18. Tag, 10.9.2013: Lundazi - Chinteche (Lake Malawi)
Als es noch dunkel ist, ruft der Muezzin zum Gebet. Wir schlafen noch einmal ein und stehen um 6 Uhr auf, bezahlen das Zimmer und den Nachtwächter, der uns auch den Wagen gewaschen hat, und fahren los. Nach dem Tanken kaufen wir auf dem Markt noch Frühstück. Das Mädchen dort ist total schüchtern, kichert nur, weil ein Weißer bei ihr einkauft und sagt kein Wort. Nach ein paar Augenblicken kommt eine Frau zu Hilfe und wickelt die Transaktion ab.
Im Nu sind wir an der Grenze. Dieser Grenzposten ist total verschlafen, aber das ist kein Wunder, ist doch vor zwei Tagen das letzte Mal wer durchgekommen. Das ganze Prozedere läuft sehr relaxed ab. Beim Posten in Malawi sind die beiden Grenzbeamten mit unserem Visum, das von der Botschaft in Berlin ausgestellt wurde, etwas überfordert, aber mit der Zeit wird auch das und wir sind sehr rasch in Malawi eingereist.
Weiter geht’s auf einer eher schlechten Straße (auch hier dürfte schon seit Tagen kein Auto mehr gefahren sein) steil bergauf und in engen Kurven bis zur Teerstraße. Von dort sind es noch 80 km bis Mzuzu, einer größeren Stadt. Die Straße führt durch endlose Pinienwälder, die von Zeit zu Zeit durch riesige Granitberge durchzogen sind. Irgendwie erinnert uns die Landschaft an die Great Smoky Mountains, in denen wir im letzten Urlaub unterwegs waren. Immer wieder kommen wir an Sägewerken vorbei. Die Arbeiter hausen in einfachen Bretterbuden am Straßenrand. An einer Stelle wird der Wald gerade abgebrannt, oder zumindest das Unterholz soll abgebrannt werden, doch auch die Pinien leiden sehr darunter. Die Flammen sind einige Meter hoch und es knistert bedrohlich. In Mzuzu angekommen, sind wir ganz angetan was sich dort alles tut. Hier ist mehr Betrieb als in Lilongwe. Wir suchen uns die Kentam Mall, weil dort unsere Wifi-Hotspot-Karte geht. Wir checken die Mails und schreiben kurz nach Hause. Im nahen Peoples Supermarkt kann ich auch die leeren Carlsberg-Bierflaschen retourgeben. Die leeren Mosi-Flaschen schenken wir ihnen. Wolfgang geht auf eine Wechselstube, um die Sambia-Kwacha und USD zu tauschen. Das ist aber nicht ganz so einfach, weil die Sambia-Kwacha nehmen sie nicht und die Dollar nur in 50ern und 100ern (aber auch nicht alle). Nach einiger Zeit gelingt es ihm aber doch, zumindest die Dollar zu wechseln. Ich lese in der Zwischenzeit die heutige Zeitung.
Kurz nach Mittag fahren wir weiter Richtung Nkata Bay und Chinteche. Hier fahren wir an riesigen Kautschukplantagen samt Fabriken vorbei. Am Straßenrand verkaufen Kinder Gummibälle. Außerdem kommen uns immer wieder Pick-ups und LKWs der UNO entgegen, voll mit Soldaten. Wir werden doch nicht irgendetwas Weltbewegendes verpasst haben? Es ist irgendwie ein komisches Gefühl, einerseits gibt einem die UNO eine gewisse Sicherheit, andererseits ist meistens dort die Hölle los, wo man die Soldaten sieht.
Gegen 15 Uhr kommen wir im Sunga Moyo Camp in Chinteche an. Hier ist es einfach traumhaft. Der blaue See mit weißem Sandstrand, dazwischen Felsen, ein netter begrünter Campingplatz mit sehr feinen Facilities. Die Besitzer haben diese Location erst Anfang des Jahres übernommen und sind gerade dabei, die Lodge auf Vordermann zu bringen. Der CP ist bereits eröffnet und außerordentlich liebevoll angelegt. Wir machen uns eine Jause und einen Nachmittagstee.
Eigentlich wollten wir am Abend essen gehen, aber aufgrund unserer ausgiebigen Jause und des allgemeinen Erschöpfungszustandes, der sich schön langsam breit macht, bleiben wir am Campingplatz. Vielleicht geht sich ja morgen was aus. Dafür köpfen wir unsere letzte Flasche Rotwein.
248 km
19. Tag, 11.9.2013: Chinteche
Als wir um 6 Uhr wach werden, steht die Sonne schon goldgelb am Horizont. Es ist herrlich ruhig hier, nur die Vögel zwitschern. Ein paar Fischerboote sind am spiegelglatten See zu sehen. Wir trinken Kaffee und essen „gebackenen Mäuse“, die in Zucker getunkt noch besser schmecken.
