Nach einer großen Portion Kultur in Konya geht es nun in die beeindruckende Landschaft von Kappadokien.
Am Weg dorthin entdecken wir die erste Karawanserei entlang unserer Route, bei der wir sogleich einen Fotostopp einlegen. Die Atmosphäre hier verströmt einen Hauch von Seidenstraße.
Wir folgen weiter den Wegweisern, die uns über Uҫhisar nach Göreme leiten. Bei Uҫhisar sieht man schon von weitem die Felswohnungen, für die Kappadokien so bekannt ist. Als wir um eine scharfe Rechtskurve fahren, verschlägt es uns die Sprache. Der Anblick des Uҫhisar Castle in der Nachmittagssonne ist überwältigend.
Kurz nach Uҫhisar sieht man bereits auf das Dorf Göreme, in dem wir für die nächsten Tage unsere Basis einrichten. Vorerst checken wir bei Kaya Camping ein und parken auf einem Stellplatz mit direktem Blick auf die Felsen. Neben unserem Auto steht ein kleiner Caravan aus Pforzheim, der dem Rentnerehepaar Barbara und Matthias gehört, mit dem wir uns angeregt unterhalten. Sie sind seit vielen Jahren mit dem Wohnmobil unterwegs und vor allem die Türkei hat es ihnen angetan. Sie suchen immer neue Strecken und Orte, das gefällt uns. Sie geben uns auch noch einen guten Tipp für Van, der sich sehr spannend anhört. Wir sind total auf einer Wellenlänger mit ihnen, verstehen uns auf Anhieb prächtig und haben viel Spaß zusammen.
Von unserem Stellplatz aus können wir um 6 Uhr Früh die Ballone beobachten. Es ist überwältigend. Nach und nach kommen immer mehr Ballone zum Vorschein. Zuerst zählen ich 50, Wolfgang zählt dann schon 70, später 90 und es sind bestimmt noch mehr. Leider ist es etwas bewölkt, weshalb die Sonne erst hervorkommt, als die ersten Ballone bereits landen. Dennoch ist es wunderbar, die unzähligen bunten Ballone vor der traumhaften Kulisse des Red Valley und des Rose-Valley zu sehen, mit einem guten Kaffee in der Hand. Faszinierend ist ja, dass die Ballone direkt auf den Anhängern der Transportautos (meistens Defender) landen. Das ist Präzisionsarbeit!
Für den ersten Tag haben wir uns für eine Wanderung zum Red Valley und dem Rose Valley ausgesucht, die direkt vom Campingplatz weggeht. Wir sind etwas verwirrt, da wir weder mit der spärlichen Beschilderung, noch mit Google Maps zurecht kommen. Irgendwie haben wir den Eindruck, dass hier niemand eine Ahnung hat, wo welcher Weg hinführt. Sogar die Einheimischen sagen einmal so und einmal so. Es ist auch für die ganze Gegend keine ordentliche Karte zu bekommen. Man kann sich zwar nicht wirklich verlaufen, aber es ist auch nicht lustig, bei der Hitze sinnlos durch die Gegend zu wandern. Und so artet unsere erste Wanderung auf der Suche nach dem Red und Rose Valley zu einer sechsstündigen Tour aus. In der ganzen Gegend gibt es so gut wie keinen Schatten, und unsere Kapperl haben wir im Auto…. Wir sind trotz Wasservorräten komplett ausgedörrt, als wir wieder zurück sind. Dennoch war die Wanderung ein Highlight.
Die Felsformationen sind für sich schon wunderschön. Dazu kommen noch die darin versteckten 2000 Jahre alten in den Stein gegrabenen Wohnungen und Höhlenkirchen, die teilweise mit schönen Fresken verziert sind. Kappadokien war der Fluchtort für frühe Christen, die sich in den engen Schluchten von 400 n.Chr. bis 600 n.Chr. versteckt hielten.
