Die nächsten Tage verbringen wir an zwei Gebirgsseen, dem Ögii Nuur und dem Tsagaan Nuur.
Am Ögii Nuur stehen viele Gästejurten, die um diese Jahreszeit aber schon sehr verlassen aussehen. Wir suchen uns einen freien Platz am Nordufer des Sees. Das Gras ist schon verdorrt und taucht die Weide in kräftiges Gelb. Hin und wieder zieht eine Herde Pferde oder Kühe vorbei. Ansonsten ist es sehr ruhig. Da es noch einmal richtig heiß ist, packen wir unser Duschzelt aus. Die kleine Kabine wärmt sich gut auf und ein paar Liter warmes Wasser reichen aus, um sich wieder frisch zu fühlen.
Der Wetterbericht kündigt für den nächsten Morgen schlechtes Wetter an. Man würde es nicht glauben, aber in der Mongolei ist der Wetterbericht so genau, dass man fast die Uhr danach stellen kann. Als wir am nächsten Morgen aufstehen, sehen wir gerade noch die Sonne aufgehen, bevor sie hinter dicken Wolken verschwindet. Während wir frühstücken, beginnt es zu regnen.
Schon nach ein paar Stunden sind die Pisten aufgeweicht und das Fahren wir anstrengend. Vor allem in Senken, in denen sich das Wasser sammelt. Nach drei Stunden und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h erreichen wir die Teerstraße, die nach Tsetserleg führt. Inzwischen ist der Regen in Schnee übergegangen. In Tsetserleg füllen wir alle Vorräte auf. Dann fahren wir bis zum Chuluut River.
Als wir am nächsten Morgen erwachen, ist draußen alles weiß. Selbst das Auto ist unter einer dünnen Schneedecke verschwunden. Dafür strahlt die Sonne vom blitzblauen Himmel auf uns herunter. Dummerweise haben wir die Wasserkanister draußen vergessen. Das Wasser ist vollständig gefroren. Nach dem Frühstück machen wir einen kurzen Spaziergang am Fluss entlang. Die Landschaft glitzert weiß in der Sonne und es kommt ein Gefühl von Skiurlaub auf.
Das Kassahäuschen am Eingang zum Nationalpark Khorgo Terkhiin Tsagaan Nuur ist verwaist. Auch die Jurtencamps, die zahlreich am Seeufer stehen, wirken ausgestorben. Die Saison scheint hier schon vorüber zu sein. In einem Camp werden gerade die Jurten abgebaut und wir schauen ein wenig dabei zu. Zuerst wird die wasserfeste Plane abgezogen, darunter kommen dicke Filzschichten zum Vorschein. Innen ist die Yurte mit bunten Stoffen farbenfroh ausgekleidet. Das Dach wird von vielen Stangen gehalten, die einzeln aus dem runden Holzkranz entfernt werden. Das Gerüst für die Wand ist ein Scherengitter. Es sieht eigentlich sehr einfach aus, wenn man weiß wo man anfangen muss.
Die Pisten im Nationalpark sind manchmal recht abenteuerlich, aber selbst hier begegnen uns Toyota Prius.
Das Panorama ist der Wahnsinn! Der blaue See, der blaue Himmel dazwischen die weiß beschneiten Hügel. Auf der Wiese lugen ein paar Edelweiß aus dem Schnee.
Im Nationalpark befindet sich nicht nur der Tsagaan Nuur, sondern auch der Khorgo Uul, ein erloschener Vulkan. Von einem kleinen Bergkamm blicken wir auf die Ebene, die der Vulkan vor etwa 8000 Jahren mit Lava überschwemmt hat. Auf dem schwarzen Gestein wachsen heute Lärchenbäume, die bereits goldgelb verfärbt sind. Was für ein Kontrast.
Am Fuße des Vulkans liegt ein kleiner Parkplatz mit ein paar Ständen. Eine Frau hat ihren Stand noch geöffnet. Bei ihr sitzen zwei Deutsche, die mit einem Lada unterwegs sind. Wir unterhalten uns kurz mit ihnen und wandern dann zum Kraterrand hinauf. Der erloschene Krater ist nicht so spektakulär wie die Landschaft ringsum. Die Farben des Herbstes leuchten kräftig. Nach der kleinen Wanderung setzen wir uns zu der Frau am Parkplatz. Sie hat Pelmeni und Yakmilchtee im Angebot. Beides schmeckt sehr intensiv nach Schaf/Yak, aber köstlich.
Anschließend verlassen wir den Nationalpark Khorgo Terkhiin Tsagaan Nuur, fahren zurück nach Tsetserleg und von dort weiter nach Ich Tamir. In der Nähe eines großen Felsen namens Taikhar Chuluu, der seit Ahnenzeiten von den Einheimischen angebetet wird, finden wir einen Stellplatz für die Nacht. Am nächsten Tag geht es weiter zu den heißen Quellen in Tsenkher.