reiseleben.at

Die Grenze zwischen Norwegen und Schweden ist so unauffällig, dass wir sie beinahe übersehen.

Unseren ersten Stopp in Schweden legen wir in Ånnaboda auf einem Campingplatz ein, denn wir benötigen eine Waschmaschine samt Trockner. An der Rezeption kaufen wir eine Chipkarte mit Zeitguthaben und starten gleich die erste Wäsche. Alles funktioniert super. Da unser Zeitguthaben noch ausreicht, waschen wir auch unsere Kuscheldecken, die wir bei zweistelligen Minusgraden über unsere Schlafsäcke legen. Als das Waschprogramm beinahe fertig ist, ist auf einmal der Strom weg und die Maschine geht nicht mehr auf. Zuerst denken wir, dass wir unser Zeitguthaben aufgebraucht hätten, doch als wir mit einer neu aufgeladenen Karte den Strom freischalten möchten, bleibt die Leitung tot. Der Hausmeister der Anlage kommt und versucht den Strom zum Fließen zu bringen, doch erfolglos. Weil zwischen den Feiertagen auch keine Servicefirma aufzutreiben ist, schlägt der Campingplatzchef vor, dass er uns die Decken ersetzt. Nach einigem Überlegen, stimmen wir zu und in der Rezeption werden neue Decken für uns hinterlegt. Wir staunen nicht schlecht, als uns die Rezeptionistin zwei riesige Pakete in die Hand drückt. Wir bekommen zwei neue Steppdecken. Die sind wesentlich mehr wert als die beiden Decken, die von der Waschmaschine geschluckt wurden, aber wo sollen wir die nur hinräumen? Am Ende sind wir eigentlich nur froh, dass die Waschmaschine nur unsere Decken „gefressen“ hat und nicht unsere Daunenjacken.

Abseits des Wäschechaos nutzen wir die Zeit für einen Besuch der netten Kleinstadt Örebro. Wir parken gleich gegenüber des wuchtigen Wasserschlosses. Von dort bummeln wir die Fußgängerzone entlang bis zur Nikolaikirche. Diese steht am Hauptplatz, auf dem sich auch das neugotische Rathaus und eine Statue von Engelbrekt Engelbrektsson, einem schwedischen Nationalhelden, befinden.

Wasserschloss von Örebro

Nikolaikirche

Totenwappen in der Nikolaikirche

Eine besondere Sehenswürdigkeit von Örebro ist der Stadtteil Wadköping. Alte Holzhäuser, die in Örebro Neubauten weichen mussten, wurden abgetragen und in Wadköping wieder aufgebaut. So entstand ein schmucker, kleiner Stadtteil. Zuerst haben wir den Eindruck es handle sich um ein Freilichtmuseum, doch in den Häusern befinden sich Lokale, Geschäfte, Gallerien und Wohnungen. Uns gefällt es sehr gut. Örebro ist wirklich einen Ausflug wert.

Altes Holzhaus in Wadköping

Weiter geht es nach Stockholm, wo wir Silvester verbringen. Da wir am Samstag ankommen, müssen wir keine Citymaut bezahlen. Auf einem Caravan-Platz ist gerade noch ein Platz frei. Von dort können wir zu Fuß in die Stadt gehen.

Zu den Sehenswürdigkeiten von Stockholm gehört neben der Altstadt auf der Insel Stadsholmen auch das Vasa-Museum. Auf den ersten Blick fragt man sich, warum sich ein ganzes Museum einem Schiff widmet, das nach dem Stapellauf nicht einmal aus dem Hafen kam, bevor es am 10. August 1628 gesunken ist. Das Museum beschäftigt sich daher auch nicht vorrangig mit der Schiffsbaukunst. Das Besondere an der Vasa ist, dass das Schiff praktisch vollständig erhalten ist (über 95 % Originalteile). Mit allem, was dazugehört. Das Schiff, die Verzierungen, die Ausrüstung, Besatzung. Es gibt daher einen einzigartigen Einblick in die damalige Zeit. Die Vasa ist das weltweit einzige verbliebene Schiff aus dem 17. Jahrhundert.