Heute haben wir keinerlei Aktivität vor, sondern wollen nur den Strand und das Wasser genießen. Wolfgang setzt sich mit einem Buch in den Schatten eines Baums und Judith geht Schnorcheln. Das Wasser ist sehr frisch, und auch an Land ist es durch den leichten Wind angenehm kühl. Um die Mittagszeit knurrt uns schon der Magen und wir machen uns Spaghetti mit Tomatensauce. Die Nudeln schmecken uns nach den langen Wochen mit Reis und Couscous ausgezeichnet und wir schaufeln eine große Portion weg.
Wolfgang macht nach dem Essen eine gute Stunde ein Mittagsschläfchen und ich lese derweil mein Buch zu Ende (Falsches Spiel mit Mma Ramotswe). Danach packen wir uns zusammen und gehen schnorcheln. Leider sind hier die Fische nicht zu zahlreich und so bunt wie am Cape McLear. Wir lassen uns am Strand in der Sonne trocknen, dabei versuchen wir uns im Spurenzeichnen im Sand. Eher hoffnungslos ;-)
Man glaubt es kaum, aber uns knurrt schon wieder der Magen, trotz des halben Kilos Nudeln heute Mittag. Wir gehen retour zu unserem Auto und ich beginne mit einer Restl-Coconut-Bean-Soup und Wolfgang bereitet einen afrikanischen Krautsalat für morgen Mittag vor. Es schmeckt immer wieder köstlich. Den Abwasch verschieben wir auf morgen und während ich duschen gehe, versucht Wolfgang aus den restlichen Scheitern Brennholz ein letztes Lagerfeuer zu zaubern. Leider ist sowohl das Holz als auch die Zeitung etwas feucht und es ist eher ein mühsames Unterfangen.
0 km
20. Tag, 12.9.2013: Chinteche - Lilongwe
Als wir um 5:45 Uhr wach werden, kündigt sich die Sonne bereits am rot-goldgelben Horizont an. Wir genießen den Sonnenaufgang vom Zelt aus und machen uns dann Frühstück. Nach dem Bezahlen der Campsite (USD 10 pPpN = MK 16.400) brechen wir auf nach Lilongwe. Die Straße führt lange Zeit am See entlang nach Süden. Wir kommen durch viele kleine Orte, wo wir uns mit Germteigbällchen und frittierten Süßkartoffeln, einem leckeren Snack für zwischendurch, eindecken.
Heute werden wir bei einer Polizeisperre das erste Mal kontrolliert (bisher wurden wir nur nach dem Woher und Wohin gefragt). Der freundliche Polizist will den Führerschein, den Feuerlöscher (Ablaufdatum!) und die Versicherungsplakette (Ablaufdatum!) sehen. Da alles in Ordnung ist, wünscht er uns eine gute Fahrt und wir dürfen passieren.
Die Fahrt geht problemlos voran, aber die weite Strecke ist wenig abwechslungsreich und zieht sich. Um die Mittagszeit machen wir unter einem Baum eine Pause und essen unseren Krautsalat mit der letzten Corned-Beef-Dose.
In Lilongwe fahren wir zum Barefoot Safari Camp, wo wir unsere letzte Nacht in Malawi verbringen. Das Camp ist nett angelegt, aber es ist schon etwas heruntergekommen. Wir haben das Gefühl, dass sich niemand kümmert, und die Anlage schön langsam verlottert.
Heute wollen wir nicht mehr kochen, sondern Essen gehen. Unsere übrig gebliebenen Vorräte (Öl, Reis, Zucker) haben wir schon dem Nachtwächter in Sunga Moyo geschenkt, der sich sehr darüber gefreut hat. Judith will zum Spur, der in Lilongwe neu eröffnet hat. Wir fragen uns durch und finden ihn tatsächlich am großen Kreisverkehr von M1/M12. Der Burger schmeckt sehr gut - mal was anderes. Auf dem Parkplatz ist ein buntes Treiben zu beobachten. Fahrzeuge diverser Hilfsorganisationen sind zu sehen.
Am Campingplatz ordnen wir unsere Sachen, damit morgen alles für den Flug bereit ist. Bei einem Windhoek Lager lassen wir unsere Reise noch einmal Revue passieren. Aus der Nachbarschaft schallt afrikanische Popmusik herüber. Wolfgang liest sein Buch über den North Luangwa aus (Das Auge des Elefanten). Dann kippen wir unser letztes Bier.
360,5 km
21. Tag, 13.9.2013: Lilongwe - Johannesburg - München
Wir werden um 6 Uhr wach. In der Nacht ist einmal der Wachhund vor unserem Zelt gestanden und hat kurz geknurrt. Ansonsten war es sehr ruhig und wir haben gut geschlafen. Beim Frühstück ist eine Emerald Spotted Dove zu hören und ich filme in diese Richtung um den einzigartigen Ruf aufzunehmen, als ein Schalow's Turaco auf dem Baum neben uns landet. Ein zweiter gesellt sich dazu. Die beiden schillern prächtig in der Morgensonne.
