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Wir haben uns als Mietwagen einen alten Range Rover mit Campingausstattung gebucht. Das Auto ist fast so alt wie wir (Baujahr ca 1978) und die Ausstattung sehr rustikal – nur für Safari-Enthusiasten geeignet. Dafür ist es spürbar günstiger als bei anderen Anbietern.

Bei der Übergabe gibt es noch eine kleine Diskussion wegen der Kosten für die Zustellung des Autos nach Mombasa (bei der Buchung wurde ein niedriger Preis angezeigt), aber das können wir bald klären. Wir haben einen sparsamen Dieselmotor und das ist gut so, weil die Treibstoffpreise für die lokalen Verhältnisse sehr hoch sind (1 l Diesel kostet ca 1,20 Euro).

Wir gewöhnen uns rasch an den Linksverkehr – und an den Verkehr im Allgemeinen. Rund um Mombasa herrscht dichter Verkehr und es gibt viele Baustellen. Besonders aufpassen muss man auf Matatus (Sammelbusse) und Tuktuks (Dreiräder), für die scheinbar eigene (keine?) Gesetze gelten. Im nächsten Supermarkt kaufen wir Vorräte für ein paar Tage ein, tanken voll und dann kann es losgehen.
Am ersten Tag wollen wir nur eine kurze Strecke fahren und unser Zelt frühzeitig aufschlagen, damit wir die ganze Ausrüstung checken und sortieren können. Das ist gut investierte Zeit, wie wir bei unserer ersten Kenia-Reise gelernt haben. Also steuern wir die Edelweiß Lodge an, die von Hedi, einer Schweizerin gemeinsam mit ihrem Uli, einem Deutschen, geführt wird. Die beiden haben hier ein richtiges kleines Paradies. Ein idyllischer Garten mit Baobabs, Plumerias und Swimmingpool. Wir ratschen ein bisschen mit Hedi, bevor wir uns dann einen Platz für unser Zelt suchen.

Stellplatz im Garten von Hedi

Ein deutsches und ein schweizer Overlander-Pärchen sind ebenfalls hier. Beide Familien verschiffen demnächst von Mombasa weg. Die Schweizer heim, die Deutschen in den Oman. Es ist interessant, wie viele Langzeitreisende es eigentlich gibt.

Am nächsten Tag fahren wir weiter. Im Auto ist eine USB-Buchse verbaut, mit der wir unsere Geräte laden können. Unser mobiles WLAN-Gerät lädt allerdings nicht. Zuerst glauben wir, die USB-Buchse sei kaputt und machen uns Sorgen, weil wir Handy und Internet zur Navigation und Kommunikation dringend brauchen. Aber dann finden wir heraus, dass es tagsüber schlichtweg zu heiß ist und das Gerät deshalb nicht lädt. Uns fällt ein Stein vom Herzen. Unsere Fahrt kann weitergehen.

Wir wollen den nächstgelegenen Nationalpark, den Tsavo East und Tsavo West besuchen und dann weiter in den Amboseli Nationalpark. Da wir schon ein gutes Stück nördlich von Mombasa sind, fahren wir über Malindi zum Sala Gate. Dort machen wir Mittagspause und essen einen Gemüse-Nudelsalat, der vom Vorabend noch übrig geblieben ist.

Beim Gate sehen wir, wie sich die Administration seit unserer letzten Kenia-Reise weiterentwickelt hat. Es gibt keine Formulare mit drei Durchschlägen und dicke Geldbündel mehr. Die Registrierung und Bezahlung erfolgt online mit M-Pesa oder Kreditkarte. Diesmal machen wir das am Gate, in der Folge aber immer online im Vorhinein.

Tsavo East Gate

Wir öffnen das Safaridach und kaum sind wir im Nationalpark, sehen wir die ersten Impalas und Zebras. Nach 10 Jahren Gamedrive-Abstinenz sind wir ganz hin und weg. Auch eine Grant Gazelle können wir erspähen, eine Gazellenart, die wir noch nicht kennen. Die Sonne glüht uns auf die Köpfe, es ist Mittag und daher nicht die ideale Zeit für Gamedrives.

