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Die Fahrt zum Murchison Falls Nationalpark führt die erste Hälfte über eine gute, meist sogar sehr gute Straße.

Nach einer Weile kommen wir zu einer großen Baustelle, wo die Straße neu gemacht wird. Während wir im einspurigen Bereich der Baustelle 20 Minuten warten, beobachten wir einen Buschbrand, der sich langsam ausbreitet. Dichter Rauch liegt in der Luft, aber das ist hier nichts Ungewöhnliches. Nach der Baustelle kommen wir auf die alte Straße, besser gesagt auf die Reste, die davon noch übrig sind. Es sind höchstens noch zwei halbe Spuren Asphalt vorhanden, und dieser ist durchsetzt von tiefen Schlaglöchern. Abschnittsweise fehlt der Asphalt ganz. Wir fahren teilweise nur 20 km/h.

Als wir endlich in der Heritage Safari Lodge ankommen, steht die Sonne schon tief am Horizont. Wir suchen uns einen Stellplatz, und kurz darauf ist es bereits dunkel. Wir entspannen bei einem Bier und einer guten kalten Jause. In der Ferne hören wir Musik aus einer lokalen Bar. Dazwischen zirpen die Grillen und quaken die Frösche.

Am nächsten Tag fahren wir zum Gate des Nationalparks und erkundigen uns über die Eintrittspreise. In der Broschüre der Uganda Wildlife Authority (UWA) sind nämlich mehrere Tarife für Fahrzeuge enthalten, die für Fahrzeuge mit ausländischem Kennzeichen bis zu 150 US-Dollar pro Tag (!) betragen können. Zusammen mit dem Eintritt für uns zwei wäre uns das zu teuer. Der Ranger nennt aber einen Preis von 60 US-Dollar für unseren Defender, das ist gerade noch akzeptabel.

Nach dem Tangi Gate führt eine neue Teerstraße nach Süden. Auf den ersten 10 km gibt es keine Abzweigungen, aber es gibt dennoch einiges zu sehen. Wir entdecken Kob Antilopen, die es nur in Uganda gibt. Mit den geschwungenen Hörnern sehen die männlichen Antilopen wundervoll aus. Die Weibchen tragen keine Hörner. Außerdem sehen wir – vornehmlich am Straßenrand – Oribis, winzige Antilopen mit einem schwarzen Fleck hinter dem Auge.

Oribi

Kob Antilope

Auf unserem Gamedrive kommen wir nahe an den Lake Albert und an den Victoria-Nil. Eine herrliche Landschaft. Bäume wachsen vornehmlich in den Senken. Ansonsten ist der Park gespickt mit Palmen. Es ist unglaublich heiß, wir messen 39,8°C. Wir fahren auf dem Buligi Track, werden aber umgeleitet, weil gerade eine Ölpipeline (!) durch den Nationalpark gebaut wird. Unter dem Albert Lake wurde vor mittlerweile 15 Jahren Öl gefunden, und dafür wird nun eine Pipeline gebaut. Es ist zu hoffen, dass die Firmen sorgfältig arbeiten, denn bei einer Ölkatastrophe wären zahlreiche Schutzgebiete in Uganda, nicht nur der Murchison Falls Nationalpark, in Gefahr.

Immer wenn Defassa Wasserböcke in der Nähe sind, werden wir von Tsetsefliegen heimgesucht. Zum Glück wissen wir schon, wie wir sie am besten fernhalten: Fenster fast ganz zu machen und Klimaanlage einschalten. Das mögen sie gar nicht und fliehen nach draußen. Eine andere Antilopenart, die wir häufig sehen sind Jackson’s Kuhantilopen.

 

Defassa Wasserbock (Defassa Waterbuck)

Jackson’s Kuhantilopen (Jackson's Hartebeest)

Im Park gibt es noch mehr als 1000 Rothschild-Giraffen, die vom Aussterben bedroht sind. Diese sind auch bei größter Hitze unterwegs, um zu äsen oder Wasser zu schöpfen.

Giraffe mit Nachwuchs

Giraffe mit Nachwuchs

Swallow-tailed Bee-Eater (Schwalbenschwanz-Bienenfresser)

Als wir um 19 Uhr den Park verlassen und in die Piste einbiegen, in der auch unsere Lodge liegt, entdecken wir einen Buschbrand. Bei der Parkside Lodge, die etwa einen Kilometer vor unserer Lodge liegt, tobt ein Buschfeuer.

Von unserem Stellplatz aus können wir den roten Feuerschein sehen. Der Wind weht in unsere Richtung, also kommen die Flammen langsam näher. Irgendwann wird die breite Flammenwalze schmäler. Aber das Feuer brennt fast die ganze Nacht. Vom Bett aus hören wir das Knistern.

Buschbrand

Um 6:30 Uhr läutet der Wecker. Wir sind noch sehr müde. Aber der Eintritt ist bezahlt, also heißt es aufstehen. Bei Tageslicht sehen wir, dass die Flammen bis an die Grundgrenze der Lodge herangekommen sind.

Wir werden beim Gate gleich durchgewunken, da der Ranger unser Auto bereits kennt. Nach einem Stück auf der Asphaltstraße sehen wir einen Elefanten. Der ist offenbar nicht gut gelaunt, er rüttelt eine Palme, aber es fällt keine Frucht herunter. Dann will er zur Straße und macht einen Scheinangriff, damit die Safariautos den Weg frei machen.