Da wir diese Landschaft unbedingt auch von oben sehen wollen, fahren wir in den Ort hinunter, um einen Ballonflug zu buchen. Wir wählen eine Empfehlung aus dem Reiseführer und fahren zu Butterfly Ballooning. Als wir dort im Büro ankommen, werden wir zuerst mal auf den Boden der Tatsachen geholt. Die Deluxe Tour, die wir eigentlich nehmen wollten, ist für die nächsten 2 Wochen nicht buchbar, da der Andrang auf die Normaltouren im Moment so enorm ist. Wegen eines Feiertags ist besonders viel los und noch dazu konnten in den letzten Tagen wegen einer Schlechtwetterphase keine Ballone starten, daher stauen sich jetzt die Buchungen und die Wartelisten sind lang (angeblich bis zu 3.000 Gäste!). Die freundliche Dame im Buchungsbüro hat jedoch gerade ein Storno für den zweiten Flug morgen Früh erhalten und den könnten wir haben. Während sie den Voucher ausfüllt, trinken wir einen Tee. Da läutet das Telefon und siehe da, das war ein Storno für 2 Plätze für den Frühflug morgen. Wir können diesen Flug nehmen und den Sonnenaufgang im Ballon erleben! Juhuuu!
Froh, dass es mit dem Ballonflug noch geklappt hat, fahren wir zu einem Sunset Point, von dem aus man einen guten Blick auf die rot-weiß-gelb schimmernden Felsen des Red Valley und des Rose Valley hat. Wir setzen uns vor unser Auto und genießen einen Sundowner. Der Punkt wird gerne von Quad-Touren angefahren, und wir plaudern mit den Guides über unseren Defender, Kappadokien und den Tourismus in der Türkei. Nachdem die Sonne hinter dem Berg verschwunden ist, machen sich etwa hundert Quads auf den Rückweg. Wir warten ab, bis sich der Staub gelegt hat und fahren dann zum Campingplatz.
Am nächsten Morgen läutet bereits um 4 Uhr der Wecker, denn wir werden um 4:25 Uhr mit einem Shuttle Bus zum Butterfly Ballooning Büro gebracht. Dort gibt es ein kleines Frühstück und dann geht es weiter zum heutigen Startplatz. Dieser wird jeden Tag abhängig von den Wetterbedingungen festgelegt. Als wir ankommen, sind die Ballone schon mit Luft gefüllt, liegen aber noch am Boden. Unser Pilot ist Ziya Gencturk. Wir steigen bei unserem Ballon aus, dann wird noch einmal mit dem Ventilator reingeblasen und schon hebt er sich. Unsere Gruppe besteht aus 16 Personen im Korb – je 4 in einem Sektor. Wir steigen in einen Sektor mit zwei zierlichen Asiatinnen, denn über die sehen wir schön drüber. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass sie aus Wien kommen.
Nach einer kurzen Einweisung durch den Piloten geht’s auch schon los und wir erheben uns in die Lüfte. Das Gefühl, als wir vom Boden abheben, ist unbeschreiblich. Wir gewinnen ziemlich rasch an Höhe und zu Beginn ist uns etwas mulmig, wenn wir direkt nach unten schauen. Doch mit der Zeit gewöhnen wir uns daran und können gar nicht mehr genug bekommen.
Nach dem ersten Anstieg lässt der Pilot den Ballon in das Mushroom Valley sinken. Wir gleiten lautlos an den Felstürmen vorbei, die zum Greifen nah sind. Es ist einfach ein Wahnsinn.
Dann geht’s gleich wieder hoch in die Luft auf eine Flughöhe von 1.800 m, die Maximalhöhe für die Ballone. Von hier oben kann man die Täler und Felsformationen überblicken. In diesem Moment steigt auch die Sonne über den Horizont und wir gleiten mit 99 anderen Ballonen in den Sonnenaufgang. Es ist kitschig!!!
Erst jetzt steigen auch die zweiten Flüge des Tages auf, das sind nochmals 50 Ballone. Alle Ballone werden von der Sonne angestrahlt und leuchten herrlich bunt. Auch die Felsformationen bekommen richtig Farbe. Im Pidgeon Valley lässt der Pilot den Ballon wieder hinunter und wir stehen sozusagen Face-to-Face mit den Felsen. Dann steigen wir nochmals hoch hinauf und sehen die Täler, in denen wir gestern herumgewandert sind. Langsam gleiten wir weiter Richtung heutigem Landegebiet.
