reiseleben.at

Es gibt drei Grenzübergänge von Namibia nach Angola, die für uns in Frage kommen. Wir entscheiden uns für den Grenzübergang in Ruacana, weil er klein und wenig frequentiert ist.

Die Namibische Seite ist in einem kleinen Gebäude untergebracht. Wir gehen zur Immigration, die Dame verlangt die Ausreise-Formulare, die wir schon vorbereitet haben (liegen auf jedem Grenzübergang auf und wir haben uns bei der Einreise aus Sambia damit eingedeckt). Es dauert ein paar Minuten, bis sie alles im Computer eingetragen hat, dann kommen die Stempel in den Pass. Weiter geht’s zum Zoll, wo das Carnet gestempelt wird. Da es Mittagszeit ist, daher dauert es eine Weile, bis der Beamte auftaucht. In der Zwischenzeit füllen wir für die Polizei eine Liste mit allen möglichen Autodaten aus. Als der Zöllner kommt, bittet er uns in sein Büro. Dort scherzt er mit uns herum, warum wir nach Angola fahren wollen, wenn wir doch auch in Namibia Urlaub machen könnten. Aber es geht alles ganz flott. Er füllt das Carnet aus, stempelt es und wir sind fertig. Den Zettel, der die Bezahlung der namibischen Straßensteuer belegt, behält er ein. Dieser wird mit der Ausreise ungültig, aber das wussten wir bereits.

Wir fahren weiter zur angolanischen Seite. Die Schalter sind verwaist, denn in Angola haben wir eine Stunde Zeitverschiebung und es ist hier immer noch Mittagszeit. Aber ein Mann deutet uns, wir sollen warten, sie kommen gleich. Unser erstes „Bom dia“ geht noch etwas schwer über die Lippen. Aber alle sind nett und wir werden in das Grenzgebäude gebeten.

Der Zöllner kommt als erster an den Schalter. Wir müssen NAD 200 für das Temporary Import Permit (TIP) bezahlen, denn Angola akzeptiert das Carnet des Passage nicht. Der Zöllner verwendet es nur als Vorlage, um alle Daten in das TIP zu übertragen. Der Zoll verlangt auch Kopien vom Führerschein und vom Reisepass. Außerdem benötigt er Fotos von allen 4 Seiten des Autos und des Carnet des Passages auf einer A4-Seite zusammengefügt. Diese ganzen Kopien haben wir extra für den Grenzübertritt nach Angola angefertigt. Kein anderes Land hat bisher so etwas verlangt. Die im Internet oft diskutierte Police Clearance ist für europäische Fahrzeuge nicht nötig (nur für SADC-registrierte Kfz). Das hat uns ein Polizist in Opuwo erklärt, wo wir uns noch erkundigt haben.

Dann kommt der Einreisebeamte und stempelt unseren Pass. Hier wird noch alles in Papierform erledigt und die Daten werden in ein großes Buch eingetragen.

Der Zöllner begleitet uns hinaus zum Auto. Dort weist er einen Polizisten an, sich unser Auto anzusehen. Eine ganz witzige Situation, weil der Polizist eher uninteressiert scheint. Aber wir machen ein paar Türen und Kästen auf, dann sind alle zufrieden. Als der Zöllner unser frisch gekauftes, aber ungekühltes Bier sieht, fragt er, ob wir kaltes haben, wir verneinen, und er lacht. Das kann man nicht einmal einen Korruptionsversuch nennen.

Wir bekommen das TIP-Formular vom Zöllner und sind fertig.

Nach dem Grenzübergang kommt noch eine kleine Polizeikontrolle. Da der Schranken offen ist, wissen wir nicht, ob wir einfach weiterfahren können. Da kommt der Polizist schon auf uns zu, fragt, ob wir Zigaretten haben, wir verneinen, dann lässt er uns weiter fahren.

Nach etwa 45 Minuten sind wir durch. Das ist neuer Rekord. Es war sehr gemütlich. Keine Fixer oder Geldwechsler unterwegs. Kein Wunder, wir waren die ersten am heutigen Tag, die durch diese Grenze durch sind. Die nächsten Kilometer müssen wir gut aufpassen, denn es gilt wieder Rechtsverkehr.

Geldtechnisch ist Angola schwierig. Kreditkarten werden so gut wie nirgends akzeptiert, es läuft alles über Barzahlung. Bargeld bekommt man an den ATMs, sofern sie nicht leer sind. Das ist leicht daran zu erkennen, dass sich keine Menschenschlange vor dem Bankomaten anstellt. Denn alle befüllten Bankomaten sind von einer Menschenmasse umgeben. Übers Wochenende ist es ganz schwierig, an Bargeld zu kommen. Da sind alle Bankomaten leer. Pro Bankomat kann man 3x hintereinander je AOA 40.000 beheben (120.000 AOA = 120 Euro). Die Stückelung ist ein guter Indikator für das Einkommensniveau: Der größte Geldschein ist die 5.000 Kwanza-Note, das entspricht 5 Euro. Manche Leute heben auch nur 2.000 AOA ab (!).

In Lubango (400 km nach der Grenze) finden wir den ersten Unicel-Laden, wo wir uns eine SIM Karte und Internetguthaben besorgen. Das ganze Prozedere ist schnell erledigt. Der Internetempfang ist jedoch im ganzen Land sehr bescheiden. Sogar wenn man direkt neben dem Sendemasten steht, heißt es nicht, dass man Empfang hat.

Die für Angola obligatorische Autoversicherung (unsere gelbe COMESA Karte gilt in Angola nicht) besorgen wir ebenfalls in Lubango bei Nossa Seguros. Eine der Damen kann sogar ganz gut Englisch und im Nu ist ausgedeutscht, was wir benötigen. Obwohl wir nur ein Monat im Land sein werden, müssen wir eine Versicherung für drei Monate kaufen; kürzere Laufzeiten haben sie nicht im Angebot. Leider spielt die Internetverbindung nicht mit und so warten wir fast zwei Stunden, bis die Versicherungspolizze und das Pickerl fürs Autofenster ausgedruckt sind.