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Seit mehr als zwei Jahrzehnten sind die Marienschwestern vom Karmel aus Linz/Bad Mühllacken in Uganda missionarisch tätig. Judith unterstützt mit ihrer Hilfe seit über 10 Jahren ein Mädchen mit einem monatlichen Betrag, damit es zur Schule gehen und eine Ausbildung machen kann.

Bisher gab es nur Briefkontakt mit dem Mädchen und den Schwestern, nun können wir sie das erste Mal persönlich kennenlernen.

Der Konvent befindet sich in Kyengeza. Wir werden von zwei einheimischen Schwestern (Sr Grace und Sr Olivia) begrüßt und zu den Gästezimmern gebracht. Am Nachmittag kommt Sr. Antonia in den Konvent zurück, die vor mehr als 20 Jahren von Österreich nach Uganda gegangen ist und den Konvent mit ihren Mitschwestern aufgebaut hat. Wir verabreden uns für den späten Nachmittag, um gemeinsam den Vater des Mädchens zu besuchen.

Schriftzug am Eingang zum Konvent

Im Konventgarten

Auf dem Weg kommen wir am Kinderheim St. Theresa vorbei und lernen die Leiterin des Kinderheims, Marion, kennen. Sie ist auch Sozialarbeiterin und begleitet uns zur Familie. Auf einem schmalen Pfad gehen wir durch Felder mit Bananen-, Kaffee- und Maniokpflanzen zum Haus der Familie. Es sind nur die kleinen Geschwister da. Sie holen eine Tante, die den Vater von der Feldarbeit holt. In der Zwischenzeit stellen sich die Kinder mit Namen, Schulstufe und Schule vor – auf Englisch. Keine leichte Übung. Sie sprechen ganz leise.

Als der Vater da ist, gehen wir ins Haus. Die Besucher sitzen auf zwei Sofas, der Vater und die restliche Familie am Boden. Die Situation ist nicht einfach. Das Mädchen, deren Schulbesuch Judith seit vielen Jahren unterstützt, ist davon gelaufen, ohne zu sagen, wohin. Davor gab es ein paar Zwischenfälle im Kinderheim, weshalb sie dort suspendiert werden musste. Sie bekam zwar die Gelegenheit zur Entschuldigung und Wiedergutmachung, aber sie hat diese nicht genützt und ist stattdessen davongelaufen. Sie ist gerade volljährig geworden und wollte sich offenbar an keine Regeln mehr halten. Naja. Der Vater ist verzweifelt. Auch die Großmutter und die neue Stiefmutter schildern ihre Gefühle. Insgesamt sitzen wir über eine Stunde beisammen, sehen uns die polizeiliche Vermisstenanzeige und das letzte Schulzeugnis an (das besser sein könnte). Am Ende beschließen wir, noch zuzuwarten, bevor weitere Schritte zur Suche des Mädchens unternommen werden. Denn vielleicht kommt sie von alleine zurück, wenn sie merkt, dass das Leben alleine doch nicht so einfach ist, ohne Familie und ohne Marienschwestern.

Bild mit der Familie

Als wir zum Konvent zurückkommen, ist es bereits 18:30 Uhr. Sr. Antonia geht zum Abendgebet. Danach gibt es Abendessen. Dazu wird die Glocke geläutet. Der kleine Konvent hat einen netten Speiseraum. Nach dem Gebet nimmt sich jeder vom Buffet, was er mag. Es gibt Suppe, Manjok, Süßkartoffeln, Reis, Auberginengemüse und Bohnen. Als Nachspeise gibt es eine Wassermelone. Wir plaudern mit Sr Antiona und mit Sr Olivia, die am Freitag für drei Monate nach Österreich fliegt. Sie ist schon sehr aufgeregt.

Zum Abschluss wird ein kurzes Abendgebet gesprochen und ein Gedenken an verstorbene Mitschwestern. Dann gehen wir aufs Zimmer.

Der nächste Tag beginnt um 7 Uhr mit einer Morgenmesse. Zwei Schwestern begleiten den Gesang mit Trommeln, die den Liedern gleich mehr Schwung verleihen. Nach der Messe gibt es Frühstück. Wir trinken Tee und es gibt Brot mit Margarine und Marmelade, aber auch einen großen Topf gekochte Erdäpfel in Gemüsesud. Das schmeckt herrlich. Die einheimischen Schwestern essen gerne etwas Warmes zum Frühstück und bei den kühlen Morgentemperaturen tun die heißen Erdäpfel wirklich gut.

Am Vormittag bekommen wir von Sr. Antonia eine Führung zu den Tieren, die hier für den Eigenbedarf gehalten werden. Ein paar Ziegen stehen noch im Stall und werden erst später ins Freie gelassen, weil das Gras in der Früh noch zu nass ist. Das schwarze Hausschwein hat 12 rosarote Ferkel. Die sind noch ganz klein und wirklich süß. Auch im Hasenstall gibt es einigen Nachwuchs. Außerdem hat der Konvent Enten, Hühner und Truthähne. Die Schwestern scheinen gut zu wirtschaften. In einem Zwinger sind drei Hunde untergebracht, die in der Nacht frei herumlaufen und das Gelände bewachen.