Heute packen wir das Zelt das letzte Mal zusammen. Bis wir unsere Sachen wieder vom Camping-Equipment getrennt haben, brauchen wir eine gute Stunde. Dann ziehen wir unsere sauberen Heimreisesachen an und machen uns auf den Weg in die Stadt. Der Polizeiposten von gestern ist heute zum Glück nicht aufgebaut; unsere Versicherung ist gestern abgelaufen und das hätte sicher Ärger gegeben. An der nächsten Tankstelle vertanken wir unsere restlichen Kwacha. Der Tank wird damit aber noch nicht voll. So suchen wir eine Wechselstube, wechseln die restlichen Sambia-Kwacha und tanken anschließend voll. Dann fahren wir zu Land & Lake Safaris, wo wir mit einem Lächeln erwartet werden. Wir unterhalten uns nett mit Mark Sprong, dem Eigentümer, und erzählen ein wenig, wie es uns ergangen ist. Land & Lake erwartet heute noch einen Gast am Flughafen, und so bekommen wir einen kostenlosen Transfer. Bis der Wagen bereit ist, trinken wir noch einen Kaffee, auf den uns Mark einlädt.
Am Flughafen geht es gemütlich zu. Die Sicherheitskontrolle am Eingang dient mehr der Arbeitsplatzbeschaffung als der Sicherheit, da nur die Personen kontrolliert werden, nicht das Gepäck.
Nach dem Check-in gönnen wir uns ein paar Pommes Frites und beobachten, wie am Flugfeld ein Staatsbesuch aus der Maschine aus Johannesburg mit militärischen Ehren empfangen wird.
Am Gate fällt uns auf, dass viele Asiaten unterwegs sind, und dass diese kein einziges Wort Englisch sprechen. Das Bodenpersonal muss eine Engelsgeduld aufbringen, weil sie immer zu spät kommen und nie wissen, was zu tun ist.
Der Flug startet pünktlich, es gibt Huhn und Wolfgang schläft nach dem Essen ein wenig. Man sieht leider nichts vom Land, weil ganz Afrika unter einer dicken Staubschicht zu liegen scheint. Nur manchmal spiegelt sich die Sonne in den kleinen Flüssen, die noch nicht ausgetrocknet sind.
In Jo’burg kommen wir gemeinsam mit ein paar anderen großen Maschinen an, und das bedeutet: Anstellen. Zuerst bei der Transfer-Passkontrolle, dann bei der Sicherheitskontrolle. Aber da wir heute viel Zeit haben, ertragen wir die Wartezeit geduldig und haben Nachsicht mit den Leuten, die zu knappen Anschlussflügen hasten.
Im Out of Africa-Shop gustiert Judith und träumt davon, eine Lodge auszustatten. Wir kaufen ein paar Armbänder von „Save the Rhino“. In einem anderen Shop kaufen wir Seife, dann suchen wir ein Restaurant, wo wir einen Sundowner einnehmen.
Das Flugzeug hebt pünktlich ab, wir freuen uns schon auf das Dinner (Beef or Chicken), denn wir sind hundemüde.
16,3 km
22. Tag, 14.9.2013: München - Linz
Es ist ruhig im Flugzeug und wir können ein paar Stunden schlafen. Am Morgen gibt’s Frühstück, leider keinen Orangensaft, aber sonst ist das Service in Ordnung. Wir landen pünktlich um 7 Uhr in München. Die Einreise geht für EU-Bürger problemlos. Das Gepäck ist zum Glück auch da, und es dürfte diesmal nicht aufgemacht worden sein. War wahrscheinlich zu schmutzig, um interessant zu wirken ;-) Am DB-Schalter erfahren wir, dass um 8:33 ein Railjet von München Hbf nach Linz abfährt. Die S-Bahn fährt leider zu spät, und wir versäumen den Zug. Wir versuchen, am Bahnhof eine Auskunft zu bekommen, wann der nächste Zug nach Linz fährt. Das „intelligente“ Ordnungssystem der Deutschen Bahn bringt uns aber fast zur Verzweiflung: Man muss eine Nummer ziehen, 7 Schalter sind offen, aber nur einer ruft Nummern auf. Die anderen schauen in die Runde und fühlen sich in keiner Weise dazu berufen, Kunden zu bedienen. Die anderen wartenden Reisenden schütteln auch nur den Kopf. Nach mehreren Minuten Wartezeit wenden wir uns an den Informationsstand am Eingang und pfeifen auf die Nummer.
Da wir noch Zeit bis zur Abfahrt des nächsten Zugs um 9:27 Uhr haben, kaufen wir uns eine Weiswurst und ein Weißbier - lecker! Dann fährt auch schon unser Zug ein und wir suchen uns einen Platz. Der Zug ist gerammelt voll und es ist knapp mit dem Platz für das Gepäck.
Gesamt-Kilometer: 2.661,9 km