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Von der Grenze führt unser Weg zuerst nach Ulan Bator (Ulaan Bataar), der Hauptstadt des Landes. Es ist die einzige mongolische Großstadt und sie platzt aus allen Nähten.

Durch die ganze Stadt zieht sich ein einziger, großer Verkehrsstau. Die Infrastruktur ist für 400.000 Einwohner ausgelegt, tatsächlich leben bereits 1,4 Mio Menschen in der Stadt. Und es werden laufend neue Hochhäuser gebaut. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb ist das beliebteste Auto ein Hybrid-Fahrzeug - der Toyota Prius. 9 von 10 Autos sind ein Toyota Prius. Das liegt nicht nur an der Steuerbegünstigung, sondern auch an der großen Batterie, die das Auto selbst bei -40°C zuverlässig starten lässt.

Da es unmöglich ist, in der Innenstadt einen Parkplatz zu finden, fahren wir direkt zum Oasis Guesthouse. Das ist DER Overlander-Treffpunkt in der Mongolei und wir hoffen, uns mit anderen Reisenden über die Straßenverhältnisse austauschen zu können. Im Sommer müssen hier die Fahrzeuge geschlichtet werden wie die Ölsardinen, weil praktisch jeder dieses Guesthouse ansteuert. Als wir ankommen, sehen wir – niemanden! Erst am nächsten Tag treffen wir einen Motorradfahrer aus England. Kiffy ist mit einer African Twin unterwegs nach Magadan, wo er das Bike nach Japan verschiffen will. Dann geht’s für ihn weiter nach Australien, Afrika und Amerika. Insgesamt hat er sich 3 Jahre vorgenommen. In Japan und Australien will er Geld verdienen. Als Installateur hat er gute Jobchancen. Uns beschleicht das Gefühl, den falschen Beruf zu haben …

Einsamer Stellplatz

Am Tag darauf treffen wir Karin-Marijke und Coen, zwei Niederländer. Sie kommen gerade aus China zurück und haben hier währenddessen ihren Landcruiser untergestellt, mit dem sie seit 2003 unterwegs sind (landcruisingadventure.com). Karin-Marijke schreibt für verschiedene Reisemagazine und Coen ist Reisefotograf; so finanzieren sie ihren Lebensunterhalt und ihre Reisen. Wir unterhalten uns lange mit ihnen über Reiseerfahrungen und vieles mehr.

Der Landcruiser von Karin-Marijke und Coen

Ulan Bator ist der einzige Ort in der ganzen Mongolei, in dem man richtig einkaufen kann. Wir brauchen warme Sachen, denn wir haben aus Platzgründen nur wenig eingepackt. Und wo sonst sollte es gute Winterkleidung geben, als in der kältesten Hauptstadt der Welt? Ulan Bator weist eine Jahresdurchschnittstemperatur von -2 °C auf, Wien von 10 °C. Während unseres Aufenthalts sind die Temperaturen in der Nacht unter dem Gefrierpunkt, tagsüber um 15 °C, also für mongolische Verhältnisse schön warm.

Im Stadtzentrum von Ulan Bator

Vom Oasis Guesthouse fahren wir mit dem öffentlichen Bus ins Stadtzentrum. Dort klappern wir mehrere Outdoor-Geschäfte ab. Die meisten haben so hohe Preise, dass wir gleich wieder umdrehen (z.B. Winterjacke um USD 900). Importware ist extrem teuer in der Mongolei. Nach einem langen Tag ist die Ausbeute eher mager: warme Winterschuhe und eine Überhose. Für warme Socken und Hauben gehen wir zum Bahnhof von Ulan Bator. In der Nähe des Bahnhofs befindet sich ein Geschäftsgebäude, das sich „Made in Mongolia“ nennt. Von außen eher wenig ansprechend, befinden sich drinnen viele schön gestaltete Shops mit allerlei Dingen aus Leder und Wolle, insbesondere aus Kaschmir-, Yak-, Kamel- und Schafwolle. Schon bald haben wir alles gefunden, was wir benötigen.

Der Bahnhof von Ulan Bator

Am nächsten Tag versuchen wir es am „Black Market“, dem großen Basar von Ulan Bator. Hier gibt es gefühlte tausend Stände mit Bekleidung. Bei einem Second-Hand-Stand finden wir richtig warme Jacken für umgerechnet nicht einmal 30 Euro. Bei einem anderen Stand kaufen wir eine zweite Überhose für wenig Geld. Im hinteren Teil des Basars, wo sich die Eisenwarenstände befinden, kaufen wir uns einen Spaten und Montagematerial. Falls wir in der Mongolei steckenbleiben sollten, wollen wir zumindest eine ordentliche Schaufel dabei haben.

Der Eingang zum Black Market Am Markt gibt es auch Jurtenbedarf

Zufrieden mit unseren Einkäufen gehen wir in eine kleine Kantine am Basar. Über der Theke hängen ein paar Bilder von den angebotenen Gerichten. Wir zeigen auf eines, das uns anspricht und setzen uns. Nach ein paar Minuten bekommen wir zwei Tassen mit warmer Milch. Wir vermuten, es ist Yakmilch-Tee. Bald darauf werden uns zwei Kantinenteller mit Suppe, Nudeln mit Fleisch, Salat und einem Germteigzopf serviert. Die Suppe ist sehr gehaltvoll. Bis auf die Fettstücke, die drinnen schwimmen, schmeckt sie sehr gut. Auch die gebratenen Nudeln mit Fleisch schmecken sehr gut.

Mittagessen - Schaf und Yak

Bevor wir Ulan Bator verlassen, wollen wir noch tanken. Dabei bekommen wir einen kleinen Schock. Denn fast alle Tankstellen, von denen es nicht zu wenige gibt, sind leer. Sogar die Anzeigen sind gelöscht. Wir fahren ein paar Tankstellen an und werden wieder weggeschickt. Keine Lieferung bekommen? Falscher Tag? Vor den wenigen Tankstellen, die geöffnet sind, stauen sich die Autos bis auf die Straße zurück. Wenn die Versorgung in der Hauptstadt schon so schlecht ist, wie geht es dann erst auf dem Land zu?