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Das historische Ephesos befindet sich heute in Selҫuk. Für Ephesos sollte man sich auf jeden Fall zwei Tage Zeit nehmen, da es neben den Hauptausgrabungen noch zahlreiche andere Sehenswürdigkeiten zu entdecken gibt, die etwas verstreut liegen.

Als Österreicher muss man sich die Ausgrabungen schon fast aus Patriotismus ansehen, da Österreichische Archäologen seit über 120 Jahren in Ephesos forschen und seit vielen Jahrzehnten die Ausgrabungen federführend von Österreichischen Archäologischen Institut durchgeführt werden.

Wir übernachten im Camping Garden. Das hört sich schöner an als es ist. Der erste Versuch hinzukommen scheitert an einer Sackgasse. Erst aufs zweite Mal kommen wir über eine holprige Straße zum Einfahrtstor. Es war vor ein paar Jahren wahrscheinlich mal eine schöne Anlage. Jetzt ist sie ziemlich heruntergekommen und verdreckt. Trotzdem verlangen sie saftige 70 TRY pro Tag. Da es aber der einzige Platz im Ort ist, akzeptieren wir den Preis.

Nächsten Tag geht es zeitig zur Ausgrabungsstätte von Ephesos. Laut Reiseführer soll man am unteren der beiden Gates parken, weil dort weniger Leute reingehen. Am Parkplatz empfängt uns Sultan, der hervorragend Deutsch spricht. Es stellt sich heraus, dass er auf dem Parkplatz Zeitschriften verkauft und außerdem „Gratis-Shuttle“ zum oberen Gate vermittelt. Es ist nämlich angenehmer, oben anzufangen und nach unten zu wandern, sofern man unten zB von einem Reisebus abgeholt wird. Als Selbstfahrer ist man da im Nachteil, den man durch das „Gratis-Shuttle“ wettmachen kann (Anmerkung: So weitläufig und steil ist das Gelände nicht, es wäre ohne weiteres von unten aus zu besichtigen gewesen). Das Shuttle macht allerdings einen kleinen Umweg über eine Teppichknüpferei. Wir fühlen uns zuerst nicht ganz wohl dabei, aber wir können uns ja mal darauf einlassen. Sultan lädt uns zu einem Tee ein, und bald kommt ein PKW, der uns zu der nahegelegenen Teppichknüpferei bringt.

Teppichfabrik

Wir werden von einem deutschsprachigen Mitarbeiter durch die Räume geführt. Er zeigt uns die verschiedenen Arten von Teppichen, die unterschiedlichen Materialien und wie ein Teppich geknüpft wird. Nach diesen ersten Demonstrationen gehen wir durch weitere Räume, wo er uns fertige Teppiche zeigt, die natürlich käuflich zu erwerben sind. Uns gefallen die Teppiche wirklich außerordentlich gut; richtige kleine Kunstwerke. Vor allem die Teppiche aus Seide und Seide/Baumwolle haben einen beeindruckenden Glanz. Aber wir erklären dem Mitarbeiter auch, dass wir daheim eher günstige Teppiche haben und hier keinen kaufen wollen. Er versteht, und freut sich trotzdem, dass uns die Teppiche so gefallen. In der sogenannten Schatzkammer des Hauses, befinden sich die ganz edlen Stücke. Ein Teppich mit etwa 30x20cm zeigt das letzte Abendmahl. Es sind so viele Knoten pro Zentimeter, dass man wie bei einer Zeichnung die Gesichter genau erkennen kann. Zwei Frauen arbeiteten an einem solchen Teppich etwa fünf Jahre, was sich natürlich im Preis von umgerechnet rund 15.000 Euro niederschlägt. Wir bedanken uns für die informative und unaufdringliche Führung und werden dann mit dem Auto zum oberen Eingang gebracht.

Teppichknüpferin zeigt uns das Knüpfen Teppiche aus verschiedenen Materialien

Gleich nach dem Eingang von Ephesos steht man vor den ersten Ausgrabungen, die vieles übertreffen, was wir vorher gesehen haben. Zwischen den Ausgrabungen könnte man einen ganzen Tag verbringen, so viel gibt es zu sehen. Ein paar Highlights möchten wir euch nicht vorenthalten:

Entlang der Kuretenstraße

Das Tor des Herakles mit seinen beiden gut erhaltenen Figuren steht am oberen Ende der 210m langen Kuretenstraße, entlang der sich ein ehemaliger Prunkbau an den anderen reiht., etwa der wundervoll restaurierte Hadrianstempel mit einer Medusafigur über dem Cellaeingang. Hinter dem Hadrianstempel befindet sich das Varius Bad mit den römischen WC-Anlagen.

