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Einer der bekanntesten afrikanischen Nationalparks ist der Kruger Nationalpark.

Wir waren lange unschlüssig, ob wir ihn besuchen sollen. Warum? Dort sind die meisten Straßen geteert, die Camps sind eingezäunt und bieten allen Komfort eines Urlaubsresorts, wie man es aus Italien oder Spanien kennt, und nicht zuletzt ist der ganze Nationalpark eingezäunt. Unmittelbar außerhalb des Zauns erstrecken sich intensiv bewirtschaftete Obstplantagen und Getreidefelder. Die Tiere können sich also nicht frei bewegen und unterliegen dementsprechend einem intensiven Wildtiermanagement. Andererseits bietet der Kruger Nationalpark besonders gute Möglichkeiten, Wildtiere zu beobachten. Und nach einem Monat Strandleben in Mosambik gibt letzteres für uns den Ausschlag.

Die Unterkünfte im Park können online gebucht werden, aber an den Wochenenden und in der Hochsaison sind die meisten Camps ausgebucht. Wir finden in verschiedenen Camps freie Plätze, sodass wir insgesamt sieben Tage im Nationalpark bleiben können. Außerdem kaufen wir (ebenfalls online) die Wildcard, das ist eine Jahreskarte für die Nationalparks und viele Nature Reserves in Südafrika. Diese ist sehr günstig und rechnet sich für uns bereits mit dem Besuch des Kruger Nationalparks, denn die Conservation Fee für eine Woche wäre höher als der Preis der Wildcard.

Die ersten Nächte verbringen wir im Letaba Rest Camp. Wie in den meisten Rest Camps im Nationalpark gibt es dort Campingplätze, Bungalows, ein Restaurant, einen Shop (gute Auswahl an Souvenirs, Campingbedarf und Lebensmitteln), einen Swimmingpool und eine Tankstelle. Außerdem gibt es im Letaba Rest Camp ein Elefantenmuseum. Dort können wir die Stoßzähne der einstmals größten Elefanten des Kruger Parks bestaunen. Auch wenn wir schon viel über Elefanten wissen, lernen wir wieder etwas dazu. Beispielsweise, dass ein Elefant sechs Mal neue Zähne bekommt. Wenn der 6. Molar (Backenzahn) abgenutzt ist, ist ein Elefant etwa 56 Jahre alt – und er ist dazu verdammt zu verhungern, weil er ohne Zähne nicht mehr genug Nahrung aufnehmen kann.

Cafe-Restaurant hinter einem hohen Elektrozaun

Erstaunlich gute Auswahl an frischen Lebensmitteln

Im Elefanten-Museum

Besuch eines jungen Buschböckchens auf dem Campingplatz

Vor dem Shop befindet sich eine Magnettafel, auf der die Besucher ihre letzten Sichtungen der begehrtesten Wildtiere kennzeichnen können (mit Ausnahme von Nashörnern, um Wilderern keine Hinweise auf ihren aktuellen Aufenthalt zu geben). Dort sehen wir, dass nur wenige Kilometer entfernt am Fluss Löwen gesichtet wurden. Ein anderer Gast, der ebenfalls gerade die Tafel betrachtet, erklärt uns genau, wo sie zu finden sind. Als wir am Nachmittag dorthin fahren, können wir sie tatsächlich entdecken. Es sind 8 Löwen, die sich zunächst scheinbar an etwas anpirschen. Aber dann löst sich die Spannung und sie lassen sich wieder im Schatten nieder.

Sightings Board

Löwen auf der Jagd

In der Nähe führt eine Brücke über den Fluss. Auf der Brücke darf man aussteigen und wir entdecken darunter Hippos im Wasser. Es schaut witzig aus, wenn man die Hippos unter Wasser beobachten kann.

Hippos unter Wasser

Hippos unter Wasser

Eisvogel

Die außergewöhnlichste Sichtung unserer bisherigen Safaris machen wir am nächsten Tag. Beim morgendlichen Gamedrive entdecken wir direkt neben einer Schotterpiste auf einem Baum die Beute eines Leoparden, ein Impala. Die Katze liegt ein Stück entfernt im Schatten. Zum Abendgamedrive fahren wir selbstverständlich wieder hin. Vor dem Baum stehen schon einige Autos. Ein Landcruiser mit Wohnkabine hat die hinteren Fenster geöffnet, und zwei große Teleobjektive schauen heraus. Drinnen sitzt ein Ehepaar, das darauf wartet, dass der Leopard zum Fressen auf den Baum zurückkehrt. Wir parken hinter dem Landcruiser und harren der Dinge.

