Bevor wir unseren Parkplatz bei den Fatih Sportanlagen verlassen, werden wir vom Platzwart zum Tee eingeladen.
Der Platzwart spricht nur Türkisch und sein Kollege, der Ingenieurwissenschaften studiert, kann ein bisschen Englisch. Ein paar Informationen können wir trotzdem austauschen. Unter anderem zeigen wir uns gegenseitig unsere Familienfotos.
Beim Swissotel The Bosphorus haben wir schon einen Spaß, als wir ankommen. Unser Auto sticht natürlich aus der Menge an dunklen Limousinen, die sonst hier eingeparkt werden, heraus. Das Valet Parking wird aber anstandslos übernommen.
An der Rezeption entspinnt sich auch ein lustiger Dialog. Der Rezeptionist fragt, wie unser Flug war. Wir sagen, dass wir mit dem Auto gekommen sind. Sprachlosigkeit. Wir erzählen, dass wir weiter in den Iran und bis in die Mongolei fahren. „Why that???“ war die entgeisterte Reaktion.
Das Zimmer ist wunderschön mit Blick auf den Bosporus. Da wir die letzten Tage immer wieder durchgefroren waren, statten wir dem Saunabereich einen ausgedehnten Besuch ab.
Im Hotel genießen wir natürlich jeden Tag das fulminante Frühstück. Wir nehmen uns gerne 1,5 Stunden dafür Zeit. Immer wieder bitten wir die Kellner um noch einen Kaffee. Aber es ist einfach zu gut, um aufzuhören. Wurst, Fisch, Käse, Omelette-Küche, Oliven und diverse Salate, Marmeladen, Honig aus der Bienenwabe, Obst, Müsli, Kuchen, Smoothies, usw.
Dolmabahce Palast
Gleich unterhalb des Hotels liegt der Dolmabahce Palast. Wir gehen gleich in der Früh hin und es sind zum Glück noch wenige Besucher da. Der Palast ist sehr beeindruckend. Die Räume sind unglaublich prunkvoll ausgestattet. Große Lüster, schöne Teppiche, Gemälde und Vorhänge, prunkvolle Polstermöbel, Tische, Schränke und andere Möbel mit Elfenbein, Gold, Perlmutt, usw. Wir sind echt beeindruckt und finden, die Sultane und ihr Harem hatten ein schönes Auskommen. Leider ist innen Fotografieren verboten. Dafür gibt es einen kostenlosen Audioguide zum Ausleihen.
Bosporus-Rundfahrt
Die Bosporus-Rundfahrt wollen wir mit einem Schiff machen, das auch Einheimische benutzen. Als Zustiegsstelle haben wir uns Ortoköy ausgesucht, das vom Hotel aus zu Fuß zu erreichen ist. Ortoköy hat einen kleinen, netten Ortskern, der sich um die Ablegestelle herum gebildet hat. Hier gibt es unzählige Verkaufsstände, die allerlei Souvenirs, Modeschmuck, Kleidung, usw. feilbieten. Direkt am Kai sind einige Restaurants und Cafes, die um Gäste buhlen. Bei der Hauptstraße hat sich ein Kumpir-Zentrum gebildet; ein Kumpir-Verkaufsstand reiht sich an den nächsten. Kumpir ist ein heißer Ofenkartoffel, wobei die Kartoffelmasse mit Butter und Käse zu einem Püree aufgeschlagen und wahlweise mit bis zu 12 verschiedenen Zutaten (Rahmsauce, Käse, Wurst, Salate, Gemüse, Ketchup, Mayo, …) verfeinert bzw ergänzt wird.
Um 15 Uhr legen wir zur Bosporus-Rundfahrt ab. Das Schiff ist echt groß, und es sind viele Leute drauf. Trotzdem finden wir immer einen Platz an der Reeling, wenn wir etwas genauer sehen oder fotografieren wollen. Wir fahren an der europäischen Seite entlang und ziehen dabei langsam an einem großen Frachtschiff vorbei, das ins Schwarze Meer fährt. Dazwischen tummeln sich viele kleine Motorjachten und andere Ausflugsschiffe. Als wir kehrt machen, kreuzen wir die Schifffahrtsrinne und wechseln zur asiatischen Uferseite. Die Häuser entlang der Küste sind sehr edel, darunter viele schöne Holzhäuser und davor ankern teure Motorjachten. Wir steigen nicht in Ortoköy aus, sondern fahren bis Eminönü, also bis ins Zentrum von Istanbul, nahe der Galata-Brücke, mit. So sehen wir auch noch die Skyline von Istanbul vom Schiff aus.
Stadtteil Besiktas
Nach einem kurzen Stadtbummel fahren wir mit der Straßenbahn zum Hotel zurück. Bei der Endstation fallen uns gleich die vielen Verkäufer von Fußballschals auf. Heute hat Besiktas Istanbul ein Heimspiel und zwischen der Endhaltestelle und unserem Hotel liegt das Besiktas-Stadion. Aus dem Stadtteil Besiktas ziehen enorme Menschenmassen zum Stadion. Fast jeder trägt ein Team-Shirt oder hat einen Team-Schal umgebunden. Vereinzelt werden auch Gesänge angestimmt. Wir haben Mühe, gegen die immer dichter werdende Menschenmasse, die zum Stadion drängt, anzukommen. Im Stadtviertel Besiktas geht es genauso zu. Fast jedes Lokal überträgt das Spiel und viele Fans verfolgen es von hier aus. Selbst auf der Straße stehen die Leute in mehreren Reihen vor den Fernsehgeräten. Als das erste Tor für Besiktas fällt, brandet allgemeiner Jubel auf.
Wir setzen uns zuerst zu einem Kumpir-Stand und bestellen zweimal Kumpir „mit alles“, dazu einen Chai. Es schmeckt uns sehr gut! Danach gehen wir ins gegenüberliegende Bierlokal und trinken dort einen Sundowner, während wir die Leute beobachten, die das Fußballspiel anschauen.
Rechtzeitig vor dem Ende des Spiels machen wir uns auf den Heimweg, denn wir haben keine Lust, Teil einer Siegesfeier in Besiktas zu werden.