Wir fahren die Great North Road weiter zur Mutinondo Wilderness Area, einem riesigen privaten Schutzgebiet, das nordwestlich des South Luangwa Nationalparks liegt. Wegen der Nähe zum Nationalpark ziehen hier immer wieder Wildtiere durch. Hier soll man außerdem sehr schön wandern können, und wir brauchen nach den langen und anstrengenden Fahrtagen auf den schlechten sambischen Straßen unbedingt Bewegung.
Lari, die irische Campbesitzerin, begrüßt uns. Sie lebt seit 30 Jahren hier, hat das Reserve aufgebaut und bereitet gerade die Übergabe vor. Nächste Woche übernehmen die neuen Eigentümer das Camp. Wir bekommen eine kleine Führung über das Gelände, damit wir uns einen Stellplatz aussuchen können. Auf dem Weg erzählt sie uns, dass es vor etwas mehr als 2 Wochen einen Zwischenfall mit Löwen gab. Ein Angestellter ist am späten Nachmittag wie üblich auf den „Telefonberg“ gegangen, um mit seiner Familie zu telefonieren. Das ist ein kleiner Hügel direkt neben dem Campsite, von wo man ein Mobilfunknetz hat. Er hat zum Glück große Bush-Erfahrung und hat gleich bemerkt, dass die Paviane sehr aufgeregt sind. Also ist er zurück und hat das Gewehr geholt. Damit ist er wieder hinauf und steht plötzlich zwei Löwenmännchen gegenüber. Er reagiert grundsätzlich richtig und geht langsam rückwärts von ihnen weg. Man darf einem Löwen nie den Rücken zeigen oder gar davonlaufen. Leider stolpert er über einen Busch und einer der beiden Löwen attackiert ihn. Er schießt und trifft den Löwen im Halsbereich. Daraufhin ergreifen beide Löwen die Flucht. Wildhüter wurden verständigt und haben sich auf die Suche nach den Löwen gemacht, sie aber nicht gefunden. Lari erzählt uns, dass dies der erste Vorfall in ihren 30 Jahren war und sie bittet uns, sich vor einer Wanderung mit ihr abzustimmen. Ihr wäre wohler, wenn wir einen bewaffneten Begleiter mithätten. Ja, das werden wir so machen. Schließlich wollen wir zwar gerne Löwen sehen, aber ihnen nicht Aug in Aug gegenüber stehen.
Nachdem wir uns einen schönen Stellplatz ausgesucht und unser Zelt aufgeschlagen haben, verbringen wir den Nachmittag in Harry’s Bar, die sich oberhalb der Rezeption auf einem Hügel befindet. Wir sitzen in Schaukelstühlen im Schatten und genießen die herrliche Aussicht.
Nächsten Tag erkunden wir die Umgebung – genauer: wir gehen zum nahen Choso Wasserfall. Dort liegt ein Kanu, mit dem wir den Fluss oberhalb der Wasserfälle befahren können. Es ist total idyllisch. Links und rechts am Ufer hängen die Äste weit in den Fluss hinein. Kein menschlicher Laut ist zu hören, nur Insekten, Vögel und das leise Platschen beim Eintauchen des Ruders.
Wir sehen einen Eisvogel, eine grüne Schlange auf einem Ast, Bushpigs und viele Libellen. Nach einer ganzen Weile kommen wir zu einer kleinen Stromschnelle. Dahinter wird der Fluss sehr schmal, daher beschließen wir, umzukehren und uns hinunter treiben zu lassen. Das ist gar nicht so einfach, weil der Fluss kaum Strömung hat. Nach etwa 2 Stunden sind wir wieder zurück am Ausgangspunkt, wo wir noch kurz ins Wasser hüpfen. Hier lässt es sich herrlich schwimmen. Es gibt keine Krokodile, keine Hippos und keine Bilharziose.
Für den nächsten Tag vereinbaren wir eine mehrstündige Wanderung. Um 8 Uhr werden wir von Victor abgeholt. Er wird heute unser bewaffneter Guide sein. Er ist auch derjenige, der den Zwischenfall mit den beiden Löwen vor zwei Wochen hatte.
Zügig marschieren wir los, es geht über eine Brücke hinein in den Wald. Wir kommen an einem der vielen Granithügel vorbei. Bei diesem ist vor 5 Jahren ein ziemlich großes Stück abgebrochen. Die Abbruchkante zieht sich fast über den ganzen Berg. Wir wandern weiter und dann gehts ziemlich steil bergauf auf den Mayense, den höchsten Hügel weit und breit. Die Aussicht ist fantastisch. Wald und Gegend soweit das Auge reicht. Victor zeigt uns wo sich der South Luangwa NP befindet und erzählt, dass er schon mal mit einer Gruppe von hier in 7 Tagen durch den South Luangwa Nationalpark nach Mfuwe gegangen ist. Er kennt die Gegend wie seine Westentasche.
Der Abstieg vom Mayense ist nicht weniger beschwerlich als der Aufstieg. Steil geht es über den blanken Felsen. Nur manchmal wächst ein Grasbüschel, das etwas Halt gibt.
Dann gehts gleich wieder bergauf. Der nächste Hügel, der Little Mayense, ist ist nicht mehr ganz so hoch und oben führt der Weg gemütlich einen Rücken entlang. Wir entdecken ein Dik Dik und beobachten es lange, wie es mit nur wenigen Sprüngen auf den Mayense springt. Auch von diesem Hügel ist der Abstieg wieder ziemlich steil, aber wir kommen gut hinunter.
Es geht ein Stück durch den Wald, bevor wir den 3. Gipfel besteigen. Den Koloko Rock. Von hier sieht man schon bis zur Lodge.
Einen weiteren Hügel – den Kite Rock -müssen wir noch überwinden, dann sind wir wieder retour. Wir verabschieden uns von Victor und bedanken uns für diese herrliche Wanderung und seine nette Begleitung.
Am Abend genießen wir das Lagerfeuer und das Digital Detox, denn es gibt hier kein Internet. Nur die Natur.