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Nach dem Grenzübertritt fahren wir nach Kigoma, einer kleinen Stadt am Tanganjika See. Dort liegt das Jacobsen Beach Camp.

Die Zufahrt zum Camp ist ziemlich abenteuerlich, aber der Stellplatz ist dafür sehr schön gelegen, unter schattigen Bäumen und direkt davor der See. Leider ist der Strand nicht mehr vorhanden, da der Tanganyika See einen deutlich höheren Wasserstand hat als gewöhnlich. Seit 2021 ist der Wasserstand um drei bis vier Meter (!) gestiegen. Hier ist „nur“ der Strand unter Wasser, bei anderen Camps hat es ganze Häuser weggespült.

Wir bleiben ein paar Tage am Jackobsen Beach und genießen den See und die Ruhe. Hier ist der ideale Ort für „digital detox“. Es gibt kein Wifi und selbst das Mobilfunksignal ist nur an der Rezeption sehr schwach vorhanden. Bis auf ein paar E-Mails und Whatsapp-Nachrichten kann man nicht viel damit anfangen. Dafür hat man Zeit für andere Dinge. So lesen wir etwa im Reiseführer (Buchausgabe!) über Richard Francis Burton, der als der erste Europäer gilt, der den Tanganjika See erblickt hat.

Es gibt auch ein paar Bäume, zwischen denen Wolfgang seine Hängematte aufhängen kann. Beim ersten Versuch liegt er allerdings nicht lange, denn die Bäume sind von Ameisen besetzt und sie krabbeln bald auf die Hängematte. Zum Glück gibt es noch andere Bäume, die nicht von Ameisen bevölkert sind.

Auch wenn der Strand überflutet ist, kann man noch wunderbar im Tanganjika See schwimmen und wir nützen die Gelegenheit, in dem kristallklaren Wasser zu baden. Das Wasser ist warm und es tummeln sich unzählige kleine Fische (Buntbarsche). Mit den Füßen stehen wir auf Sand. Es ist so angenehm!

Der Tanganjika See eignet sich wunderbar zum Schwimmen

Am Abend gehen wir auf die Aussichtsterrasse, die nur ein kleines Stück von der Rezeption entfernt liegt. Von der Holzveranda hat man einen wundervollen Ausblick auf den See. Wir machen es uns auf der Bank gemütlich, trinken ein Bier oder einen Gin Tonic und essen ein paar Erdnüsse dazu. Die Fischer fahren auf den See hinaus. Am gegenüberliegenden Ufer, hinter den Bergen, liegt der Kongo. An manchen Tagen bilden sich hohe Gewittertürme, die die Sonne verdecken, an anderen Tagen genießen wir einen herrlichen Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang am Tanganjika See

Sonnenuntergang am Tanganjika See

Jeden Tag bekommen wir Besuch von Zebrastian, einem zahmen Zebra, das auf dem weitläufigen Gelände des Jacobsen Beach Camps lebt. Er grast neben dem Auto, wartet geduldig neben der Abwasch, bis wir ihm das Wasser aufdrehen und lässt sich streicheln.

Zebrastian

Zebrastian

Zebrastian

Da wir Zeit haben, bäckt Judith frisches Brot. Die Bäckereien stellen nur Toastbrot her, und gutes Brot ist auf unseren Reisen das erste, was uns fehlt. Sie bereitet den Brotteig vor und lässt ihn rasten. Nach mehreren Stunden kommt der Teig in unseren Omnia Backofen und wird auf kleiner Hitze gebacken. Als wir nach einiger Zeit nachsehen, stellen wir fest, dass es zu wenig bäckt. Um die Hitze zu reduzieren, haben wir den Heatscatt und den Toaster-Aufsatz unter den Omnia gesetzt. Das war wohl zu viel. Also nehmen wir den Omnia und den Toaster ab – und wir sehen den geschmolzenen Heatscatt!! Das Aluminium liegt wie eine Palatschinke über dem Brenner und wirft Blasen. Wolfgang nimmt den Heatscatt rasch mit dem Topflappen auf und legt ihn beiseite. Dabei zerspringt er in viele Teile. Naja, das war es dann mit dem Heatscatt. Unser MSR Brenner ist offenbar so heiß, dass er sogar Aluminium schmelzen kann. Wir backen das Brot nur mit dem Toaster fertig.

Zerbrochener Heatscatt

In der Nähe des Camps befindet sich der Fischmarkt, den wir an einem Morgen besuchen. Nach und nach kommen die Fischerboote ans Ufer. Sie sind mit langen Stangen und Scheinwerfern, die mit Autobatterien betrieben werden, ausgerüstet. Frauen warten bereits mit Kübeln und großen Schaffeln, um den Fang entgegenzunehmen und anschließend zu verkaufen. Es ist ein ordentlicher Menschenauflauf, trotzdem geht es sehr entspannt zu. Wir bummeln zwischen den Booten umher und die Hauptstraße des Dorfes entlang. Die hier gefangenen Fische sind viel kleiner als die Tilapia, die wir bisher gekocht haben. Am häufigsten werden ganz kleine Fische (Kapenta) angeboten. Leider wissen wir nicht, wie diese zubereitet werden, und so gehen wir mit leerer Einkaufstasche heim.

