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4. Tag, 10.9.2012: Nashville - Memphis

Nach dem Frühstück verlassen wir Nashville in Richtung Memphis. Der Verkehr ist deutlich dichter als am Wochenende, aber noch immer kein Vergleich mit dem Linzer Verkehrschaos.

Bei einer Autobahnausfahrt tanken wir das erste Mal und brauchen ein wenig, bis wir das System durchschauen. Jede Tankstelle scheint ein eigenes System zu haben: Vorher in bar zahlen oder nachher mit Kreditkarte an der Zapfsäule, mal mit Zip und mal ohne, irgendeinen Hebel bewegen, nachdem man den Nozzle geliftet hat, usw. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffen wir es doch zu tanken (USD 30 für 7,7 gal). Weiter geht’s Richtung Memphis. In einer Ortschaft namens Arlington machen wir eine kurze Mittagspause bei McDonalds.

Um 12.30 Uhr kommen wir in Memphis bei der Econo Lodge an. Wir fragen um ein Zimmer und uns wird ein Doppelzimmer um USD 65,00 angeboten. Übers Internet kostet das Zimmer aber lediglich USD 60,00. So fahren wir in die öffentliche Bücherei um dort ins Internet einzusteigen. Das Reservieren des Zimmers funktioniert problemlos und als wir in die Econo Lodge zurückkommen, bekommen wir das Zimmer auch um USD 60,00.

Nachdem wir unsere Sachen aufs Zimmer gebracht haben, begeben wir uns zu Fuß zum Sun Studio, das in einer eher heruntergekommenen Gegend liegt. Das Studio schaut genau so aus, wie man es aus diversen Filmen kennt (zB Walk the Line). Um 14.30 Uhr beginnt die nächste Führung, an der wir teilnehmen. Es ist total interessant und auch bewegend, an der Geburtsstätte des Rock’n’Roll zu sein. Im 1. Stock des Nebengebäudes gibt es unzählige Devotionalien von Rock’n’Roll-Legenden, sowie Aufnahmegeräte des Gründers von Sun Studio - Mr. Sam Phillips. Wir bekommen einige Hörproben, u.a. vom ersten Song, der als Rock’n’Roll gilt: Rocket 88. In einer Vitrine sind ein Sakko und eine Gitarre von Elvis ausgestellt, beides hat er bei seinem ersten TV-Auftritt 1953 getragen - natürlich bekommen wir diesen Ausschnitt vorgeführt. Dann geht’s weiter in das originale Sun Studio. Das besteht lediglich aus einem winzigen Büro, einem etwa 20 m² großen Raum, in dem die Musiker spielten und einem kleinen Schnittraum dahinter. Das war’s. Unser Guide ist ein sehr witziger - auf Rockabilly getrimmter - Typ, der mit einer Hingabe jedes einzelne Foto und ausgestellte Objekt erklärt. Darunter das Mikrofon, in das Elvis bei einigen Aufnahmen gesungen hat. Auch erklärt er das Foto mit dem so genannten Million Dollar Quartett (Jerry Lee Lewis, Carl Perkins, Elvis Presley und Johnny Cash) und spielt die dazugehörige Hörprobe ein. Cool!

Im Aufnahmeraum der Sun StudiosElvis Presley nahm seine erste Platte in den Sun Studios auf

Nach der Führung fahren wir mit dem kostenlosen Shuttle Bus vom Sun Studio in die Innenstadt retour. Beim Rock’n Roll-Museum steigen wir aus und bummeln durch die Beale Street. Die ist ganz ähnlich dem Broadway in Nashville; eine Bar reiht sich an die andere.

Gegen 16.45 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Peabody Hotel, da dort um 17 Uhr die Enten aus dem Brunnen über den roten Teppich gehen und in den Lift einsteigen. Das ist ja schräg! So etwas kann es nur in den USA geben …

Gegen 19 Uhr begeben wir uns auf den Weg in die Beale Street. Dort kehren wir im B.B. King’s Blues Club ein. Wir genehmigen uns je eine Vorspeise (Gebackene Pickles mit Dillsauce, gebackenen Catfish mit Pommes und Sauce Tartare und anschließend ein Gumbo Ya Ya - alles sehr lecker und reichlich). Danach bummeln wir die Beale Street entlang, aber man merkt, dass heute Montag ist. Alles wirkt irgendwie „verkatert“, lediglich die Kakerlaken auf dem Gehsteig sind in Feierlaune.

