In Sambia nehmen wir Abschied vom Tanganjikasee. Über viele hunderte Kilometer hat er uns durch drei Länder begleitet.
Ein letztes Mal biegen wir in Mpulungu zum See ab. Unser Ziel ist die Tanganyika Science Lodge. Wir werden von Celestine, der Lodge-Managerin, sehr freundlich begrüßt. Die Lodge liegt direkt am See, unter Schatten spendenden Bäumen. Das Ufer ist von großen runden Steinen geprägt, sodass die Anfahrt etwas holprig ist. Zwischen den Bäumen gibt es auch nicht viele Stellplätze für unser Hubdach. Leider ist der schönste Stellplatz schon an andere Gäste vergeben, die mit dem Auto gerade unterwegs sind. Aber wir finden ein passendes Plätzchen. Außerdem campen hier gerade Klaus, der mit seinen Freund Peter aus Südafrika hier ist. Klaus ist Deutscher und über die Entwicklungshilfe nach Samiba gekommen. Er hat vor 30 Jahren die Lodge hier aufgebaut.
Während wir auspacken holpert ein Defender Serie II mit rot-weiß-roter Flagge ins Camp. Drinnen sitzen Erhardt und Gabi aus Braunau, die mit ihrem Defender bereits in den 90er Jahren in Afrika herumgefahren sind. Damals war es noch möglich, das Auto in Namibia zu importieren, weshalb er ein namibianisches Kennzeichen trägt. Seit damals sind die beiden auf längeren und kürzeren Touren in ganz Afrika unterwegs.
Der See ist sehr warm, wir schätzten 29°C. Es ist wunderbar, im Süßwasser zu schwimmen. Wir wollen gar nicht mehr raus. Während wir am Ufer herumplantschen, fahren Erhardt und Gabi tauchen. Sie sind erfahrende Taucher, haben einige Jahre in Malawi als Tauchguides gearbeitet, und haben die gesamte Ausrüstung mit dabei. Sie leihen uns einmal ihre Schnorchel, sodass wir die Artenvielfalt des Tanganjikasees mit eigenen Augen bewundern können.
Die Artenvielfalt der Buntbarsche hier im See ist fantastisch. Es gibt schwarze mit blauen Punkten, schwarze mit gelben Punkten, quer- und längsgestreifte, silbrig-regenbogenfarbene, schwarze mit gelbem Bauch, und der schönste von allen Fischen ist der silber-blaue mit langen dünnen Flossen, die an der Spitze einen gelben Punkt haben. Und das alles nur zwei Meter vom Strand entfernt. Insgesamt gibt es im Tanganjikasee mehr als 500 verschiedene Arten von Cichlids (Buntbarsche).
Am Nachmittag zieht fast täglich ein Gewitter auf. Einmal ein besonders heftiges. Ein starker Wind bläst uns um die Ohren und die Wellen werden immer höher. Aber noch viel ungemütlicher muss es für die Taucher sein, die gerade mit dem Boot zu einem Tauchspot unterwegs sind. Nach einiger Zeit taucht das Boot zwischen den Wellen auf. Sie haben ganz schön zu kämpfen, um zum kleinen Naturhafen zu gelangen. Zweimal ist auf der Rückfahrt der Motor ausgefallen und ein paar Mal haben sie gedacht, das Boot bricht auseinander. Aber es hat sie gut zurück gebracht. So sitzen wir den restlichen Tag unter dem Dach des großen Unterstands, in dem wir kochen, essen und plaudern, und sehen dem Gewitter zu, das über dem See tobt.
Die Wellen werden immer höher und schwappen immer weiter ans Ufer. Dort wo vorher noch steiniger Boden war, bildet sich langsam ein kleiner See. Durch den gestiegenen Wasserspiegel des Tanganjikasees hat die Lodge bereits mehrere Hütten verloren. Und auch bei diesem Gewitter stehen mehrere Hütten unter Wasser. Bei einer drücken die Wellen sogar eine Wand ein. Die nächste Hütte, die verloren geht.
Klaus muss mit ansehen, wie sein Werk vom Wasser zerstört wird. Nicht einfach, aber gegen die Natur kann der Mensch nicht an. Er erzählt uns, dass er voraussichtlich das letzte Mal hier sein wird. Dementsprechend nachdenklich schaut er immer wieder auf den See hinaus.
Aber Celestine, die er als Verwalterin beschäftigt, kümmert sich gut um die Lodge. Es werden sogar neue Cottages in erhöhter Lager aufgebaut. Auf Wunsch kocht sie auch für die Campinggäste und wir nehmen an einem Abend ihr Angebot gerne an. Es gibt Nkupi, einen Goldbarsch aus dem See mit Pommes und Krautsalat. Es schmeckt herrlich!
Die Abende verbringen wir meist in gemeinsamer Runde mit Gabi, Erhardt, Klaus und Peter. Wir plaudern über unsere Afrika-Erfahrungen und andere Reisethemen.
Wir verbringen das gesamte Osterwochenende in der Tanganyika Science Lodge und ganz traditionell färben wir ein paar Ostereier. Unsere Naturfarben (Schwarztee, Kurkuma) ergeben leider sehr schwache Farben. Wir vermuten, dass es am alkalischen Seewasser liegt, mit dem wir die Eier gefärbt haben. Gabi hat richtige Eierfarben mit, diese funktionieren gut.
Nach ein paar Tagen verabschieden wir uns von Celestine und den übrigen Gästen der Tanganyika Science Lodge.
Wir fahren wieder ein Stück zurück zur Grenze zu Tansania, wo sich die Kalambo Falls befinden. Dieser zweithöchste Wasserfalls Afrikas ist beeindruckend. Über 200 m stürzen sich die Wassermassen in die Tiefe. Der Rundgang beginnt oben an der Kante und führt dann vom Wasserfall weg, damit man auch einen Blick auf die ganze Schlucht hat. Leider fängt es bald zu regnen an und es zieht dichter Nebel auf, der das ganze Tal einhüllt. Wir warten noch ein wenig, aber die Sicht wird nicht mehr besser.
Als wir am nächsten Tag abfahren, kommen wir nur ein paar hundert Meter weit. Da sehen wir auf einer neuralgischen Steigung einen Klein-LKW hängen.
Durch den Regen ist die Lehmpiste sehr rutschig geworden. Der Fahrer kann ein wenig Englisch und erzählt, dass er es schon sieben Mal versucht hat, aber immer an der selben Stelle hängen bleibt. Inzwischen haben ein paar Männer eine Fahrspur neben dem Lastwagen freigeräumt. Mit Lowgear und Diff-Lock kommen wir gut am Lastwagen vorbei. Der Lkw-Fahrer hätte gehofft, dass wir ihn mit einer Winde hochziehen könnten. Aber wir haben keine Winde in unserem Defender. Er hat auch kein ausreichend langes Abschleppseil, damit wir ihn von einem sicheren Standort weg abschleppen könnten. Also dankt er uns für die Bereitschaft zu helfen und wir fahren weiter. Die Straße ist teilweise in einem erbärmlichen Zustand. Kaum zu glauben, dass sie zu einer so markanten Sehenswürdigkeit führt.