Der angesteuerte Landeplatz ist noch belegt und so müssen wir nochmals ansteigen. Der Defender mit dem Anhänger, auf dem unser Ballon verstaut werden soll, versucht uns nachzukommen, schafft es aber durch den tiefen Sand nicht rechtzeitig. So steuert der Pilot den Ballon wieder etwas in den Wind. Er lässt die Seile nach unten und einige Helfer ziehen uns in die richtige Richtung. Die Landung ist mehr als sanft. Als der Defender mit dem Anhänger ankommt, hebt der Pilot den Ballon nochmals ein wenig an und setzt ihn mit Hilfe der Bodencrew direkt auf den Anhänger. Diese Piloten haben ihr Gerät wirklich unter Kontrolle! Wir steigen aus dem Korb und helfen, die Luft aus dem Ballon zu lassen.
Zum Abschluss gibt’s eine Champagner-Party mit Erdbeeren, und da wir ein Geburtstagskind an Board hatten, serviert das Unternehmen noch eine Geburtstagstorte und wir stimmen ein Ständchen an. Die Torte wird aufgeteilt und dieses nette Happening ist ein würdiger Abschluss dieses einmaligen Erlebnisses. Wir sind beide total begeistert und kommen in einer absoluten Hochstimmung retour zum Campingplatz.
Da wir immer noch nicht genug von den Ballonen haben, übernachten wir heute in etwa dort, wo die Ballone heute früh gelandet sind. Dann haben wir die Sonne im Rücken, wenn sie auf uns zu fliegen. Wir suchen uns gleich einen Platz, der uns geeignet erscheint. Am Tag sieht man einfach genau, wo ein Weg hinführt und ob ein Platz geeignet ist. Am Abend brauchen wir dann nur noch zu diesem Punkt fahren.
Wir sind heute den ganzen Tag schon ziemlich erledigt. Die letzten Tage haben uns ganz schön mitgenommen. Wenig Schlaf, anstrengende Wanderungen und dazu noch die brennende Sonne, der viele Wind und eine extrem trockene Luft. Wir haben bestimmt viel zu wenig getrunken.
Es ist inzwischen Mittag vorbei und wir bekommen Hunger. Eine schattige Terrasse in Göreme sieht ganz nett aus, also lassen wir uns dort nieder. Aus der Speisekarte suchen wir uns eine Linsensuppe und Pide bzw Pizza aus, dazu ein Wasser und Ayran. Das Essen und Trinken weckt wieder die Lebensgeister. Judith möchte ein paar Ansichtskarten schreiben, die sie vorhin gekauft hat. Als sie den Kellner nach einem Stift fragt und eine entsprechende Handbewegung macht, bringt er die Rechnung. Wir klären das Missverständnis auf und schmunzeln alle drei. Aber da wir mit dem Essen fertig sind, können wir auch gleich bezahlen. Danach werden wir noch auf einen Tee eingeladen; die Kellner freuen sich, dass wir türkischen Tee wünschen. Der Kellner, der uns einlädt, ist der Hilfskellner und es scheint so, als setze er bei uns seine gesamten Englischkenntnisse ein (My name is …, how are you, …). Offenbar kann nur ein Kellner richtig gut Englisch und die anderen sind nur Hilfskräfte. Von daher wundert es uns auch nicht, dass das Service nicht ganz dem Standard entspricht, wie wir es als Österreicher erwarten würden; was aber nicht heißen soll, dass es unangenehm wäre, ganz im Gegenteil, es hat einen gewissen Charme.
Danach fahren wir nach Uҫhisar. Dort sind wir bei der Anreise vorbei gekommen und waren ganz überwältigt von den rosa Felsen und der Felsenfestung, die auf dem Hügel steht. Das ist quasi ein vorchristliches Hochhaus mit sicherlich 10 oder mehr Stockwerken. Unterhalb der Festung, wo sich viele Verkaufsstände aneinander reihen, bleiben wir im Schatten stehen und genießen den Anblick. An dieser Landschaft kann man sich einfach nicht sattsehen – jedenfalls nicht in drei Tagen. Erst als die Sonne tiefer steht, steigen wir aus und wandern zwischen den Felsenwohnungen umher. Auf dem Rückweg nach Göreme halten wir bei einem kleinen Restaurant mit Aussichtsterrasse. Wir bestellen einen Kaffee und blicken auf Göreme, bis die Sonne untergeht.
