Eine ganze Woche verbringen wir in der berühmten Weingegend rund um Stellenbosch und Franschhoek. Hier lässt sich bei ausgedehnten Weinverkostungen das nahe Ende unserer Reise erfolgreich verdrängen.
Unser erster Stopp führt uns ins Banhoehk Valley nahe Stellenbosch. Unser Stellplatz liegt idyllisch inmitten des Gartens des Orange-Ville Guesthouse.
Der Hausherr informiert uns über die Walking-and-Wining-Tour. Entlang dieser Route kann man viele Weingüter der Region zu Fuß erwandern. Das gefällt uns, denn wir wollen nicht täglich unser Auto zusammenpacken, außerdem ist es sicherer, nach einer Weinverkostung nicht mehr mit dem Auto zu fahren. Für Weinverkostungen in Südafrika muss man zeitig aufbrechen. Denn die meisten Weingüter schließen bereits um 17 Uhr, dafür öffnen sie schon am späten Vormittag.
Unser erstes Ziel ist das Weingut Tokara. Dieses liegt auf einem Hügel und vom Tasting Room hat man einen schönen Ausblick auf die umliegenden Weinberge. Alles ist sehr nobel und wir kommen uns ein wenig underdressed vor. Wir bestellen zwei verschiedene Tastings und eine Jausenplatte. Die Weine sind ok, aber reißen uns nicht vom Hocker. Die Jausenplatte ist dagegen sehr gut. Wir scherzen, dass wir zwar keinen Wein, aber den Hartkäse und die Chili-Marmelade kaufen würden.
Nach diesem gemütlichen Anfang wandern wir weiter zum Bartinney Wine Estate. Unterwegs trinken wir bei einem Farmstall einen schnellen Espresso.
Das Bartinney Estate liegt ein gutes Stück von der Straße weg auf einem Hügel. Der Ausblick auf die hohen Berge ringsum beeindruckt uns sehr. Hier ist alles etwas einfacher gehalten, kleiner, aber dennoch sehr geschmackvoll. Zum Beginn der Verkostung bekommen wir zwei Schaumweine serviert, einen weißen und einen rosé. Der Rosé ist sehr gut. Danach kommen verschiedene Weißweine an die Reihe. Wir beenden gerade den Chardonnay, da bringt die Kellnerin außer der Reihe einen Hourglass Chardonnay. Bei diesem Wein wird das Fass im Weinkeller immer wieder gerollt, damit sich die Geschmacksnoten möglichst gut vermischen. Wie auch immer, er schmeckt viel besser als der normale Chardonnay und wir kaufen eine (teure) Flasche. Größere Mengen Wein können wir nicht einkaufen, weil wir sie nicht nach Österreich transportieren können. Im Container, mit dem wir unser Auto zurück verschiffen, wäre zwar viel Platz, aber die Weine würden im Container überhitzen und dadurch kaputt. Aber am besten schmecken die Weine ohnehin dort, wo sie hergestellt werden.
Inzwischen ist es 17 Uhr, das Weingut schließt langsam, und wir machen uns auf den Heimweg. Zum Glück hat das Wetter den ganzen Tag über gehalten. Nur in der Früh hat es etwas geregnet. Aber es ist trotzdem recht kühl. Der Hausherr unserer Unterkunft erzählt, er habe in seinen 15 Jahren in Südafrika noch keinen solchen Sommer erlebt. Normalerweise hat es um diese Jahreszeit 40 Grad und keinen Niederschlag. Das akutelle Wetter entspricht eher dem Winter in Südafrika.
Nächsten Tag wandern wir zum Camberley Weingut. Das ist klein und familiär, was uns sehr anspricht. Die Dame, die uns durch die Verkostung führt, ist sehr nett und sympathisch. Wir ordern je ein Standard Winetasting und eine Käseplatte. Die Käseplatte ist wieder sehr köstlich. In den Supermärkten haben wir keinen vergleichbaren Käse gefunden.
Der Besitzer des Weinguts hat einen eigenwilligen Humor, was die Namen seiner Weine angeht. Wir trinken etwa einen „Prohibition White“. Einen anderen Wein hat er „Responsibly“ getauft, was die Aussage „I drink responsibly“ („Ich trinke verantwortungsvoll.“) zweideutig macht. Wir verbringen einen sehr netten Nachmittag auf der Terrasse des Weinguts.
Nächsten Tag fahren wir nach Franschhoek. In dieser Gegend ließen sich im 17. Jahrhundert französische Hugenotten nieder, und noch heute versprüht der Ort ein französisches Flair. Das Ortszentrum ist klein und überschaubar. An der Hauptstraße reiht sich ein Souvenirladen neben dem anderen. Auch wenn es hier von Touristen nur so wimmelt, gefällt es uns gut. In einem der zahlreichen Cafés kehren wir auf einen Cappuccino, einen Red-Cappuccino und eine Orangen-Mandel-Torte ein. Sehr köstlich. Mit dieser Unterlage machen wir uns dann auf den Weg zu unserer letzten Weinverkostung.
Wir entscheiden uns für das Weingut Mont Rochelle, weil wir es von unserem Stellplatz zu Fuß erreichen können. Es gehört Sir Richard Branson, dem Eigentümer von Virgin. Wir bestellen den 7 Wine Flight, bestehend aus vier Weißweinen und drei Rotweinen. Dazu gibt’s die mittlerweile obligatorische Käseplatte. Am besten schmecken uns (neben dem Käse) der Sauvignon Blanc 2024 und der Syrah 2022. Davon kaufen wir dann auch zwei Flaschen, bevor wir beschwingt den Heimweg antreten.