Die Vasa

Die Vasa

Zuerst schauen wir uns einen Film über die Vasa und ihre Bergung an. Dann starten wir den Rundgang. In jedem der sieben Stockwerke hat man einen anderen Blick auf das riesige Schiff. Es werden verschiedene Themen, wie etwa Bergung und Konservierung der Vasa behandelt. Bewegend ist der Bereich, in dem es um die Menschen geht, deren Leichen in der Vasa gefunden wurden, und die Geschichten, die diese Funde erzählen. Ein Skelett trug bei der Bergung sogar noch die Schuhe.

Das kunstvolle Heck der Vasa

Nach diesem Ausflug in die Vergangenheit bummeln wir in die Altstadt. Dort befindet sich das Schloss sowie die beiden Kirchen Storkyrkan (Nikolaikirche) und Tyska kyrkan (Deutsche Kirche). In der Storkyrkan befindet sich eine beeindruckende mittelalterliche Reiterplastik des St. Georg mit dem Drachen kämpfend, die in der Altstadt auch als Bronzearbeit zu finden ist.

Das Schloss von Stockholm

Fürchtet Gott! Ehret den König! Eingang zur deutschen Kirche

Hl. Georg tötet den Drachen

Als Österreicher lockt uns natürlich das Wienercafeet, das ganz im Stil eines Wiener Kaffeehauses eingerichtet ist. Wir genehmigen uns einen Kaffee, einen Kakao und zwei Mehlspeisen um luxuriöse 25 Euro.

Wiener Kaffeehaus

Am Silvestertag schauen wir unsere traditionelle „Fledermaus“ von Johann Strauss auf dem Notebook an. Dazu gibt’s Lachs, Kaviar und Sekt. Am Abend gehen wir in die Innenstadt, um das große Feuerwerk am Hafen zu sehen.

Klassisches Silvestermenü

Vor dem Schloss

Die Innenstadt ist von Polizisten abgeriegelt und es gibt Eingangskontrollen. Wir suchen uns einen Platz gegenüber dem Schloss, zwischen Grand Hotel und Hafen. Langsam wächst die Zuschauermenge, doch von einem Gedränge kann man nicht reden. Außerdem gibt es keine Musik, noch nicht einmal Verkaufsstände für Glücksbringer.

Kurz vor Mitternacht gleitet ein Schiff in das Hafenbecken. Mit einem lauten Knall beginnt um Mitternacht ein kurzes, aber intensives Feuerwerk, das von diesem Schiff abgeschossen wird und praktisch über unseren Köpfen leuchtet. Nach sechs Minuten ist der Zauber leider schon wieder vorbei. Wir spielen am Smartphone den Donauwalzer und tanzen ein paar Takte dazu. Bis auf eine Gruppe Pensionisten, die offenbar ein Geburtstagskind unter sich haben, leert sich die Hafenpromenade sehr schnell. Tja, dass die Schweden Stimmungskanonen wären, kann man ihnen nicht vorwerfen.

Prosit Neujahr!

Am Neujahrstag halten wir noch ein Schwätzchen mit Linzern, die mit ihrem Caravan neben uns gestanden sind. Gegen Mittag fahren wir weiter zu Schloss Drottninholm, in dem das regierende Königspaar, Carl Gustav und Silvia, wohnen. Das Schloss ist im Vergleich zu den Russischen Prunkbauten, die wir auf unserer Reise besichtigt haben, eher bescheiden. So manches Prunkstück hier wurde von Katharina der Großen gestiftet. Wahrscheinlich wollte sie, dass ihr Cousin, der damalige schwedische König, auch ein paar nette Einrichtungsgegenstände vorweisen kann. Hinter dem Schloss erstreckt sich ein großer Schlosspark, in dem sich noch ein paar kleinere Gebäude verstecken.

Schloss Drottningholm

Schloss Drottningholm

Schloss Drottningholm

Um 15 Uhr beenden wir unser heutiges Kulturprogramm und verlassen den Großraum Stockholm Richtung Südwesten. Unterwegs halten wir an einer Autowaschanlage. Nach einer ausgiebigen Wäsche schaut unser Elefant wieder richtig chic aus – bereit für ein neues Jahr.