Absperrung am Beginn der Beale StreetBeale St. bei Nacht

223,7 Meilen

Übernachtung: Econo Lodge Downtown (im Internet gebucht, USD 60,00 mit Frühstück, Parken USD 10,00).

5. Tag, 11.9.2012: Memphis

Wohnzimmer in GracelandHeute machen wir uns in aller Frühe auf nach Graceland. Ausgerüstet mit Gutscheinen aus der Hotelrezeption kommen wir viel zu früh an (Einlass 9 Uhr). Aber es geht nicht nur uns so, es bildet sich bereits eine Schlange an der Kassa. Wir nehmen die Platinum Tour, die wir mit Gutschein um USD 32,00 bekommen (Parken mit Gutschein um USD 9,00). Das Graceland Mansion ist sehr beeindruckend; die Einrichtung ist maßlos übertrieben, aber durchaus geschmackvoll. Die Tour ist natürlich bestens organisiert und dramaturgisch gut aufgebaut. Man erfährt alles über das Haus, Elvis’ Karriere und seine Großzügigkeit und landet nach knapp zwei Stunden im Meditation Garden, wo sich sein Grab befindet. Nicht nur Elvis ist dort begraben, sondern auch seine Eltern und seine Großmutter, die alle anderen überlebt hat (sie wurde 90 Jahre alt). Auch eine Tafel für Elvis’ tot geborenen Zwillingsbruder ist angebracht. Anschließend geht es mit dem Autobus vom Mansion wieder zurück auf die andere Straßenseite und wir besuchen die anderen Ausstellungen (Elvis on tour, 68 special, etc). Zwischendurch kaufen wir uns etwas zu essen (Getränk mit Gutschein gratis - ja, wir sind inzwischen auch zu Gutschein-Maniacs verkommen). Erst kurz vor 14 Uhr beenden wir die Besichtigungstour in Graceland.

 

Grab von Elvis Presley

Einer von Elvis' BühnenanzügenEsszimmer im Privatjet

Von Graceland fahren wir zurück nach Downtown, wo um 14:30 Uhr der Riverboat-Cruise startet. Die Riverboat-Queen ist schon gut gefüllt mit durchwegs älteren US-Touristen; wir suchen uns einen Platz am Mitteldeck und genießen die Sonne. Der Typ, der die ganze Fahrt über vom Mississippi und seiner Umgebung erzählt, ist schwer zu verstehen und hält sich für äußerst witzig. Wir genießen die Rundfahrt trotzdem. Der Blick auf Memphis ist beeindruckend, die Sonne steht schon etwas tiefer und somit ist das Licht sehr gut. Nach 1,5 Stunden endet die Bootsfahrt und wir beschließen, noch zum Civil Rights Museum zu fahren.

Lorraine MotelIn der Mulberry Street angekommen, parken wir am Straßenrand und gehen die paar Meter bis zum Lorraine Motel, in dem Martin Luther King Jr. 1968 ermordet wurde. Das Museum ist heute geschlossen, aber wir wollten ohnehin nur einen Blick von außen darauf werfen. Die Gegend hier ist total nett. Wir gehen die parallel zur Mulberry Street verlaufenden Main South Street entlang. Hier stehen alte Ziegelbauten, in denen früher die Baumwolle gelagert wurde, bevor man sie am Mississippi verschiffte. Einige der Häuser sind bereits renoviert, andere hingegen vernagelt und verwuchert. Es hat den Anschein, dass die Gegend hier am aufsteigenden Ast ist. Es gibt viele Galerien und Restaurants.

Ehemaliges Baumwoll-LagerhausVor dem Abendessen gehen wir in die Main Street, da wir diese noch nicht gesehen haben. Das ist eine total nette Fußgängerzone, nur die alte Straßenbahn rattert durch. Leider ist es hier wie ausgestorben. Die meisten Geschäfte und Lokale haben bereits um 17 Uhr zugemacht. Hier würden sich ein paar Gastgärten total gut machen, aber auf die Idee ist hier leider noch niemand gekommen.

