Für die Anfahrt zu den Dünen von Sossusvlei nehmen wir die Route über den Spreetshoogte Pass. Kaum überquert man die höchste Stelle, tut sich eine bombastische Aussicht auf.
Der Weg nach unten ist sehr steil und unser Defender wird selbst im 2. Gang mit Untersetzung noch zu schnell. In einigen Kehren hat man das Gefühl man befindet sich in einer Carrera Rennbahn, so steil sind sie.
Wir entdecken unseren ersten Köcherbaum. Ein wunderschönes Exemplar dieser ungewöhnlichen Bäume. Auch einige Oryx sehen wir unterwegs. Bei einem riesigen Webervogelnest machen wir ebenfalls Halt.
In Sesriem steuern wir den Sesriem Oasis Campsite an. Dieser ist aufgrund seiner Lage direkt vor dem Gate sehr gefragt und oft auf Monate ausgebucht. Wir haben Glück und bekommen einen Platz. Sehr fein. Den morgigen Tag werden wir zur Gänze im Namib Naukluft Nationalpark verbringen, daher kochen wir vor. Wir bereiten den Chakalaka-Salat für morgen und heute gibt’s Melanzanieeintopf mit Reis. Schon während dem Essen machen wir Feuer. Es weht ein kalter Wind. Die Glut ist goldgelb, aber die Funken stoben davon und das Feuer gibt kaum Wärme. Daher verziehen wir uns rasch ins Auto und sind froh über unsere Standheizung.
Am nächsten Tag ist Tagwache um 6:40 Uhr. Es ist noch dunkel, als wir das Hubdach zuklappen. Bei der Tankstelle holen wir uns einen Coffee-to-go und reihen uns dann in die rasch länger werdende Autoschlange vor dem Gate ein. Das Gate öffnet pünktlich um 7:30 Uhr. Entlang der asphaltierten Straße nach Sossusvlei gilt eine 60 km/h Beschränkung. Wir scheinen jedoch die einzigen zu sein, die sich daran halten. Es geht vorbei an Dünen, die im Spiel von Licht und Schatten mystisch aussehen.
Nach etwa 20 km beginnt sich der Konvoi aufzulösen, denn dort und da bleiben die Autos und Busse für Sonnenaufgang-Fotos oder sonstiges Sehenswertes stehen. Bei Düne 45 wird bei einem Bus schon das Frühstück für die Gäste vorbereitet, während ganze Horden die Düne hinaufwandern.
Wir fahren weiter zum Sossusvlei. Dort gibt es einen 2WD-Parkplatz, ab dem nur noch Allradfahrzeuge weiterfahren dürfen, für alle anderen gibt es einen (kostenpflichtigen) Shuttle-Service. Die 4WD-Strecke ist nur ein paar hundert Meter tiefsandig, ansonsten aber kein Problem. Nur ein Mietwagen mit Touristen bleibt hängen. Am 4WD Parkplatz tut sich schon einiges. Wir fädeln uns in die Kolonne der Touristen ein und wandern ins Deadvlei, dem berühmtesten Fotomotiv Namibias.
Weiße Tonpfanne, rote Dünen, blauer Himmel und im Vordergrund die abgestorbenen Bäume. Diese Bäume sind vor etwa 900 Jahren abgestorben, als das Vlei ausgetrocknet ist. Sie sind daher gut und gern 1000 Jahre alt. Unzählige Touristen wandern durch das Vlei, fotografieren in alle Richtungen. Ein Pärchen macht akrobatische Übungen und filmt sich dabei. Instagramerinnen lassen sich stundenlang beim Stehen, Gehen und Lächeln fotografieren. Man erkennt sie am auffällig frischen, farblich auf die Dünen abgestimmten Outfit und am perfekten Styling. Und einem Partner, der sie geduldig fotografiert.
Wir bleiben eine Weile und gehen dann zum Auto zurück. Inzwischen ist es 11 Uhr und wir essen den Chackalaka Salat. Ein Stück entfernt schauen Touristen etwas neidisch zu unser herüber, denn sie haben nur ein Getränk in der Hand. Da holt ihr Guide rasch aus dem Kofferraum einen feinen Obstkorb hervor :-)
Nach dem Mittagessen entschließe ich mich dazu, auf die Big Daddy Düne hinaufzusteigen. Judith will lieber im Deadvlei auf mich warten. Ich gehe ins nächste Tal, wo der Einstieg auf die Düne liegt. Am Fuß der Düne ziehe ich die Schuhe aus und hänge sie zusammengebunden über die Schulter. Auf eine Düne geht man am besten barfuß in Socken. So bekommt man guten Druck auf den Sand, sodass man nicht bei jedem Schritt so weit abrutscht. Es hilft auch, wenn man die Tritte der Vorwanderer benutzen kann. Trotzdem ist es ganz schön anstrengend. Die Socken schützen vor Verbrennungen, denn der Sand kann sehr heiß werden. Beim ersten Aussichtspunkt mache ich Pause und ein paar Bilder. Der Ausblick ist überwältigend. Ich stehe mitten im Dünenmeer. In alle Richtungen nichts als Dünen.
Big Daddy gilt als die höchste Düne in Namibia. Bis zum Gipfel sind etwas mehr als 300 Höhenmeter zu bewältigen. Nach etwa 1,25 Std bin ich am Gipfel. Ein fantastischer Ausblick ins Deadvlei, das überraschend groß erscheint. Die Bäume, an denen wir am Vormittag vorbei gewandert sind, sind weit entfernt. Am Fuß der Düne wartet Judith. Sie ist ein winziger Punkt im weißen Nichts. Ringsum liegen viele Dünen in unterschiedlichen Farbschattierungen. Am Horizont ragen Felsenberge auf. Der Himmel ist blitzblau und es ist angenehm warm, obwohl gerade Mittagszeit und Sonnenhöchststand ist. Aber auf der Südhalbkugel ist Winter und die Sonne steht so tief, dass ich immer noch lange Schatten werfe.
Nach ein paar Fotos geht es hinunter. Mehr als 300 Höhenmeter im Laufschritt und mit Riesenschritten bergab. Das macht Spaß! Die Düne singt sogar ein bisschen. Nach ein paar Minuten bin ich unten. Erschöpft, aber froh, oben gewesen zu sein. Mittlerweile sind wir im Deadvlei fast alleine unterwegs. Wir fahren gemütlich aus dem Sossusvlei hinaus. Bei der berühmten Düne 45 machen wir noch einen Fotostopp. Nur noch zwei weitere Autos sind hier.
Wir kommen zurück zum Gate, zahlen dort den Eintritt und fahren weiter zum Sesriem Canyon. Aus dieser gut 30 m tiefen Schlucht haben die Menschen früher mit Ochsenkarren ihr Wasser geholt. Sechs Riemen waren dafür am Ochsenkarren notwendig – daher der Name Sesriem. Heute ist am Ende der Schlucht nur noch eine stinkende Lache.
Unser letzter Stopp führt uns heute zur Elim Düne. Diese liegt in der Nähe des Gates und soll der Sonnenuntergangs-Spot sein. Wir sind beide schon müde und besteigen die Düne nicht mehr, sondern suchen uns weiter unten ein schönes Plätzchen, um dort unseren Sundowner zu trinken.