Um unsere Registrierung zu bekommen, buchen wir online ein Zimmer im B&B Hotel Furat. Sehr günstig und einfach, für unsere Ansprüche genügt es.
Die Fahrt nach Samarkand verläuft recht unspektakulär. Die Straße ist fast die ganze Strecke über gut ausgebaut und in gutem Zustand. Nur ein paar Stücke sind noch recht rumpelig. Die ganze Zeit über halten wir Ausschau nach einer Tankstelle. Es gibt zwar unzählige davon, aber die meisten haben nur Gas, manche auch Benzin. Diesel gibt es gar nicht. Bei den Diesel-Zapfsäulen sind sogar die Schläuche abmontiert. Viele Tankstellen sind überhaupt geschlossen. Erst in Samarkand haben wir Glück. Wir tanken 35 Liter. Somit müsste unser Vorrat für die weitere Reise ausreichen.
Die letzten Straßenzüge bis zum Hotel sind wieder recht abenteuerlich. In einer Straße verläuft in der Mitte ein Abwasserkanal, der nur teilweise abgedeckt ist. Schon beim Einbiegen in die Straße kippt das rechte Vorderrad fast in das offene Loch. Wie die Leute hier mit diesem Zustand leben können, verstehen wir nicht.
Das Hotel schaut ganz nett aus. Der Besitzer spricht ein paar Worte Englisch mit russischem Akzent. Zur Begrüßung bekommen wir Nüsse, Rosinen, Saft und grünen Tee. Nachdem wir uns etwas erholt haben, können wir uns ein Zimmer aussuchen. Wir entscheiden uns für eines im ersten Stock. Die Klimaanlage schaut hier neuer aus.
Das absolute Highlight dieses Hotels ist eindeutig die Dachterrasse im dritten Stock. Von dort hat man fast einen 360°-Blick über Samarkand. Perfekt um die heißen Mittagsstunden zu verbringen. Abends sieht man den feuerroten Horizont im Westen und den Vollmond, der goldgelb strahlt. Dazwischen blickt man auf den Registan, die berühmten Bauwerke von Samarkand. Herrlich!
Wie schon in Bukhara machen wir uns vormittags und gegen Abend auf zu den Besichtigungen, da es tagsüber viel zu heiß ist. Von unserem zentral gelegenen Hotel können wir alle wichtigen Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen.
In der nahen Fuzo wollen wir zur Tourist Info, doch die hat geschlossen und der benachbarte Souvenierverkäufer kann uns nicht sagen, wann und ob sie überhaupt wieder aufsperrt. So gehen wir weiter zum Basar. Dort gibt es alles Mögliche, vor allem viel Obst. Ganze Berge von Marillen, Zwetschgen, Maulbeeren, Äpfel, usw. Außerdem wird auf kleinen Handkarren frisches Brot verkauft.
Um Gur Emir (das Grab des Gebieters) zu besichtigen, ist es ratsam erst am späten Nachmittag dorthin aufzubrechen, wenn das Gebäude in der Abendsonne glänzt. Hier wurde im 14. Jahrhundert die Grabstätte der Timuriden errichtet. Auch Tamerlans (auch bekannt unter Timur Lenk) Grab befindet sich hier. Es ist von außen und von innen prachtvoll. Der Sarg Tamerlans sticht mit dem fast schwarzen Nephrit hervor. Die Wände sind über und über verziert mit goldenen Mustern.
Als wir von dort weggehen, ist die Sonne schon fast untergegangen. Wir sind hungrig und gehen ins Restaurant Registan. Als Vorspeise bestellen wir Shurpa (Suppe mit Fleisch und Gemüse) und Mastava (Reissuppe mit Gemüse und Fleisch), als Hauptspeise Manti (Teigtaschen mit Fleisch und mit Gemüse) und Plov. Es schmeckt uns alles sehr gut.
Danach gehen wir am Registan vorbei. Die ersten Lichter sind schon eingeschaltet und wir bleiben an der Besuchertribüne stehen. Die Touristenpolizei leert den Platz und vor der Tribüne sind einige Sessel aufgestellt. Offenbar beginnt bald die Lichtshow. Kurz nach 21 Uhr geht’s los. In dreidimensionalen Bildern, die auf die Bauwerke projiziert werden, wird die Geschichte von Usbekistan und Samarkand erzählt. Wir verstehen zwar nichts, aber die Bilder sind schön. Nach 20 Minuten ist die Show vorbei.
