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Da wir vor 15 Jahren schon einmal in Ruanda waren, um die Berggorillas zu sehen, widmen wir uns diesmal anderen Sehenswürdigkeiten. Wir wollen den sogenannten Congo-Nile-Trail befahren, der am Ostufer des Kivu Sees verläuft.

Bei diesem Trail handelt es sich um einen Wanderweg mit 10 Tagesetappen, der auch mit dem Mountainbike und in Teilen auch mit dem Auto befahren werden kann. Da wir schon mit dem Auto hier sind, entscheiden wir uns für diese Variante ;-)

Der Kivu See liegt im äußersten Westen Ruandas und grenzt an die Demokratische Republik Kongo. Wir kommen bis auf 2 km an die Grenze heran. Die Ruandische Grenzstadt Gisenyi ist lediglich durch eine Mauer von der Stadt Goma, der Grenzstadt des Kongo, getrennt. Auf Ruandischer Seite fahren wir an vielen Kasernen vorbei. Militärische Spezialeinheiten patrouillieren am Straßenrand. Ein etwas mulmiges Gefühl. Auch ein Flüchtlingslager liegt an der Straße und ein Bus-Konvoi des UNHCR kommt uns entgegen. Einmal entdecken wir Drohnen am Nachthimmel. Vermutlich wird damit die Grenze überwacht. So sieht Weltpolitik im realen Leben aus. Dennoch, die Leute sind freundlich, viele winken uns zu, hupen uns an, zeigen den Daumen hoch. Wir fühlen uns willkommen.

Im Norden des Kivusees ist es wunderschön. Wir sehen viele stattliche Häuser mit schönen Gärten. Hier ist wohl die Elite Ruandas zuhause. Und die größte Brauerei des Landes befindet sich ebenfalls hier. Entlang des Sees gibt es einige Unterkünfte, die auch auf Camping ausgerichtet sind, allerdings auf Wanderer mit einem kleinen Zelt. Für Overlander wie uns haben die meisten keinen passenden Platz. Ein Stellplatz, den wir ansteuern, ist wunderschön gelegen, mit einer herrlichen Gartenanlage direkt am See. Aber mit dem Auto müssten wir am Parkplatz stehen bleiben, der nicht so einladend ist. Außerdem ist es recht teuer. Also fahren wir weiter. Der nächste Stellplatz wird gerade renoviert, und so fahren weiter Richtung Süden, wo wir noch einen Stellplatz ausgekundschaftet haben.

Die Straße windet sich bergauf und bergab, teils in steilen Serpentinen. Das wäre ein echtes Paradies für Motorradfahrer. Noch dazu ist die Straße perfekt ausgebaut. Dazwischen bieten sich immer wieder tolle Ausblicke auf den See und auf riesige Teeplantagen. Die flachen Talböden werden häufig für den Reisanbau genutzt.

Seeblick

Reisfelder

Tee soweit das Auge reicht

In einem kleinen Ort biegen wir rechts ab und gelangen in eine riesige Straßenbaustelle. Wir werden angehalten, bis das schwere Gerät die Strecke wieder freigibt. Bulldozer, Bagger, Grader und große Lastwagen sind unterwegs. Es wird viel Erde bewegt. Wir ackern durch und bald dahinter wird es etwas besser. Dann fahren wir ein Stück auf der alten Straße, einem schmalen Pfad, tief ausgewaschen, weiter. Anschließend stehen wir bei der nächsten Baustelle. Danach dann wird es heftig. Der Weg wird immer wieder von kleinen Brücken unterbrochen, die aus rohen Baumstämmen bestehen, die längs der Fahrbahn aufgereiht sind. Zum Glück tragen sie unser Auto. Für größere Fahrzeuge könnte es schon schwierig werden. Die Einheimischen sind großteils mit dem Moped und Fahrrad oder zu Fuß unterwegs. Da passt das natürlich. Aber für uns ist es schon abenteuerlich. Unser Auto schlägt sich tapfer. An einer Weggabelung sind wir unsicher, ob wir die richtige Piste genommen haben. Ein Mopedfahrer will uns helfen, führt uns aber in die falsche Richtung . Also drehen wir um. Er will uns nun richtig leiten, aber wir haben genug. Nicht nur der Straßenzustand, auch die Gewitterwolken am Horizont verheißen nichts gutes. Wenn die Strecke bei trockenen Verhältnissen schon schwierig ist, dann ist sie bei Regen vermutlich unpassierbar. Das wollen wir nicht riskieren. Also fahren wir die ganze Strecke zurück. Insgesamt hat dieser Ausflug 3 Stunden gedauert, für nicht einmal 10 km.

