Die Karoo ist eine Halbwüstenlandschaft in den Hochebenen Südafrikas und umfasst ca ein Drittel des Landes. Bekannt ist die Karoo für die Vielfalt sukkulenter Arten und der artenreichen Fynbosvegetation. Zu Fynbos zählen zB die Königsprotea und der Rotbusch. Eine der besten Routen, um die Karoo näher kennen zu lernen, ist die 4x4-Strecke durch den Baviaanskloof.
Das Tal ist eng und beeindruckend. Bald geht es steil bergauf. Die Piste ist nicht so schlimm, wie befürchtet und mit dem Lowgear kommen wir gut bergauf. Aber wir sind froh, dass wir während der Woche fahren und keinen Gegenverkehr haben. Es gibt etliche Abschnitte, wo keine zwei Autos nebeneinander Platz haben. Da müsste man dann lange zurück schieben, bis eine passende Ausweiche gefunden ist.
Die Landschaft ist zerklüftet und wir kommen an ganz unterschiedlichen Felsformationen vorbei. Vor allem die Vegetation ist beeindruckend. So viele unterschiedliche Pflanzen und Blüten. Der Fynbos ist traumhaft.
Nach dem Bergplaas, dem höchsten Punkt der Strecke, geht es ebenso steil wieder bergab. Auf dieser Seite des Passes sind beide Reifenspuren teilweise betoniert. Allerdings ist der Beton schon sehr brüchig, es fehlen einige Stücke, und die Abbruchkanten sind hoch und scharfkantig. Es ist fast schwieriger hier hinunter zu fahren, als auf der anderen Seite herauf. Unten angekommen geht es dann flach dahin, bis wir zu unserem Stellplatz namens Rooihoek kommen. Wir haben Glück und den ganzen Platz für uns alleine. Die Lage ist herrlich und genau richtig für unseren Jahrestag. Genau vor einem Jahr haben wir unsere Reise gestartet. Wir begießen das mit Gin-Tonic und einer Flasche Rotwein. Dazu kochen wir uns Pizza Siciliana. Es schmeckt sehr gut, aber der Alkohol macht sich bemerkbar und wir wachen am nächsten Tag mit einem Kater auf.
Beim Frühstück genießen wir die Ruhe. Ein paar Paviane und Vervet Monkeys schauen vorbei, aber sie sehen die bereit gelegte Steinschleuder und halten Abstand.
Der weitere Weg führt zuerst eher flach dahin, dann kommt nochmals ein Pass. Aber hier ist die Piste in einem wesentlich besseren Zustand. Es begegnen uns zwei Autos, ansonsten ist es sehr ruhig.
Dann wird die Straße wieder sehr schmal. Nach einigen ruhigen Kilometern folgt nochmals ein interessanter Abschnitt. Wir fahren durch ein Tal und queren immer wieder den Kougarivier River. Meist gibt es betonierte Furten. Manchmal fließt der Fluss darunter, manchmal darüber. An einigen Stellen fahren wir direkt im Fluss. Es geht eigentlich ganz gut, bis auf den Umstand, dass die Stauden so eng in die Furt wachsen, dass man sich das Auto total zerkratzt. Daher packen wir die Gartenschere aus, und durchs Autofenster zwicken wir links und rechts die Äste ab, damit wir gut durchpassen.
Als wir schon fast den Baviaanskloof durch das westliche Gate verlassen, machen wir noch einen Fotostopp und Wolfgang entdeckt, dass wir die vordere Nummerntafel verloren haben! Was sollen wir tun? Wir entscheiden uns, zurück zu fahren. Vielleicht haben wir ja Glück und finden sie, wenn sie nicht im Wasser liegt oder davon geschwemmt wurde. Wir treffen zwei Autos und fragen, ob sie zufällig eine Nummerntafel gesehen hätten. Und tatsächlich, sie glauben, eine gesehen zu haben. Wir hoffen das beste und geben Gas. Durch die ersten Furten fahren wir vorsichtig durch. Nichts zu sehen. Bei der zweiten ebenso, und so weiter. Erst bei der fünften Furt sehen wir etwas weißes im Wasser. In 40 cm Tiefe liegt das Kennzeichen direkt in der Fahrspur. Wir sind so erleichtert! Die Tafel ist ein wenig verbogen, auch der Kennzeichenhalter am Auto ist kaputt. Wir werden sie anschrauben. Gut, dass wir eine robuste Stahlstoßstange haben.
