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In Opuwo decken wir uns mit Diesel, Lebensmitteln und Wasser für eine Woche ein. Denn wir wollen uns in einen der abgelegensten und einsamsten Winkel des südlichen Afrikas aufmachen.

Entlang der, um diese Jahreszeit ausgetrockneten, Flussläufe des Khumib und des Hoarusib begeben wir uns auf die Suche nach den seltenen Wüstenelefanten. Diese Elefanten unterscheiden sich zwar genetisch nicht von den normalen Afrikanischen Elefanten, doch haben sie sich der kargen und beinahe wasserlosen Gegend besonders gut angepasst. Sie haben größere Füße, um im Sand besser laufen zu können, und sie sind gewöhnt, täglich an die 70 km zwischen Futter- und Wasserstellen zu wandern.

Ab Otjiu ändert sich die Landschaft und wir sehen links von uns die Giraffenberge malerisch empor steigen. Zweimal queren wir den Hoarusib und bekommen einen Vorgeschmack auf die nächsten Tage.

An einem ausgetrocknetem Flussbett suchen wir uns eine erhöhte Stelle und schlagen unser Zelt auf. Als wir beim Abendessen sitzen und der Sonne beim Untergehen zuschauen, erscheint eine Giraffe im Flussbett. Als sie sich sicher ist, dass von uns keine Gefahr ausgeht, kommt sie sogar näher. Bei einem Strauch labt sie sich, wirft aber immer wieder einen Blick zu uns. Wir verhalten uns ruhig und so zieht sie dann langsam ihres Weges. Welch ein schönes Erlebnis.

Freiluftküche

Im letzten Tageslicht entdecken wir die Giraffe

Nächsten Tag gehts dann so richtig los und wir biegen in den Khumib River ab. Das Flussbett ist mit feinem Kiesel bedeckt. Das Auto kommt gut durch. Es gibt nur ganz wenige Stellen, die etwas tiefer sind. Wir sehen mehrere Spuren von Fahrzeugen, die vor uns gefahren sind und haben daher keine Probleme, die richtige Strecke zu finden. Judith entdeckt eine kleine Herde Springböcke, die außerhalb des Flussbetts im Schatten lagern. Wolfgang entdeckt einen Oryx, der aber sofort die Flucht ergreift, und wir sehen eine Ludwigs Trappe.

Im Hoarusib Riverbed

Im Hoarusib Riverbed

Nach kurzer Fahrt suchen wir uns einen Stellplatz. Etwas oberhalb des Flussbetts, im Schatten eines großen Baums machen wir Halt. Hier bleiben wir den ganzen Nachmittag und den Abend über. Wolfgang hängt die Hängematte zwischen die Bäume und genießt sie, solange der Schatten reicht. Judith sitzt im Schatten des Autos. Leider ist der Wind sehr heftig, sodass wir komplett sandgestrahlt werden. Hoffentlich lässt er am Abend nach, damit wir vernünftig kochen können. Wir lesen, tüfteln an der weiteren Route und entspannen. Als kleinen Snack gibt es Brot mit Biltong und danach einen Joghurt-Drink.

Unser erster Stellplatz im Khumib

In der Nachmittagssonne machen wir noch einen kleinen Spaziergang auf die hohe Uferböschung. Dahinter ist nichts als Steinwüste, bis zu den hohen Bergen. Man fragt sich, wo sich die Giraffen aufhalten, deren Spuren wir sehen. Leider kommt heute keine zu Besuch.

Faszinierende Landschaft

Am Abend legt sich der Wind soweit, dass man angenehm am Lagerfeuer sitzen kann. Treibholz liegt genug herum, mit einigen trockenen Mopaneblättern ist es im Nu entfacht und so machen wir es uns gemütlich.

Nächsten Tag wird die Strecke anspruchsvoller. Das Flussbett verzweigt sich. Manchmal wissen wir nicht, wo wir weiterfahren sollen. Wolfgang macht dann den Spotter, um eine fahrbare Spur zu finden. Natürlich immer mit dem wachen Blick in die Gegend, um keine Elefanten oder sonstiges Wild aufzuschrecken. An einer Stelle, wo Wolfgang wieder mal nach einer Fahrmöglichkeit sucht, steht hinter einer Strauchgruppe doch tatsächlich eine Giraffe. Ein wunderbares Tier.

