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Auf dem Weg in die Drakensberge kommen wir durch die kleine Ortschaft Winterton. Im örtlichen Museum, das gegen eine freiwillige Spende besichtigt werden kann, gibt es neben einer Menge Krims Krams ein bemerkenswertes Ausstellungsstück: Ein Fahrzeug, das auf den Namen „Suid-Afrika“ hört.

Es handelt sich um eines der ersten Overlander-Fahrzeuge. Das Auto wurde 1920 in Detroit gebaut und von der Familie Weston dann für eine 12-jährige (!) Weltreise genutzt. Sie bereisten damit Amerika, Europa, Asien und Afrika. Zuletzt wollten sie damit vom Kap der guten Hoffnung ans Nordkap fahren, aber in Simbabwe mussten sie feststellen, dass das Fahrzeug zu groß und zu schwer für die Pontons und Brücken ist. So sind sie nach Südafrika zurück und mit einem kleineren Fahrzeug noch einmal gestartet. Damit sind sie dann bis nach Europa gekommen. In der damaligen Zeit ohne Navi, Internet & Co muss das ein wahres Abenteuer gewesen sein.

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Ein aufgeräumtes Cockpit

Zeitungsbericht über die Reise durch Ägypten

Nach diesem netten Museumsbesuch fahren wir in den Royal Natal National Park, der in den nördlichen Drakensbergen liegt. Unser Stellplatz liegt eingerahmt in einer herrlichen Bergkulisse, die wir die nächsten Tage erwandern wollen.

Campingplatz in den Drakensbergen

Auf unserer ersten Wanderung geht’s zum Highlight des Parks, dem sogenannten Amphitheater. Dabei handelt es sich um ein Felsmassiv mit einer mehrere Kilometer langen Felswand. Schon als wir mit dem Auto zum Parkplatz fahren, erhaschen wir einen ersten Blick auf die mächtige Felswand und wir sind beeindruckt.

Amphitheater

Der Wanderweg führt immer am Fluss entlang, meist ein wenig oberhalb am Hang und liegt in der prallen Sonne. Nur ein paar kurze Abschnitte führen durch eine Art Urwald. Der Weg ist anfangs gut ausgetreten und gepflegt. Als wir weiter in die Schlucht hineinkommen, führt er weniger am Hang, als vielmehr im Flussbett entlang. Dieses ist gefüllt mit großen, runden Steinen, über die wir balancieren müssen. Das macht irgendwie Spaß. Aber je weiter wir in die Schlucht vordringen, desto unwegsamer wird der Weg, eigentlich ist gar kein Weg mehr ersichtlich.

Herrliches Wanderwetter

Unterwegs zum Amphitheater

Endpunkt unserer Wanderung

So bleiben wir auf einem großen Felsen mitten im Fluss und beenden hier die Wanderung. Der Fluss rinnt um uns herum in schöne türkisfarbene Tümpel, die fast zum Baden einladen. Das Wasser ist aber sehr kalt und so tauchen wir nur die Zehen hinein. Die Aussicht ist grandios. Nach einer ausgedehnten Mittagspause machen wir uns auf den Retourweg.

Blick zurück auf das Amphitheater

Der Rückweg zieht sich ordentlich. Es ist brütend heiß und es gibt kaum Schatten. Wir sind beide völlig k.o. als wir nach sechs Stunden zum Auto zurück kommen.

Wir fahren zum Parkoffice, denn wir wollen unseren Aufenthalt verlängern. Und siehe da, wer steht hier am Parkplatz: Der Defender von Louise und Patrick. Unsere Begrüßung fällt sehr herzlich aus. Die beiden buchen für zwei Nächte und wir verlängern um eine Nacht. Zurück am Campingplatz, gibt’s Kaffee und Kuchen und eine Menge zu erzählen. Wir berichten uns gegenseitig, was sich in den vergangenen Monaten, seit unserem letzten Treffen, so getan hat. Wir schnacken und schnacken und die Zeit vergeht wie im Flug.

Am nächsten Tag unternehmen wir eine kleinere Wanderung. Nach einem ausgiebigen Frühstück und viel Plauderei ist es schon 9:30 Uhr als wir losgehen, und es ist bereits sehr heiß. Unsere Wanderung führt uns zu den Tiger Falls und zum Lookout Rock. Das ist eine gemütliche Wanderung von drei Stunden. Der Weg führt anfangs relativ steil bergauf. Bei einem natürlichen Pool setzen wir uns auf eine Bank und machen kurz Pause, bevor es zum Lookout Rock weitergeht. Bei diesem Aussichtspunkt bietet sich ein guter Blick ins Tal zurück. Die Gegend erinnert uns an die Alpen daheim. Die grünen Wiesen, die Wanderwege, die hohen Berge, …. Nur die Kühe fehlen.

