1. Tag, 7.9.2012: Linz - Frankfurt - Washington - Atlanta
Dieses Jahr wird unsere Vorfreude auf die Reise durch zwei Ereignisse getrübt: Zuerst ist da Isaac, ein Hurrikan, der Ende August genau auf New Orleans zusteuert und glücklicherweise keinen zu großen Schaden anrichtet.
Und dann ist da noch die Lufthansa, die mit ihrem Kabinenpersonal im Streit liegt, der ausgerechnet an unserem Abreisetag in einem deutschlandweiten Streik münden soll. Die letzte Woche vor der Abreise verbringen wir daher nicht nur damit, im Büro alles zu erledigen, sondern auch mit langen Telefonaten mit der überraschend freundlichen und bemühten Umbuchungs-Hotline und mit bangem Warten auf die Bestätigung der neuen Flüge.
Zu guter letzt sitzen wir aber in Frankfurt und erwarten unseren Flug mit United Airlines nach Washington, von wo aus wir zu unserem eigentlichen Ziel - Atlanta - weiterfliegen. Wegen des Streiks ist in Frankfurt extrem wenig Betrieb, die Terminals sind verwaist, das Sicherheitspersonal langweilt sich und man fühlt sich fast wie auf einem Provinzflughafen.
Der Flug nach Washington startet mit etwas Verspätung, wir landen aber pünktlich nach ca 8,5 Stunden Flugzeit am Dulles International Airport. Auch die Einreise gestaltet sich einfacher als erwartet. Dass einem alle 10 Fingerabdrücke abgenommen werden, ist allerdings schon gewöhnungsbedürftig. Am Flughafen gibt’s gratis Wifi. Weiter geht’s mit der United an unseren heutigen Endpunkt Atlanta. Dort landen wir mit einer halben Stunde Verspätung um 18.30 Uhr Ortszeit. Das Gepäck ist rasch da und weiter geht’s mit einem Airporttrain zu den Autovermietungen. Bei Thrifty bekommen wir auch rasch unser Auto, bzw. dürfen wir uns aus einer ganzen Reihe eines aussuchen. Wir nehmen einen weißen Mitsubishi Galant mit einem Georgia Kennzeichen BSG 7292. Zu unserem übers Internet gebuchten Hotel ist es nicht weit und um 20.00 Uhr kommen wir endlich nach 20 Stunden in unser Zimmer.
1,7 Meilen
Übernachtung: Hampton Inn Altanta Airport (im Internet gebucht, USD 85 mit Frühstück und Parken)
2. Tag, 8.9.2012: Atlanta - Chattanooga - Lynchburg - Nashville
Zum Frühstück genehmigen wir uns das volle Programm: Omelettes, Würstchen, Waffeln, Toast. Schließlich ist es für unseren Körper schon Mittag und wir haben gestern Abend nichts mehr gegessen, weil wir zu müde waren. Um kurz vor 9 Uhr brechen wir auf. Dank GPS ist es nicht schwierig, durch das Straßengewirr von Atlanta zu finden.
Unser erstes Ziel ist Chattanooga. Dort parken wir das Auto in einer Seitenstraße (kostenlose Kurzparkzone für 2 Stunden) und besichtigen den Chattanooga Cho-Cho; ein echt süßer Zug und ein tolle Bahnhof, der heute ein Hotel ist. Anschließend bummeln wir durch die Stadt, die aber wie ausgestorben wirkt. Unsere Suche nach einem Geschäft, in dem wir Wasser kaufen könnten, bleibt leider erfolglos, und so setzen wir unseren Weg fort. Entlang des Highways finden wir einen Walmart und decken uns dort mit Getränken und Keksen ein.