Die erste Giraffe im Khumib

Wir fahren ein Stück weiter und entdecken eine ganze Herde. Es sind 9 Stück, darunter 4 Jungtiere. Wir bleiben stehen und beobachten sie lange. Auch sie beobachten uns. Die meisten sind ganz hell gefärbt und daher gut im Flussbett getarnt. Nur der Bulle ist schon dunkel. Ein Zeichen des Alters. Außerdem hat er das wachsamste Auge auf uns, während seine Herde schon an den nächsten Akazien frisst. Es ist wunderbar.

Bald darauf sehen wir eine ganze Herde.

Über teils sandige, teils sehr ruppig-felsige Stellen holpern wir weiter das Flussbett entlang. Die Landschaft ist wunderschön. Nochmals kommen wir an einer Herde Giraffen vorbei. Diesmal sind es 8 Tiere. Wir freuen uns sehr, über diesen tierreichen Vormittag. Wolfgang entdeckt außerdem noch ein Pärchen Ludwigs Trappen.

Ludwigs Trappe

Dann verlassen wir den Khumib River, der hier in den Skeleton NP abzweigt und dort nur mit einem speziellen Permit befahren werden darf. Wir wollen weiter zum Hoarusib River. Die Piste führt einen Berg hinauf und wir kommen zu einem verlassenen Himbagral. Dort schauen wir uns etwas um. Die Landschaft hier ist einmalig.

Verlassener Himbagral

Die Wüstenlandschaft fasziniert uns immer wieder aufs Neue

Im Hintergrund taucht links der Mt. Himba Sphynx auf

Am Fuße des Mt. Himba Sphynx kommen wir an eine Gabelung. Wir entscheiden uns für den 4x4 Track, der links abzweigt und weiter flussaufwärts in den Fluss mündet. Wir wollen heute ein Stück flussaufwärts unser Lager aufschlagen. Der Track ist sehr gut und die Landschaft ein Traum. Kaum kommen wir in den Hoarusib, geht eine tiefsandige Spur los. Aber Wolfgang und Ndovu meistern es gut. Wir kommen an einem Wasserloch vorbei. Weiter oben führt der Fluss sogar noch ein bisschen Wasser und wir kreuzen das Rinnsal einige Male. Weiter flussaufwärts stehen auf einer Sandbank zwei große Akazien und das Tal ist weit. Hier gefällt es uns. Wir schlagen unser Zelt auf und verbringen den Nachmittag im Schatten.

An manchen Stellen tritt das Wasser des Hoarusib noch an die Oberfläche

Im Hoarusib ist es manchmal schwierig, den richtigen Weg zu finden

Leider stehen die Bäume für die Hängematte zu weit auseinander. So hängen wir in den Sesseln und lesen bei einem Oshikandela Joghurtdrink. Wolfgang hört Steine rollen und kurz darauf sehen wir eine kleine Herde von Springböcken am gegenüberliegende Hang. Sehr schön.

Springböcke

Am Abend sitzen wir wieder am Lagerfeuer und bewundern den Sternenhimmel.

Der Sternenhimmel über Afrika

Die Nacht ist angenehm, ruhig und sehr frisch. Zum Frühstück entfachen wir unser Lagerfeuer noch einmal. Das ist herrlich. Auch heute wollen wieder nur eine kurze Strecke flussabwärts fahren und uns ein schönes Plätzchen suchen. Es geht wieder über Geröll und tiefen Sand durch das Flussbett. Doch wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt und unser Defender kämpft sich tapfer durch. Wir haben die Sonne im Rücken, somit ist das Licht wunderbar. Nicht weit von unserem Stellplatz zieht nun eine Horde Paviane das Tal entlang. Auf einer Sandbank stehen ein paar Springböcke. Von den Giraffen sehen wir heute nur die Spuren im Sand. Und von den Wüstenelefanten sehen wir nicht mal Spuren.