Tor des Herakles Hadrianstempel Römisches WC

Auf der linken Seite der Kuretenstraße entlang des sogenannten Bülbülberges befanden sich die Häuser der reichen Einwohner von Ephesos. Diese Terrassenhäuser sind heute überdacht, um die Ausgrabungen vor äußeren Einflüssen zu schützen und man muss extra Eintritt von 20TL pP bezahlen. Dieser Extraeintritt ist das Geld wert. Man sieht wunderbare Mosaikböden, feine, detaillierte Fresken, sowie Marmorwandverkleidungen in allen Farben. Ebenso kann man erkennen, dass die Badezimmer mit Kanalrohren durchaus heutigem Standard entsprochen haben – und das vor fast 2000 Jahren. Das berühmte Elfenbeinfries aus einer der Wohnungen ist im Museum von Ephesos ausgestellt.

Terrassenhäuser Terrassenhäuser Terrassenhäuser Elfenbeinfries

Celsus Bibliothek

Ein weiteres Highlight ist die Celsus Bibliothek (2. Jh.n.Chr.), die sich am unteren Ende der Kuretenstraße befindet. Dieses imposante Gebäude wurde mit Hilfe von österreichischen Archäologen in den Jahren 1970-78 dem Originalzustand entsprechend wieder aufgebaut. Einige Fundstücke daraus sind heute im Ephesos-Museum in Wien zu besichtigen (da werden wir bei Gelegenheit mal reinschauen). Das Gebäude erinnert etwas an Petra in Jordanien, wobei das Gebäude dort in den Fels gehauen ist und die Celsus Bibliothek hier ein freistehendes Gebäude ist.

Celsus Bibliothek Celsus Bibliothek

Das große Theater

Das große Theater, dessen Alter nicht genau datiert werden kann, verfügte über 25.000 Sitzplätze. Auch heute ist die Akustik noch sehr gut und wir versuchen uns in Shakespeare und Monty Python. Da außer uns nur ein paar Asiaten hier sind, haben wir die Bühne ganz für uns.

Das große Theater mit 25.000 Sitzplätzen Das große Theater mit 25.000 Sitzplätzen

Marias Haus

Von den Hauptausgrabungen fahren wir auf einen Berg ca. 10 km außerhalb von Selҫuk, auf dem sich das Haus der Mutter Maria befindet. Hier starb angeblich 45 n.Chr. die Gottesmutter Maria und wurde vom Apostel Johannes, mit dem sie in diese Gegend gezogen war, begraben. Besonders aufgefallen ist uns die Gedenktafel einer Österreichischen Ordensschwester.

Maria's Haus Bild vom Hauptaltar in Maria's Haus (drinnen ist Fotografieren leider verboten)Österreichische Gedenktafel in Marias Haus

Ephesos Museum

Am nächsten Tag besuchen wir gleich nach dem Frühstück das Ephesos Museum. Um diese Tageszeit sind wir bis auf eine kleine Gruppe Asiaten die einzigen Besucher. Der Eintritt ist überraschend günstig (10 TRY pP) und man darf drinnen sogar fotografieren!

Wir haben schon bei den Ausgrabungen erahnen können, wie prunkvoll die Stadt damals war. Im Museum sehen wir nun die Ausstattung der Häuser. Es ist unglaublich und wunderschön. Kaum zu glauben, dass schon vor zweitausend Jahren so feine Skulpturen geschaffen wurden, und dass nicht nur Stein, sondern auch Metall, Glas und Elfenbein für künstlerische Zwecke eingesetzt wurde.

Als Jäger interessiert uns natürlich die Göttin Artemis, die in Griechenland für die Jagd stand (so wie Diana bei den Römern). Sie war auch die Göttin des Mondes, des Waldes und des Lebens. Der Sage nach hat sie ihrer Göttermutter bei späteren Geburten geholfen, insbesondere bei der von Apollo, ihrem Bruder. Ihr wurde der größte Tempel in Ephesos gewidmet, der zu den sieben antiken Weltwundern zählte, von dem leider nicht mehr viel zu sehen ist. Die beiden Statuen von Artemis im Museum sind jedoch sehr gut erhalten. Artemis die Schöne ist am ganzen Körper mit Tiermotiven verziert, Löwen, Antilopen, usw.

Die schöne Artemis Die große Artemis

Johannes-Basilika

Nach dem Museum gehen wir noch auf den Hügel, auf dem die Basilika stand, die dem Evangelisten Johannes gewidmet ist. Der Apostel Johannes soll auf dem Hügel einige Schriften verfasst haben, die nun im neuen Testament stehen. Außerdem wurde er seinem Wunsch folgend dort begraben. Die Basilika wurde über dem Grab des Apostels errichtet, wurde aber beim Einfall der Osmanen zerstört und es stehen nur noch Ruinen. Würde die Kirche heute noch bestehen, wäre sie die siebtgrößte Basilika der Welt.

Grabplatte vom Apostel Johannes Überreste der Johannes-Basilika