Der nördlichste Punkt, den wir in Mosambik ansteuern, ist Inhassoro, das in der Mitte des Landes liegt. Für die nördlichen Provinzen besteht eine partielle Reisewarnung wegen Terrorgefahr, weshalb wir diesen Provinzen fern bleiben.
Wir verbringen ein paar wunderschöne Tage direkt am Strand. Der Weg zum Vista de Bazaruto führt über eine Sanddüne, die vor allem am Nachmittag, wenn der Sand heiß und tief ist, schwierig zu erklimmen ist. Aber mit dem passenden Reifendruck kommen wir problemlos an unser Ziel. Dort empfängt uns Lorens, ein pensionierter Südafrikaner, braungebrannt, weißes Haar, sportlich. Er hat sich hier ein kleines Refugium geschaffen und lässt Camper daran teilhaben.
Vom Frühstückstisch aus können wir die Fischer beobachten, die große Netze an den Strand ziehen. Das Seil, an dem das Netz hängt, muss mehrere hundert Meter lang sein. 14 Personen arbeiten zusammen. Es dauert eine Weile, bis das Netz an Land ist. Der Fang besteht aus ein paar Rochen und Fischen unterschiedlicher Größe. Vor den Rochen haben die Fischer großen Respekt. Sie schlagen die Rochen mit einer Stange ab, dann schneidet ein Fischer vorsichtig den Schwanz ab, auf dem die gefährlichen Stacheln sitzen.
Wir wollten hier in der Gegend einen Ausflug zum Tiefseeangeln machen. Die Fischgründe sollen hervorragend sein. Die Anbieter lassen sich das aber auch fürstlich bezahlen. Die Charter wäre für uns zwei alleine viel zu teuer. Wir verschieben den Ausflug und versuchen es weiter südlich nochmal. Dort soll es Anbieter geben, bei denen man kein ganzes Boot chartern muss, sondern auch einfach zwei Plätze buchen kann.
Morgens und Abends unternehmen wir Strandspaziergänge. Es ist wundervoll. Die Sonne scheint, es weht ein leichtes Lüfterl vom Meer her. Bei Ebbe finden wir einige schöne Muscheln. Judith würde sie am liebsten alle mitnehmen. Tagsüber sitzen wir unter dem Palmendach mit Blick auf das Meer und lassen den Tag vergehen.
Wenn das Meer so nahe ist, wollen wir natürlich auch selbst Fisch kochen. Lorens kontaktiert für uns einen Fischer. Nach einer Weile hält am Strand ein Motorrad und ein Einheimischer kommt mit einem großen, bunten Fisch auf uns zu. Der Fischer heißt Simon und hat einen 4,5 Kilo schweren Papageienfisch in der Hand. Wir fragen ihn, ob der Fisch von heute sei. Er antwortet: „No, from now!“ Frischer geht’s nicht! Wir einigen uns rasch auf den Preis und der Kauf ist perfekt. Simon filetiert den Fisch für uns und nimmt ihn aus. Der Fisch reicht locker für mehrere Mahlzeiten für uns beide. Wir kochen ein Stewed Chambo (ein Rezept aus Malawi) und ein Zanzibar Fish Curry (Tansania). Ein kulinarischer Hochgenuss!
Nach ein paar wunderschönen Tagen verabschieden wir uns von Lorens und fahren nach Süden. Unser Ziel ist Maxixe, die Provinzhauptstadt von Inhambane.
Der Zustand der Straße N1 wird Richtung Süden tendenziell besser und so kommen wir einigermaßen zügig voran, auch wenn uns die vielen Geschwindigkeitsbeschränkungen ziemlich aufhalten. Aber wir wollen nichts riskieren. Zu viel haben wir über die korrupte Polizei von Mosambik gelesen und gehört. Zum Glück winken sie uns immer freundlich durch. Die Straßen sind ebenfalls nicht so schlecht, wie befürchtet. Wir haben die schlechtesten Straßen Afrikas erwartet, aber sie können sich ohne weiteres mit jenen in Samibia oder Simbabwe messen.
In Morrungulo machen wir einen Zwischenstopp auf einem Campingplatz. Bei einem Strandspaziergang freuen wir uns über die vielen Muscheln, Korallen und sonstige Fundstücke.