Impala

Grant Gazellen

Zwischen Sala Gate und Aruba Lodge tut sich sonst nicht viel – wahrscheinlich auch wegen der Mittaghitze. Die Landschaft ist aber durchwegs satt grün und wir stellen fest, dass wir noch nie im Grünen auf Gamedrive waren, weil wir bisher nur in der Trockenzeit in Afrika waren.
Gegen 16 Uhr kommen wir zum Voi Fluss, wir haben Fahrertausch gemacht und Wolfgang ist nun der Spotter. Auf einem Baum, etwa 30 m von der Straße entfernt, entdeckt er einen Leoparden. Wahnsinn!! Ein Riesenglück und sehr seltener Anblick!! Erst einmal haben wir einen Leoparden gesehen, und da wurden wir von einem Guide darauf hingewiesen. Wir können es kaum fassen, dass wir ihn alleine entdeckt haben. Ein wunderbares Tier. Kurz nach 16:15 Uhr hebt sich der Leopard. Erst gähnt er, dann streckt er sich und dann hüpft er vom Baum. So eine Sichtung am ersten Tag – unglaublich.

Leopard erwacht am Nachmittag

Leopard auf dem Weg nach unten

Wir fahren noch etwas in der Gegend herum und wollen südlich des Voi Flusses eine Runde fahren. Aber leider ist die zweite Flussdurchfahrt gesperrt. Das Wasser steht noch zu hoch. Also müssen wir die ganze Strecke wieder zurück fahren. Es wird schon spät und um 18 Uhr schließt das Gate, deshalb geben wir Gas.

Kurz vorm Gate kommen wir in einen Safariautostau. Und siehe da, es liegen zwei Löwenmännchen am Straßenrand. Einer rechts, einer links. Wahnsinn, was für ein Anblick an einem einzigen Tag. Wir sind komplett begeistert, auch wenn wir ausgetrocknet, übermüdet und staubig sind.

Das Löwenmännchen sorgt für Nachwuchs

Die nächsten Tage verbringen wir auf einem wunderschönen Stellplatz in der Simba Safari Lodge. Es gibt sogar eine Kochhütte mit Licht, und so können wir auch nach Einbruch der Dunkelheit gut kochen und essen. Es gibt East African Pilau. Wir haben gleich mehr gekocht, damit wir am nächsten Tag wieder ein kleines Mittagessen haben.

Wir verbringen zwei ganze Tage mit Gamedrives im Tsavo East. Da die kleine Regenzeit gerade im abklingen ist, fahren wir durch eine grüne Savanne. Alles wächst und blüht üppig, und es gibt ausreichend Wasser für alle Wildtiere. Daher ist es um diese Jahreszeit auch schwieriger, Tiere zu sehen. Sie müssen sich nicht um wenige Wasserlöcher versammeln, die ganzjährig gefüllt sind, sondern verteilen sich im gesamten Nationalpark. Dennoch kommen wir auf unsere Rechnung.

Die Elefanten haben gewaltig große Stoßzähne

Oryx-Antilope

Eine Giraffe weist uns den Weg

Die Landschaft beeindruckt uns ebenfalls sehr. Bei der Fahrt über den Voi Berg haben wir einen atemberaubenden Blick in die Ebene unter uns. Die Landschaft erinnert uns an die Anfangsszene von Jenseits von Afrika.

Traumhafte, saftig grüne Naturlandschaft

Etwas weiter nördlich liegt der Mudanda Rock, ein großer Felsblock. Das Gestein und auch die Atmosphäre hier (kleine Bacherl rinnen herunter) erinnern uns stark an den Uluru in Australien. Es gibt hier einen kleinen Parkplatz, man darf hier aussteigen und über ein paar Felsstufen auf den Mudanda Rock hinaufgehen. Oben angekommen, liegt eine wunderbare Ebene vor uns in der späten Nachmittagssonne. Der Ausblick ist herrlich. Wir sehen Zebras, eine Baboonfamilie und aus allen Richtungen kommen rote Elefanten zu einem Wasserloch, das am Fuß des Mudanda Rocks liegt.

