Auf einer mit Schlaglöchern übersäten Straße fahren wir in die Hauptstadt Angolas, nach Luanda. Erst 30 km vor Luanda wird die Straße besser und dann sogar mehrspurig. Unser Ziel ist das Kakuakos Camp, ein richtiges Overlanderparadies.
Luis, der Besitzer des Camps, ist begeisterter Overlander und führt dieses Camp gemeinsam mit seiner Frau Julieta als reines Hobby (Geld verdient er im Ölgeschäft – was sonst in Angola). Wir stehen am grünen Gras, haben einen super sauberen Ablutionblock, eine Küche, Sitzgelegenheiten. Es gibt eine Bar, einen Raum mit Billard- und Wuzzeltisch und einen Pool. Sogar ein Friseur, Wäscheservice und eine Werkstätte sind vorhanden.
Wir treffen hier ein junges Pärchen aus Großbritannien, das mit Motorrädern die Westküste Afrikas heruntergefahren ist. Sie sind schon eine Woche hier und erholen sich von den Strapazen der Tour. Als wir abreisen, macht Julieta ein Foto für die Fotowand im Camp, wo viele (alle?) Overlander mit ihren Fahrzezugen zu sehen sind. Ein großes Familienalbum :-) Einige kennen wir bereits persönlich oder über diverse Apps und Foren.
Der Stadt Luanda statten wir nur einen Kurzbesuch ab. Wir fahren die Marginal, die zentrale Prachtstraße entlang. Dort stehen viele eindrucksvolle Bauten. Leider darf man die schönsten Gebäude nicht fotografieren (zB Nationalbank). Wir fahren zum Fortaleza Sao Miguel, das auf einem Hügel liegt und einen schönen Ausblick über die Stadt bietet. Leider ist das Museum heute (montags) geschlossen. Wir umrunden das Fort mit dem Auto und fahren wieder hinunter. Was tun wir jetzt? Der Verkehr in Luanda ist dicht, chaotisch und kann sich durchaus mit dem Verkehr in Nairobi messen.
Daher verlassen wir die Stadt und fahren nach Süden zum Miradouro da Lua. Die Erosion der weißen und roten Erde an der Küste hat hier eine „Mondlandschaft“ gebildet. Früher konnte man direkt an den Klippen übernachten, aber inzwischen ist hier ein Fischerdorf entstanden. Wir machen ein paar Bilder und fahren weiter.
Wir finden einen schönen Platz an der Küste. Mit einer Gartenschere schneiden wir die dornigen Äste entlang des Feldwegs an manchen Stellen zurück, um den Lack unseres Ndovu zu schonen. Dann noch ein kurzer Blick auf die Landminenkarte. Die Gegend sollte frei von Landminen sein. Außerdem wird hier Vieh gehütet, ein sicherer Hinweis, dass die Gegend ungefährlich ist. Durch hohes Gras fahren wir ein paar hundert Meter, bis wir einen geeigneten Stellplatz finden.
Wir bleiben ein paar Tage hier. Wir lesen, studieren den Reiserführer und die Landkarte, machen Pläne für die nächsten Tage. Das erste Mal seit langer Zeit klappen wir die Markise aus.
Einmal unternehmen wir einen Ausflug nach Muxima, einem beschaulichen Ort mit einer Wallfahrtskirche und einem alten Fort. Der Wallfahrtsort ist in ganz Angola bekannt. Einmal im Jahr kommen rund 140.000 Pilger nach Muxima. Die Straße dorthin ist in perfektem Zustand, auch wenn der Straßenrand dringen gemäht gehört. Die Landschaft ist wunderschön. Wir fahren durch Baobabwälder und vorbei an riesigen Katusbäumen.
Wir durchqueren den Quicama Nationalpark, aber bis auf zwei Affen, die schnell im hohen Gras verschwinden, sehen wir keine Tiere. Es ist ein Jammer, dass die Tierwelt in Angola so stark dezimiert wurde.