Leopard verschläft den Tag im Schatten  

Viele Autos kommen und fahren nach einer Weile wieder weiter. Die meisten Touristen haben keine Geduld. Nur drei Fahrzeuge halten aus. Und wir sollten belohnt werden.

Um 17:30 Uhr kommt Bewegung in die Sache. Der Leopard gähnt und schüttelt dann den Kopf. Die Augen werden größer. Er putzt sich und dann erhebt er sich. Er kommt schnurstracks auf uns zu, dreht sich zum Baum und springt mit wenigen Sätzen auf ca 7m Höhe, wo das Impala hängt.

Leopard auf dem Weg zu seiner Beute

Mit ein paar Sätzen ist er auf dem Baum ...

Der Leopard frisst genüsslich die Schultern des Impala. Geschickt hält er mit einer Pranke die Beute fest, während er frisst. Kaum richtet sich der Leopard über sein Abendessen, erscheint wie aus dem Nichts eine Hyäne unter dem Baum. Sie hofft wohl, dass ein Happen hinunter fällt. Es ist ein Wahnsinnsanblick. So etwas sieht man wahrscheinlich nur einmal im Leben, noch dazu aus nächster Nähe. Nach einer Weile schnappt der Leopard den Rest des Impalas und schleppt ihn einige Meter höher auf den Baum. Als der Kadaver sicher in einer Astgabel liegt, klettert der Leopard wieder ein Stück nach unten und legt sich mit seinem dicken Bauch auf einen breiten Ast.

... und beginnt am Impala-Riss zu fressen.

Danach sauber putzen ...

... und ausrasten.

Inzwischen ist es 18 Uhr und die Sonne geht unter. Es wird bald dunkel und wir müssen ins Camp zurück. Wir sind sprachlos, dass wir so was erleben durften und stoßen im Camp mit einem Gin Tonic auf das beeindruckende Erlebnis an.

Am nächsten Tag fahren wir weiter ins Satara Rest Camp. Auf der Hinfahrt sehen wir unter anderem vier mächtige Elefantenbullen, die am Straßenrand stehen und das trockene Gras fressen. Sie scheinen entspannt zu sein. Trotzdem halten alle Autos Respektabstand. Die Elefanten sind einfach zu groß und ihre Stoßzähne sind wuchtig. Niemand möchte sich damit anlegen. Zwei Elefanten wechseln entspannt zwischen den Autos die Straßenseite, der dritte scheint nicht aggressiv, sondern eher genervt und drückt das mit einem Schnauben und Kopfschütteln aus. Beim Vierten haben wir das Gefühl, er traut den Autos nicht. Erst als alle Autos weiterfahren, sehen wir im Rückspiegel, dass auch er die Straße überquert.

Elefantenbulle neben der Straße

Der Bulle ist zum Glück sehr entspannt.

In der Umgebung von Satara unternehmen wir zwei Gamedrives. Wir entdecken unter anderem zwei Löwenmännchen und grüne Tauben (African Green Pidgeons).

Junges Löwenmännchen

Junges Löwenmännchen

African Green Pidgeon

Den nächsten Stellplatz finden wir im Pretoriuskop Rest Camp. Das liegt weit im Süden, dem meistbesuchten Teil des Kruger Nationalparks. Wir fahren bald los und frühstücken am Tshokwane Picknicksite. Die Picknicksite hat sich zu einem Restaurant mit Gastgarten und Souvenirshop entwickelt und wir lassen uns einen Cappucchino mit Schinken-Käse-Toast servieren.