Der Elefantenbulle rüttelt an der Palme, leider fällt keine Frucht hinunter

Wir fahren weiter. Kurz nach dem Flugfeld im Park machen sich Geier über eine Kob Antilope her, die letzte Nacht – vermutlich von Löwen oder Leoparden – erlegt worden ist. Dazwischen schleichen ein paar Schakale (Golden Jackal) herum, und wollen auch ein Stück haben. Auf der anderen Seite der Straße liegt ein toter Schakal. Der ist vermutlich dem ursprünglichen Jäger in die Quere gekommen und musste das mit seinem Leben bezahlen.

Einer der Schakale (Golden Jackal) prüft aus der Ferne die Lage

Obwohl die Geier in der Überzahl sind, wagt sich der Schakal an den Riss heran

Rasch sucht der Schakal mit seiner Beute das Weite

Nach dieser interessanten Sichtung suchen wir uns einen Platz am Albert Lake, wo wir ein kleines Frühstück machen. Am Flussufer grast eine Warzenschweinfamilie, im Wasser sind Hippos, es ist herrlich. Dann machen wir uns langsam auf den Rückweg. Es wird schon wieder sehr heiß (37°C) und alle Tiere verkriechen sich im Schatten. Nur die Giraffen laufen auf freiem Feld herum.

Frühstück am Ufer des Albert Lake

Ein Warzenschwein zieht an uns vorbei

Hippos im seichten Wasser

In der Nähe des Tangi Gates befindet sich der kleine Ort Pakwach. Dort heben wir Geld beim Bankomat ab und kaufen ein paar Dinge ein. Dann fahren wir zurück zum Camp. Am späten Nachmittag gehen wir auf einen Sundowner zum Ufer des Nils und genießen den Sonnenuntergang, auch wenn die Sonne bald im Dunst, Rauch und Staub verschwindet. Es spielt auch keine Rolle, ob man den Fluss hier nun Victoria Nile, Albert Nile oder White Nile nennt.

Ein Bierchen am Nilufer

Am nächsten Morgen stehen wir wieder früh auf. Wir machen heute einen Ganztages-Gamedrive. Nach einer ähnlichen Runde wie am Vortag fahren wir zu Mittag weiter zu den Wasserfällen, die dem Nationalpark seinen Namen geben. Dort unternehmen wir einen kleinen Spaziergang zu den Aussichtspunkten unterhalb der Fälle. Wir sind zu Mittag die einzigen Besucher. Ein Ranger erklärt uns den Weg und wir stapfen los.

Der Weg führt zuerst ein Stück bergauf, dann hinunter zum Bakers Point, der unterhalb der Fälle liegt. Die Aussicht ist spektakulär. Obwohl Trockenzeit ist, drücken sich gewaltige Wassermassen durch eine nur 7 Meter breite Schlucht. Dann gehen wir wieder hinauf und biegen ab zum Devil‘s Cauldron (Teufelskessel). Man steht direkt oberhalb des Wasserfalls und blickt in die Schlucht, in die sich der Nil zwängt. Hier kann man die Kraft der Wassermassen nicht nur hören und sehen, sondern auch fühlen. Die feine Gischt ist eine herrliche Abkühlung.

Die Murchison Falls

Uhuru Fall

Kabarega Falls

Devil‘s Cauldron (Teufelskessel)

Devil‘s Cauldron (Teufelskessel)

Nach dieser eindrucksvollen Wanderung ist es 15 Uhr, die perfekte Zeit für einen Abend-Gamedrive. Wir müssen wieder bis zum Flugfeld hoch, denn auf der ganzen Strecke gibt es ansonsten keine Abzweigungen. Eigentlich nicht sehr einfallsreich, für den einzigen A+ Park von Uganda.

Beim Flugfeld biegen wir in den Albert Track. Wolfgang hat sich Löwen gewünscht, und – tataa! Wir entdecken Löwen! Etwa 30 Meter von der Straße entfernt liegen im Schatten eines Baums vier Löwen. Wir sind eine Zeitlang das einzige Auto und können den Anblick ganz alleine genießen. Nach und nach kommen andere Fahrzeuge dazu. Die Löwen rühren sich kaum. Erst gegen 17 Uhr werden die Löwen wach und bald hebt sich das junge Männchen und schleicht durchs hohe Gras. Plötzlich hören wir den Alarmruf einer Kob Antilope. Der Rest des Rudels ist rasch auf den Beinen und schleicht hinterher. Und schon nach wenigen Sekunden ist nichts mehr von ihnen zu sehen. Wir setzen unsere Fahrt fort und ein paar hundert Meter weiter entdecken wir eine weitere Löwin im Gras. Sie blickt in die Richtung, wo das Rudel lag und bald wandert sie genau dort hin.

So verbringt das Rudel den größten Teil des Tages

Einer der Löwen wird aktiv

Die anderen drei folgen ihm

Die Löwin zieht den anderen hinterher

Der Stau, der inzwischen entstanden ist, löst sich rasch auf. Wir erfreuen uns noch an ein paar Giraffen, die die Straße kreuzen.
Kurz bevor es dunkel wird, sehen wir noch eine Jackson Hartebeest mit einem ganz kleinen Kalb, das nur aus Haut und Knochen besteht. Sie trotten eine Weile vor uns her, das Kalb trinkt bei der Mutter, dann ziehen sie in den Busch.

Ein Hartebeest-Kitz trinkt bei der Mutter

Dann verlassen wir den Nationalpark im Süden durch das Kichumbanyobo Gate.