Die Piste nach Kapishya Hot Springs auf der D53 ist in sehr schlechtem Zustand. Tiefe Auswaschungen, wenige Abschnitte, wo wir auf 40 km/h beschleunigen können.
Meist fahren wir zwischen 20 km/h und Schrittgeschwindigkeit. Dementsprechend lange dauert es, bis wir ankommen.
Das Camp ist sehr schön angelegt. Europäisch geführt, auch wenn der Betreiber, Mark Harvey, schon in dritter Generation in Sambia lebt. Wir plaudern mit ihm über das Buffalo Camp im North Luangwa Nationalpark, das auch von ihm geführt wird und wo wir 2013 zu Gast waren. Es war eines der Highlights unserer bisherigen Afrikareisen. Seit der Covid-Krise hat er das Buffalo Camp nicht mehr geöffnet. Wahrscheinlich wird er erst nächstes Jahr wieder eröffnen, da sich der internationale Tourismus erst langsam erholt.
Auf dem Campingplatz finden wir einen schönen Stellplatz für unser Auto. Von dort gehen wir zu den Hot Springs. Diese sind ganz naturnahe angelegt. Das Wasser hat 40°C und sprudelt aus dem Sandboden. Wir liegen eine Zeit im warmen Wasser. Dann gehen wir in den Pool an der Lodge-Terrasse und kühlen uns ab. Von der Terrasse hat man einen schönen Ausblick auf den Fluss, der gerade Hochwasser führt.
Den Nachmittag verbringen wir am Campingplatz. Wir sehen einen Turaco über das Gelände fliegen. Wolfgang gelingt ein Schnappschuss und wir können ihn als Ross’s Turaco identifizieren. Ein sehr seltener Vogel, der in Afrika nur an wenigen Orten vorkommt.
Während der nächsten Tage ist nicht nur entspannen in den Hot Springs angesagt, sondern wir haben uns auch ein Arbeitsprogramm vorgenommen. Schrauben werden kontrolliert und die Wäsche ist zu machen. Abends sitzen wir am Lagerfeuer und sinnieren über Gott und die Welt.
Nach ein paar Tagen fahren wir weiter. Wir besuchen das Elternhaus von Mark, das Shiwa N’gandu Mansion, das sich ca 20 km weiter östlich befindet. Dabei handelt es sich um ein knapp 100 Jahre altes, großzügiges Anwesen, mit dem eine interessante Familiengeschichte verbunden ist.
Die Straße nach Osten ist definitiv besser als die Straße, auf der wir nach Kapishya gekommen sind. Nur die Zufahrt zum Shiwa House ist abenteuerlich. Das liegt aber daran, dass vor einem Monat die Brücke der Hauptzufahrt weggeschwemmt wurde. Seither wird behelfsmäßig eine Brücke genutzt, die schon fast 100 Jahre alt ist. Alt aber gut!
Die Hausherrin, Joanne Harvey (die Schwägerin von Mark) begrüßt uns herzlich und führt uns durch ihr Haus. Das macht das ganze sehr persönlich. Wir beginnen in der Haus-Kapelle, die derzeit als Trocknungsraum für Kaffeebohnen verwendet wird. Gewöhnlich sind sie mit der Kaffeeernte im Oktober fertig. Heuer pflücken sie im April noch immer. Das Wetter spielt verrückt!
Dann werden wir ins Wohnzimmer geführt, besichtigen das Speisezimmer, in dem für das Frühstück der Hausherren gedeckt ist und wo wir auch Charlie Harvey kennen lernen (den älteren Bruder von Mark). Im Obergeschoß sehen wir das Arbeitszimmer und die Bibliothek, von der ein großer Balkon nach draußen führt, mit herrlichem Ausblick über den Garten.
Das Haus wurde zwischen 1928 und 1932 gebaut. Es ist wunderbar großzügig und sehr geschmackvoll eingerichtet.
Die Familiengeschichte ist tragisch und romantauglich. Der Großvater von Mark und Charlie, Sir Steward Gore-Brown, entdeckte 1914 das Land und wollte sich hier ansiedeln. Zurück in England fand er seine frühere Jugendliebe, die inzwischen verwitwet war. Sie wollten heiraten und nach Afrika, um dort zu leben. Sie fuhr 1914 nach Afrika, während er in den 1. Weltkrieg einrücken musste. Sie starb in Afrika, ohne ihn noch einmal zu sehen. Sir Gore-Brown lernte auf einer Beerdigung in England ihre Tochter aus erster Ehe kennen. Sie sah ihrer Mutter sehr ähnlich und hieß – wie ihre Mutter – Lorna. Kurz darauf heirateten die beiden.
Sie bekamen zwei Töchter, von denen wieder eine Lorna hieß. Diese dritte Lorna heiratete John Harvey und bekam 3 Söhne (Mark, Charlie und David) und 1 Tochter (Penelope). Lorna und John Harvey führten Shiwa House nach dem Tod Sir Stewards weiter und setzten sich sehr für Artenschutz, vor allem im North Luangwa Nationalpark, ein. Diesen Einsatz mussten sie jedoch mit ihrem Leben bezahlen. 1992 wurden beide unter mysteriösen Umständen ermordet. Nach diesem tragischen Ereignis stand das Haus mehrere Jahre leer.
Erst nach einem mehrjährigen Verhandlungsprozess gelang es Charlie und Joanne Ende der 90er Jahre, das Haus von den Geschwistern zu kaufen und weiter zu führen. Sie mussten es aufwändig renovieren, und nach jeder Regenzeit sind neuerliche Renovierungsarbeiten nötig.
Nach der Führung durch das Haus dürfen wir noch über das Farmgelände fahren. Joanne zeichnet uns eine Skizze, damit wir uns zurecht finden. Zuerst fahren wir auf einen Hügel zum Grab der Eltern und des Großvaters, Sir Gore-Brown. Man hat dort einen herrlichen Ausblick auf den See Shiwa N’gandu (was soviel wie „heilige Krokodile“ heißt).
Dann fahren wir zum See hinunter, wo die Landschaft einmalig schön ist.
Wir überqueren den Causeway und fahren dann durch einen niedrigen Wald zur Hauptstraße. Ein paar Stellen sind etwas abenteuerlich, aber wir kommen problemlos durch. Nach einer Weile kommen wir auf die T2, die Great North Road, auf der wir weiter Richtung Süden nach Mpika fahren.