Picknicksite mit reicher Auswahl an Speisen und Getränken 

Auf der Weiterfahrt sehen wir eine große Herde Giraffen und ein Geiernest mit Nachwuchs. In der Nähe des Skukuza Rest Camp sehen wir eine riesige Büffelherde am Fluss. Etwa zwei Kilometer weiter stehen einige Autos beisammen, denn hier sind vier Löwen im Gebüsch. Wir beobachten sie eine Weile, fahren dann aber weiter, denn wir haben noch eine ordentliche Strecke vor uns.

Giraffen

Geiernest mit Nachwuchs

Büffel nehmen eine Bad

Die Löwen verschlafen den Großteil des Tages

Das Pretoriuskop Rest Camp ist relativ klein, daher geht es hier eher beschaulich zu. Das ändert aber nichts an der Hitze, die seit Tagen herrscht. Am Nachmittag klettert das Thermometer auf über 40°C (Spitzenwert 42,8°C) und erst am frühen Morgen wird es einigermaßen erträglich.

In der Nähe des Camps befindet sich der Shitlave Dam, ein großes, künstliches Wasserloch. Wir verbringen einige Zeit am Wasserloch und beobachten, wie Zebras, Kudus, Elefanten und Impalas kommen, trinken und wieder weiterziehen. Im Wasser liegen Hippos und Schildkröten. Als wir weiterfahren, entdecken wir Säbelantilopen, die zum Wasser ziehen. Wir fahren zurück und beobachten diese äußerst scheuen, majestätischen Tiere.

Wasserböcke und Impala müssen weichen, wenn die Elefantenherde zum Wasserloch kommt

Säbelantilopen am Wasser

Den Nachmittag verbringen wir im Camp. Es ist zu heiß, um auf Gamedrive zu fahren und nach ein paar Tagen im Nationalpark sind wir schon etwas müde. Stattdessen beobachten wir die Südafrikaner auf dem Campingplatz. Jedes Mal aufs Neue wundern wir uns, welch riesige Camps sie für ein Wochenende aufbauen. Da wird der Wohnwagen eingerichtet, das Vorzelt aufgebaut, das Vorvorzelt und dann noch eine Markise davor. Natürlich benötigen sie für den Aufbau mehrere Stunden, aber das scheint für sie dazu zu gehören. Am meisten schmunzeln wir aber, als ein Nachbar einen Laubbläser aus dem Kofferraum holt, um damit den Teppich vor dem Zelt zu säubern.

42°C im Schatten. Zum Glück haben wir unsere Hand-Klimaanlage dabei 

Am nächsten Tag fahren wir gemütlich nach Süden und entdecken unter anderem wunderschön gezeichnete Nyalaböcke. Unterwegs hält ein entgegenkommendes Auto und der Fahrer meint, dass etwa zwei Kilometer vor uns ein Nashorn sei. Tatsächlich entdecken wir etwa 50m von der Straße entfernt ein White Rhino. Es liegt unter einem Baum im Schatten und wir vermuten, dass es sich erst am Abend erheben wird. Während wir es beobachten, bleibt ein Safari-Fahrzeug stehen und der Fahrer meint, bei einem Wasserloch ganz in der Nähe könnten wir zwei weitere Nashörner sehen. In diesem Teil des Nationalparks haben sie sich also versteckt. Wir biegen zum Wasserloch ab und dort liegen zwei White Rhinos im Wasser. Bestimmt eine gute Abkühlung. Wir sind fasziniert von den urzeitlich anmutenden Tiere. Erst als die Sonne tief steht, erheben sie sich und wandern langsam in den Busch. Hocherfreut über diese Sichtung fahren wir ins Berg en Dal Rest Camp. Zum Glück ist Sonntag und es gibt noch einen freien Platz für uns.

Nyala-Bock

Breitmaulnashorn

Zwei Breitmaulnashörner, im Vordergrund ein Hippo mit Schildkröten auf dem Rücken

Zwei Breitmaulnashörner

Am nächsten Tag verlassen wir den Kruger Nationalpark. Wir erholen uns ein paar Tage am Campingplatz des Malelane Golf Club. Der Ausflug in den Kruger Nationalpark hat unsere Erwartungen mehr als erfüllt. Wir haben innerhalb weniger Tage die Big 5 gesehen, was wir als Selbstfahrer nicht für möglich gehalten hätten. Und dazu kommen noch viele, viele weitere, großartige Sichtungen.