Da Wolfgang langsam wieder gesund wird, setzen wir unsere Reise nach Süden fort. Unser nächstes Ziel ist der Mountain Zebra Nationalpark.
Wir teilen uns die Strecke in ein paar kurze Fahrtage auf. Zunächst geht es durch die Free State Provinz, ein landwirtschaftlich geprägtes Gebiet. Nichts als Zäune, Felder und Weiden. Das Gras wird schon gelb, nicht mehr ganz so grün und üppig wie in den letzten Wochen. Die Felder sind schon abgeerntet. Dazwischen, meist hinter ein paar schatten spendenden Bäumen versteckt, stehen die Farmhäuser. Manche verdienen sich mit Übernachtungsangeboten ein kleines Zubrot. Uns gefallen diese familiär geführten Stellplätze sehr gut. Für Unterhaltung sorgen nicht nur Gespräche mit den Farmern, sondern auch die Hunde, die sich über ein paar Streicheleinheiten freuen.
Der Mountain Zebra Nationalpark liegt in der Eastern Cape Provinz, die für ihre Naturreservate bekannt ist. Der Campsite im Nationalpark ist wie immer sehr gut ausgestattet. Wir nutzen gleich nach der Ankunft die Waschmaschine. Während die Wäsche in der Sonne trocknet, genießen wir im Schatten eine schöne Tasse Tee und unterhalten uns mit anderen Campern.
Am nächsten Morgen heißt es früh aufstehen. Die Sonne steht schon seit 5:07 Uhr am Himmel und heizt unsere Zeltplane rasch auf. Wir entscheiden uns dafür, in Ruhe zu frühstücken und erst danach einen ersten Gamedrive zu unternehmen. Am Anfang unserer Reise wären wir schon bei Sonnenaufgang losgefahren. Aber Wolfgang ist immer noch nicht ganz fit, und wir haben nicht mehr das Gefühl, als würden wir etwas versäumen, wenn wir etwas später losfahren.
Seinen Namen hat der Nationalpark vom Cape Mountain Zebra, das hier heimisch ist. Es zählt zu den seltensten größeren Säugetieren. Als der Park in den 1930er Jahren gegründet wurde, war das Cape Mountain Zebra beinahe ausgestorben. Nur noch fünf Hengste und eine Stute befanden sich im Park. Seit den 1970er Jahren ist die Population wieder groß genug, um die Tiere auch in andere Naturreservate umzusiedeln. Insgesamt gibt es derzeit etwa 4.500 Cape Mountain Zebras. Immer noch eine kleine Zahl.
Neben den Zebras entdecken wir auf unseren Gamedrives auch Blessböcke, die wir in Swaziland das erste Mal gesehen haben. Und wir sehen Black Wildebeests (Weißschwanzgnus). Die schauen sehr interessant aus. Durch die lange Mähne, die in die Höhe steht, und die eigenartige Form des Horns sieht die Silhouette viel bulliger aus, als das Tier eigentlich ist. Aber vor allem das nach vorne und oben gebogene Horn ist faszinierend. Diese Tierart ist ebenfalls beinahe ausgerottet und lebt nur noch in wenigen Schutzgebieten in Südafrika.
Ein weiteres Highlight auf unseren Gamedrives ist die Sichtung eines Gepards. Der Kater liegt im Schatten eines Strauchs. Erst am späten Nachmittag beginnt er, sich hin und her zu wälzen. Kurz vor 18 Uhr hebt er sich und kommt auf uns zu. Er kreuzt die Straße und entschwindet im Sonnenuntergang. Sehr malerisch.
An diesem Abend packen wir zum ersten Mal auf unserer Reise die Feuerschale aus. Das ist echt fein, viel besser als die Griller, die in Südafrika auf jedem Campingplatz stehen. Denn bei der Feuerschale ist das Feuer in Bodennähe, sodass es uns wärmt und Licht gibt. Dazu gibt‘s Bier und Salticrax Cracker.
Etwa 200 km südlich des Mountain Zebra Nationalparks liegt der Addo Elephant Nationalpark. Die Straße dorthin ist ganz in Ordnung. Es sind viele Lkw unterwegs, aber zum Glück gibt es viele Überholspuren, sodass sie nicht zu sehr aufhalten. Links und rechts der Straße liegen große Farmen. Die Bewässerungsanlagen werden immer größer. Selbst die Wiesen, auf denen große Rinderherden weiden, werden bewässert.
Der Addo Elephant Park steht natürlich für Elefanten, die wir zuhauf sehen. Sie wurden Anfang des 20. Jahrhunderts stark dezimiert, da sie immer wieder die Felder und Gärten der ansässigen Farmer verwüsteten. In den 1950er Jahren wurde der Park mit dem „Armstrong-Zaun“ umgeben. Dieser aus Stahlseilen und Eisenbahnschienen gebaute Zaun ist ausbruchsicher und schützt die Elefanten innerhalb und die Plantagen außerhalb des Nationalparks.
Abgesehen von den Dickhäutern ist es schwierig, Tiere zu entdecken, denn der ganze Park ist stark verbuscht und die Vegetation ist saftig-grün. Aber wir sind dennoch ganz erfolgreich und können einige Tierarten beobachten, darunter Eland, Zebras, Warzenschweine, kapitale Kudubullen, verschiedene Reiher und Leopardenschildkröten.
Es sind überraschend viele Besucher im Park. Auf dem Parkplatz stehen mehrere Reisebusse, deren Gäste in Safari-Fahrzeuge umsteigen (kleine Hilux und große Lkw). Den Grund dafür erfahren wir etwas später bei einem Wasserloch. Wir weichen gerade einem Elefanten aus, als uns der Fahrer des entgegenkommenden Autos im oberösterreichischen Dialekt anspricht. Seine Frau und er sind aus Wels und haben natürlich unser Autokennzeichen bemerkt. Die beiden sind mit einem Kreuzfahrtsschiff unterwegs, das gerade in Port Elizabeth (das seit ein paar Jahren den schwer zu merkenden Namen Gqeberha trägt) vor Anker liegt. Sie haben zwei Tage Zeit für Ausflüge, und die beiden haben sich dafür ein Auto gemietet. Die meisten Gäste des Schiffs sind aber mit geführten Safaris unterwegs. Deshalb die vielen Reisebusse …
Spät am Nachmittag, als wir schon auf dem Weg zum Gate sind, entdecken wir in der Ferne ein Black Rhino. Zuerst ist es nur ein rot-brauner Fleck zwischen den Büschen, der ungewöhnlich aussieht. Erst mit dem Fernglas erkennen wir, dass es ein Spitzmaulnashorn ist. Wow, was für eine seltene Sichtung! Noch dazu hier, wo die Landschaft so dicht bewachsen ist.
Vom Addo Elephant Park ist es nicht weit nach P.E., wie Gqeberha von den Einheimischen genannt wird. Dort haben wir einen Termin bei Edward Steinbach, der eine kleine, feine Landrover-Werkstatt führt. Er kümmert sich nicht nur um unseren Ndovu, sondern bietet uns auch ein (kostenloses!) Rundum-Wohlfühl-Service, das drei warme Mahlzeiten, Unterkunft und Ausflugsprogramm umfasst. Wir fühlen uns fast als Familienmitglieder, als wir nach zwei Tagen mit neuen Fahrwerksbuchsen (die wir bereits in Namibia getauscht haben, aber dort wurde offenbar minderwertige Qualität eingebaut) und neuen Stoßdämpfern vom Gelände rollen.