Anschließend sitzen wir im Schatten und lesen über die jüngere Geschichte von Mosambik und die Parteien, die in wenigen Wochen zur Wahl antreten. Als das Land 1975 unabhängig wurde, übertrugen die Portugiesen die Regierungsgewalt ohne jegliche Wahl an Frelimo, eine Freiheitsbewegung, die damals für die Unabhängigkeit kämpfte. Sie regiert das Land seit 1975 ohne Unterbrechung mit absoluter Mehrheit. Bald nach der Unabhängigkeit entstand eine zweite Partei, Renamo, die als Widerstandsbewegung lange Zeit von Südafrika heimlich finanziert und ausgebildet wurde. Die beiden Parteien kämpften ab 1977 in einem 16jährigen Bürgerkrieg um die Vorherrschaft im Land. Selbst in den 2010er Jahren noch kämpfte Renamo mit Waffengewalt um die Macht und verübte Anschläge auf die Nord-Süd-Verkehrsachse des Landes, sodass jahrelang nur bewaffnete Konvois durchfahren konnten. Die dritte Partei, MDM, die sich von Renamo abgespalten hat, ist praktisch bedeutungslos. Auf unserer Fahrt durch Dörfer und Städte sehen wir fast ausschließlich rote Frelimo-T-Shirts und Fahnen. Nur zweimal sehen wir kleine Gruppen mit blauen Renamo T-Shirts. Die weißen Fahnen der MDM sind noch seltener zu sehen. Den Preis für das größte Wahlkampfbudget hat Frelimo also schon gewonnen.
Wir fahren weiter nach Maxixe. Kurz nach einer Mautstelle überqueren wir – zum letzten Mal auf dieser Reise – den Tropic of Capricorn in südlicher Richtung.
In Maxixe befindet sich der örtliche Campingplatz direkt im Ortszentrum und am Meer. Wir bauen unser Zelt mit Meerblick auf. Vor uns liegt die Bucht von Inhambane. Der gleichnamige Ort befindet sich am gegenüber liegenden Ufer auf einer Halbinsel. In der Anlage gibt es kleine Sonnenschirme und Sitzgelegenheiten mit Blick auf die Bucht und der Garten ist gepflegt. Nur die Sanitäranlagen sind mehr als sanierungsbedürftig. Da es aber keine anderen Campingplätze gibt, müssen wir uns damit abfinden.
In der Nähe des Campingplatzes ist die Anlegestelle der Fähre, die uns für einen Tagesausflug nach Inhambane bringt. Das Holzschiff fasst 71 Passagiere, die auf einfachen Holzbänken sitzen. Wir sitzen in der ersten Reihe mit einem Schaffel Tintenfische zwischen den Beinen. Auch ein Kübel mit Garnelen wird verstaut, sowie zwei riesige Säcke mit Maniokwurzeln. Sobald alle Sitzreihen dicht an dicht besetzt sind, geht es los.
In Inhambane gehen wir zuerst zur alten Kirche, der Church of our Lady of Conception. Sie stammt aus dem Jahr 1854. Leider ist das Dach schon löchrig. Daneben steht die moderne Kirche, ein sozialistisch anmutender Bau.
Wir bummeln weiter und kommen zur Rua Maguiguana, in der die alte und die neue Moschee stehen. Beide Gebäude sind in besserem Zustand, als die Kirchen, auch wenn sie fast gleich alt sind.
Von der neuen Moschee ist es nur ein paar Schritte zum Museu de Inhambane. Wir zahlen 100 Meticais pP Eintritt und bekommen dafür auch eine Führung. Gildo, ein junger Student, erklärt uns jedes einzelne Ausstellungsstück mit großer Hingabe. Das Schmuckstück der Ausstellung ist die Flagge des Schiffes von Vasco da Gama, mit der Aufschrift „Land der freundlichen Menschen“, eine Übersetzung des Worts Inhambane. Nach der Führung erzählt uns Gildo, dass er mal für ein Ersamus Studium am Grazer Johanneum vorgesehen war, aber durch irgendeinen Unsinn, den er an seiner Heimatuniversität angestellt hat, dann nicht teilnehmen konnte.
Im Zentrum von Inhambane gibt es noch ein paar mehr oder weniger sehenswerte Häuser, unter anderem das Ciné-Teatro Tofo, das noch orginal „erstrahlt“ und das Casa dos Arcos mit seinem blitzblau-pinken Anstrich.
Am Ende unserer Besichtigungstour zieht es uns ins Tschau Chow, einem netten Gastgarten, der uns schon während unseres Stadtrundgangs angelacht hat. Das Tagesgericht ist ein Krabbencurry mit Reis. Es schmeckt vorzüglich. Wir genießen die nette Atmosphäre und unseren Tisch im Schatten.
Frisch gestärkt gehen wir zur Fähranlegestelle und fahren diesmal mit einem größeren Fährschiff nach Maxixe zurück.