Ausblick vom Mudanda Rock

Am nächsten Morgen unternehmen wir unseren letzten Gamedrive im Tsavo East. Wir haben von einem Löwenrudel gehört, das am Tag zuvor eine Giraffe gerissen haben soll, aber die Löwen sind im dichten Buschwerk nicht zu finden. Trotzdem flitzen die Safari-Autos in hohem Tempo in eine Richtung: Ein Leopard wurde gesichtet! Wir erhaschen ein paar kurze Blicke durch das Fernglas, dann hebt er sich und springt auf den Boden. Wir warten noch eine ganze Weile, weil ganz in der Nähe des Baums ein einsames Impala äst. Aber es passiert nichts.

Ein weiterer kapitaler Elefantenbulle

Aug in Aug mit einem Elefanten

Auch Vögel freuen sich, wenn Elefanten in der Nähe sind

Den nächsten Tag verbringen wir damit, uns von den langen Tagen auf Gamedrive zu erholen und einzukaufen. Dann fahren wir weiter zum Tsavo West Nationalpark. Der Tsavo Nationalpark wird durch die wichtigste Verkehrsverbindung Kenias, die A109 (Mombasa-Nairobi-Road) und eine Bahnlinie getrennt. Beide Teile des Tsave Nationalparks uusammen haben die beachtliche Größe von über 21.000 km² und sind größer als die Bundesländer Oberösterreich und Salzburg gemeinsam (!).

Auf dem Weg zum Tsavo West regnet es. Das Fahren ist sehr anstrengend und das Überholen der dahinkriechenden LKW mühsam. Beim Tsavo Gate plaudern wir mit dem Ranger ein wenig, dann fahren wir los. Die Piste ist am Anfang durch den Regen schwierig zu befahren. Die rote Erde ist, wenn sie nass ist, sehr rutschig. Zweimal rutschen wir trotz langsamer Fahrt in den Straßengraben. Aber mit Lowgear und Difflock kommen wir wieder gut heraus. Nachdem die Sonne wieder rauskommt, trocknet es rasch auf und der Boden ist wieder griffig. Einige Wege sind aber von der Regenzeit stark ausgewaschen und noch unpassierbar. Die Gamedrives beschränken sich daher auf wenige Pisten.

Büffel

Streifengnu (Blue Wildebeest)

Schmetterlinge am Straßenrand

Baobab-Baum

Picknickplatz mit Blick ins Rhino Valley

Giraffen stehen gerne auf den Pisten

Wir übernachten auf der Chyulu Camp Site und plaudern mit dem dortigen Campwächter. Er ist hier mit einem zweiten Mann im Dienst. Pro Monat haben sie 4 Tage frei, die sie auch zusammensparen können. Außerdem gibt es jährlich 45 Tage Urlaub. Vernünftige Freizeitvereinbarung, aber die Einsamkeit des Campingplatzes wiegt das vermutlich nicht auf. Wir waren laut seinem Logbuch seit fast zwei Wochen die ersten Besucher.

Nachdem es immer wieder regnet und für die nächsten Tage keine Wetterbesserung zu erwarten ist, beschließen wir, nicht in den Amboseli Nationalpark zu fahren. Bei dieser Witterung hätten wir wahrscheinlich keinen guten Anblick und der Kilimanjaro wäre wohl auch in Wolken gehüllt. Stattdessen fahren wir nach Nairobi, wo wir ein paar wichtige Einkäufe erledigen wollen. Denn die Ankunft unseres Defenders verzögert sich noch weiter und im Container sind ein paar Ausrüstungsgegenstände, für die wir nun bald Ersatz brauchen.