So gehen wir retour in die Beale Street. Heute ist etwas mehr los als gestern. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns für Silky Sullivan’s Irish Restaurant. Wir genehmigen uns dort die berühmten Südstaaten-Ripperl für 2 Personen. Mmmmh die sind echt lecker - und mal kein Burger und keine Pommes. Danach gehen wir noch auf ein Bier in den Club 156, wo eine ganz gute Band spielt.

23,4 Meilen

Übernachtung: Econo Lodge Downtown (im Internet gebucht, USD 60,00 mit Frühstück, Parken USD 10,00).

6. Tag, 12.9.2012: Memphis - Mississippi Blues Trail - Vicksburg 

Nach dem Frühstück, bei dem wir länger mit einem Mann aus Illinois plaudern, brechen wir zu unserer nächsten Etappe auf (Tanken USD 50,00 = 13,6 gal.). Südlich von Memphis halten wir nach der Staatsgrenze bei einem Visitor Center. Wir werden von der netten Dame dort mit allerhand Broschüren ausgestattet und fahren den Highway US 61 durch das Mississippi Delta auf den Spuren des Blues.

In Clarksdale machen wir unseren ersten Halt und besuchen den Ground Zero Blues Club, eine Holzbude aus den Anfängen des Blues, die noch im Originalzustand sein dürfte. Von außen sieht es aus, als ob das Haus schon seit Jahren verlassen wäre, aber im Inneren tut sich ein stilvoller Blues Club auf, mit Bühne, Bar, Billardtischen usw. Die Wände sind voll Graffiti und es hängen Bilder von Morgan Freeman, dem Eigentümer des Clubs, an der Wand. Wir bestellen uns etwas zu essen und lassen das Ambiente auf uns wirken. Leider lässt unser Zeitplan nicht zu, dass wir bis zum Abend hier bleiben.

Ground Zero Blues Club, ClarksdaleGround Zero Blues Club

Wir fahren weiter nach Süden und kommen nach Mound Bayou, der ersten von ehemaligen Sklaven gegründeten Stadt der USA. Wir machen nur einen kurzen Fotostopp und fahren weiter nach Cleveland, dessen historischer Stadtkern zum Shopping einladen sollte. Wir werden aber nicht sonderlich animiert, zumal viele Geschäftslokale leer stehen. In Cleveland nehmen wir den Highway 8 West in Richtung Rosedale, wo wir im White Front Cafe einkehren auf eine Portion „Hot Tamales“, ein würziges Maismehl-Fleisch-Gericht, das mexikanische Wurzeln hat.

US 61 Blues MuseumVon dort fahren wir auf dem Highway US 1 nach Süden. Schon seit dem Morgen ziehen die Baumwollfelder an uns vorbei, da und dort wird gerade Baumwolle geerntet. In Greenville biegen wir ab nach Leland, der Heimat von Kermit dem Frosch (bzw. dessen Erfinder, Jim Henson). Dort angekommen besuchen wir das US 61 Blues Museum (Eintritt USD 5,00 pP), in dem Devotionalien zahlreicher Blues-Legenden ausgestellt sind. Im Foyer spielt ein Musiker, während wir uns die Ausstellung ansehen. Wir geben ihm ein kleines Trinkgeld. Die Ausstellung zu den Muppets, die im Visitor Center untergebracht ist, ist leider schon geschlossen.

Von Leland sind es noch ca 80 Meilen nach Vicksburg. Die Straße führt durch endlos weites Farmland. Es sind einige Flugzeuge zu sehen, die im Tiefflug über die Baumwollfelder fliegen. In Vicksburg beschließen wir ins Best Western Inn zu fahren. Das liegt zwar nicht im Zentrum, sondern an der US 61, hat aber dafür gute Kritiken.

Um unseren abendlichen Gusto zu stillen, suchen wir uns ein Wendy’s. Die Burger sind gut, aber die Klimaanlage läuft wie so oft auf Hochtouren und wir sind froh, als wir wieder draußen sind. Am Rückweg zum Hotel fahren wir noch am benachbarten Supermarkt vorbei und kaufen ein 6-pack Budweiser, welches wir im Zimmer dann gleich anbrechen. Das erste Mal in diesem Urlaub schalten wir den Fernseher ein.

301,3 Meilen

Übernachtung: Best Western Vicksburg Inn (mit Coupon USD 71,95 mit Frühstück und Parken)