Nächsten Tag verlassen wir den Baviaanskloof. Unsere weitere Strecke führt uns in das schnuckelige Dorf Prins Albert. Die Häuser sind sehr gepflegt und top renoviert. Im Gay’s Guernsey Diary kaufen wir lokales Olivenöl, Fynbos Honig, frisches Joghurt, Faschiertes vom eigenen Hof und selbstgemachten Käse. So eine Auswahl haben wir lange nicht mehr gesehen. Im Ortszentrum kaufen wir in Hendry’s Artisanal Bakery noch ein Roggenbrot und gönnen uns auf der Veranda einen Cappuccino mit Mandelgebäck. Wie herrlich.
Von dort fahren wir weiter über den Swartbergpass. Der Pass ist eine technische Meisterleistung, wenn man bedenkt, dass er Ende des 19. Jhds in nur sechs Jahren Bauzeit gebaut wurde. Der erste Anstieg ist am Teeberg geschafft. Wir kommen auf einem Hochplateau mit herrlicher Aussicht an.
Als wir kurz darauf zur Abzweigung kommen, die in „Die Hel“ führt (eine abenteuerliche 4x4-Strecke), landen wir mitten in einem Proteafeld. Wolfgang wandert ein Stück in die Stauden, um Cape Sugarbirds (Kaphonigvögel) zu fotografieren, die von Blüte zu Blüte fliegen. Was für ein schönes Erlebnis. Ich sitze derweil auf einem Stein und genieße die Landschaft.
„Die Top“ markiert den höchsten Punkt des Passes auf 1.575 m Höhe. Von hier hat man einen schönen Blick in beide Richtungen. Ab dort zieht sich die Piste entlang der steil abfallenden Felsen ins Tal.
Dann sind es noch 30 km bis Oudtshoorn, wo wir einen kleinen Stadtrundgang unternehmen. Wir wollen die Federpaläste sehen, die in der Blütezeit der Straußenfarmen (ca 1900 – 1915) von den Farmern errichtet wurden. Es handelt sich um prunkvolle Häuser mit schmiedeeisernen Verzierungen entlang der Veranda, kleinen Türmchen und Erkern. Die meisten sind gut in Schuss, und die Gärten sind gepflegt. Da es Samstagnachmittag ist, haben die meisten Geschäfte bereits geschlossen. Wir wundern uns darüber, schließlich ist Oudtshoorn ein bekannter Fremdenverkehrsort in Südafrika. Er hat aber offenbar seine besten Zeiten hinter sich.
Zum Abendessen genehmigen wir uns ein Straußenmenü. Als Vorspeise gibt es Straußencarpaccio und zum Hauptgang Straußenfliet.
Nach diesem kurzen „Städtetrip“ zieht es uns wieder in die Natur. Und so fahren wir weiter durch die Karoo. Die Route 62, eine der längsten Weinstraßen der Welt, führt uns in das kleine Städtchen Calitzdorp - das Zentrum des Portweins in Südafrika. Wir nehmen an einer Verkostung der Weinkellerei Boplaas Winery and Destillery teil. Ein Weingut, das seit 1880 in Familienbesitz ist. Die jüngere Generation hat in den 1970er Jahren begonnen, Portwein herzustellen, nachdem der Großvater anstelle von Chiraz irrtümlich eine portugiesische Traube gepflanzt hat. Die Verkostung von fünf verschiedenen Weinen ist sehr günstig (100 Rand). Da wir beide unterschiedliche Weine auswählen, verkosten wir letztlich 10 Weine. Selbst als Nichtkenner stellen wir große Unterschiede fest und kaufen am Ende drei Flaschen, einen Rosé und zwei Portweine.
Mit unserem leichten Schwips wollen wir nicht weiterfahren. Daher kehren wir im Ort noch auf einen kleinen Mittagssnack ein. Im „Dorpshuis“ essen wir einen Salat mit Hühnerstreifen und Stampffleisch (Verhackertes) vom Huhn. In Ladismith genießen wir am Campsite der Oaksrest Guest Farm, den wunderschön gelegenen Stellplatz inmitten von Weingärten und Marillenbäumen, umrahmt von hohen Bergen der Karoo.