Paviane ziehen durch das Flussbett 

Bis wir um eine Ecke biegen, und da entdeckt Wolfgang weit entfernt einen Elefanten. Als wir näher heran fahren verschwindet er im Gebüsch. Wir bleiben stehen, stellen den Motor ab und warten. Das hat sich meist bewährt. Und auch heute werden wir belohnt. Ein einzelner Baum wird herftig geschüttelt, da werkt wohl der Elefant. Und schon lässt er sich blicken. Es ist nicht nur einer, es sind zwei. Wie herrlich. Haben wir wirklich die seltenen Wüstenelefanten entdeckt. Wir können es kaum glauben. Eine halbe Stunde bleiben wir stehen und beobachten sie, bis sie wieder im Gebüsch verschwinden.

Wir entdecken unsere ersten Wüstenelefanten

Dann fahren wir weiter. Wir wollen das nächst beste Plätzchen für heute zum Übernachten nehmen und schlagen unser Zelt auf einer Schotterbank auf. Dort sehen wir die Spuren der Elefanten, die wir flussaufwärts beobachtet haben. Wenn sie den gleichen Rückweg nehmen, dann müssten sie an uns vorbei kommen. Es gibt hier auf beiden Seiten des Autos genug Platz, wir stehen ihnen nicht im Weg.

Während wir im Schatten des Autos sitzen, kommen sie in Sichtweite. Am Ufer wachsen hellgrüne, saftige Sträucher und der Fluss führt hier ein wenig Wasser. Langsam, aber stetig bewegen sie sich auf uns zu. Nur kurz verschwinden sie hinter der letzten Biegung und dann kommen sie auch schon auf uns zu. Sie bleiben beide stehen und checken die Lage. Uns schlägt das Herz höher. Wir sind etwas unsicher, ob wir ins Auto gehen oder ruhig sitzen bleiben sollen. Wir bleiben sitzen – vorerst.

Die beiden Elefanten ziehen am Nachmittag wieder flussabwärts 

Der jüngere, aber größere der beiden Bullen frisst entlang der Uferstauden, die ca 40 m von uns weg stehen. Der ältere Bulle ist mutiger und nachdem er sich bei einem Haufen Treibholz gestärkt hat, geht er direkt auf uns zu. Wolfgang und ich verdrücken uns doch ins Auto. Der Bulle kommt aufs Auto zu, erst ca 10 m davor schwenkt er nach links ab und geht hinter dem Baumstamm, der auf der Schotterbank liegt, an uns vorbei. Phuu… was für ein Erlebnis!

Der ältere der beiden ist sehr entspannt ...

... und zieht 10 Meter von uns entfernt vorbei

Beide ziehen relativ zügig zur nächsten Flussbiegung, bleiben dort aber nochmal stehen und genießen ein Schlammbad. Wir können sie immer noch gut beobachten. Der kleinere legt sich sogar in den Fluss. Gute Idee, denn es ist 14 Uhr und wir haben weit über 30 Grad. Dazu weht ein heißes Lüftchen. Wir sitzen im Schatten des Autos und sind immer noch ganz hin und weg von dieser Begegnung.

Je weiter wir den Hoarusib flussabwärts fahren, desto mehr werden die Tiersichtungen. Nächsten Tag können wir entlang unserer Strecke noch weitere Wüstenelefanten entdecken, und sehen einige Griaffen und ein Straußenpaar mit seinem Nachwuchs.

Strauße mit Nachwuchs

Wüstenelefanten mit Nachwuchs

Giraffen

Dann verlassen wir den Hoarusib River. Die Tage ganz alleine in der Wildnis, nur von wilden Tieren und Natur umgeben, haben uns gut getan. Kurze Fahrten am Vormittag, ausspannen am Nachmittag, Lagerfeuer am Abend. So sollte es immer sein, aber leider hat auch dieses Abenteuer ein Ende. Die nächsten 100 km Richtung „Zivilisation“ fahren wir auf der schlechtesten Piste, die wir in Namibia bisher erlebt haben. Heftigstes Wellblech, egal auf welchem Untergrund. Weißer Schotter, grauer Schotter, weißer Sand, gelber Sand, roter Sand, Staub, Felsen. Es ist furchtbar. Mit viel Glück können wir abschnittsweise etwas über 20 km/h fahren. Die Landschaft ist allerdings grandios. Die Farben des Bodens, die grünen Sträucher und die schroffen Berge links und rechts von uns sind einmalig.

Zwei Giraffen ziehen über den roten Sand

Das Wellblech setzt uns ordentlich zu