartet. Wir sind jedoch eine knappe Stunde unterwegs. Die Wanderung führt bis zu einem Plateau, das von beeindruckenden Felsnadeln umgeben ist - wirklich eine Kathedrale. Beim Sylvan Lake ist dieser Scenic Drive beendet. Wir schauen kurz zum See, der ein bisschen an den Laudachsee erinnert.
Danach fahren wir weiter Richtung Norden. Zuerst wollten wir in Hill City bleiben, da es jedoch erst 17 Uhr ist und noch der schönste Nachmittag, beschließen wir bis Deadwood zu fahren. Die Zimmersuche gestaltet sich etwas schwierig. Deadwood ist anscheinend kein billiges Pflaster in der Hochsaison. So checken wir nach einigem Hin und Her im Gold Country Inn ein, da es halbwegs zentral liegt und „nur“ USD 99,00 + taxes kostet. Naja, für eine Nacht geht’s. Nach dem Duschen machen wir uns auf den Weg in den Ort. Im einem Steakhouse gönnen wir uns ein Whiskey-Steak und Bier. Ein Alleinunterhalter jodelt sich eins ’runter und ein Bus Italiener fällt in das Restaurant ein. Nach dem Abendessen suchen wir eine Bar, in der nicht hundert einarmige Banditen stehen. Das ist aber nicht so einfach, da Deadwood ein Spielerparadies ist und sich hier alles um Gambling und Harley Davidson dreht. Im Saloon No. 10 kehren wir auf ein Abschlussgetränk ein, bevor wir den Heimweg antreten.
144,5 mi
7. Tag, 24.7.2014: Deadwood - Bill Cody Ranch
Wir trinken zum Frühstück nur einen Kaffee und essen die übrigen Zimtschnecken. Dann machen wir uns auf den Weg, denn der ist heute besonders lang. Wir fahren den Spearfish Canyon entlang, eine schöne Strecke, die uns an die Bergtäler daheim erinnert. Ein Plakat weist uns den Weg zum Devils Tower National Monument. Das ist ein riesiger Felsen, der vom Inneren eines Vulkans übrig geblieben ist. Wir fahren bis vor den Eingang, verzichten aber auf den Eintritt, da der Berg auch von unten gut zu sehen und sehr beeindruckend ist. Nach diesem Abstecher nehmen wir wieder Fahrt auf und blicken nach einem Hügel plötzlich auf die endlos scheinende Prärie. Beeindruckend! Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn hinter jedem Hügel und jeder Kurve tun sich neue Weiten auf. Wie beeindruckend muss es gewesen sein, diese Gegend mit dem Pferd und dem Planwagen zu erkunden. Nicht zu vergessen die Hitze - unser Auto zeigt 102° Fahrenheit an - das entspricht 38°Celsius! Wir kommen gut voran und machen in Buffalo unsere Mittagsrast. Der Ort ist nett anzusehen, aber für die Suche eines passenden Lokals fehlt uns die Zeit, daher begnügen wir uns mit einem Footlong von Subway.
Während wir die Prärie durchqueren, sehen wir in der Ferne vor uns hohe Berggipfel, die teilweise schneebedeckt sind. Kurz nach Ranchester sind wir am Fuß der Berge angekommen und die Straße windet sich immer weiter hinauf. Am höchsten Punkt sind wir auf fast 2.900 m Höhe, es hat „nur“ noch 25°C. Die Gegend ähnelt unseren Alpen, doch bald tut sich wieder ein atemberaubender Anblick auf: Wir blicken in die Big Horn Basin, eine von Bergen umgebene Ebene in Form einer Ellipse von etwa 100 x 150 Meilen. Die Ebene liegt auf ca 1.200 m Höhe und dementsprechend steil geht es bergab.
Bis Cody kommen wir nur langsam voran, da uns Baustellen an vielen Stellen bremsen. Als wir in Cody ankommen, ist es schon nach 18 Uhr. Die Bill Cody Ranch liegt sehr idyllisch in einem engen Tal. Wir werden von der Rezeptionistin herzlich begrüßt, die schon einmal in Österreich war und sich in Tirol verliebt hat. Wir beziehen unser Zimmer (Buckeroo B) und nehmen unseren Sundowner auf der Veranda. Nach dem Abendessen gibt es ein Campfire mit S’mores und Lassowerfen. S’mores sind etwas ganz besonderes, und zwei Amis zeigen uns, wie man sie zubereitet: Ein Butterkeks wird in zwei Hälften geteilt, auf eine Hälfte kommt ein Stück Schokolade, und zwischen die beiden Kekse packt man dann einen gegrillten Marshmellow. Wir haben nach einem Stück genug, obwohl der Name von „Some more“ kommt :-)
435 mi
8. Tag, 25.7.2014: Bill Cody Ranch
Wir stehen um 7 Uhr auf und gehen zum Frühstück, das sehr üppig ausfällt. Die Nacht war angenehm kühl und ruhig.
