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Wir wollen über den berühmten Sani Pass, eine spektakuläre 4x4-Strecke, von Südafrika nach Lesotho einreisen. Da es jedoch immer noch wie aus Kübeln regnet, verbringen wir noch eine Nacht am Fuße des Sani Pass. Für nächsten Tag ist die Wettervorhersage etwas besser.

Als wir in der Früh zusammen packen ist es zumindest trocken. Wolfgang ist nicht recht fit, trotzdem nehmen wir den Pass in Angriff. Die ersten Kilometer geht es noch auf einer gut asphaltierten Strecke bis zum südafrikanischen Grenzposten. Die Pässe sind ruck-zuck gestempelt. Nach dem Grenzposten beginnt die 4x4-Strecke. Mit normalen PKW darf man hier nicht weiter.

Auffahrt auf den Sani Pass

Beeindruckende Berge

Ab hier dürfen Pkw nur noch mit Sondererlaubnis weiterfahren

Uns wird auch schnell klar warum. Die Piste ist abschnittsweise tief ausgewaschen und mit großen Steinen durchzogen. Wir haben bereits am Anfang der Strecke den Lowgear eingelegt und auf kurzen Stücken brauchen wir auch die Differenzialsperre. Das Panorama ist dafür sagenhaft. Leider zieht Nebel auf und wird immer dichter, je höher wir kommen. Erst kurz vor dem Pass durchdringen wir die Nebeldecke und es wird wieder etwas freundlicher. Wir machen einen Fotostopp beim Sani Pass Schild und beim Lesotho-Schild. Dann geht‘s das letzte Stück zur Grenze von Lesotho. Wir füllen einen Einreisezettel aus und die Pässe werden gestempelt. Das TIP kümmert die Beamten nicht, denn Lesotho gehört zur Zollunion mit Südafrika. Wir bezahlen 90 Rand Road Tax und 200 Rand Einreisegebühr. Dann sind wir fertig.

Hinein in die Wolkendecke!

Der Sani Pass ist geschafft

Willkommen in Lesotho!

Nächster Stopp: das (angeblich) höchstgelegene Pub Afrikas auf 2.874 m Seehöhe. Für den Ausblick von der Terrasse muss Eintritt bezahlt werden (100 R pP). Den bekommt man jedoch wieder gegengerechnet, wenn man im Pub etwas konsumiert. Das Pub ist wirklich sehr nett und gut eingeheizt. Ein kleiner Kohleofen bullert in der gemütlichen Stube. Wir verbringen diese Mittagspause mit Angela und Klaus, die wir bereits in den Drakensbergen kennengelernt, und am Fuße des Sani Pass wieder getroffen haben. Bei einem ausgiebigen Mittagessen plaudern wir eine ganze Weile dahin.

Blick hinunter auf die Passstraße

Im höchsten Pub Afrikas

Inzwischen hat sich das Wetter wieder verschlechtert und es schüttet wieder. Die Wolken hängen zur Straße. Wir fahren gemeinsam zu einem nahe gelegene Camp, der Masoba-soba Lodge. Naja, der Stellplatz ist jetzt nicht der Hammer, aber die Toiletten sehen zumindest ganz ok aus und so bleiben wir. Wolfgang verzieht sich ins Bett. Er hat in der Früh ein Aspirin genommen, aber am Nachmittag bekommt er leichtes Fieber und hustet. Ich mache ihm einen Tee und setzt mich dann in die Sonne, die mittlerweile durch die Wolken scheint. Angela kommt vorbei und fragt, ob ich mich zu ihnen setzen will. Und so ratschen wir den halben Nachmittag über Gott und die Welt. Als es wieder zu zieht, ziehen wir uns in unsere Autos zurück.

Masoba-soba Lodge

Wolfgang liegt im Bett und das Fieber steigt. Er macht einen Malaria Test, der aber Gott sei Dank negativ ausfällt. Das ist ja zumindest schon mal beruhigend. Kaum bin ich im Auto, treibt es den nächsten Regenguss über uns. Durch den Regen ist der ganze Stellplatz matschig und der Boden im Auto sieht aus wie in einem Schweinestall. Ich bin ordentlich gefrustet. Irgendwie haben wir im Moment keinen so guten Lauf. Das lange Feuerzeug für die Öfen ist kaputt, die Thermoskanne ist kaputt, wir haben kaum mehr Trinkwasser, der Benzinkanister für die Öfen ist leer, Wolfgang ist krank, es ist eiskalt und nass.

