Auf unserem Weg nach Istanbul übernachten wir auf dem Semizkum Mocamp in Silivri.
Die Sanitäranlagen sind zwar ziemlich desolat, aber es gibt wenig Auswahl an Campingplätzen um diese Jahreszeit. Es scheint seit langem wieder mal die Sonne und wir setzen uns zur Jause auf eine Terrasse direkt am Strand, die im Sommer zu einem Restaurant gehört. Kaum dass wir uns setzen, pirschen sich acht (!) Katzen an. Wir haben ganz schön zu tun, sie von unserer Jause fern zu halten, denn wir haben nicht vor, unseren Schinken mit ihnen zu teilen.
Erst nach der Jause entdecken wir, dass man die Katzen hier ganz einfach mit einem Stock auf Abstand halten kann, ohne dass man ständig aufstehen und sie verjagen muss. Keine Sorge, wir haben den Katzen nichts getan. Es genügt, den Stock von Zeit zu Zeit in die Hand zu nehmen, um unseren Sundowner in Ruhe zu genießen.
Der nächste Stopp ist bereits im Zentrum von Istanbul. Die letzten 30 Kilometer stecken wir im Stau. Bis auf einige Drängler, die links und rechts überholen, sind die Autofahrer ganz gesittet. Es gibt auch unzählige Radarkontrollen und die Polizei ist sehr präsent.
Unser Lager schlagen wir heute auf einem Sportplatz auf, besser gesagt auf dem Parkplatz des Fatih Belediyesi Yenikapi Spor Tesislari. Wir bezahlen 60 TRY für die Nacht. Der Platz ist asphaltiert, es gibt WC, Duschen, Waschmaschine, Strom und WiFi. Außerdem ist der Platz bewacht, was in Istanbul empfehlenswert ist. Von dort benötigen wir zu Fuß etwa 30 Minuten ins Zentrum zum Sultanahmet Platz. Mit der nahe gelegenen Straßenbahn oder U-Bahn geht es entsprechend schneller.
Für die Besichtigung von Istanbul nehmen wir uns ein paar Tage Zeit. Außerdem wollen wir uns mit einem Geschäftspartner von Judith und seiner Mitarbeiterin treffen. Und als besonders Highlight werden wir ein paar Tage im Swissotel The Bosphorus einchecken – ein Geschenk von Judith‘s Arbeitskollegen.
Rund um den Sultanahmet Platz
Die blaue Moschee ist leider wegen Renovierungsarbeiten für Touristen geschlossen. Wir können sie nur von außen besichtigen.
An heißen Tagen bietet die Besichtigung der Basilika Zisterne eine gute Abkühlung. Zwischen den vielen Säulen des früheren Wasserspeichers ist es recht kühl, auch wenn er nicht mehr mit Wasser gefüllt ist.
Eine weitere Sehenswürdigkeit rund um den Sultanahmet Platz ist die Hagia Sophia (türkisch Ayasofya). Die Schlange bei der Kassa ist sehr kurz und trotzdem benötigen wir 20 Minuten, bis wir ein Ticket erstehen können. Wir sind beeindruckt von diesem imposanten Bauwerk, das bereits mehrere Verwendungen hatte (christliche Kirche, Moschee und jetzt ein Museum). Wir erkunden das ganze Gebäude und sehen uns vor allem die wunderschönen Mosaike an.
Danach geht’s gleich weiter zum Topkapi Palast. Dort hat sich vor den Kassen eine lange Menschenschlange gebildet. Da stehen wir mindestens ein oder zwei Stunden. Wir nehmen das Angebot eines Ticketverkäufers an, der für das Topkapi-Ticket und das Harems-Ticket zusammen TL 75,- statt TL 65,-, verlangt. Das sind zwar um EUR 2.- pro Person mehr als an der Kasse, dafür sparen wir uns eine Menge Zeit, das ist es uns wert.
