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Wie alle Overlander suchen wir uns meist einen kleinen Grenzübergang, weil es dort übersichtlicher und ruhiger zugeht. Also fahren wir zum Grenzübergang in Suam.

Auf der Fahrt dorthin gehen wir nochmals alles durch, was wir für den Grenzübertritt benötigen. Wir haben ein E-Visum für Ostafrika beantragt, haben das Carnet de Passage und ein paar US-Dollar in der Geldtasche für die Straßenbenützungsabgabe. Bei der Durchsicht der Berichte anderer Reisender werden wir stutzig: Anscheinend können in Suam keine E-Visa ausgestellt werden, weil sie den dafür geeigneten Drucker nicht haben. Die Grenze wird gerade groß ausgebaut, womöglich ist das immer noch so.

Also drehen wir um und fahren nach Malaba, einem der beiden großen Grenzübergänge. Auf der Fahrt dorthin entdecken wir einen Eintrag, wonach am Grenzübergang Lwakhakha, der kleiner und daher angenehmer sein soll, E-Visa akzeptiert werden. Wir fahren dorthin. Die Ausreise aus Kenia funktioniert problemlos. Das Carnet de Passage wird rasch ausgestempelt und bei der Immigration dauert es am längsten, die Fingerabdrücke auf dem Scanner zu erstellen. Dann wird die Ausreise in den Reisepass gestempelt. Auch das Carnet de Passage bei der Einreise nach Uganda wird anstandslos abgestempelt. Aber bei der Immigration gibt es ein Problem: Sie können keine E-Visa ausfertigen. Sie haben den Drucker und die Ausstattung nicht dafür. Wir sind frustriert. Die Dame ist verständnisvoll, aber bestimmt. Wir müssen zurück nach Kenia. Dafür müssen die bereits erstellten Eintragungen entwertet werden. Wir sind nicht sicher, ob das wirklich geht, aber das tut es. In den Reisepass kommt ein Vermerk, beim Carnet de Passage wird die betreffende Seite entwertet und ebenfalls mit einem Kommentar versehen. Die Dame von der Immigration begleitet uns und unterstützt uns bei den anderen Beamten. Nach 1,5 Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt, in Kenia. Wir müssen nach Malaba oder nach Busia, die einzigen Grenzübergänge, die e-Visa ausfertigen können.

Wir sind erschöpft, frustriert, verärgert. Aber es hilft alles nichts. Also fahren wir nach Süden zum nächstgelegenen Grenzübergang in Malaba. Der hat keinen guten Ruf, weil er groß und unübersichtlich ist, und viele Leute aufdringlich ihre Dienste als Guide durch die Bürokratie anbieten („Fixer“). Es ist bereits später Nachmittag, als wir dort ankommen.
Schon beim Gate werden wir umringt von Fixern, die uns alle „helfen“ wollen. Wir fragen den Soldaten am Tor, wo wir hinmüssen, und er weist uns den Weg zum „VIP Parkplatz“. Dort steigen wir aus, und es sind immer noch ein paar Fixer an uns dran. Auch auf dem Weg zum kenianischen Zoll bleiben sie an uns kleben. Das Carnet de Passage ist rasch ausgestempelt. Ein Fixer gibt sich als Versicherungsagent zu erkennen und meint, er will uns nur eine Versicherung für Uganda verkaufen, und er sorgt dafür, dass wir nicht mehr belästigt werden. Na gut, wenn er meint. Wir fahren mit dem Auto auf die Ugandische Seite. Dort gibt es ein One-Stop-Gebäude. Wir parken und gehen hinein. Zuerst gehen wir zum Schalter der kenianischen Immigration, die uns ausreisen lässt. Natürlich müssen wir die Geschichte mit dem anderen Grenzübergang erklären. Dann gehen wir ein paar Schritte weiter zum Schalter der ugandischen Immigration. Dort erkennen sie rasch, dass wir ein e-Visum haben. Also müssen wir zum nächsten Schalter, wo auch der spezielle Drucker steht, mit dem das Visum gedruckt wird. Bis alle Daten im Computer sind und auch das Papier fürs Visum da ist, dauert es einige Minuten. Noch länger dauert es, die Fingerabdrücke zu nehmen. Es will und will nicht klappen. Der Grenzbeamte wird immer nervöser, aber mit Unterstützung seiner jungen Kolleginnen klappt es irgendwann. Mit zittrigen Händen klebt er schließlich den Visums-Aufkleber in den Reisepass. Zwischen den Immigration-Schaltern ist ein kleiner Durchgang zum ugandischen Zoll. Der Schalter wird von zahlreichen Lastwagenfahrern belagert, aber wir werden außer der Reihe drangenommen. Der Beamte sieht unser Carnet de Passage durch und stellt zunächst eine Rechnung für die Road Tax aus. Wir müssen für drei Monate zahlen (rund 60 US-Dollar), obwohl wir gar nicht so lange in Uganda bleiben. Mit dieser Rechnung müssen wir zum Geldwechsler, der an der Grenze natürlich einen schlechten Kurs anbietet (wir haben in Kenia leider keine Bank gefunden, die uns Uganda-Shilling verkauft hätte). Erst dann können wir zum Bankschalter, wo wir die Road Tax bezahlen (plus Spesen). Dann wieder zurück zum Zollschalter. Der stempelt rasch das Carnet de Passage, gibt noch eine Unterschrift drauf, und fertig sind wir. Der Fixer, den wir schon bei der Immigration darüber aufgeklärt haben, dass wir eine gelbe COMESA-Karte haben und deshalb keine ugandische Versicherung benötigen, ist immer noch da. Er hofft darauf, dass trotzdem noch etwas für ihn abfällt. Leider müssen wir ihn enttäuschen. Aber er ist nicht ungehalten und wünscht uns eine gute Reise.

Dann verlassen wir das Grenzgelände, plaudern noch mit einem netten Polizisten am Gate, der uns in seinem Buch austrägt und wir sind in Uganda!

Inzwischen ist es 18:30 Uhr, in einer halben Stunde ist es dunkel und wir haben noch keinen Schlafplatz. Also steuern wir das Prime Hotel an, wo wir uns ein Zimmer nehmen. Zum Abendessen gehen wir ins Hotelrestaurant und trinken unser erstes Nile Bier, das uns den Ärger des Tages rasch vergessen lässt.

Am nächsten Morgen heben wir bei einem ATM die ersten Uganda-Shilling ab – und schon sind wir Millionäre (1 Mio UGX = 244 Euro). Anschließend kaufen wir SIM-Karten von MTN Uganda, dem Anbieter mit der angeblich besten Netzabdeckung, und laden sie mit einem kleinen Gesprächs- bzw Datenguthaben. Die freundliche Dame von MTN richtet außerdem MoMo ein, den Bezahldienst von MTN.

In Uganda ist man bald mal ein Millionär

Beef Stew, Matoke (Kochbananen) und Posho (Maisbrei) und Nile Bier

Blick vom Balkon des Hotelzimmers auf den Tororo Rock