Die Straße von der Grenze in die Hauptstadt Gitega ist in einem überraschend guten Zustand. Sie ist durchgehend asphaltiert und nur hin und wieder gibt es ein Schlagloch.
Abseits der Hauptstraße gibt es aber nur einspurige Wege. Selbst wenn man möchte, kann man außerhalb von Dörfern mit dem Auto kaum einmal abbiegen. Und das Land ist dicht bevölkert. Im Vergleich zu Ruanda gehen hier fast alle zu Fuß, ein paar fahren mit dem Rad. Es sind kaum Mopeds und nur vereinzelt Pkw zu sehen. Sogar als Matatus – Sammeltaxis – werden hier PKW genutzt. Sie transportieren wahrscheinlich genauso viele Leute und Ladung wie die Minibusse in Kenia. Bereits an der Kleidung der Kinder gewinnen wir den Eindruck, dass das Land wesentlich ärmer ist als die Länder, die wir bisher bereist haben. Tatsächlich ist Burundi das ärmste Land der Welt (BIP pro Kopf bei 250 USD!!).
In Gitega steuern wir das Afrita Guesthouse und Restaurant an, wo wir in der nahen Dependance ein Zimmer bekommen. Am Abend gehen wir auf eine Pizza ins Restraurant. Es hat einen schönen Gastgarten, in dem sich eine Band auf ihren Auftritt vorbereitet – es ist Freitag Abend. Zur Pizza bestellen wir Primus Bier und bekommen es in der 0,7l-Flasche serviert. Wow!
Die Pizza ist die Beste, die wir in Afrika je gegessen haben. Das Lokal füllt sich langsam mit der Mittel- bzw Oberschicht, die es wie in jeder Hauptstadt auch hier gibt. Die Band spielt gut. Es ist das erste Mal auf unserer Reise, dass wir am Abend aus sind. Die Band bekommt ein Trinkgeld und auch dem Kellner lassen wir das Wechselgeld im geflochtenen Körbchen. Das Restaurant ist für uns unglaublich günstig. Von den Kosten her sollten wir länger in Burundi bleiben.
Am nächsten Tag haben wir ein straffes Programm. Unser erster Stopp ist das nur einige Kilometer nördlich von Gitega entfernte Gishora Drum Sanctuary. Das ist der Hauptgrund, warum wir nach Burundi wollten. Wolfgang hatte in seiner Kindheit eine Kassette mit Trommelmusik aus Burundi („Burundi Black“) und das hat Eindruck hinterlassen.
Als wir ankommen, werden wir freudig begrüßt und wir müssen erst den Preis aushandeln. Zuerst verlangen sie unverschämte 150 USD. Wir reden von 150.000 BIF, schließlich einigen wir uns auf 200.000 BIF, was etwa 40 USD entspricht. Das ist absolut ok.
Wir werden in eine Art Freilufttheater geführt und ein paar Minuten später beginnt die Vorführung. Es ist beeindruckend, wie die Männer mit ihren Trommeln auf dem Kopf einziehen und dann ihre Tänze vorführen. Die Trommeln sind gewaltig groß und laut und der Rhythmus ist mitreißend. Am Rand steht das halbe Dorf beisammen und applaudiert wie wir. Die Vorstellung dauert eine knappe halbe Stunde und die Akteure sind schweißgebadet, aber in ihrem Element.
Im Eingangsbereich wird nochmals getrommelt und Wolfgang muss mittanzen.
Danach bekommen wir eine Führung durch die verschiedenen Hütten; die Hütte des Königs, des Witchdoctors, die Kochhütte. Der Guide kann nur wenig Englisch, aber wir haben dieses System ja bereits in Ruanda kennengelernt und so verstehen wir genug, um uns ein Bild zu machen.
Bevor wir weiterfahren, schauen wir uns noch den Souvenir-Stand an und kaufen auch dort noch etwas ein. Die Trommler ziehen uns praktisch das letzte Hemd aus. Bis auf 2.000 BIF verbrauchen wir unser gesamtes Geld. Wir fahren daher nach Gitega zurück und wechseln nochmal USD in BIF.
Unser nächstes Ziel ist die Nilquelle. Der Nil hat ja viele Quellen und auch in Uganda und Ruanda gibt es „die“ Nilquelle zu besichtigen. Wir besuchen hier die südlichste Quelle. Am Parkplatz kommt ein älterer Herr auf uns zu und stellt sich als Guide vor. Bei ihm ist auch der offizielle Eintritt von 10.000 BIF für 2 Personen zu bezahlen. Er führt uns über einige Stufen hinunter zu einem gefliesten Brunnen, in dem die Quelle gefasst ist. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn man bedenkt, dass dieses Wasser 6000 km weiter nördlich ins Mittelmeer fließt.