Zwischen Georgia und Tennessee haben wir 1 Stunde Zeitverschiebung und stellen die Uhren eine Stunde zurück (MEZ - 7 Std.). Das ist uns sehr willkommen, sind wir doch schon etwas spät dran, da die Geschwindigkeitsbeschränkungen eher was zum Bummeln sind, als zum Kilometer-machen. Auf dem Weg nach Lynchburg kommen wir in dem kleinen Dorf Decherd durch. Das ist ja ein heruntergekommenes Dorf. Hier sieht es aus wie bei den Waltons 1910. Heruntergekommene kleine Holzhäuser, die dringend nach etwas Farbe verlangen und auch die Vorgärten sind zugewuchert, da und dort steht ein verrostetes Autowrack in der Einfahrt.
In Lynchburg dagegen ist alles tip-top. Man merkt, dass die Jack Daniel's Destillery Geld in die Gemeindekassen bringt. Wir nehmen an einer sehr interessanten, kostenlosen Führung teil und kaufen anschließen im Shop 3 (!) Flaschen Whisky (1 Geburstagsedition, und 2 mit Motiven aus Lynchburg, die es nur in Tennessee zu kaufen gibt um zusammen USD 100,00 - ein „Schnäppchen“). Nach der Besichtigung gehen wir noch eine Runde um den beschaulichen Dorfplatz von Lynchburg, bevor wir gegen 16.00 Uhr Richtung Nashville aufbrechen.
In Nashville finden wir mit unserem GPS gut zum Hotel „Best Western Music Row“, wo wir für die nächsten zwei Nächte einchecken. Der Guide in der Brennerei hat uns den Tipp gegeben, dass heute die Professional Bull Riders in der Stadt sind und das eine total irre Show sei. So suchen wir uns die Bridgestone Arena, in der das Spektakel stattfindet. Von überall her strömen die Massen in die Arena, die meisten mit Cowboyhut, Stiefeln und Jeans. Als wir am Schalter die Tickets kaufen wollen, werden wir informiert, dass keine Tickets ohne Personal ID verkauft werden. So was blödes, haben wir doch unsere Pässe im Hotel gelassen. Wir nehmen uns ein Taxi, düsen ins Hotel, holen die Pässe und machen uns im Schweinstrab wieder auf den Rückweg zur Bridgestone Arena. Dort angekommen, sind die günstigeren Tickets natürlich schon ausverkauft und so leisten wir uns Tickets zu USD 39,50. In der Arena brodelt es schon und die Stimmung wird zusätzlich von einem Bull Riding Clown angeheizt. Es ist schon ein Wahnsinn, dass die Burschen tatsächlich bis zu 8 Sekunden auf diesen riesigen Bullen sitzen bleiben können. Wir genehmigen uns Burger und Bud Light. Um 21.45 Uhr ist die Show vorbei und wir begeben uns auf den Broadway. Das ist die Hauptstraße, auf der sich eine Bar an die andere reiht. In den meisten Bars spielt eine Liveband. Wir entscheiden uns für Robert’s Western World. Das Publikum dort ist ab 25 aufwärts und sogar von uns beiden wird beim Eintritt der Ausweis verlangt - wie schmeichelhaft ;-) Hier spielt eine super Country Band und wir hören Lieder, die auch wir kennen (Ring of Fire, Lonesome me). Die Stimmung ist grandios und als wir gegen Mitternacht das Lokal verlassen, steht draußen noch immer eine Menschenschlange an, um hinein zu kommen. Wir schlendern zu Fuß retour zum Hotel. Der Jetlag nagt noch etwas an uns und so fallen wir um 1.00 Uhr ins Bett.
303 Meilen
Übernachtung: Best Western Music Row (über Katalog gebucht, EUR 103,00 mit Frühstück und Parken).
3. Tag, 9.9.2012: Nashville
Heute ist Gameday!