Nächsten Morgen geht es Wolfgang gar nicht gut. Er hat in der Früh schon 38,6 Grad Fieber und ist komplett erledigt. Was sollen wir tun? Hier bleiben ist keine Option. Wenigstens ist heute der Himmel blau und die Sonne scheint. Das tut richtig gut, auch wenn es ziemlich frostig ist. Ich koche erst mal Tee zum Frühstück. Dazu gibts eine Scheibe Brot. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns herzlich von Angela und Klaus. Die beiden werden Lesotho ziemlich schnell verlassen, da ihre Standheizung nicht funktioniert. Als ich soweit alles verstaut habe, hilft mir Wolfgang noch das Dach zusammen zu klappen. Das schlaucht ihn eh ordentlich. Dann fahren wir vom Hof.

Als Tagesziel haben wir eine Lodge in der Nähe von Thaba-Tseka ins Auge gefasst, damit sich Wolfgang in einem Zimmer erholen kann. Wir fahren zuerst nach Makhotlong. Die Straße führt über spektakuläre Pässe und die Landschaft ist eine Wucht. Noch dazu bei diesem Wetter. Leider hat Wolfgang keinen Blick dafür.

Enorme Weitsicht

Beeindruckende Schluchten

Wir fahren die meiste Zeit in einer Höhe zwischen 3.100 und 3.400 m. Als wir kurz vor Makhotlong zur Abzweigung nach Thaba-Tseka kommen, beginnt eine Schotterstraße. Wir haben ja damit gerechnet, dass die Straßen in Lesotho nur wenig asphaltiert sind, dass aber die Pisten in einem dermaßen schlechten Zustand sind, ist nun doch überraschend. Im Wechsel zwischen erstem und zweiten Gang ist einfach kein Weiterkommen. Wenn Wolfgang gesund wäre, würden wir weiterfahren. Aber so entscheiden wir uns, auf der Asphaltstraße zu bleiben.

Leider können wir entlang der Strecke keine halbwegs annehmbare Unterkunft finden. Der Standard in Lesotho ist im Vergleich zu den Ländern, die wir bereist haben, relativ schlecht. Vielleicht wäre es uns nicht so aufgefallen, wenn es warm und trocken wäre. Aber auf 2.000 bis 3.000 m Seehöhe und Regen erscheint es uns irgendwie trostlos. Es gibt kaum Stromversorgung, selbst die „Lodges“ haben nur ein kleines Solarpanel für das Licht auf ihren Hütten. Und so beschließen wir, Lesotho im Norden wieder Richtung Südafrika zu verlassen.

Bis zur nächstgelegenen Grenze in Caledonspoort sind es knapp 200 km. Ein Traum für Motorradfahrer. Für einen kranken Beifahrer ein Albtraum. Die Landschaft ist super schön. Die hohen, grünen Berge, an denen unzählige Wasserfälle plätschern. Wir kommen durch viele kleine Dörfer. Die vielen Hirten, die wir sehen, erinnern uns ein wenig an Rumänien und Kirgistan. Sie sind in Basotodecken gehüllt und tragen großteils Sturmhauben.

Die Tierherden und Landschaften erinnern uns an Zentralasien

Kleine Wasserfälle

Ab dem Moteng Pass mit 2.740 m geht es 1.000 Höhenmeter hinunter. Hier werden die Dörfer wieder mehr und somit auch die Leute und der Verkehr. Die Landschaft ist jedoch einzigartig. Wasserfälle schießen überall die Berge hinab.

Der Grenzübertritt nach Südafrika geht wieder recht flott. Bei der Ausreise aus Lesotho müssen wir nicht mal aus dem Auto aussteigen. Die Pässe werden einfach durch ein Fenster gereicht und dort gestempelt. Auf der Südafrikanischen Seite gehen wir zur Immigration, wo im Nu die Pässe gestempelt werden. Am Schranken plaudern wir noch mit dem Polizisten. Der will nur die Pässe sehen und meinen Führerschein. Dann sind wir nach 20 Minuten auch schon fertig.

Bis zu unserer angepeilten Unterkunft, dem „Fat Mulberry“ sind es nur wenige Kilometer. Wir werden von den zwei Hausdamen und ihren Hunden begrüßt. Leider haben sie nur für zwei Nächte ein Appartement frei. Wir sind aber beide zu müde um eine andere Unterkunft zu suchen. Außerdem gefällt es uns hier sehr gut. So beziehen wir für zwei Nächte das „Maluti-View“-Appartement mit herrlichem Ausblick in die Berge Lesothos.

Unser Appartment im "Fat Mulberry"

Am Horizont sehen wir noch die Berge von Lesotho