Unterwegs mit Luise und Patrick

Hier machen wir Rast

Herrlicher Ausblick

Die Tiger Falls sind etwas enttäuschend. Über zwei Felsen tröpfelt es nur ein wenig. Es erinnert uns mehr an eine Regendusche, als an einen Wasserfall.

Die Tiger Falls tröpfeln nur mehr ein bisschen

Besondere Wolkenstimmung

Zurück am Campingplatz verbringen wir den Nachmittag plaudernd im Schatten. Nach dem Abendessen sitzen wir am Lagerfeuer und ratschen weiter. Mit den beiden wird es nie langweilig.

Nächsten Tag verabschieden wir uns von Louise und Patrick. Sie fahren weiter Richtung Lesotho und wir hängen nochmal einen Tag in dieser schönen Umgebung dran. Heute soll der letzte schöne Tag sein, bevor das Wetter umschmeißt.

Bereits in der folgenden Nacht kühlt es merklich ab und es regnet immer wieder. Im Laufe des nächsten Tages zieht ein heftiges Gewitter nach dem nächsten heran und wir beschließen, die kommende Nacht nicht in den Bergen zu verbringen. Erst tags darauf fahren wir weiter südlich nochmals in die Drakensberge. Und zwar nach Monks Cowl, einem Nature Reserve ganz am Ende eines Tals. Der Himmel ist wolkenverhangen. Wir sind gerade so unterhalb der Wolkendecke. Aber bis zum Nachmittag bleibt es zumindest trocken. Die Temperatur ist stark gesunken. Nach 35°C vorgestern Nachmittag sind wir auf 13°C heute Nachmittag abgerutscht.

Wetterumschwung

Es ist kühl und regnerisch

Als wir gerade das Gemüse für unser Abendessen schnipseln, kommt ein Landcruiser mit deutschem Kennzeichen. Er gehört Angela und Klaus, einem deutschen Pärchen. Sie sind seit fünf Wochen unterwegs. Wir plaudern nur kurz, denn für eine längere Unterhaltung ist es zu kalt und ungemütlich.

Nächsten Morgen hängen die Wolken bis zum Boden und wir machen eine kurze Wanderung zu den Sterkspruit Falls. Nach dem Wasserfall führt der Rundweg weiter zu kleinen Pools, die bei großer Hitze bestimmt eine gute Abkühlung bieten. Entlang des Wegs sehen wir viele Blumen und wir beobachten ein paar schöne Vögel: Violet Backed Starling, Pin-tailed Whydah, White Bellied Sunbird.

Sterkspruit Falls

Pin-tailed Whydah

Violet Backed Starling

Frühlingsblumen

Für einen längeren Rundweg haben wir heute nicht genug Zeit. Wir haben Konzertkarten für den Drakensberg Boys Choir, der ganz in der Nähe zu Hause ist. Fast jede Woche geben die Burschen ein Konzert in ihrer Schule. Die Karten haben wir bereits online gekauft. Das war auch gut so. Das Konzert ist fast ausverkauft. Wir sind neugierig.

Der Chorleiter meint stolz, es ist der einzige Kinderchor weltweit, der alles singen kann, von Klassik über kirchlich, Pop, Rock und afrikanisch. Und er hat recht, der Chor kann wirklich was. Der erste Teil des Konzerts besteht aus eher klassischen Liedern. In der Pause gibt es Kaffee und Kuchen im Schulhof. Nach der Pause legen die Burschen richtig los. Sie tanzen und singen, es gibt viele Soli und es wird fleißig getrommelt. Es ist ein Hit. Sie bringen einige Nummern aus ihrem aktuellen Album, für das sie letzte Woche sogar eine Preis bekommen haben. Wir sind begeistert und kaufen die CD. Beschwingt von diesem schönen Konzert fahren wir zurück zum Campingplatz.

Vor der Pause ganz klassisch

Nach der Pause wird es moderner

Nächsten Morgen hängt der Nebel buchstäblich über dem Zelt. Als wir zusammenpacken, kommen unsere deutschen Nachbarn, um sich zu verabschieden. Sie hätten sich gerne mit uns gemütlich zusammengesetzt, aber das Wetter war einfach nicht danach. Vielleicht trifft man sich ja wieder. Dann verlassen wir die Drakensberge. Die Fahrt wäre eigentlich landschaftlich sehr reizvoll, aber bei Nebel und Regen ist leider nicht viel von der Umgebung zu sehen.

Dichter Nebel