Auf der A5 fahren wir nach Bulawayo. Die Straße ist in einem überraschend guten Zustand. Die Straßenmaut, die hier in regelmäßigen Abständen kassiert wird, wird offenbar wirklich in die Straßenerhaltung gesteckt. Die Landschaft ändert sich mehrmals. Von einer dicht bewachsenen Baumzone gelangen wir in eine Grassteppe, die dann in Farmland übergeht.
Die Stadteinfahrt nach Bulawayo führt über breite Straßen, die von Jacarandabäumen gesäumt sind. Es muss ein schönes Bild sein, wenn diese Bäume blühen.
Am städtischen Caravan Park checken wir für die nächsten zwei Nächte ein. Dieser versprüht ein etwas heruntergekommenes 50er Jahre Flair, aber der Baumbestand ist alt und daher sehr schön anzusehen. Wir sind die einzigen Camper.
Nächsten Tag ist Sightseeing angesagt. Als erstes besuchen wir das Railway Museum. Dorthin ist es ein ganz schönes Stück zu gehen, aber es tut gut, wieder mal zu Fuß unterwegs zu sein. Der Museumswärter bittet uns in sein Office, das bis unter die Decke mit altem Zeug vollgestopft ist. An seinem Schreibtisch stapeln sich Schuhschachteln mit tausenden Briefmarken. Seine große Leidenschaft. Sogar Österreichische Briefmarken sind in seiner Sammlung.
Wir bekommen von ihm eine Broschüre, damit wir die ausgestellten Züge identifizieren und die Geschichte dazu lesen können. Die technischen Details sagen uns zwar nichts, aber die alten Dampfloks und Waggons gefallen uns trotzdem sehr. Das Museum ist liebevoll angelegt, aber man merkt, dass rundherum das Geld fehlt, um zB eine Überdachung zu bauen, und damit die alten Loks vor dem Verrosten zu schützen. Das Museum bekommt weder vom Staat noch von der Eisenbahngesellschaft Unterstützung, sondern lebt ausschließlich von Spenden, den Eintrittsgeldern und ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Wir dürfen auf alle Züge klettern, jedoch auf eigene Gefahr. Bei manchen ist es tatsächlich nicht ganz ungefährlich, denn die morschen Holzdielen können jederzeit durchbrechen. Die Personenwaggons müssen in früheren Zeiten wirklich schön gewesen sein. Sogar die Fensterscheiben sind mit dem Wappen der Bahngesellschaft verziert.
Auch die Dieselloks schauen wir uns an, und in einer Halle stehen dann die Schmuckstücke des Museums. Die Lok namens „Tar Jack“, eine der ältesten Loks, und der persönliche Waggon von Cecil Rhodes. Der Museumswärter deaktiviert die Alarmanlage und sperrt den Waggon für uns auf. Die luxuriöse Einrichtung erinnert uns ein wenig an das Privatflugzeug von Elvis Presley, nur halt aus einer anderen Epoche.
Wir plaudern sehr nett mit dem Museumswärter, der als Brite in 3. Generation in Simbabwe lebt. Auch ein wenig Politisches besprechen wir und er meint, dass das Geld von den Gold-, Diamanten- und Kohleminen in den Taschen von „very few people“ verschwindet und für das Land nichts übrig ist.
Als wir uns von ihm verabschieden, schenkt er jedem von uns ein Kuvert mit Briefmarken aus Zimbabwe mit dem Ersttagsstempel. Das ist ja sehr nett. Außerdem empfiehlt er uns, im Bulawayo Club einen Tee zu trinken.
Das ist dann gleich unser nächster Stopp. Der Bulawayo Club ist in einem wunderschönen Kolonialbau untergebracht und sehr gepflegt. Wir trauen uns in unserem Touristenlook zuerst gar nicht hinein, aber wir werden freundlich empfangen.
Die Einrichtung ist gediegen, genau so, wie man es sich bei einem Gentlemen’s Club aus 1900 erwartet. In der Bar bestellen wir ein Bier, auch wenn es erst 13 Uhr ist. Aber Cola passt hier nicht her und für Tee ist es uns zu heiß. Der Kellner ist sehr nett, er trägt eine schwarze Hose, ein weißes Hemd und eine Fliege.
Auf der Suche nach einer Toilette finde ich nur eine Herrentoilette. Naja, Gentlemen’s Club eben. Aber ich bin ja emanzipiert genug, dass ich auch mal aufs Herrenklo gehe. Als ich zurück in der Bar bin, kommt ein weißer, älterer Herr auf mich zu, und erklärt mir, dass die Damentoilette im „Backyard“ sei, weil das ja ein Gentlemen’s Club war. Ich finde das sehr amüsant und es erinnert mich an eine Szene in „Jenseits von Afrika“.
Nach dem Mittagsdrink bummeln wir weiter zur National Gallery, die in einem wunderschönen Kolonialbau untergebracht ist. Ein Stück weiter sehen wir die City Hall mit ihren dicken Säulen.
Eigentlich wollten wir im Cape to Cairo noch was Essen, aber hier ist kein Lokal mehr, sondern irgend ein Amt untergebracht. Schade, ein schönes Kaffeehaus wäre hier genau richtig. So gehen wir retour in die Innenstadt zum Haefeli’s. Hier gibt’s süße und saure Speisen. Im Lokal ist die Hölle los, offenbar ist das der Treffpunkt der Einheimischen am Samstagnachmittag. Auf unser Stück Black-Forest-Cake mit Cappuccino und eine Steak-Kidney-Pastry mit Mirinda-Limo warten wir über eine halbe Stunde. Dafür schmeckt es dann umso besser.
Bulawayo gefällt uns sehr gut, die breit angelegten Straßen (wegen der 24-Ochsen-Gespanne, die in früheren Zeiten genügend Platz zum Wenden benötigten), die Baumalleen und die versteckten Kolonialschmuckstücke dazwischen. Es würde zwar alles etwas frische Farbe vertragen, manchmal auch intensivere Restaurierung, aber die Stadt hat ihren Charme nicht verloren.