Glückliche Schweine

Nach dieser Führung durch die Stallungen geht’s ab ins Feld. Heute lernen wir, wie man Cassava (Maniok) erntet. Jeder bekommt eine Harke in die Hand gedrückt und los geht’s. Unser Schuhwerk ist nicht gerade feldtauglich, aber die Crocs kann man ja waschen und die Füße auch. Ein Angestellter zeigt uns an einer Pflanze, wie man die großen, schweren Wurzeln ausgräbt. Wolfgang versucht es bei der nächsten und kommt ganz schön ins Schwitzen. Wir helfen dann bei einigen weiteren Stauden noch zusammen. Aber während wir beide gemeinsam an einer Staude arbeiten, hat der Angestellte alleine zwei Stauden geerntet. Der Boden ist schwer und man muss sehr aufpassen, damit man die Wurzeln nicht verletzt. Gegen Mittag verabschieden wir uns vom Feld. Auf dem Rückweg plaudern mit einigen Schwestern, die aus den abgeernteten Maniokstauden Feuerholz bündeln. Sie sind sehr interessiert an unserem Auto, an der Reise und was wir bisher erlebt haben.

Bei der Cassava-Ernte

Am Eingang zum Konvent gibt es einen Waschplatz, wo wir die unsere Schuhe und Füße reinigen, bevor wir dann im Zimmer unter die Dusche springen. Bald wird die Glocke zum Mittagsgebet für die Schwestern geläutet. Anschließend gibt es Mittagessen. Wir haben schon einen Bärenhunger. Ja, Feldarbeit macht hungrig. Wir bekommen eine klare Gemüsesuppe und als Hauptgericht gibt es Matokepüree (Kochbananen), gekochten Kürbis, Posho (Maisbrei) und aus jungen Maniokblättern ein köstliches Blattgemüse, dazu eine Erbsensauce. Eine Schwester löffelt aus einem großen Glas eine dunkle Flüssigkeit über ihr Essen. Wir fragen nach, und es ist Schweineschmalz mit Zwiebeln („Bratlfett“). Mjam! Wir plaudern beim Essen mit Sr. Antonia über die Menschen in Uganda, die Korruption, Feuerholz und vieles mehr.

Am Nachmittag regnet es, daher fällt die Weiterverarbeitung des Maniok (schälen, schneiden, trocknen) aus. Stattdessen machen wir uns in der Küche nützlich. Derzeit ist Anwärterin Franziska für die Küche zuständig. Wolfgang rebelt Mais für Popcorn und Judith klaubt Erdnüsse aus, die sie anschließend röstet. Kurz bevor sie fertig sind, kommen ein paar Spritzer Salzwasser dazu. Sr. Antonia macht währenddessen aus dem übriggebliebenen Kürbis vom Mittagessen einen Kürbiskuchen und bäckt für morgen das Brot. Hier wird nichts verschwendet, das gefällt uns.

Judith röstet Erdnüsse

Beim Evening Tea mit Sr. Antonia plaudern wir wieder über alles Mögliche. Ein Pfarrer kommt zu Besuch. Er holt ein Katzenjunges ab, weil er im Pfarrhaus ein Mäuseproblem hat. Er ist sehr an Österreich interessiert, der Wirtschaft, der Regierung und wir diskutieren die Folgen der Covidkrise in Uganda und Österreich. Ein sehr sympathischer Mann. Um 19:30 Uhr läutet die Glocke zum Abendessen. Es gibt wieder Matokepüree, Posho, Erbsengemüse, Karottengemüse und die Reste der Maniokblätter. Für uns wurden extra Spaghetti gekocht.

Auch der letzte Tag unseres Besuchs beginnt mit einer Morgenmesse. Heute sind auch die Kinder vom St. Theresa Kinderheim mit ihrer Erzieherin und der Angestellte, mit dem wir gestern Maniok geerntet haben, da. Die Lieder sind wieder sehr schön. Die Schwestern haben wunderbare Stimmen. Anschließend gibt’s Frühstück, heute mit gekochtem Maniok, Brot und Marmelade. Sogar Joghurt gibt es. Wieder unterhalten wir uns sehr angeregt. Es ist sehr interessant, was Sr. Antonia alles zu erzählen hat. Nach mehr als 22 Jahren in Uganda, weiß sie wie der Hase läuft.

Nachdem wir alles wieder eingepackt haben, verabschieden wir uns von den Schwestern. Als wir sind schon einige Zeit unterwegs sind, ruft Sr. Antonia an. Haben wir etwas vergessen? Nein, die Ausreißerin ist zurückgekommen! Ihr Vater ist mit ihr sofort zum Konvent gekommen. Sie ist schwanger. Sr. Antonia hat es bereits befürchtet. Damit ist es vorläufig mit der Ausbildung vorbei, es sei denn, die Stiefmutter oder die Oma übernehmen die Kinderbetreuung. Wir sind leider schon zu weit weg, um nochmals zurückzufahren. Schade, aber wir bleiben in Kontakt und sind gespannt, wie sich das Leben des Mädchens entwickelt.

Du willst auch ein Kind in Uganda unterstützen? Du möchtest die Arbeit der Marienschwestern in Uganda fördern? Auf dieser Website findest du alle notwendigen Informationen:

https://mission.marienschwestern.at/Spenden-Hilfe

Deine Spende an den Verein Hilfswerk der Marienschwestern vom Karmel ist in Österreich steuerlich absetzbar.