Auch heute gibt’s ein Styropor-Frühstück, dh das ganze Geschirr ist aus Styropor oder Plastik; aber es schmeckt und macht satt. Wir brechen zeitig in Richtung LP Field auf und kommen dort kurz nach 9 Uhr an (Spielbeginn um 12 Uhr Ortszeit). Die ersten Tailgater sind bereits da und die Griller qualmen schon heftig. Die Profis haben Griller, die ein ganzes Bierzelt versorgen könnten, Zapfanlagen und Partyzelte für 20 Leute; natürlich alles im Titans-Design! Die Stimmung ist bestens. Wir bummeln über den Parkplatz und gehen dann ins Station. Neben dem Eingang lässt sich Judith ein Airbrush-Tatoo ins Gesicht machen - ein echter Fan! Im Titans-Shop statten wir uns mit T-Shirts und Kapperl aus, dann noch schnell ein Hotdog und ein Bier und los geht’s. Wir haben super Plätze, Reihe S an der 30 Yard-Linie. Die Spieler sind zum Greifen nahe und wir genießen die Sommersonne. Auf dem Stadionbildschirm wird Tom Cruise gezeigt, der den Spielern vom Spielfeldrand aus beim Aufwärmen zusieht (wieder daheim, sehen wir in der TV-Aufzeichnung, dass auch Bon Jovi im Stadion war). Kurz vor 12 Uhr laufen die Mannschaften ein, dann gibt’s den Cointoss und die Hymne. Bei den letzten Klängen fliegen zwei Kampfjets mit Nachbrenner über das Stadion und es werden Feuerwerksraketen abgeschossen, weil heute das erste Spiel der Saison ist. Die Titans fangen gut an, können sich aber nicht durchsetzen und letztendlich gewinnen die Patriots überlegen (34 : 13).
Live ist so ein Footballspiel noch viel beeindruckender, als im Fernsehen. Die Spieler schenken sich wirklich nichts. Das besondere aber sind die Fans. Wir sitzen direkt mit Titans- und Patriots-Fans zusammen, jeder feuert seine Mannschaft an und freut sich, wenn sie punkten und ärgert sich, wenn was nicht so klappt. Aber alle sind friedlich und plaudern miteinander. Wenn man da an den europäischen Fußball denkt, da sind Welten dazwischen.
Neben uns sitzt ein älteres Ehepaar, das Saisonkarten hat und sich praktisch jedes Spiel ansieht. Sie sind begeistert, dass wir uns das Spiel anlässlich unseres Hochzeitstags ansehen. Es ist ein traumhafter Tag und die Sonne brennt auf uns herunter. Wie mag es da erst den Spielern und den Cheerleadern gehen … Als klar wird, dass die Titans heute nichts mehr gelingen wird, verlassen viele Zuschauer schon vor Spielende das Stadion. Wir bleiben natürlich und genießen die Atmosphäre bis zum Schluss.
Um 15 Uhr ist das Spiel aus und die Massen bewegen sich zum Parkplatz bzw. in Richtung Innenstadt. Wir sind bei letzteren dabei und stoßen im Honky Tonk Central auf das Spiel an. Anschließend schauen wir noch in die Country Music Hall of Fame, allerdings nur in den Shop, weil für das Museum heute nicht mehr ausreichend Zeit bleibt. Mit einer Johnny-Cash-CD in der Tasche gehen wir zum Hotel und betrachten unseren Sonnenbrand im Nacken und auf den Armen - aber das war es wert!
Am Abend gehen wir ins Broadway Brewhouse essen. Hier ist es total gemütlich. Auf etlichen Bildschirmen laufen Footballspiele des heutigen Tages und auch unter den Gästen sind fast nur Footballfans in den verschiedenen Dressen. Wir bestellen uns zwei offene Budweiser (heute zwei zum Preis von einem), zwei American Burger und einmal Fries. Mmmmh das schmeckt. Wir bestellen eine zweite Runde Bier, dann wird es uns schön langsam zu kühl - die Aircondition ist voll aufgedreht - und wir beschließen Richtung Hotel zurück zu gehen. Auf dem Weg retour schauen wir noch in einige Bars hinein, aber nur für Hörproben. Auf dem Broadway zeigen stolze Auto- und Motorradbesitzer ihre Gefährte. Neben Harley-Davidson-Gruppen beeindruckt vor allem ein Konvoi von gut zwanzig Corvettes, die wohl vom Corvette-Treffen kommen, das in der Nähe stattgefunden hat.
0 Meilen.
Übernachtung: Best Western Music Row (über Katalog gebucht, EUR 103,00 mit Frühstück und Parken).