Der Palast aus dem 15. Jh. war jahrhundertelang der Wohnsitz und Regierungssitz der Sultane des Osmanischen Reichs. Die Besuchermassen verteilen sich auf die vier Höfe. Nur vor einem Raum im dritten Hof (Privy Chamber/Chamber of the sacred relics) bildet sich wieder eine Menschenschlange. Das liegt daran, dass darin einige Reliquien ausgestellt sind, unter anderem Waffen Mohameds, frühere Behälter der Kaaba aus Mekka sowie Barthaare des Prohpheten. Die Museumswärter haben ganz schön zu tun, um das Gedränge drinnen im Griff zu behalten.
In den Haremsräumlichkeiten geht es wieder wesentlich gelassener zu. Leider wird hier viel renoviert und es ist nicht der ganze Haremsbereich zu besichtigen. Auch die Schatzkammer, in der der berühmte Löffeldiamant zu besichtigen wäre, ist wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.
Beim Verlassen des Topkapi-Palasts fliegt ein Schwarm von Störchen über uns, die wieder nach Norden ziehen. Ein ungewöhnliches Schauspiel, die Störche in dieser Anzahl zwischen den Dächern fliegen zu sehen.
Basare (großer Basar, Gewürzbasar)
Der Große Basar (Beyazıt Mahallesi) ist wirklich groß. In den vielen verwinkelten Gassen kann man leicht die Orientierung verlieren. Besonders eindrucksvoll sind die Gassen der Schmuckhändler. Die Auslagen funkeln nur von Gold und Diamanten, dass es einen richtig blendet. Auch wenn man es als Europäer kaum glaubt, aber der ganze Schmuck ist echt. Es muss ein immenses Vermögen in diesen Auslagen liegen. In anderen Gassen gibt’s dann die übliche Fake-Kleidung, Lederwaren, Naschsachen, uvm.
Auf dem Weg zum Gewürzbasar kommen wir durch einige Geschäftsstraßen. Irgendwie kommt es uns hier authentischer vor als im Basar, auch wenn wir wissen, dass der Basar auch von Einheimischen zum Einkaufen genutzt wird.
Der Gewürzbasar (Rüstem Paşa Mahallesi, auch Ägyptenbasar) ist doch um einiges kleiner als der Große Basar, aber nicht weniger sehenswert. Es scheint, dass auch hier alles frisch renoviert ist. Neben Gewürzen, die in großen Schüsseln und Kisten aufgetürmt sind, werden hier vor allem Turkish Delights angeboten.
Vom Taksimplatz zur Galata-Brücke
An einem Abend bummeln wir vom Taksimplatz durch die Istiklal Caddesi, der Einkaufsstraße von Istanbul. Hier ist eine Menge los, vergleichbar mit einem Einkaufssamstag vor Weihnachten bei uns. Wir kaufen etwas Turkish Delight, schauen kurz in die Basilika St. Antonius, eine römisch-katholische Kirche, kommen am Galata Turm vorbei und gelangen so zur Galata-Brücke.
Oben auf der Galata-Brücke stehen auf beiden Seiten Fischer, die praktisch Tag und Nacht angeln. In Untergeschoß der Brücke befinden sich Restaurants und eine Flaniermeile.
Wir gehen ein bisschen hin und her und kehren dann in einem Lokal ein. Als ein paar Tische weiter ein Geigenspieler ein Ständchen beginnt, scherzen wir, dass es sich wohl um einen Heiratsantrag handeln muss. Wenige Augenblicke später greift der Mann tatsächlich in die Brusttasche und kniet vor seiner Freundin nieder. Sie bekommt große Augen, während das Paar von Passanten und Kellnern umringt wird. Als sie endlich „Ja“ gesagt hat, bekommen sie Applaus und die Kellner entzünden ein kleines Feuerwerk. Dann überreicht der Bräutigam noch ein großes Blumenbouquet und Schwupps, sind die beiden verschwunden. Also wir hätten zumindest noch darauf angestoßen. Aber wer weiß, was sie noch vorhaben.
Wir unterhalten uns noch kurz mit einem Touristen aus Indonesien und zeigen ihm die Fotos von unserem Indonesien-Urlaub. Es ist ganz witzig, auch wenn er kaum Englisch spricht.