Eine Schubraupe macht uns die Straße frei

Hoher Radstand und 4x4 sind auf diesen Strecken gefordert

Einfache Brücke

Also steuern wir den nächsten Stellplatz an. Es ist schon fast 18 Uhr, bis wir ankommen. Es war wieder einmal ein langer Fahrtag. Dafür werden wir hier ein paar Tage ausspannen.

Das Iliza Kivu Village ist eine ganz kleine Anlage direkt am See. Am kleinen Sandstrand sind ein paar Strohschirme aufgestellt. Aber wir sind alleine hier. Die nächsten Tage verbringen wir entspannt am See. Wir sitzen am Strand unter einem Schirm, schreiben im Tagebuch oder lesen. Dazu gibt’s Kaffee und Kuchen. Herrlich! Wolfgang kümmert sich um ein paar Autodinge, kontrolliert den Luftfilter, den Reifendruck, reinigt den Zyklonfilter, und wir blasen mit dem Kompressor den Kühlschrank frei. Hier hat sich schon viel Staub und Schmutz angesammelt.

Unser Camp direkt am See

Zuerst die Arbeit ...

... und dann das Vergnügen!

An einem Nachmittag bummeln wir in den nahen Ort, Karongi (der bis 2006 Kibuye hieß). Der Ort gefällt uns sehr gut. Sehr sauber, ordentlich, gepflegt, staubfrei. Wir kaufen ein paar Bananen und Ruandischen Kaffee aus dem Kivu Belt. Am Rückweg kommen wir bei einem Bootsbauer vorbei. Ein Boot wird gerade gestrichen. Ein zweites, viel größeres, ist noch im Rohzustand. Der Bootsbauer erklärt uns, dass das ein Restaurantschiff wird, mit einem zweiten Deck. Es wird rund 15 Mio RWF kosten, also etwa 12.000 USD. Er arbeitet etwa 4-5 Monate daran, und bis zu 20 Leute müssen daran Hand anlegen.

Der Bootsbauer erklärt Judith das Boot

Ein Stück weiter sehen wir am Ufer viele Menschen stehen. Hier findet eine Taufe statt. Die Täuflinge, durchwegs Erwachsene, haben ein weißes Kleid an. Die Zuschauer sind festlich gekleidet und applaudieren jedem Täufling, nachdem er in den See getaucht wurde.

Taufe im Kivusee

Wenn wir ein paar Tage auf einem Stellplatz verbringen, experimentieren wir auch gerne mit neuen Rezepten. Diesmal versuchen wir Chapati. Diese, ursprünglich aus Indien stammenden Teigfladen, gibt es hier in Ostafrika sehr oft, darum dürfen sie auch auf unserem Speiseplan nicht fehlen. Der Teig besteht aus den gleichen Zutaten wir bei uns der Strudelteig. Nachdem der Teig mindestens eine halbe Stunde gerastet hat, formen wir kleine Kugeln, die mit Mehl eingestaubt werden. Aus diesen Teigkugeln walken wir die Chapatis aus (mangels eines Nudelwalkers nehmen wir unsere Trinkflasche) und braten sie in einer leicht gefetteten Pfanne ca 1 Minute. Dann wird gewendet – fertig. Dazu essen wir Ethiopian Cabbage.

Chapati-backen - Camping Style

Ethiopian Cabbage mit Chapati

Nach ein paar Tagen in Korongi fahren wir weiter an die Südküste des Kivu Sees, wo wir am Ishara Beach einen idyllischen Stellplatz mit Pavillon finden. Abends beobachten wir die Holzboote der Fischer mit ihren langen Holzstangen, an denen sie Licht montieren um die Fische in ihr Netz zu locken. Gegen die Gelsen haben wir eine Räucherspirale angezündet. Gemütlich trinken wir unser Bier, lauschen den Zikaden und den Fröschen und beobachten fasziniert die Glühwürmchen.

Stellplatz mit Pavillon

Ausblick auf den See am Morgen

Ein Webervogel beim Nestbau

Fischerboote

Fischerboote am See, dahinter schwimmende Fischfarmen

Eisvogel (Malachit Kingfisher)

Eigentlich ist es schade, dass Ruanda touristisch nicht mehr aus dieser schönen Gegend macht. Der Congo-Nile-Trail ist ein wunderschöner, gut ausgeschilderter Wanderweg, nur leider überhaupt nicht bekannt. Auch für Badetourismus wäre der Kivu See gut geeignet. Und die Stellplätze für Overlander sind natürlich ausbaufähig ;-)