Der erste Besuch eines Hamam ist wohl immer etwas Besonderes und sollte bei jedem Türkei-Reisenden auf der Bucketlist stehen. Wolfgang macht seine erste Erfahrung mit dieser Tradition im Haci Hekim Hamami, einem alten, seit 1513 bestehenden Bad, das sowohl eine Männer- als auch eine Frauenabteilung hat.
Auf der Suche nach einem Knigge fürs Hamam bin ich auf besonders amüsante und sehr treffende Beschreibung gestoßen, die ich euch nicht vorenthalten will: Wellness-Oase? Das Hamam ist eine Folterkammer
Als ich das Gebäude betrete, bin ich der einzige Besucher und werde von einem Bademeister eingewiesen. Die Wertsachen verstaue ich in einem Schließfach, dann zeigt er mir die Umkleidekabine, wo auch meine Ruheliege bereitsteht. Mit der Badehose bekleidet gehe ich ins Hamam. Dort ist es schon angenehm warm. Ich fülle ein Becken mit Wasser und schütte es mir mit einer Plastikschüssel über den ganzen Körper. Dann geht ab in die Sauna, wo es richtig heiß ist. Der Geruch von Holzkohle hängt in der feuchten Luft und ich muss an eine Selchkammer denken. Der Geruch kommt wohl daher, dass der Raum über Jahrhunderte hinweg mit Holz befeuert wurde. Hinter einer Fensterluke plätschert das Wasser, das für die Wärme und die Luftfeuchtigkeit sorgt. Nach etwa 10 Minuten holt mich der Bademeister ab. Er hat sich inzwischen umgezogen und ist nur mit einem peştemal, dem Hamam-Leintuch, bekleidet. Nun darf ich mich auf dem göbek taşı, dem „Nabelstein“ in der Mitte hinlegen. Mein Kopf wird auf einer Wärmeflasche gebettet. Dann beginnt das große Rubbeln. Mit einem rauen Waschlappen, der sich nach einer Drahtbürste anfühlt, wird die überschüssige Haut abgeschrubbt. Und davon habe ich anscheinend eine Menge. Der Bademeister grinst jedenfalls zufrieden. Die Reste werden mit viel Wasser abgespült. Dann werde ich ordentlich eingeseift, dazu verwendet der Bademeister einen großen Baumwollsack.
Wahrscheinlich bin ich als Baby das letzte Mal von jemandem so gründlich gewaschen worden. Selbst die Haare schrubbt er. So eingeseift folgt als nächstes die Massage, die teilweise angenehm, teilweise grob ausfällt. Der Bademeister scheint große Routine zu haben, seine Arme sehen aus wie die eines Bauarbeiters oder Zimmermanns, sehr muskulös und er hat tellergroße, kräftige Hände. Ein paar Mal kracht es ordentlich im Rücken, als er sich mit ganzem Gewicht auf mich drauffallen lässt. Natürlich setzt er auch seine Ellenbogen ein. Auch wenn ich manchmal am liebsten laut aufgeschrieben hätte, lasse ich mir möglichst nichts ankennen. Als er fertig ist, werde ich gründlich abgespült. Damit ist die Behandlung zu Ende. Im Vorraum bekomme ich trockene peştemals, ein Handtuch über die Schulter und eines auf den nassen Kopf. Dann darf ich mir noch ein Getränk aussuchen und ruhe mich auf der Liege etwas aus. Gut erholt und weich wie ein Babypopo ziehe ich mich an, bezahle, gebe dem Bademeister ein Trinkgeld und spaziere hinaus in die Sonne.