Um 9 Uhr beginnt unser Ausritt. Die Gruppe besteht aus zwei Familien mit je zwei Kindern, uns beiden und zwei Wranglern. Nachdem wir uns in der Lobby gesammelt haben, fahren wir ein paar Meilen die Straße runter. Wolfgang bekommt Wolly zugeteilt, ein braunes Pferd mit weißem Fleck auf der Stirn, Judiths Pferd heißt Annie, eine hellbraune Stute. Der Pfad führt in ein Tal hinein, mal rauf, mal runter. Die Felsen um uns sehen so aus, wie man sich den Westen vorstellt. Es fehlen nur noch rauchende Colts und Indianer. Auf den Pferden fühlen wir uns gleich recht wohl, das anhalten und losgehen funktioniert von Anfang an recht gut. Nur mit dem Lenken hapert es zuerst noch ein wenig. Es geht besser, als wir die Zügel etwas kürzer nehmen. Eine der beiden Familien dürfte noch weniger Reiterfahrung haben als wir. Das haben auch die Pferde rasch gemerkt, die immer wieder kleine Pausen zum Grasen einlegen, gegen die ihre Reiter machtlos scheinen. Wir beiden haben den Tipp von Nate, dem vorderen Wrangler, beherzigt, und unseren Pferden gleich am Anfang die Schneid abgekauft. In den ersten zehn Minuten checken die Pferde ab, was sie sich erlauben können, danach richtet sich dann ihr Verhalten während des gesamten Ritts.
Nach gut eineinhalb Stunden machen wir Mittagsrast. Wir machen die Pferde unter Bäumen fest. Während wir uns im nahen Elk Fork River erfrischen, machen die Wrangler Feuer. Es dauert ein wenig, bis wir den Grillrost gefunden haben, der an der Feuerstelle deponiert ist, dann grillen wir Burger mit Käse, dazu gibt’s Chips, Kekse und Mineralwasser. Alex, der zweite Wrangler, erzählt uns, dass er gestern beim Rodeo in Cody beim Team Roping teilgenommen hat.
Wir reiten den gleichen Weg zurück, den wir gekommen sind. Diesmal dürfen wir vorne reiten und ich unterhalte mich mit Nate über Österreich und die Sehenswürdigkeiten dort. Auf der Ranch hilft Judith beim Absatteln der Pferde. Die Wrangler bekommen einen guten Tip (üblich sind 15% vom Preis des Ausritts), da es uns wirklich sehr gut gefallen hat.
Es ist schon nach 14 Uhr, als wir uns auf der Veranda vor unserem Buckeroo niederlassen, die Sonne brennt vom Himmel und der Wind nimmt deutlich an Stärke zu. Jetzt haben wir einen Eindruck davon, wie es gewesen sein muss, als die ersten Siedler das Land durchquert haben. Alleine der Weg, den wir gestern zurückgelegt haben, muss Wochen oder Monate gedauert haben und bei dieser Hitze fast unerträglich gewesen sein. Dafür nimmt man die Landschaft viel intensiver wahr, als es in unserem klimatisierten Auto möglich ist.
Nach einem kleinen Nickerchen beschließen wir, den kurzen Wanderweg hinter dem Haus zu gehen. Schon nach wenigen Metern werden wir auf eine dicke, gelbe Rauchsäule hinter den Bergen aufmerksam. Entweder lodert dort ein Buschfeuer, oder ein Vulkan bricht gerade aus. Der Wind ist sehr stark und wir haben Mühe, das Gleichgewicht zu halten, während die Windböen den Hang entlang wehen. Wir erreichen den Grat nach ca 10 Minuten und der Ausblick ist fantastisch. Der Wind ist weiterhin heftig und wir suchen uns eine Stelle, die etwas windgeschützt ist, um unseren Sundowner einzunehmen. Bei einer Flasche Bier sinnieren wir darüber, ob die Rauchsäulen auf das Ende des Yellowstone NP hindeuten, oder doch „nur“ ein Buschfeuer sind; wir kommen zu der Überzeugung, dass es doch ein Buschfeuer sein muss. Die hohen Rauchsäulen stammen vom Löschwasser. Die Ranch liegt bereits im Schatten, es ist 19:30 Uhr und wir machen uns fürs Abendessen fertig. Heute haben wir richtig Hunger und wir bestellen ein großes Steak und eine Forelle. Die Bedienung ist total freundlich und wir unterhalten uns angeregt.
Nach dem Essen versuchen wir uns als Wrangler und fangen ein paar Holz-Rinder mit dem Lasso. Gar nicht so einfach, aber nach zahlreichen Versuchen haben wir den Dreh ungefähr raus. Zur Belohnung gibt es ein paar S’Mores und wir spielen eine Partie Tischtennis. Nach einigen Bieren scheint die Koordination schon etwas nachzulassen, aber wir sind eigentlich ganz gut. Im Haupthaus ist es bereits ganz ruhig, als wir uns in unser Zimmer zurückziehen.
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