reiseleben.at

Auf dem Weg nach Tromsø kommen wir zu einer Polizeikontrolle.

Die junge Polizistin ist sehr freundlich und interessiert sich nach der Führerscheinkontrolle und einem Alkotest (um 11 Uhr vormittags) sehr für unsere Reise. Als wir weiterfahren sind wir uns einig, dass hier die Polizei wieder dein Freund und Helfer ist und wir nicht mehr zittern müssen, ob sie uns ohne Schmiergeld weiterfahren lässt.

Weiter geht’s auf einer malerischen Küstenstraße den Lyngenfjord entlang. Am Ufer stehen immer wieder kleine Fischerhütten, wo an Holzgestellen Trockenfisch aufgehängt ist.

Hier entsteht Trockenfisch

Die Straßenverhältnisse sind schlecht, wir fahren über blankes Eis. Einmal rutschen wir sogar auf die Gegenfahrbahn, Gott sei Dank ist wenig Verkehr. Erst spät kommen wir am Campingplatz in Tromsø an.

Am nächsten Morgen gehen wir über die Tromsø-Brücke auf die Insel, auf der sich das Stadtzentrum von Tromsø befindet. Die Hauptstraße heißt Storgata und wird ein Stück stadteinwärts zur Fußgängerzone. Am Stortorget, dem kleinen Hauptpatz, steht eine Walfängerstatue und rundherum werden Zelte aufgebaut. Vielleicht wird das ein Weihnachtsmarkt? Ein Stück weiter gelangen wir zur Tromsø-Kathedrale, der größten neugotischen Holzkirche Norwegens. Diese steht auf einem kleinen Platz, der von netten, schnuckeligen Holzhäuschen umgeben ist. Überall ist großzügig Weihnachtsbeleuchtung angebracht. In einem kleinen Café kehren wir auf Cappuccino und Croissant ein, bevor wir weiter gehen, an der Mack-Brauerei vorbei bis zum Polaria Museum. Dieses Museum ist in einem architektonisch interessanten Gebäude untergebracht. Daneben liegt unter einer Glaskuppel die MS Polstjerna. Dieses Schiff war eines der wichtigsten Robbenfängerschiffe Norwegens. Ja, Robben- und Walfang gehören hier in Norwegen dazu.

Walfänger

Das Museum sieht aus wie überdimensionale Dominosteine

Die Tromsø-Kathedrale

Den Hafen entlang bummeln wir retour ins Zentrum, vorbei an einem kleinen Park, in welchem dem Nationalhelden Roald Amundsen eine Statue errichtet wurde.

Roald Amundsen

Es ist schon finster, als wir über die Tromsø-Brücke zurückgehen und zur Eismeerkathedrale kommen. Die wunderschönen, hohen Glasfenster kommen in der Dunkelheit durch die Innenbeleuchtung voll zur Geltung.

Die Eismeerkathedrale

Am Campingplatz kochen wir uns Tagliatelle mit Spinat und Lachs in Oberssauce. Es schmeckt himmlisch. Den Lachs haben wir bei einem Fiske-Stand gekauft. Lachs ist hier, wenn man das norwegische Preisniveau betrachtet, relativ günstig.

Seit einiger Zeit überlegen wir, ob wir eine Rentierschlittenfahrt machen sollen. In einem Magazin entdecke ich einen Veranstalter, der nicht allzu weit von Tromsø entfernt liegt und wir beschließen einfach auf gut Glück hin zu fahren. Als wir dort ankommen, fährt gerade eine Touristengruppe ab und wir unterhalten uns mit einer jungen Sami-Frau. Sie erklärt uns, wie es grundsätzlich bei ihnen abläuft und dass es heute Abend noch eine Tour gäbe. Wir wollen jedoch keine Abendtour machen, sondern lieber tagsüber das ohnehin wenige Tageslicht nutzen. Nächsten Tag heißt es zeitig aufstehen. Bei den Sami werden wir freundlich empfangen, zuerst vom Hund und dann von einem jungen Sami-Guide. Er lädt uns ein, schon einmal zu den Schlitten mitzukommen, die gerade vorbereitet werden.