Fischmarkt

Fischmarkt

Auf der Weiterfahrt nach Süden übernachten wir kurz nach Uvinza abseits der Straße in einem Bushcamp. Am Abend zieht eine Herde Kühe mit zwei Hirten vorbei. Ein Hirte kommt kurz zu uns, aber wir können uns mit unseren drei Wörtern Swahili leider nicht verständigen. Er lacht freundlich und zieht weiter.

Als es bereits dunkel ist, sieht Judith in einem nahen Baum eine Bewegung. Es ist kein Vogel und kein Affe. Sie schnappt sich die Taschenlampe und da leuchten ihr zwei drollige Augen entgegen. Ein Buschbaby. Oh mein Gott, ist das süß!

Buschbaby

Am nächsten Tag führt die Schotterpiste bergauf und bergab. Manchmal ist die Straße so steil, dass die steilsten Abschnitte sogar betoniert sind. Gerade als wir so einen Abschnitt passieren und wieder auf Gravel kommen, hängt ein LKW quer über die ganze Fahrbahn. Na super, wie sollen wir da vorbei kommen … Links und rechts ist ein tiefer Straßengraben mit großen Steinen. Wolfgang schaut sich die Stelle genau an und meint, dass es links vorbei geht. Im Lowgear quält sich der Defender in den Graben. Judith hat schon Angst, dass er kippt, als er sich fängt und hinter dem LKW wieder auf die Straße fährt. Warum müssen die Lastwagen immer an den unpassendsten Stellen eingehen?

Defekter Lkw blockiert die Straße

Wir müssen durch den Straßengraben, um am Lkw vorbei zu kommen

 Die nächste Nacht verbringen wir im Sitalike Riverside Camp. Es liegt direkt an einem Fluss und am Abend grunzen die Hippos, die in der Nacht neben dem Auto grasen.

Hippos im Fluss

Eisvogel mit einem Fisch im Maul

Am nächsten Morgen werfen wir einen Blick unter das Auto. Wir wollen schauen, ob noch alle Schrauben da sind nach all den Rüttelpisten. Die Vorderachse schaut gut aus (hier hatten wir eine lockere Schraube in der Mongolei). Aber an der Hinterachse finden wir eine Baustelle. Der Stoßdämpfer ist abgerissen. Was tun? Wir fragen den Campbesitzer, ob er einen Mechaniker kennt. Er kommt mit zum Auto und und kriecht gleich selbst darunter. Wir sind beide erstaunt und er klärt uns auf, dass er selbst Kfz-Mechaniker ist und jahrelang Landrover repariert hat. Beim Versuch, den Stoßdämpfer zu lösen, reißt auch noch die obere Schraube ab. Jetzt muss die ganze Halterung ausgebaut werden. Nach einiger Plagerei ist der kaputte Stoßdämpfer ausgebaut.

Beim Ausbau des kaputten Stoßdämpfers

Die Schraube ist abgerissen

Wolfgang fährt mit dem Campbesitzer in den Ort. Wir müssen Schrauben besorgen und zum Schweißer fahren. In einem kleinen Shop finden wir in einem großen Sack passende Schrauben. Der Schweißer hat seine Werkstatt ein Stück die Straße runter. Unser Gastgeber erklärt ihm, was zu tun ist und er macht sich gleich ans Werk. Zuerst müssen die Bolzen abgeschnitten werden. Das macht er mit einer Flex. Es gibt keine Steckdosen, sondern nur Kabel mit offenen Drähten, die miteinander verdrillt werden. Dann schaltet er den Strom ein und schon dreht sich die Flex. Auch das Schweißgerät hat keinen Stecker, sondern nur lose Kabel. Am Pluspol werden die Drähte verzwirbelt, der Minuspol wird nur auf den Kontakt gehängt. Durch das Rütteln fällt er dann auch ein paar Mal ab. Aber das scheint den Schweißer nicht weiter zu irritieren. Zuerst wird der Stoßdämpfer geschweißt. Nach ein paar Schweißpunkten wird der Bolzen in Richtung geklopft, dann wird er fest geschweißt. Dann kommt die Halterung an die Reihe. Das ganze kostet 10.000 TZS (nicht einmal 4 €).

Eine typische afrikanische Schweißerwerkstatt

Schweißer bei der Arbeit

Mit den Werkstücken geht’s zurück zum Auto. Zum Einbauen holt unser Campbesitzer aus seiner Garage die passenden Gummidämpfer, die wir natürlich auf der Fahrt verloren haben. Gerade einmal etwas mehr als 2 Stunden, nachdem wir den Schaden entdeckt haben, ist er bereits behoben. Wir sind schweißgebadet, aber die Anspannung fällt langsam wieder ab.

Beim Einbau des Stoßdämpfers

Als wir unseren Gastgeber für die Arbeit bezahlen wollen, nennt er keinen Preis. Nur für das Material (die Bolzen) will er seine Auslagen ersetzt. Er ist zwar Mechaniker, da wir seine Gäste sind, sieht er es nicht als Teil seines Berufs, sondern seine Pflicht als Gastgeber, für unsere Sicherheit zu sorgen. Dazu gehöre auch, dass unser Auto verkehrstüchtig ist. Wir sollen selbst entscheiden, was wir ihm dafür geben wollen. Wir geben ihm 50.000 TZS. Er ist zufrieden damit. Also wird es gepasst haben. Für uns hat es das jedenfalls.