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Unser erstes Ziel nach Ulan Bator ist der 100 km entfernte Hustai Nationalpark. Dort wurden in den 1990er Jahren Przewalski-Pferde ausgewildert.

Sie sind nach einem polnischen Forscher benannt, der im 19. Jahrhundert erstmals Nachweise erbracht hat, dass es sich um eine eigene Rasse handelt. Heute sind es die letzten echten Wildpferde der Welt. Sie waren in der freien Wildbahn bereits ausgestorben. Mit den letzten 16 Pferden in Gefangenschaft wurde ein weltweites Zuchtprogramm gestartet und die Tiere dann hier in der Mongolei, ihrer ursprünglichen Heimat, wieder ausgewildert. Die Przewalski-Pferde haben gemeinsame Vorfahren mit den Hauspferden, unterscheiden sich jedoch in einigen äußeren Merkmalen und der Anzahl ihrer Chromosomen.

Am Eingang des Nationalparks befinden sich ein Jurtencamp, ein Information Center und ein Souvenirshop. Wir bezahlen den Eintritt und sehen uns das Information Center an. Hier wird viel Wissenswertes über die Pferde und den Park gezeigt. Alle Informationen sind auf Mongolisch und Englisch angebracht.

Im Park gibt es ein paar Hauptpisten, auf denen man sich bewegen darf. Zu den Pferden muss man 300 m Abstand halten, Offroad fahren ist ebenso verboten wie Picknicken. Die Tiere werden offenbar gut beschützt. Wir finden das gut so.

Die Piste führt nach Süden zu einer Forschungsstation. Von dort nehmen wir die westliche Route, die länger ist und an ein paar historischen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Gespannt halten wir mit dem Fernglas immer wieder nach Tieren Ausschau.

Blick durchs Fernglas

Als die Piste nach Süden abbiegt, machen wir einen längeren Halt und trinken eine Tasse Tee. Da erblicken wir plötzlich das erste Przewalski-Pferd. Wir sind begeistert, denn die Nationalparks, die wir auf dieser Reise bisher besucht haben, haben uns nicht gerade mit Tiersichtungen verwöhnt. Das Wildpferd steht in einem kleinen Talkessel und schaut friedlich in die Landschaft. Wir fahren ein Stück weiter und suchen alle Hügel um uns herum ab. Da sehen wir auf einem Bergkamm, etwa 1000 m entfernt, einen Wildkörper. Es könnte Rotwild sein, das sich im Nationalpark ebenfalls wieder vermehrt. In der Nähe entdecken wir zwei weitere Wildpferde. Die Pferde kommen langsam den Hügel herunter, immer auf uns zu. Etwa 50 m hinter dem Auto überqueren sie die Straße und verschwinden hinter den Hügeln. Am Bergkamm bewegt sich inzwischen wieder etwas. Wir können einen Hirsch und mehrere Tiere ausmachen. Aber sie sind verdammt weit weg.

Das erste Wildpferd - ziemlich weit weg Noch zwei Wildpferde ... ... die friedlich grasen

Wir haben bereits mehr gesehen, als wir erwartet haben. Es gibt nur etwa 260 Przewalski-Pferde im Nationalpark und lediglich ein Teil des Nationalparks ist öffentlich zugänglich. Es ist ein großes Glück, dass wir überhaupt Wildpferde zu Gesicht bekommen haben. Begeistert setzen wir unsere Fahrt fort.

Im Süden führt die Piste aus dem Nationalpark hinaus auf freies Weideland. Dort befinden sich Steingräber, die ungefähr 2000-1000 v. Chr. errichtet wurden.

Jahrtausende alte Steingräber

Ein Stück weiter gelangen wir zur Ungot-Grabstätte, einem Friedhof, der zur Zeit des Turkreichs etwa 800-600 n.Chr. errichtet wurde. Als Grabmäler stehen hier Schaf- und Löwenfiguren aus Stein sowie Wächterstelen.

Wächterfiguren

Nach der Besichtigung des Friedhofs fahren wir weiter aus dem Nationalpark hinaus. Wir halten auf freiem Feld und kochen unser Mittagessen. Über einen Hügel zieht eine Schafherde. Der Hirte auf dem Pferd treibt sie in die gewünschte Richtung. Einer der Hirtenhunde trottet gemächlich auf uns zu, lässt sich in unserer Nähe nieder und hält ein kurzes Nickerchen. Er hofft wohl, dass ein paar Essensreste für ihn abfallen. Wir haben zwar für vier gekocht, aber wir essen auch für vier. In den Tellern und Töpfen bleibt nichts übrig. Als wir mit dem Abwasch beginnen, trollt sich der Hund davon und läuft seiner Herde nach.

Wir fahren bei den Steingräbern wieder in den Nationalpark zurück und setzen die Runde im Süden fort. Die Piste ist in keinem sehr guten Zustand. Alle paar hundert Meter müssen wir tiefe Gräben durchqueren, die von den Hügeln talwärts verlaufen. Zum Glück ist es überall trocken, sodass keine Gefahr besteht, irgendwo stecken zu bleiben. Allerdings sitzen wir mit der Anhängerkupplung einmal kräftig auf.

Als wir wieder einmal die Gegend mit dem Fernglas absuchen, entdecken wir Gazellen am Horizont. Eine kleine Herde von Mongolischen Gazellen läuft am Bergrücken entlang und verschwindet auf der anderen Seite des Bergs. Sie haben eine unglaublich große Fluchtdistanz, wir sind bestimmt 500 m entfernt, und obwohl wir den Motor abstellen, verhoffen sie ständig zu uns herunter und verschwinden dann fluchtartig.

Kurz bevor wir zur Forschungsstation zurückkommen, sehen wir ein paar Leute mit Klemmbrettern in einem abgezäunten Stück Wiese knien. Sie zählen und vermessen offenbar die Vegetation und tragen die Daten ein. Ein Stück weiter machen wir einen letzten Blick auf die Berge um uns herum und entdecken weit entfernt, ganz oben am Bergkamm, eine Herde Wildpferde. Wir versuchen näher heranzufahren, doch die Piste endet bald. Die Pferde sind noch weit entfernt, aber mit dem Fernglas können wir sie gut beobachten und wir zählen 12 Stück.

Eine ganze Herde Przewalski-Pferde am Horizont

Wir sind mit unseren heutigen Sichtungen sehr zufrieden. Die einzige hier vorkommende Spezies, die wir nicht entdecken konnten, ist das Argali Wildschaf. Dieses ist früher nur im Frühjahr und Herbst durch den Nationalpark gezogen. Erst 2003 hat sich eine kleine Herde von derzeit 50 Stück im Nationalpark niedergelassen.

Gegen Abend verlassen wir den Nationalpark und suchen uns ein ruhiges Plätzchen für die Nacht.

Herrlicher Stellplatz