Oberhalb der Quelle, auf einem Hügel, steht eine Pyramide mit einem Schild, wonach Dr. Burkhart Waldecker 1937 diese südlichste Nilquelle entdeckt hat (Pyramidis ad caput Nili. Meridonalissimum ud signum incipientis fluminis pyramidum). Die Aussicht von hier oben ist grandios. Man kann bis nach Tansania sehen.
Rund um die Pyramide gibt es ein paar Sitzgelegenheiten und Unterstände. Wir fragen den Guide, ob wir hier ein Picknick machen können und er bejaht. Also machen wir es uns in einem Pavillon gemütlich. Ein paar Kinder beobachten uns aus einigem Respektabstand beim Kochen und Essen. Aber sie sind sehr schüchtern und wagen sich nur bis auf etwa einen Meter heran. Generell sind die Kinder hier sehr schüchtern. Wir Weißen sind ihnen offenbar sehr fremd. Sie rufen uns zwar immer laut „Wazungu“ zu, wenn wir vorbei fahren. Aber wenn wir irgendwo stehen bleiben, dann drücken sie sich ums Auto herum, sprechen uns kaum an und halten immer etwas Abstand.
Nach der Mittagspause ist es bereits 16 Uhr und es wird Zeit, dass wir weiterkommen. Wir wollen noch bis Nyanza Lac fahren. Das sind etwa 130 km, aber die vom Navi angegebenen 1,5 Stunden sind natürlich reine Illusion. Wir benötigen 3 Stunden. Die erste Hälfte der Strecke ist eine reine Schlaglochpiste. Wir fahren kaum schneller als 20 km/h. Erst dann wird es etwas besser, allerdings sind unglaublich viele Menschen auf der Straße unterwegs. Wir wissen nicht, ob das am Wochentag liegt (Samstag), oder ob das am Abend immer so ist. Jedenfalls kommen wir auch dadurch nicht sehr schnell voran.
Als wir in Nyanza Lac am Tanganjika See ankommen ist es bereits stockdunkel und es dauert ein wenig, bis wir unser Hotel, das Nyanza Lac Inn Palace, finden. Der Name hört sich großartiger an, als es ist, doch das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. Das Zimmer ist sauber und kostet mit Frühstück umgerechnet gerade mal 5 USD.
Wir setzen uns in die große Halle, die als Restaurant dient, und bestellen ein Bier. Ein paar Einheimische sehen sich im Fernsehen die Nachrichtensendung an und laden ihre Mobiltelefone auf.
Als wir nächsten Morgen zum Frühstück gehen, muss zuerst mal der Koch aufgeweckt werden. Ganz verschlafen nimmt er unsere Bestellung auf und kurz darauf fährt ein weiterer Angestellter mit dem Rad davon. Wir vermuten, dass er erst mal einkaufen fährt. Nach einer Weile kommt der Angestellte im Laufschritt und ohne Fahrrad, dafür mit Einkaufstasche, retour. Dann bekommen wir zwei kleine Thermoskannen mit super-starkem Kaffee, Omelette und ein Weckerl dazu. Es schmeckt köstlich.
Nach dem Frühstück spazieren wir zum nahe gelegenen Burton-Speke-Monument, das etwas lieblos in der Pampa steht. Die Inschrift zeigt die Jahreszahlen 1858 – 1958. Die beiden Männer haben 1858 als erste Europäer den Tanganjika See erblickt.
Dann machen wir uns auf den Weg zur Grenze, da wir Burundi heute wieder verlassen müssen. Wir werden wieder an mehreren Polizeikontrollen aufgehalten, aber immer freundlich behandelt. Es ist mehr die Neugierde, die die Polizisten dazu bringt uns aufzuhalten.
Bei einem Polizeistopp werden wir auch gleich von vielen Damen umringt, die Bananen verkaufen. Wir haben noch genug Geld übrig und Judith verhandelt mit einer davon um ihre Bananen, aber sie will nicht nur die Bananen, sondern auch das Körbchen dazu. Die Verkäuferin weiß zuerst gar nicht was sie sagen soll. Schließlich verlangt sie 4.000 BIF für die Bananen und 6.000 BIF für das Körbchen. Sowohl Judith als auch die Verkäuferin haben eine große Freude damit.