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Zu Mittag kommen wir beim Ovahimba Living Museum an. Es läuft ähnlich ab wie bei den San. Wir bekommen eine Activity-Übersicht gezeigt, aus der wir auswählen. Wir nehmen den Rundgang durchs Dorf mit Einblick in das traditionelle Leben der Himba.

Zuerst zeichnet uns Wilson, unser Guide, der sehr gut englisch spricht, einen Plan des Dorfes in die Erde. Das Dorf besteht aus Lehmhütten, die in einer Einfriedung verstreut stehen. Es gibt vier Eingänge zum Dorf. Einen davon dürfen wir benutzen. Ein anderer führt zum Feld, einer ist für die Tiere bestimmt und der vierte für spezielle Anlässe wie Hochzeiten und Beerdigungen. In der Nähe dieses letzten Eingangs steht auch die größte Hütte, die des Chiefs. In diesem Dorf hat der Chief drei Frauen, die erste hat mit ihm 15 (!) Kinder. Man sieht ihr das aber in keinster Weise an. Ihre Haut und ihr Körper erscheinen jung und faltenfrei. Vor der Hütte des Chiefs ist der Platz für das heilige Feuer, welches ebenfalls nur für besondere Anlässe entzündet wird, wie zB bei Taufen. Nach dieser Einführung in die Struktur des Dorfs beginnen wir den Rundgang.

Plan des Dorfs

Die Hütten werden 2x jährlich frisch mit einer Mischung aus Lehm, Kuhdung und Wasser ausgebessert. Dadurch wird die Wand immer dicker. Sie hält die Hütte tagsüber kühl und nachts warm.

Typische Hütte

Da gerade Mittag ist, wird vor einigen Hütten Milipap in großen Töpfen gekocht und die Kinder bekommen zu essen. Bei den Himbakindern haben die kleinen Mädchen zwei „Zöpfe“ die nach vorne abstehen. Die Buben und auch die unverheirateten Männer haben einen Zopf, der nach hinten absteht. Ganz besonders beeindruckend sind jedoch die Frauen. Die tragen ihre natürlichen Haare schulterlang in mit Ocker-Butter-Paste zusammengedrehten Zöpfen und am Ende jedes Zopfes ist eine Verlängerung mit Kunst- bzw Tierhaar angebracht, die wie Fellbüschel aussehen.

Typische Frisur und Kopfschmuck einer Himba

Die Zöpfe eines jungen Mädchens sind nach vorne geflochten

Der Körperschmuck der Frauen ist nicht nur schön, sondern sagt auch einiges über den Status der Frauen und ihre Lebensphase aus. Mädchen, die noch keine Kinder haben, tragen einen eigenen Schmuckreifen um den Hals. Jede, die ein Kind geboren hat, fertigt einen Gürtel aus Metall und Straußeneierschalen an. Ab dem 10. Kind werden die Straußeneierteile durch Metallteile ersetzt. Der Gürtel ist sehr schwer. Auch am Fußschmuck erkennt man, wie viele Kinder eine Frau hat. Ziert diesen nur ein Querband, hat sie max 2 Kinder. Ab dem 3. Kind sind es zwei Querbänder.

Fußschmuck mit einem Querstreifen

Wir gehen von Hütte zu Hütte und vor jeder Hütte zeigt uns eine Himbafrau was sie gerade macht. Eine fertigt ein Tongefäß an, die nächste bastelt Schmuck, bei einer anderen blubbert Milipap im Topf. Wir fragen uns, wo die Männer und Buben sind. Diese sind tagsüber mit dem Tierherden unterwegs und kehren erst abends mit dem Vieh heim. Nur ein traditionell gekleideter Mann und unser Guide sind anwesend.

Hier wird getöpfert

Junger Mann in traditioneller Kleidung

Wir werden in die Chiefhütte gebeten. Dort zeigen uns die erste Frau des Chiefs und ihre Schwester, wie sie die Ockerpaste für ihre Haut herstellen. Den Ocker beziehen sie aus Angola, dieser wird gemahlen und mit Kuhbutter zu einer Paste vermengt. Dann streichen sie dies auf ihre Haut. Das ganze machen sie 2x täglich. Nach dem Auftragen der Paste wird eine Kräutermischung in eine Räucherschale gegeben. Diese Schale wird unter die Haare, die Achseln und auch unter den Rock gehalten, um sich zu parfümieren. Die Kräuter verströmen einen angenehmen Duft.

Auch ich teste die Paste auf meinem Unterarm, es riecht überraschenderweise gar nicht ranzig. Wenn das das Geheimnis von faltenfreier, jungendlicher Haut ist …

Die Ocker-Paste wird 2x täglich aufgetragen

Duftende Kräuter anstelle von Parfüm

Der letzte Punkt des Dorfrundgangs ist wie immer ein Tänzchen. Hier gesellen sich zwei junge Mädchen und der einzige Mann im Dorf dazu. Die Frauen wirbeln in die Mitte und schwingen ihre Zöpfe. Dazu wird rhythmisch geklatscht und gesungen.

Zum Abschluss wird gesungen und getanzt

Bevor wir zum Auto zurückkehren, muss natürlich noch der Shop besichtigt werden. Wir haben schon mehr als genug Armbänder aus verschiedenen Ländern. Daher entscheiden wir uns für eine traditionelle Halskette. Nach knapp 2 Stunden ist die Führung zu Ende und wir fahren weiter nach Opuwo, wo wir, wie bereits einige Wochen davor, in der Country Lodge einchecken.