Unseren ersten Halt in Simbabwe machen wir in Victoria Falls. Der Ort heißt nicht nur so, er liegt auch direkt an den Wasserfällen. Von unserem Camp aus können wir die Gischt sehen, die vom Mosi-oa-Tunya ("Donnernder Rauch"), aufsteigt. Da wir uns die Victoria Fälle schon zweimal angesehen haben, sparen wir uns diesmal das Eintrittsgeld.
Von Vic Falls fahren wir auf einer schlechten Straße (viele Schlaglöcher, wenig Asphalt) nach Hwange. Die Gegend ist nicht sehr ansehnlich, denn hier wird Kohle abgebaut. Die Landschaft ist von schwarzem Straub bedeckt und aus den Schornsteinen der Industrieanlagen steigt Rauch in allen möglichen Farben, von gelb bis blau, auf. Wir tanken in Hwange noch einmal voll, denn auf den nächsten gut 500 Kilometern gibt es keine Tankstelle mehr. In Cross Dete biegen wir auf die Binga-Karoi Road ab. Diese verläuft mehr oder weniger parallel zum Kariba Stausee und ist die einzige Ost-West-Verbindung im Norden Simbabwes. Anfangs ist es noch eine Asphaltstraße, auch wenn diese schon lange keine Instandhaltung mehr erlebt hat.
Gegen Abend erreichen wir Mlibizi am oberen Ende des Kariba Stausees. Im Mbilizi Zambezi Resort bekommen wir einen Stellplatz direkt an der Waterfront. Wobei das Seeufer ein gutes Stück entfernt ist, denn der Stausee hat wegen der herrschenden Dürre zu wenig Wasser (etwa 10 m weniger als gewöhnlich). Die Anlage strahlt einen 50er-Jahre-Charme aus und ist ganz schön groß. Es gibt viele Chalets, jedes sieht anders aus, denn sie gehören unterschiedlichen Eigentümern. Nur die Verwaltung erfolgt für alle gemeinsam und liegt derzeit in der Hand eines britisch-simbabwischen Ehepaars, das diese Aufgabe erst letzten September übernommen hat. Wir plaudern ein wenig mit Sam, die sich mit ihrem simbabwischen Mann auf dieses Abenteuer eingelassen hat. Sie haben noch große Pläne mit dem Resort, aber es ist ein langer Weg dorthin. „Africa is tiring“ ist ihre Kurzzusammenfassung für das Leben und Arbeiten in Simbabwe.
Zum Sundowner gehen wir auf das Sunset Deck, wo wir andere Overlander treffen. Sie warten hier auf die Fähre, mit der sie über den Kariba Stausee bis nach Kariba fahren. Die Fahrt dauert (planmäßig) 22 Stunden auf einem Schiff, das seit den 1970er Jahren im Einsatz ist. Da verlassen wir uns lieber auf unser Auto.
Nach ein paar Tagen fahren wir weiter. In unserem Reiseführer aus 2019 ist zu lesen, dass die Binga-Karoi-Road saniert und ausgebaut werden soll. Geschehen ist seither nichts. Sam hat uns ebenfalls erzählt, dass die Straße demnächst asphaltiert werden soll, allerdings müsse zuerst die Hwange-Bulawayo-Road saniert werden. Ob es jemals soweit kommen wird? Nun, wir können nicht darauf warten.
Entlang der Binga-Road liegen zwei Nationalparks, die wir besuchen wollen. Als erstes kommen wir zum Chizarira National Park. Dieser entpuppt sich aber als eine große Enttäuschung, und die beginnt bereits beim Park Office. Die Übernachtung kostet 100 US$, und das in dem am wenigsten besuchten Nationalpark Simbabwes! Außerdem sei der Nationalpark „fully booked“. Mit Müh und Not bringen sie uns auf einem Platz unter, der eigentlich einem Safari-Veranstalter gehört und nicht von der Nationalparkverwaltung betrieben wird. Wir sehen auch nur wenige Tiere, die noch dazu sehr scheu sind, weil die Wilderei in diesem Park immer noch ein großes Problem darstellt. Der einzige Pluspunkt ist ein schöner Ausblick auf die Mucheni-Schlucht. Als wir am nächsten Tag einen Gamedrive unternehmen, stellen wir fest, dass alle Campsites leer sind. Warum wurde uns erzählt, sie seien „fully booked“? Das klärt sich dann im Gespräch mit einem Simbabwer auf, der mit seiner Familie im Nationalpark ein paar Tage Urlaub macht. Er erklärt uns, dass einheimischen Safari-Veranstalter die Plätze (kostenlos) reservieren, aber nicht kommen. Das ist natürlich ein Systemfehler, aber keiner tut etwas dagegen. Denn jeder, der eine verantwortungsvolle Position inne hat, ist der Neffe, Enkel, usw von irgendeiner einflussreichen Persönlichkeit und kann daher nicht zur Verantwortung gezogen werden. So bleibt alles, wie es ist. Er fasst das mit „No accountability“ zusammen. Ein Problem, das nicht nur in Simbabwe besteht.
Nach dieser schlechten Erfahrung im Chizarira Nationalpark beschließen wir, gar nicht erst zum Matusadona Nationalpark zu fahren. Wir sind beide enttäuscht, aber es macht einfach keinen Sinn, zumal die Parks nicht gerade günstig sind. Wir folgen stattdessen der Binga-Road weiter Richtung Osten und wollen nochmals an den Kariba-Stausee fahren. Die Stunden rinnen dahin, die Kilometer weniger. Es ist extrem heiß (trotz Klimaanlage), und es staubt wahnsinnig.
Die letzten Tage zehren an unseren Nerven und die Stimmung wird zunehmend schlechter. Nach einem Zwischenstopp, erreichen wir das Gache-Gache-Camp am Kariba-Stausee. Die Gache-Gache-Lodge wird gerade saniert, aber der Campingplatz ist geöffnet und wir verbringen dort ein paar schöne und ruhige Tage. Wir sitzen im Schatten, lesen, schauen auf den See und beobachten die Vögel, Hippos und Krokodile, die hier unzählig vorkommen. Am Abend sitzen wir beim Lagerfeuer und unsere Stimmung bessert sich wieder zusehends.
Von Gache Gache fahren wir über die sogenannte Powerline-Road nach Kariba, wo wir unsere Vorräte auffüllen und tanken. Danach fahren wir zum Aussichtspunkt, von dem aus man die Staumauer des Stausees bewundern kann. Unglaublich, wie riesig die Mauer ist. 128 Meter hoch, an der Basis 24 m dick. Auch der Stausee hat unglaubliche Ausmaße: 223 km lang, bis zu 40 km breit. Der Lake Kariba ist der größte künstliche See der Welt.
Im Warthog Bush Camp treffen wir uns mit Luise und Patrick, die wir bereits in Botswana kennen gelernt haben, und die ebenfalls mit einem Defender unterwegs sind. Wir haben uns per WhatsApp mit ihnen hier verabredet, um die nächsten Tage gemeinsam in den Mana Pools Nationalpark zu fahren.