Am nächsten Morgen, als es noch dunkel ist, wird Wolfgang vom Lärm der Gebläse wach, mit denen die Ballone aufgeblasen werden. Eines klingt besonders nahe. Wir schauen kurz raus und täuschen uns nicht: Keine 100 Meter von unserem Standplatz entfernt wird ein Ballon aufgeblasen. Wir krabbeln raus und sehen, dass heute alle Ballone von unserer Seite aus starten. Die Wetterbedingungen haben sich offenbar geändert.
Als die Ballone starten, ziehen sie direkt über unser Auto drüber. Einer schafft es nur ganz knapp über die Klippe, neben der unser Auto geparkt ist. Aber es geht sich aus. Die Piloten kennen ihre Gefährte sehr gut. Wir knipsen viele Fotos und filmen.
Nach dem Spektakel legen wir uns wieder nieder. Es ist immer noch kalt draußen und im Schlafsack ist es schön warm. Erst um 10 Uhr wachen wir wieder auf. Endlich wieder mal ausschlafen, das hat gut getan.
Heute steht zuerst einmal ein Werkstattbesuch auf dem Programm. Die hinteren Bremsen stinken und quietschen ein bisschen. Nachdem wir mit Manfred Hesch hin- und hergemailt haben, wollen wir die Sache einer Werkstatt ansehen lassen. Und weil hier in Göreme so viele Defender herumfahren (Ballontransport und Offroad-Safaris), sollten sich die Mechaniker hier damit auskennen. In der Werkstatt treffen wir auf einen kleinen, dicken Mann, der in der Werkstatt auf einem Sessel sitzt und die anderen von der Ferne aus dirigiert. Nach einer kurzen Erklärung, wo unser Problem liegt, lässt er die hinteren Bremsen überprüfen. Die Analyse des Mechanikers ist eindeutig: No problem. Der Chef lässt sich für die Arbeit nichts bezahlen und wir fahren vom Hof. Wenn die Sichtkontrolle durch einen Mechaniker nichts zeigt, dann kann es kein so großes Problem sein, sagen wir uns.
In Göreme kommen wir zufällig am Wochenmarkt vorbei. Das Obst und Gemüse sieht so herrlich aus und duftet so gut, dass wir uns gleich für die nächsten zwei Tage eindecken. Die Einheimischen kaufen gleich ganze Säcke voll Tomaten, Paprika, usw. Wir nehmen überall nur ein paar Stück und haben dann unzählige Sackerl in der Hand. (Haben wir schon erwähnt, dass man in der Türkei keine Müllsäcke braucht, weil man beim Einkaufen unzählige Plastiksackerl bekommt?)
Bevor wir Göreme verlassen, sehen wir uns noch das Open Air Museum an. Hier sind auf realtiv kleinem Raum viele besonders schöne unterirdische Kirchen errichtet worden. Die Kirchen stammen in etwa aus dem 9. bis 11. Jahrhundert, also aus einer Zeit, als die Christen nicht mehr verfolgt wurden. Sie sind zum Großteil mit wunderschönen, bunten Fresken verziert, die alle wichtigen Stationen aus dem Leben Jesu und Bildnisse von Engeln und Heiligen zeigen. Wir sind tief beeindruckt. Leider darf man hier wieder mal nicht fotografieren. Nur ein paar Handyfotos können wir an den Wächtern vorbeischmuggeln. Aber es ist auch positiv, dass auf die Fresken gut aufgepasst wird. Schließlich gehören sie zum Unesco Weltkulturerbe und sollen noch länger bestehen bleiben.
Danach fahren wir noch einmal zum gleichen Übernachtungsplatz wie am Vortag. Am Nachmittag sind hier natürlich noch einige Leute unterwegs. Wir bekommen Besuch von ein paar Kamelen (mit Touristen oben drauf) und einem Brautpaar zum Fotoshooting. Wir genießen daneben einen gemischten Salat mit Schaf-/Ziegenkäse.