Die Rentiere warten darauf, dass es los geht

Gegen 11 Uhr kommen die anderen Touristen mit einem Bus aus Tromsø. Zum Glück ist die Gruppe nicht sehr groß, das macht das ganze familiärer. Wir werden in die Schlitten eingeteilt und bekommen den zweiten Schlitten in der Reihe. Unser Rentier verfegt gerade sein Geweih und sieht sehr drollig aus, wie es breitbeinig da steht, während der Sami ihm das Geschirr anlegt. Die Schlitten werden in einer Reihe zusammengehängt und los geht’s.

Schlittenfahrt

Wir sind erstaunt, welch Zugkraft die Rentiere haben. Das hätten wir ihnen nicht zugetraut. Eine knappe halbe Stunde fahren wir gemütlich durch das malerische Lyngental. Die Gegend hier ist wirklich sehr schön. Ein weiter Talboden umgeben von den sogenannten Lyngen Alpen. Die Schlittenfahrt ist eine angenehme ruhige Art sich fortzubewegen. Zurück beim Ausgangspunkt ist Fütterungszeit und wir bekommen jeder einen Kübel mit Rentier-Futter. Beim Eintreten in das Gehege müssen wir die Kübel auf die Schultern nehmen, da man sonst sofort von den Rentieren belagert wird. Während Wolfgang füttert, bemühe ich mich zu fotografieren und gleichzeitig die Rentiere von mir fernzuhalten, was nicht ganz einfach ist. Als Wolfgang seinen Kübel verfüttert hat, tauschen wir die Rollen. Gleich mehrere Schnauzen wollen in einen Kübel. Die Rentiere haben ganz schön Kraft und schieben mich durch die Gegend. Gierig will jedes was abgekommen. Während die Rentiere ihre Häupter in den Kübel bohren, kann man sie auch sehr gut streicheln. Ohne Futter nehmen sie eher Reißaus. Nach 20 Minuten sind alle Kübel gelehrt und wir gehen in das nahe Samizelt.

Fütterungszeit!

Nun bekommen auch wir etwas zu essen. Es gibt Rentiereintopf mit Gemüse, dazu Kaffee. Es schmeckt uns sehr gut. Der Guide erklärt uns nach dem Essen einiges über die Garderobe der Sami. Als unterste Schicht tragen sie ein Leiberl aus Wolle, darüber ein Hemd aus Wolle und dann einen Mantel aus Rentierfellen. Auch die Hosen sind aus Rentierleder oder –fellen. So ist ihnen auch bei minus 40 Grad nicht kalt. Die Schuhe bestehen ebenfalls aus Rentierfellen und sind mit Gras ausgestopft. In diese schlüpft man barfuß(!) hinein. Die Mütze ist natürlich auch aus Rentierhaut und mit Fuchsfell eingefasst, das hält das Gesicht warm. Man sieht, dass bei wirklicher Kälte nur Kleidung aus Naturprodukten wie Wolle, Leder oder Fellen verwendet wird. Auch wir haben schon entdeckt, dass Funktionswäsche, die es bei uns zu kaufen gibt nur mäßig brauchbar ist, wenn man in der Natur (über)leben will oder muss.

Sami-Zelt

Zum Abschluss bekommen wir noch einen Joik vorgeführt. Das ist der traditionelle Gesang der Sami und erzählt ohne viele Worte von Menschen oder Tieren. Alleine die Art wie der Joik vorgetragen wird beschreibt die Charakterzüge des besungenen Menschen oder Tiers. Nach drei Stunden verlassen wir die Rentierfarm und sind sehr froh, diesen Ausflug noch rechtzeitig gemacht zu haben, denn in den nächsten Tagen steigen die Temperaturen und der Schnee schmilzt.