Nächsten Morgen stehen wir sehr früh auf, denn wir wollen ein paar Gebäude im Morgenlicht betrachten. Bereits um 7 Uhr gehen wir zur Bibi Xanom Moschee, die von Tamerlan zu Ehren seiner Lieblingsfrau Bibi Xanom errichtet wurde. Um diese Uhrzeit sind nur wenige Leute in der Stadt unterwegs und die Temperatur ist noch angenehm. Im Innenhof der Moschee sind wir die einzigen Besucher und es herrscht eine angenehme ruhige Stimmung. Lediglich die Vögel singen.
Danach gehen wir zum Registan, um die Medrese Ulug-beg im Sonnenlicht zu sehen. Der Platz ist aber leider noch geschlossen. Der Polizist am Eingang meint, dass der Platz erst um 10 Uhr öffnet. So lange wollen wir nicht warten. Wir knipsen ein paar Fotos von der Seite und gehen wieder zurück zum Hotel.
Am Nachmittag hören wir Trompetentöne aus der Nachbarschaft. Es klingt so, als würden Musiker durch die Straße ziehen. Das wollen wir natürlich sehen. Auf der Straße folgen wir der Musik und kommen zu einem Hof, in dem die Musiker stehen. In der ohnehin engen Straße parken viele Autos. Eine Dame erklärt uns, dass heute eine Hochzeit stattfindet. Ihr Enkelsohn heiratet und wir stehen vor seinem Elternhaus. Mit Trommeln und langen Posaunen kündigen die Musiker den Beginn der Feier an. Die Nachbarn kommen in Festtagskleidung zum Autobus, der für sie gemietet wurde. Zuerst fährt die Gesellschaft zum Elternhaus der Braut, dann fahren sie durch die ganze Stadt und am Abend geht’s dann in ein Restaurant.
Für uns geht’s am Abend nochmals zum Registan, denn wir wollen uns ja die drei Medresen auch von innen ansehen. Der Platz ist mit nichts in Europa vergleichbar, denn wo findet man drei prunkvolle Kathedralen auf einem Platz vereint?
Das schönste Portal hat die Medrese Sherdor. Auf ihr jagen zwei Löwentiger (Tigerlöwen?) weißen Gazellen nach.
Die Tillakori-Medrese, die „Goldbedeckte“ besticht durch die im Innenhof gelegene Moschee, deren Ausstattung der Medrese den Namen gab: Der Innenraum glänzt golden.
Die älteste Medrese ist die Ulug’bek-Medrese, sie wurde 1417 bis 1420 errichtet.
Nach der Besichtigung warten wir auf der Aussichtsplattform vor dem Platz bis zum Sonnenuntergang. Heute Abend sind viele Leute auf dem Platz, vermutlich weil Wochenende ist. Die Leute spazieren oder sitzen auf den Stufen, die Kinder laufen herum und es wird natürlich viel fotografiert. Im Laufe des Abends kommen auch einige Brautpaare zum Fotoshooting auf den Platz.
Während wir den Registan im Licht der untergehenden Sonne bewundern, werden hinter uns große Trennwände aufgestellt, die offenbar als Sichtschutz für die heutige 3D-Lichtshow dienen. Keine Ahnung, warum das gestern nicht gemacht wurde, aber wir hatten offenbar Glück, die Show gestern gratis gesehen zu haben.
Das lange Stehen macht hungrig und so gehen wir nach der Fotosession wieder ins nahegelegene Restaurant Registan. Wir kosten uns weiter durch die Speisekarte und es schmeckt wieder alles sehr gut.
Bevor wir Samarkand verlassen, besuchen wir die Gräberstadt Shohizinda. Von Norden nach Süden sind hier an einem engen, siebzig Meter langen Korridor sechzehn Gebäude, Mausoleen und Moscheen angeordnet. Die Nekropole entstand neben der hier vermuteten Grabstätte Qussam ibn Abbos, dem Begleiter des Propheten Mohammed. Es stellte sich zwar heraus, dass dieser hier nicht begraben wurde, aber das ändert nichts an dem regen Pilgerstrom. Auch heute Früh besuchen zahlreiche Menschen die Gräberstadt. Über die ganze Anlage verteilt sitzen Muftis, die von Zeit zu Zeit ein Lied und ein Gebet anstimmen, woraufhin die Menschen sich niedersetzen und andächtig mitbeten.
Die Gebäude stammen großteils aus dem 14. und 15. Jh. Sie sind innen und außen reich verziert. Wir sind immer wieder aufs Neue beeindruckt von der Pracht und Schönheit der Majoliken, Fliesen, Malereien, usw.