An der Ortseinfahrt zu Muxima befindet sich eine riesige Baustelle. Es werden ganze Berge abgetragen, und neue Straßen gebaut. Hier entsteht ein Mega-Pilgerzentrum mit Kreisverkehren, riesigen Parkflächen und einer futuristisch wirkenden Kathedrale.
Da haben wir Glück, dass wir zumindest die Überbleibsel des alten Ortskerns noch finden. Die kleine Kirche liegt sehr malerisch am Ufer des Kwanza. Es findet gerade eine Messe statt (täglich 3x). Wir wandern daher zunächst auf den Berg zum Fort. Wir genießen den Ausblick von oben auf das Kirchlein und den Fluss.
Als wir wieder unten sind, wird noch fleißig gesungen und unter der Türe stehen eine Menge Flip Flops. Vermutlich tanzt es sich barfuß besser. Auch vor der Türe stehen noch Gläubige – vorwiegend Frauen – in ihren „Kirchenkangas“ und singen und tanzen mit. Nach der Messe gehen wir in die Kirche. Diese ist wie meist in Afrika sehr schlicht. Keine goldenen Heiligenfiguren und Engerl. Die Mama Muxima, wie die hier angebetete Marienfigur heißt, hat einen sehr ernsten Gesichtsausdruck. Wir setzen uns in eine Bank, die vom Weihwasserregen halbwegs verschont geblieben ist. Einige Besucherinnen rutschen auf Knien betend mehrmals über den Gang nach vorne bis zum Altar. Andere beten mit einer Inbrunst, dass ihnen die Tränen kommen. Nach einer Weile verlassen wir die Kirche und fahren zurück zu unserem Stellplatz.
Entlang der ganzen Küste Angolas legen Meeresschildkröten ihre Eier ab. Das Projekt Kitabanga hat sich den Schutz dieser gefährdeten Tiere zur Aufgabe gemacht. Wir besuchen in Longa eine der Stationen. Auf dem Weg dorthin fahren wir mehr als 10 km durch dichten Rauch. Irgendwo im Südosten müssen riesige Buschbrände lodern, denn so viel Rauch kommt nicht von ein paar Wiesen, die um diese Jahreszeit abgebrannt werden.
Beim Projekt Kitabanga angekommen, parken wir unser Auto und bekommen eine kurze Führung über das Gelände. Leider sind gerade keine Schildkröten hier. Die Saison dauert von September bis April. Die letzten Gelege sind bereits geschlüpft. Aber es gibt interessante Schautafeln und einiges können wir uns zusammenreimen. Die Schildkröten sind riesengroß. Vor allem die Lederschildkröte (die an diesem Strand allerdings nicht legt), wird 2 m lang und 900 kg schwer. Unglaublich.
Am nächsten Tag geben wir eine kleine Spende für das Schildkröten-Projekt und fahren weiter nach Süden. In Lobito fahren wir auf die Landzunge namens Restinga zur Alfa Beach Bar. Dort können wir kostenlos am Strand campen. Einzige Bedingung ist, dass wir im Restaurant essen. Das machen wir gerne. Das Restaurant und der Beach-Bereich sind wundervoll eingerichtet und gut in Schuss. Weiße Möbel, Betonpfade, der Sand glatt gezogen, ein Beachvolleyballplatz, der von Damen- und Herrenmannschaften eifrig benutzt wird, sehr schön. Wir bestellen Bier, Pungo (Fisch) Filet und ein Steak. Es schmeckt sehr gut und ist reichlich. Wir waren schon lange nicht mehr in einem Restaurant.
Das Restaurant ist mit Einheimischen gut gefüllt. Ob sie zur Oberschicht gehören? Welche Berufe sie haben? Sie sehen jedenfalls so aus, als könnten sie auch in Europa in jede Bar und jedes Restaurant gehen. Angola fühlt sich hier überhaupt nicht afrikanisch an. Es hat ein mediterranes Flair. Der Strand, das Restaurant, die Leute, die Sprache. Das alles passt nicht so recht zu Afrika. Aber es ist trotzdem schön.